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49. Bericht
der
Senckenbepgischen Natupforschenden GäWaft
Frankfurt am Main
Heft 1 und 2
mit 7 Porträts,
2 Tafeln und
1 Abbildung
Ausgegeben
August 1919
Inhalt: Seite
Aus der Schausammlung
Die Okapigruppe 1
Ein Höhlenprofil aus der Diluvialzeit 3
Verteilung der Ämter in den Jahren 1918 und 1919 9
Universität Prankfurt a. M 13
Verzeichnis der Mitglieder 14
Kassenbericht über die Jahre 1917 und 1918 37
Eückblick auf die Jahre 1917 und 1918 (Mitteilungen der Verwaltung) ... 41
Museumsbericht über die Jahre 1917 und 1918:
Zoologische Sammlung 48
Botanische Sammlung 55
Geologisch-palaeontologische Sammlung 55
Mineralogisch-petrographische Sammlung 59
Lehrtätigkeit vom April 1917 bis .März 1919:
Vorlesungen, praktische Übungen und Exkursionen 64
Wissenschaftliche Sitzungen 72
Nekrologe :
Wilhelm Kobelt 114
Richard Gonder 124
Friedr. W. Winter 126
Ludwig Nick 132
Heinrich Rehn 136
J. J. Rein 139
Ludwig Edinger 143
Vermischte Aufsätze :
Der Amselgesang und seine Beziehung zu unsrer Musik . . . 152
Nachdruck nur mit Qaellenaugabe gestattet, Übersetznngsrecht vorbehalten
Prankfurt am Main
Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
1919
Preis des Jahrgangs M. 12.—. Preis des Doppelheftes M. 8.—.
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49. BERICHT
der
SENCKENBERGISCHEN
NAT LIREORSCHENDEN GESELLSCHAFT
in
FRANKFURT AM MAIN
Frankfurt am Mai«
Selbstverlag der Senekenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
1919
Nachdruck nur mit Quellehangabe gestattet
Übersetzungsrecht vorbehalten
— Ill ~
(Der 49. Bericht besteht nur aus dem Doppelheft 1 und 2)
Inhaltsverzeichnis
Aus der S c h a u s a m m 1 u n g : Seitf
Die Okapigruppe (mit 1 Tafet und 1 Abbildung) von z. S. . 1
Ein H ö h 1 e n p r o f i 1 aus der D i 1 u v i a 1 z e i t (mit 1 Tafel) von
F. D r e V e r m a n n 3
Verteilung der Ämter in den Jahren 1918 und 1919 9
Universität Frankfurt a. M 13
Verzeich nisderMitglieder 14
Kassenbericht über die Jahre 1917 und 1918 37
Rückblick auf die Jahre 1917 und 1918 (Mitteilungen der Ver-
waltung) 41
Museumsbericht über die Jahre 1917 und 1918 47
Zoologische Sammlung 48
Botanische Sammlung 55
Geologisch-palaeontologische Sammlung 55
Mineralogisch-petrographische Sammlung 59
Lehrtätigkeit vom April 1917 bis März 1919 ..... 64
Vorlesungen, praktische Übungen und Exkursionen
Zoologie 64
Botanik 66
Palaeontologie und Geologie 66
Mineralogie • 68
Wissenschaftliche Sitzungen:
P. Krusch: Der Anteil der deutschen Erzlagerstätten an
dem Kampf Deutschlands um seine Existenz ... 72
H. Schürhoff: Die Verwertung der Brennesseln als
Gespinstfasern 73
P. Kukuk: Die deutschen Kohlenvorkommen und ihre
Bedeutung im Weltkriege 73
C. v. N 0 0 r d e n : Erfahrungen aus der Ernährung im Kriege 74
A. Backhaus: Fett- und Eiweißversorgung im Kriege . 76
K. Weule: Der Weltkrieg und die farbigen Hilfsvölker,
ein ethnographisch-politischer Rund- und Ausblick 77
0. L 0 0 s : Weichteil- und Knochenplastik nach Kriegswunden 79
A. V. G w i n n e r : Die rumänischen Erdölfelder 80
Buschkiel: Die Bedeutung der Fischerei im Kriege . . 82
A. S i e b e r t : Kriegswirtschaftliche Betätigung des Palmen-
gartens 83
Most: Die Abrichtung und Verwendung des Hundes im
Kriege 84
381.S7
— IV —
Seite
W. Kolle: Über die Bedeutung der Erreger von Wund-
infektionen, insbesondere von Tetanus und Gasbrand,
im Kriege 85
O. Stiehl: Anthropologische und ethnographische Studien
aus deutschen Kriegsgefangenenlagern 86
R. Hesse: Tierflug und Menschenflug . 87
P. Gisevius: Über den Landhunger und das Problem der
verfügbaren Landfläche in und nach dem Kriege . . 87
W. Salomon: Praktische Anwendung der Geologie in den
Kriegsjahren .... 88
A. V. G winner: Die Bagdadbahn 89
A. V. Weinberg: Der Nutzen der industriellen Kriegs-
wirtschaft für die Zukunft 90
H. Schnegg: Die Pilze und ihre volkswirtschaftliche Be-
deutung 90
W. Stahlberg: Helgolands Bedeutung im Weltkrieg . . 91
0. Steche: Tier- und Menschenstaat ... .... 92
H. Fresenius: Über die Bedeutung des Stickstoffs für den
Krieg und für das Durchhalten in der Heimat ... 94
W. Eitel: Wasser und Eis 94
H. E. Boeke: Die Eisenerze 96
M. Neisser: Die Malaria im Kiiege und nach dem Kriege 96
J. Ziehen: Naturwissenschaft und Volksbildung .... 98
W. V. 0 e 1 1 i n g e n : Die baltischen Ostseeprovinzen in Ver-
gangenheit und Zukunft 100
A. Be the: Die Wärmeregulation des Menschen .... 102
A. V. Weinberg: Bedeutung der Cellulose für Industrie
und Ernährung .... 103
. M. Fl e seh: Anfang des Lebens .103
Th. Ziehen: Wesen und Bedeutung der Massensuggestion 105
0. zur Strassen: Der Seeigel und sein Haushalt . . . 107
M. Möbius: Über die Farben der Blumen 108
E. Teichmann: Die Blausäure als Mittel zur Bekämpfung
schädlicher Insekten 109
A. Be the: Ewalds neue Theorie des Hörens 110
H. Braus: Über die Gesetzlichkeit der Körperform . . 112
Nachrufe:
Wilhelm Kobelt, mit BMms (Carsor F. Boeffffrr) .... 114
Richard Gonder, mit Bildmn (If. Fii^J 124
F rie dr. W. Winter, mit Bildnis (^^. .l/ff/v\-; 126
Ludwig Nick, mit Bildnis (0. ^ur Strassen) 132
Heinrich Rehn, mit Bildnis f'i?. i^/vV/Ä^/-.^; 136
J. J. Rein, mit Bildnis (Johanna Ziegler) 139
Ludwig Edinger, mit Bildnis (K. dnldsiein) 148
\' ermischte Aufsätze:
Cornel Schmitt und Hans Stadler: Der Amselgesang und
seine Beziehung zu unsrer Musik (mit Notenerläuterung) . 152
Aus der Schausammlung
Die OkapigTuppe
Mit 1 Tafel und 1 Abbildung
Unser Museum besaß seit 1912 das beste Okapi der Welt:
ein tadellos erhaltenes ausgewachsenes Weibchen, das von H.
Schubotz auf Herzog Adolf Friedrichs zweiter Afrika-
reise erbeutet worden war. Wir hattem es, in sorgsamer Verwen-
dung aller bis dahin erreichbaren Bilder und Angaben und nach
besonderem, im Jahresbericht von 1912 auseinandergesetzten Er-
wägungen, auf eine neuartige, ansprechende und sicherlich der
Wirklichkeit nahekommende Weise aufgestellt*).
Allein das vielbewunderte ^tück vermochte seit einiger Zeit
uns selbst nicht mehr zu befriedigen. Vor allen Dingen war zu-
verlässig bekannt geworden, daß das Okapi ein Paßgänger
ist, was man bis dahin, auf Grund seiner Giraffenähnlichkeit
und seiner Schenkelbüdung, höchstens vermuten konnte. Un-
serem Weibchen aber war in dubio die Haltung eines in der
gewöhnlichen Schrittstellung nachlässig nach Futter suchenden
Tieres gegeben worden. Es schien nunmehr dringend erwünscht,
die wichtige und für das Gesamtbild des Tieres bedeutungsvolle
Eigentümlichkeit des Paßganges zur Darstellung zu bringen.
Sodann gefiel uns unser Okapi in künstlerischer Hinsicht nicht
mehr so gut wie ehedem. Inzwischen waren aus der Werkstatt
des Museums zahlreiche neue Stücke in immer größerer Schön-
heit und Vollendung hervorgegangen. Die hatten uns anspruchs-
voller gemacht. So fanden wir jetzt, daß die Stellung der Vorder-
beine ungeschickt, das Muskelspiel der Schultern etwas gezwun-
gen, der lange Hals zu steif und zu gerade sei.
*) „Das Aussehen des Okapi". Mit einer Farbentafel und 2 Abbildungen.
43. Bericht der S. N. G. 1912 S. 287-292.
— 2 -
Überhaupt dieser Hals! Die von der Schulter aus leicht
gesenkte Haltung, für die wir uns seinerzeit aus Schönheits-
gründen entschieden hatten, war selbstverständlich beizubehal-
ten, um so mehr, als sie nach neueren Berichten in der Tat die
dem Okapi natürlichste ist. Al>er auch in dieser Stellung wirkt
der lange Hals des sonst so schmucken Tieres nicht eben schön:
es bleibt — wenigstens im Schranke des Museums — zuviel
Luft darunter. Ja, wenn es möglich wäre, den häßlichen leeren
Raum zwischen Hals und Untergrund auf irgendeine Weise ge-
fällig auszufüllen! Etwa durch einen Busch oder — am alier-
schönsten — durch ein O k a p i k a 1 b , das sich vertraulich an
die Mutter drängte, während Jene den Hals und das feine Haupt
liebkosend über ihr Junges senken würde. —
Nun hatte uns Schubotz unter anderem Okapimaterial
auch die Haut eines ganz jungen, vielleicht ein paar Wochen
alten OkapikälbcJiens mitgebracht. Das muß im Leben ein rei-
zendes Geschöpf gewesen sein: an Hals und Eumpf braunschwarz
gefärbt und seidig glänzend, an Beinen und Schenkeln aber
schon ebenso verzwickt in schwarz und weiß gebändert und
geströmt, wie die Alten, — ein Okapi in Taschenformat. Und
der Gredanke^ das Tierchen aufzustellen, war um so verlocken-
der, als die von Fraipont veröffentlichte Photographie*) und
gute Beschreibung eines ebenso jungen oder gar noch jüngeren
Okapikälbchens, das eine Zeitlang in Angu lebendig gehalten wor-
den war, als Kichtsclinur dienen konnte. Das hätten wir auch
schon lange getan, w^enn nicht der Umstand gewesen wäre, daß
unser hübsches Fellchen zwar gut erhalten, aber leider nicht
vollständig war. Außer den Klauen, deren Ergänzung nicht
schwierig schien, fehlte ihm etliches am Vorderende, sogar, um
ganz offen zu sein, ziemlich viel. Jetzt aber überwand der
dringende Wunsch, unser altes Weibchen, dessen Umarbeitung
aus den genannten Gründen beschlossene Sache war, zu einer
wirklich schönen, anmutig und gleichmäßig den Raum erfüllen-
den Gruppe zu ergänzen, alle Bedenklichkeit. Was am Felle
unseres Okapijungen fehlte, wm^de durch Anleihe bei einem
richtigen Kälbchen von passender Größe gedeckt. Und für die
schwierige Aufgal)e, die so ergänzten, ziemlich bunten Teile
naturgetreu zu färben, erwuchs uns in Herrn Dr. Wagner
von den Höchster Farbwerken, wohl dem erfahrensten Kenner
der chemischei:^ Haarfärbung, der richtige Helfer. Neben dem
künstlerischen Geschick des mit der Neuaufstellung betrauten
Präparators, Herrn R u p r e c h t , halien wir es der eifrigen, ver-
ständnisvollen und vorsichtigen Mitarbeit Herrn Dr. Wagners
zu danken, wenn die Verwirklichung der uns vorschwebenden
Idee gelungen ist. z. S.
Ein Höhlenprofil ans der Dilnvialzeit
Mit 1 Tafel
Im Quersaal, der hinter dem LiclitJiof liegt und hoffentlich
noch in diesem Jahre wieder der Allgemeinheit zugänglich ge-
macht werden kann, wird unter anderem auch eine kleine Ab-
teilung mit dem wichtigsten Beweismaterial aus der Vorgeschichte
des Menschen ausgestellt werden. Da sollen Gipsabgüsse der be-
rühmtesten Schädel- und Knochenfunde, Stein waffen von den
einfachsten rohen Stücken der ältesten jMenschen bis zu den
kunstvollsten Arbeiten unserer Vorfahren vorhanden sein, und
als JNIittelpunkt dieser kleinen Abteilung soll das hier abgebil-
dete Profil dem aufmerksamen Besucher einiges aus der Eiszeit
erzählen.
*) Fraipont „Okapia". Annales du Musee du Congo. Zoologie Serie II.
Contributions ä la faune du Congo. Tome I. Brüssel, 1907. S. 96. Fig. 77.
Dieses Pi'ofil ist kein Phantasiestück und ist auch nicht zu-
sammengestellt worden, um die Ansichten irgend eines Gelehr-
ten zu erläutern, sondern es ist der Natur entnommen und hinter
der Glasscheibe genau so wiederaufgebaut, wie es in der Sirgen-
steinhöhle ausgegraben wurde. Deutsche Forscher sind seit Jah-
ren bemüht, die Höhlen unserer Heimat nach Zeugnissen ihrer
früheren Bewohner zu durchsuchen; sie graben den Lehm, der
den Boden oft in meterdicfcen Lagen bedeckt, langsam und vor-
sichtig Schicht für Schicht ab, studieren die Einschlüsse auf das
Genaueste, und vor ihrem geistigen Auge entsteht dann allmäh-
lich eine Reihe von Bildern aus der Geschichte des unterirdi-
schen Hohlraums. Solche Bilder • reihen sich aneinander, ver-
einigen sicli mit denen anderer fernen Gegenden, und Scliiitt
für Schritt entsteht, wie ein Mosaik aus zahllosen Steinchen,
eine Zusammenstellung von Tatsachen aus längst vergangenen
Zeiten, in denen es noch keine Schrift gab, die uns solche
Kunde aufzeichnen konnte. Da hauste der ungefüge Höhlenbär
in den Klüften und wurde vom Menschen gejagt, erschlagen
und verzehrt, oder eine Nomadenfamilie schlug« ihr Heim hier
auf, wo sie gegen die Unbilden der Witterung geschützt war,
und kroch um die wärmende Feuerstatt zusammen, oder es
hausten Eulen darin, die nachts auf Raub ausflogen — alle aber
hinterließen ihre Spuren in dem Lehm auf dem Boden der Höhle,
wohin er an den Füßen getragen wurde und wo er sich auch
aus der Zersetzung des Kalkgesteines ständig von neuem an-
häufte. So ist auch die S i r g e n s t e i n h ö h 1 e im schwäbischen
Oberamt Münsingen ausgegraben worden, und der Erforscher
Prof. R. R. Schmidt aus Tübingen, hat sich bereit finden las-
sen, für unser Museum ein genaues Profil der Höhle mit allen
Einschlüssen wieder aufzubauen, wie er selbst es an Ort und
Stelle gewonnen hatte. Die nicht unbeträchtlichen Kosten für
die wertvolle Zusammenstellung übernalunen in dankenswerter
Freigebigkeit die Brüder E. und L. Sachs in Paris, zwei Frank-
furter, die ilire Vaterstadt in der Ferne nicht vergessen haben.
Der Beschauer sieht unten in der tiefsten Schicht (a, 1) einen
gelbbraunen lehmigen Sand mit lichten Bändern vor sich, der
nichts enthält, der also auch stumm ist und nichts aus der Ge-
schichte der Höhle erzählt. Vielleicht war ilir Eingang noch ge-
schlossen, und in tiefer Dunkelheit fielen rastlos klatschende
Tropfen des Sickerwassers herab, die den Lehm mitbrachten
und anj Boden ablag-erten. Darüber aber wird es bunter. Auf
den ersten Blick fallen dunkel gefärbte Lagen auf, die
hier und da, seitlich sich rasch verdünnend, regellos in der
Masse (b-e, 2-8) zerstreut sind. Untersucht man sie näher, so
sieht man Aschenteile darin, untermischt mit zerschlagenen Tier-
knochen, mit Feuersteinsplittern, die alle Gebrauchsspuren tragen,
und man gewinnt das Bild einer Feuerstätte, wo erlegtes Wild
von unseren Vorfahren verzelu't wm^de. Da kauerten die in Felle
gewickelten, wild aussehenden Gestalten um die wärmende Flam-
me, schnitten mit scharfen Feuersteinsplittern vom Rentier- oder
Wildpferdbraten Stücke ab und verschlangen sie. Sie schlugen
alle Knochen auf, denn das köstliche Mark war ein Leckerbissen
ersten Ranges. Die Knochenscherben fielen mit zerbrochenen
und wertlosen Feuersteinstücken in die Asche des offenen Feuers
und blieben achtlos liegen, da, wo sie heute noch liegen; denn
über die Feuerstätte von heute trampelten morgen vielleicht die
Füße einer neuen Horde hinweg, zertraten sie, bedeckten sie
mit Schmutz und Lehm und zündeten an einer anderen Stelle
ein neues Feuer an. So entstanden übereinander eine ganze
Reihe von Feuerstätten, und Jaln'hunderte oder Jahrtausende
lang mag die Höhle immer wieder wandernden Nomaden als
Zuflucht gedient haben, häufig mag in stürmischer Regennacht
der Feuerschein ins Dunkle der nassen Felseneinöde geleuchtet
haben. In den langen Zwischenpausen war die Höhle leer; Raub-
tiere stöberten wohl in der kalten Asche herum und zogen ohne
Beute ab, Fledermäuse oder Eulen nisteten darin, bis wieder
neuer Besuch kam und eine Zeit lang darin wohnte. Das ging
durch die ganze Zeit so, in der die gelblich-graubraunen Höhlen-
lehmschichten sich allmählich ablagerten, und es ist an und für
sich schon interessant genug, einmal ein Bild aus diesen Zeiten
auszustellen, wie es hier geschehen ist. Aber unser Profil sagt
noch weit meliiM
Wenn man nämlich die Fe uer s te in w af f en und Werk-
zeuge untersucht, die im Höhlenboden vergraben lagen, so er-
kennt man ganz deutlich eine Reihe von Kulturepochen darin.
Unsere Vorfaliren blieben nicht starr bei der einmal gelungenen
Form einer Waffe, sondern sie bildeten neue Typen, je mehr sie
in der Kenntnis des spröden IMaterials und seiner Verwendungs-
fähigkeit vorwärts kamen. Aus solchen verschiedenartigen Waf-
fen und Werkzeugen kann man eine ganze Kulturgeschichte des
Urmenschen zusammenstellen, die deutlich zeigt, wie aus roh zu-
gehauenen, schweren Faustkeilen allmählich außerordentlich fein
retuschierte Lanzen- und Pfeilspitzen entstanden. Eine solche
Ent Wickelungsreihe hat man in der Tat in mühevoller Arbeit
fertiggestellt, und wenn man nun noch einmal die Sirgenstein-
fuiide von unten nach oben zusammenstellt und betrachtet, so
sieht man mit Erstaunen, daß nicht weniger als sieben, ja acht
solcher Kulturstufen übei-e inander im Höhlenboden vergraben
liegen, alle deutlich und sicher belegt durch zahlreiche Funde
von bearbeiteten Feuersbeinen (2-8). Das ist die reichste Kul-'
turenfolge unter allen bisher erforschten deutschen Höhlen.
Betrachtet man die Tierwelt der S c h i c h t e n (b-e), so
sind zwei Gruppen zu unterscheiden. Die Reste der größeren
Tiere, der Beutetiere des Menschen, wie Höhlenbär, Mammut,
wollhaariges Nashorn, Wildpferd, Rentier und andere, gehen von
der untersten bis zur obersten gelbbraunen Schicht gleichmäßig
verteil! durch alle Stufen hindurch und sagen uns also, daß im
wesentlichen gleichartige Bedingungen während der ganzen Zeit
geherrscht haben. Es war ein kaltes Klima damals, denn Rentier
und Mammut sind Kält;etiere, die in den verhältnismäßig ge-
schützten Albtälern Schutz und Nahrung fanden, als das Eis
noch ganz Norddeutschland und einen großen Teil des Alpen-
vorlandes überdeckte, und dies kalte Klima hielt, ohne wesent-
liche Unterbrechung durch eine wärmere Zeit, während der Ab-
lagerung des Höhlenlehms an. Die kleineren Tiere aber, die darin
liegen, gehen nun doch nicht durch das ganze Profil, sondern
sind auf zwei dünne Lag-en beschränkt, in denen sie sich zu
Tausenden und Abertausenden finden. Einmal tief unten (c) und
einmal nahe der oberen Grenze (e) sind solche Lagen vorhanden
und in der Erläutermig der Abbildung auch gekennzeichnet.
Sie enthalten vor allem kleine Nagetiere, darunter massenhaft
den Lemming, den Schneehasen, den Pfeifliasen, daneben Schnee-
hühner in ungeheurer ]\Ienge, kurz lauter Tiere, die heute in den
grinnnig kalten sibirischen Moossteppen, den Tundren, leben.
Man sieht sofort: der Mensch hat diese Tierchen nicht gejagt,
keine Feuerstätte enthält ihre zarten Knöchelchen; sondern sie
liegen wirr durcheinander im gelben Ijchm lagenweise einge-
streut. Da haben Eulen und andere Raubvögel ihre Spuren hin-
terlassen! Noch heute sehen wir unter den Nistplätzen der Eulen
massenhaft umherliegende Kotballen und Gewölle,, die voUge-
stopft sind von den unverdaulichen kleinen Knochen der jetzigen
Nager — und genau so hat damals die Schneeeule dem Lemming
bei uns nachgestellt, wie sie es heute in den Tundren noch liebt.
Diese beiden Nagetierschichten zeigen uns also nicht nur Zeiten
an, in denen der Mensch die Höhle nicht bewohnte, — vielleicht
war es ihm gar zu unwirtlich in der Gegend — sondern beweisen
auch, daß es noch kälter in Süddeutschland wurde, daß also die
ungeheuren Eismassen noch weiter vorrückten, die Pflanzenwelt
verdrängten und damit den größeren Tieren die Existenzmög-
lichkeit raubten, die die kleineren und anspruchsloseren Nager
und Schneehühner noch fanden.
So sagt uns also, unser Profil, daß alle die Kulturstufen des
Menschen einer Eiszeit angehören, daß aber innerhalb der-
selben zwei 'Kältevorstöße sich deutlich unterscheiden lassen,
und so macht es uns auf eine der wichtigsten Eigentümlich-
keiten der Diluvialzeit aufmerksam, daß nämlich das Eis nicht
Jalu'hunderte und Jahrtausende lang als starrer Mantel auf dem
toten Lande lag, sondern daß es zurückwich und vorrückte, und
daß damit auch Pflanzen- und Tierwelt heranrückten und wieder
verschwanden. Die große Bedeutung klimatischer Unterschiede
in der Vorzeit kann wohl kaum in einem einzigen Profil klarer
beleuchtet Werden.
Nach oben schließen unsere Schichten mit einer dunkel ge-
färbten Humuslage (f) ab, welche die Tiere des heutigen Waldes
enthält und außerdem Reste aus den jüngeren vorgeschichtlichen
Metallzeiten einschließt. Den Hölilenboden bedeckt dürres Laub,
untermischt mit Schneckenschalen, die den gleichen Arten an-
gehören, die heute noch im Walde leben. Eine große Lücke
liegt zwischen Höhlenlehm und Humusschicht; auch diese Lücke
mahnt den Erforscher der Erdschichten zur Vorsicht und sagt
ihm, daß er andere Gregenden aufsuchen muß, um sie zu über-
brücken. Und endlich fülu't sie ihn hinüber zur Gegenwart, zeigt
ihm, daß der Hochwald wieder in unsere Gegenden Einzug ge-
halten hatte und daß die Kraft der Eiszeit endlich gebrochen
war. So mögen sich allmählich die Bedingungen der Gegenwart
ausgebildet haben, in denen die weißen sclu^offen Albfelsen aus
dem dunklen Grün der Buchenwälder hervorleuchten, die in
ihrem Inneren so manches Dokument aus der Vorzeit des Men-
schengeschlechtes einschließen.
F. Drevermann
— 8 —
Erkläriiiift- der Tnfol
f |Hunuis-Abhif;eriing mit Überresten der heutigen Haus- und Waldtiere.
e Oberer lehmiger Höhlenschutt mit Resten von Rentier, Wildpferd, Mammut,
C Wollhaar-Nashorn, Eistuchs, Schneehühnern u. a. Die Nagetierschicht
enthält unten hochnordische, oben Steppentiere.
d Mittlerer Höhlenlehm und Schutt mit vielen Resten des Wildpferdes. Außer-
dem Ren, Bison, Höhlenbär, Mammut, wollhaariges Nashorn.
c Einlagerung mit hochnordischen kleinen Nagetieren, Schneehuhn, Eisfuchs,
Schneehase u. a.
b Unterer Höhlenlehm, durch Herdfeuer geschwärzt. Vorherrschen des Höhlen-
bären. Außerdem Mammut, Wollhaar-Nashorn, Wildferd, Ren u. a.
a Fossilfreie Ablagerung.
9 Gefäßreste aus den vorgeschichtlichen Metallzeiten. (La Tene, Bronze-
zeit).
8 Kulturstufe von la Madeleine. Kleine Feuersteinwerkzeuge.
7 Kulturstufe von Solutre. Vereinzelte Feuersteingeräte, auf beiden
Flächen bearbeitet.
6 Spät-Kulturstufe von Aurignac. Feuersteingeräte von kleinerem
Typus mit vernachlässigter Randbearbeitung.
5 Hoch -Kulturstufe von Aurignac. Feuersteingeräte von sorgfältiger
Randbearbeitung und Form.
4 Früh-Kulturstufe von Aurignac. Werkzeuge aus groben Absplissen,
Ränder ausgekerbt und schlecht retuschiert. Erste rohgeschliffene
Knochengeräte.
3 Spät-Kulturstufe von le Moustier. Zugeschlagene Schaber, große
Feuersteinklingen, zu Geräten benutzte Knochen.
2 Früh-Kulturstufe von le Moustier. Primitive grobe Feuersteinab-
splisse.
1 Keine Spuren menschlicher Besiedelung.
Schnitt durch die diluvialen Schichten der Sirgenstein-Höhle, Schwaben.
Geschenk der Herren E. und L. Sachs, Paris 1913.
Verteilung der Ämter im Jahre 1918
Direktion :
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Knoblauch,
I. Direktor
Dr. jur. A. Lotichius.
IL Direktor
Dr. phil. O. Low Beer.
I. Schriftführer
Privatdozent Dr. med. E. Goldschiuid.
II. Schriftführer
AV. Melber, Kassier
A. V. Metzler, Kassier
Justizrat Dr. H. Günther.
Konsulent
Verwaltung :
Die Verwaltung besteht satzungsgemäß aus den arbeitenden Mitgliedern,
deren Namen im Mitgliederverzeichnis mit * versehen sind.
Sektionäre:
Vergleichende Anatomie und Skelette tti* nr c. n •
* l Frau M. Soudheim
Säugetiere Dr. A. Lotichius
Vögel Kom.-Rat R. de Neufville
Amphibien Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
A. Knoblauch
Fische A. H. AVeiult
Insekten: Lepidopteren E.Müller
I Geh. Reg.- Rat Prof. Dr
Botanik M. Möbius
I M. Dürer
Paläontologie Dr. R. Richter
Geologie Dr. E. Naumann
Mineralogie Prof. Dr. AV. Schauf
Lehrkörper :
Zoologie Geh. Reg.- Rat Prof. Dr.
O. zur Strassen
Botanik Geh. Reg.- Rat Prof. Dr.
M. 3Iöbius
Paläontologie und Geologie Prof. Dr. F. Drevermann
Mineralogie ! P^^^- ^r- H. E. Boeke
I Prof. Dr. AV. Schauf
— 10 —
Schriftleitung der Abhandlungen:
Prof. Dr. P. Sack, Vorsitzender Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. M. Möbius
Prof. Dr. F. Dreverinann Prof. Dr. W. Schauf
W. Melber Prof. Dr. O. Steche
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. O. zur Strassen
Schriftleitung des Berichts:
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Knoblauch, Dr. A. Lotichius
Vorsitzender Dr. (). [jÖw Beer
Prof. Dr. P. Sack
Museum :
Direktor Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
O. zur Strassen
Paläontologiseh-geologische Abteilung Prof. Dr. F. Drevermann
j Dr. F. Brauns
Assistenten für Zoologie ,....) Dr. F. Haas
I Dr. R. Sternfeld
I August Koch
„ .. ^ Christian Kopp
Präparatoren ' „ * ^
^ - Georg Ruprecht
l Christian Strunz
Techniker Rudolf 3Ioll
Vorsteherin der Geschäftsstelle Frl. Maria Pixis
Hausmeister Friedrich Braun
Senckenbergische Bibliothek:
Die Bibliothek der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ist
mit den Bibliotheken der Dr. Senckenbergischen Stiftung, des Physikalischen
Vereins, des Vereins für Geographie und Statistik und des Ärztlichen Vereins
zur „Senckenbergischen Bibliothek" vereinigt.
Direktor Dr. W. Rauschenberger
Bibliothekar Dr. AV. AVeinreich
11 —
Verteilung der Ämter im Jahre 1919
Direktion :
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Knoblauch. Privatdozent Dr. med. E. Goldschinid
I. Direktor IL Schriftführer
Dr. jur. A. Lotichins.
IL Direktor
Dr. phil. O. Low Beer,
I. Schriftführer
W, 3Ielber, Kassier
Moritz von Metzler. Kassier
Justizrat Dr. H. Günther. Konsulent
Verwaltuiiia::
Die Verwaltung besteht satzungsgeniäß aus den arbeitenden Mitgliedern,
deren Namen im Mitgliederverzeichnis mit einem * versehen sind.
Sektioiiäre:
Vergleichende Anatomie und Skelette . . . . t^' ,,\. ,, .
* I Frau 3L Sondheini
Säugetiere Dr. A. Lotichiu.s
Vögel Kom.-Rat R. de Neufville
Amphibien Geh. Med.-Rat Prol Dr.
A. Knoblauch
Fische A. H. Wendt
Botanik Geh. Reg.- Rat Prof. Dr.
M. Mobius
Paläontologie Dr. R. Richter
Geologie Dr. E. Naumann
Mineralogie Prof. Dr. AV. Schaut'
Lehrkörper:
Zoologie Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
O. zur Strassen
Botanik . .' Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
M. 3Iöbius
Paläontologie und Geologie Prof. Dr. F. Drevermann
Mineralogie Prof. Dr. W. Sohauf
12
Schriftleitiiiii;" dor AbhaiulluiiÄOii:
Prof. Dr. F. Sack, Vorsitzender
Prof. Dr. F. Drevermaiin
W. Melber
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 31. .Möbiu.^
Prof. Dr. W. Schauf
Prof. Dr. (). Steche
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. (>. zur Stras.s
Schriftloitun^" des Berichts und der „Senckenbergiana":
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Knoblauch.
Vorsitzender
Dr. R. Richter
Prof. Dr. F. Sack
3Iuseum:
Direktor Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
O. zur Stras.sen
Leiter der Paläontologisch-geologischen Abteilung Prof. Dr. F. Dreverniann
Kustos der entomologischen Abteilung .... Prof. Dr. A. Seitz
I Dr. B. Geinitz
Dr. F. Haas
Assistenten für Zoologie Dr. H. Lehmaim
I Dr. R. Sternfeld
Vol.-Assistent für Zoologie Dr. R. Mertens
Augn.st Koch
Präparatoren I C^^'i^tian Kopp
I Georg Ruprecht
I Christian Strunz
Techniker Rudolf 3Ioll
Vorsteherin der Geschäftsstelle Frl. 3Iaria Fixis
Hausmeister Friedrich Braun
Seiickeiibergische Bibliothek :
Die Bibliothek der Senekenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ist
mit den Bibliotheken der Dr. Senekenbergischen Stiftung, des Physikalischen
Vereins, des Vereins für Geographie und Statistik und des Ärztlichen Vereins
zur „Senekenbergischen Bibliothek" vereinigt.
Direktor Dr. W. Rauschenberger
Bibliothekar Dr. A\'. Wcinrcich
13 —
Universität Frankfurt a. M.
Vertreter im Großen Rat der Universität:
Dr. A. Jassoy j Geh. Reg.-Rat Dr. A. v. Weinberg'
(*vom Grossen Rat in das Kuratorium der Universität gewählt).
Lehrkörper :
Zoologie und vergleichende Anatomie . Prof. ord. Dr. O. zur Strassen
Botanik Prof. ord. Dr. 31. 3Iöbius
Geologie und Paläontologie Prof. ord. Dr. F. Drevermann
Mineralogie und Petrographie unbesetzt
Zoologisches Institnt :
Direktor Prof. Dr. O. zur Strassen
Privatdozent : Prof. Dr. O. Steche
I. Assistent Dr. (t. AVülker
II. Assistent Dr. E. Degner
Geologisch-paläontologisches Institnt :
Direktor Prof. Dr. F. Drevermann
Assistent Privatdozent Dr. A. Born
Mineralogisches Institut:
Direktor unbesetzt
1. Assistent Dr. H. Schneiderhöhn
2. Assistent Privatdozent Dr. W. Eitel
Botanisches Institut
und Botanischer Garten der Dr. Senckenbergischen Stiftung:
Direktor Prof. Dr. M. 3Iöbius
Privatdozent Prof. Dr. W. Brandt
Assistent Dr. F. Xeeff
- 14
Verzeichnis der Mitglieder
I. Ewige Mitglieder
An Stelle der Errichtung eines Jahresbeitrages haben manche
Mitglieder vorgezogen, der Gesellschaft ein Kapital zu schenken,
dessen Zinsen dem Jahresbeitrag mindestens gleich-
kommen, mit der Bestimmung, daß dieses Kapital verzinslich
angelegt werden müsse und nur die Zinsen für die Zwecke der
Gesellschaft zur Verwendung kommen dürfen.
Solche Mitglieder entrichten demnach auch über den Tod
hinaus einen Jahresbeitrag und werden nach einem alten Sprach-
gebrauch als „ewige Mitglieder" der Gesellschaft bezeichnet.
Vielfach wird diese altehrwürdige Einrichtung, die der Ge-
sellschaft einen dauernden .Mitgliederstamm sichert und
daher für sie von hohem Werte ist, von den Angehörigen ver-
storbener Mitglieder benützt, um das Andenken an ihre Toten
bleibend in dem Senckenbergischen Museum wach zu hal-
ten, zumal die Namen sämtlicher „ewigen Mitglieder'' nicht nur
den jedesmaligen Jahresbericht zieren, sondern auch auf Mar-
mor tafeln in dem Treppenhause des Museums mit goldenen
Buchstaben eingegraben sind.
Simon Moritz v. Bethmann 1827 Alexander v. Bethmann 1846
Greorg Heinr. Schwendel 1828 Heinrich v. Bethmann 1846
Joh. FricMlr. Ant. Helm 1829 Dr. jur. Rat Fr. Schlosser 1847
(ireors Ludwig' (lontard 1830 Stephan v. Guaita 1847
Frau Susanna Pilisahetha Bethmann- H. L. Döbel in Batavia 1847
Hohveg 1H31 G. H. Hauck-Steeg 1848
Heinrich 3Iylius sen. 1844
Georg Melchior Mylins 1844
Baron Amschel 3Iayer v. Rothschild
1845
.Ich. Georg Schmidhorn 1845
Johann Daniel Sonchav 1845
Dr. .1. J. K. Buch 1851
G. V. St. George 1853
J. A. (Jrunelius 1853
P. F. ("hr. Kroger 1854
Alexander Gontard 1854
M. Frhr. v. Bethmann 1854
Anmerkung: Nach dem Mitgliederbestand vom 31. Dezember 1918. Die
arbeitenden Mitglieder sind mit * bezeichnet.
15
Dr. Eduard Rüppell 1857
Dr. Th. A. Jak. Em. Müller 1858
Julius Nestle 1860
Eduard Finger 1860
Dr. jur. Eduard Souchay 1862
J. N. Gräffendeicli 1864
E. F. K. Büttner 1865
K. F. Krepp 1866
Jonas Mylius 1866
Konstantin Fellner 1867
Dr. Hermann v. Meyer 1869
AV. U. Soemmerring 1871
J. G. H. Petsch 1871
Bernhard Dondorf 1872
Friedrich Karl Rücker 1874
Dr. Friedrich Hessenberg 1875
Ferdinand Laurin 1876
Jakob Bernhard Rikoff 1878
Joh. Heinr. Roth 1878
J. Ph. Nikol. Manskopf 1878
Jean Noe du Fay 1878
Gg. Friedr. Metzler 1878
Frau Louise Wilhelmine Emilie Gräfin
Böse, geb. Gräfin von Reichen-
bach-Lessonitz 1880
Karl August Graf Böse 1880
Gust. Ad. de Neufville 1881
Adolf Metzler 1883
Joh. Friedr. Koch 1883
Joh. AVilh. Roose 1884
Adolf Soemmerring 1886
Jacques Reiss 1887
Dr. Albert von Reinach 1889
AVilhelm Metzler 1890
Albert von Metzler 1891
L. S. Moritz Frhr. v. Bethmann 1891
Viktor 3Ioessinger 1891
Dr. Ph. Jak. Cretzschmar 1891
Theodor Erckel 1891
Georg Albert Keyl 1891
Michael Hey 1892
Dr. Otto Ponflck 1892
Prof. Dr. Gg. H. v. 3Ieyer 1892
Fritz Neumüller 1893
Th. K. Soemmerring 1894
Dr. med. P. H. Pfefferkorn 1896
Baron L. A. v. Löwenstein 1896
Louis Bernus 1896
Frau Ad. v. Brüning 1896
Friedr. Jaennicke 1896
Dr. phil. W. Jaennicke 1896
P. A. Kesselmeyer 1897
Chr. G. Ludw. Vogt 1897
Anton L. A. Hahn 1897
Moritz L. A. Hahn 1897
Julius Lejeune 1897
•Frl. Elisabeth Schultz 1898
Karl Ebenau 1898
Max von Guaita 1899
Dr. h. c. Walther vom Rath 1899
Prof. D. Dr. Moritz Schmidt 1899
Karl von Grunelius 1900
Dr. jur. Friedrich Hoerle 1900
Alfred von Neufville 1900
Wilh. K. Frhr. v. Rothschild 1901
Marcus M. Goldschmidt 1902
Paul Siegm. Hertzog 1902
Prof. Dr. Julius Ziegler 1902
*Moritz von Metzler 1903
Georg Speyer 1903
Arthur von Gwinner 1903
Isaak Blum 1903
Eugen Grumbach-Mallebrein 1903
*Kom.-Rat Robert de Neufville 1903
Dr. phil. Eugen Lucius 1904
Carlo von Erlanger 1904
Oskar Dyckerhoif 1904
Rudolf Sulzbach 1904
Johann Karl Majer 1904
Prof. Dr. Eugen Askenasy 1904
D. F. Heynemaun 1904
Frau Amalie Kobelt 1904
Prof. Dr. Wilhelm Kobelt 1904
P. Hermann v. Mumm 1904
Philipp Holzmann 1904
Prof. Dr. Achill Andreae 1905
Frau Luise Volkert 1905
Karl Hoff 1905
Sir Julius Wernher Bart. 1905
Edgar Speyer 1905
J. A. Weiller 1905
Karl Schaub 1905
W. de Neufville 1905
Arthur Sondheimer 1905
Dr. med. E. Kirberger 1906
Dr. jur. W. Schöller 1906
— 16
Beiied. M. G<»ldscliini(lt 1906
A. Wittekiiid 190(5
Alexander Mauok 1906
Dr. med. J. (iiitteiii»lHii 1906
Gustav Stelhvag 1907
Christian Knaxier 1907
Jean .loh. Val. Andreae 1907
Hans Bode 1907
Karl von 3[etzler 1907
»loritz Ad. Ellissen 1907
Adolf von (ilrnneliiis 1907
Stadtrat Conrad Binding 1908
Line. M. Oppenheimer 1908
W. Seefried 1908
Ch. L. Hallgarten 1908
Gustav Sehiller 1908
Frau Rosette Merton 1908
Karl E. Klotz 1908
Julius von Arand 1908
Georg Frhr. von Holzhausen 1908
Dr. med. J. H. Bockenheimer 1908
J. Creizenaoh 1908
*A. H. Wendt 1908
Paul Reiss 1909
Hermann Kahn 1909
Henry Seligman 1909
Wilhelm Jakob Rohnier 1909
Deutsche (toM- und Silber -Scheide-
Anstalt 1909
Heinrich Lotichius 1909
Frau Marie 3Ieister 1909
Dr. med. Heinricli Hoffmann 1909
San.-Rat Dr. Karl Kaufnmnn 1909
Fritz Hauck 1909
Eduard Oehler 1909
Frau Sara Bender 1909
August Bender 1909
Eugene Hoerle 1909
Theodor Alexander 1909
Leopohl Sonnemann 1909
Moritz Ferd. Hauck 1909
Frau Elise Andreae-Lemme 1910
Frau Franziska Speyer 1910
Adolf Keller 1910
Paul Bamberg 1910
Wilhelm B. Bonn 1910
Dr. med. Philipp vcnt Fabricius 1911
Jakob Langeloth 1911
Frau Anna Canne 1911
i *Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Karl Herx-
j heinier 1911
! Richard Nestle 1911
Wilhelm Nestle 1911
Dr. })hil. Philipp Fresenius 1911
Dr. jur. Salomon Fuld 1911
Dr. phil. Ludwig Belli 1911
Frau Anna Weise, geb. Belli 1911
Frau Caroline Pfeiffer-Belli 1911
Dr. med. Ernst Blumenthal 1912
Frau Anna Koch, gb.v. St. George 1912
Karl Bittelnmnn 1912
Eduard Jungmann 1912
Exzellenz, Wirkl. Geh. Rat Friedrich
Ludwig von Gans 1912
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Ludwig
Edinger 1912
*Alexander Askenasy 1912
Hermann Wolf 1912
Wilhelm Holz 1912
j Adolf Gans 1913
Dr. phil. Gustav von Brüning 1913
j Hans Holtzinger-Tenever 1913
! Dr. med. Carl Gerlach 1913
j Heinrich Flinsch 1913
I Heinrich Niederhofheim 1913
Dr. phil. 3Iax Nassauer 1913
Fanny (ioldschmid, geb. Hahn 1913
Albrecht AVeis 1914
*Geh. San.-Rat Dr. Robert Fridberg
1914
*Geh.Med.-RatProf. Dr. August Knob-
lauch 1914
Dr. phil. Adolf Roque.s 1915
*Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. phil. O. L. zur
Strassen 1915
Hector Roessler 1916
Berharnd Trier 1916
Alhard Andreae 1916
Ernst Ladenburg 1916
*Otto Hauck 1916
Geh. San.-Rat Arnold Libbertz 1916
Kom.-Rat Leo Ellinger 1916
Ferdinand Hirsch 1916
*Hermann Andreae 1916
(ieorg Hertzog 1917
Dr. Wilhelm 3Ierton 1917
17
Eduard Parrot 1917
Dr. phil. h. c. Friedrich Wilheliu
Winter 1917
Wilhelm von den Velden 1917
Bernhard Schuster 1917
*Dr. jur. Alfred Lotichius 1917
Alfred Hoff 1917
Fräulein Julie von Heyden 1917
Prof. Dr. phil. h. c. Lukas von Heyden
1917
Prof. Dr. phil. Fritz Römer 1917
*Frau Maria Sondheim, geb. Koss-
mann 1917
Dr. phil. Franz Graf von 3Iatnschka
1917
August Ladenburg 1917
3Iartin Miinzesheimer 1917
*Geh. San.-Rat Dr. Ernst Roediger
1917
Konsul Karl Kotzenberg 1917
Alfred Kossmann 1917
*Kom.-Rat Eduard Beit von Speyer
1917
Geh. Kom.-Rat Ludo Mayer 1917
William W\ Drory 1917
Dr. phil. W. L. D. Drory 1917
*Dr. phil. August Jassoy 1917
Frau Ida Jassoy 1917
*Heinrich Alten 1917
Frau Luise Alten 1917
Karl Roger 1917
Justizrat Dr. Joe Oppenheimer 1917
Karl Hamburg 1917
*San.-Rat Dr. Rudolf von Wild 1917
*W alter 3Ielber 1917
Geh. Reg.-Rat Dr. Adolf Varrentrapp
1917
Kom.-Rat Karl von Neufville 1917
AVolfgang Reinert 1917
Philipp Herz-Mills 1917
Ludwig Schiff 1917
Dr. phil. Georg C. Du Bois 1917
Rütger von Brüning 1917
Julius Aurnhammer 1917
Frau Johanna Aurnhammer 1917
Frau Alharda Andreae, geb. Freiin
V. d. Borch 1917
Justizrat Dr. Alexander Dietz 1917
Geh. Bergrat Dr. H. Loretz 1917
Dr. phil. Eugen AVolf 1917
Frau Alice EUissen 1918
Dr. jur. F. von Bassermann-.Jordan
1918"
II. Beitragende Mitglieder
Abel, August, Dipl.-Ing. 1912
Abelmann, Arthur 1917
Abraham, S., San. Rat Dr. 1904
Abt, Jean 1908
Adler, Arthur, Dr. jur. 1905
Adler, Franz, Dr. phil. 1904
Adler, L., Dr. Privat-Dezent 1916
Albersheim, M., Dr. 1913
Albert, August 1905
Albert, K., Dr. phil., Amöneburg 1909
Alexander, Franz, Dr. med. 1904
Almeroth, Hans 1905
Alt, Friedrich, Verlag 1894
Altheimer, Max 1910
Ambrosius, Karl 1912
Amschel, Frl. Emy 1905
Andreae, Albert 1891
Andreae, Frau Alfred 1912
Andreae, Arthur 1882
Andreae, Carlo, Dr. jur. 1910
Andreae, Heinrich 1912
Andreae, J. M. 1891
Andreae, Konrad, ßankdirektor 1906
Andreae, Richard 1891
Andreae, Rudolf 1910
Andreae, Viktor 1899
Anmerkung. Es wird höflichst gebeten, Veränderungen der Wohnung,
des Titels und etwaige Versehen der Geschäftsstelle der Senckenbergischen
Naturforschenden Gesellschaft, Viktoria-Allee 7, mitzuteilen.
18
Andreae-Hahn, Karl 1911
Andreas, Gottfried 1908
Ankel, Wulf 1918
Antz, Georg, Zahnarzt 1908
Antz, Stephan 1910
Armbrüster, Gebr. 1905
Aschaffenburg, Otto 1917
Askenasy, Robert, Dr. jur. 1910
Auerbach, E., Justizrat Dr. 1911
Auerbach, L., San.-Rat Dr. 1886
Auerbach, M., Amtsger.-Rat'Dr. 1905
♦Auerbach, S., Geh. San.-Rat Dr. 1895
Autenrieth, Karl F. 1912
Avellis, Frau Laura 1917
Bacher, Karl 1904
Dr. Bachfeld & Co. 1913
Baer, Jos. Moritz, Stadtrat 1873
Baer, Karl 1910
Baer, M. H., Justizrat Dr. 1891
Baer, Simon Leop. 1860
Baer, Theodor, San.-Rat Dr. 1902
Baerwald, A., San.-Rat Dr. 1901
Baerwald, E., Dr. jur. 1910
Baerwald, Frau Emma 1912
Baerwind, Franz, Geh. San.-Rat Dr.
1901
Bahlsen, Emil, Prof. Dr. 1914
Bamberger, Frau Charlotte 1913
Bamberger, Simon, Kom.-Rat 1914
Bames, Albert 1914
Bangel, Rudolf 1904
Banzhaf, Georg, Griesheim 1917
Bäppler, Otto, Architekt 1911
♦Bardorff, Karl, San.-Rat Dr. 1864
Barndt, Wilhelm 1902
de Bary, August, Dr. med. 1903
de Bary-Jeanrenaud, S. H. 1891
de Bary-Osterrieth, Job. Heinr. 1909
de Bary-Sabarly, Karl 1910
Bauer, Moritz, Dr. phil. et med. 1910
Bauer, Rudolf 1911
Bauer- Weber, Friedrich,Ober-lng. 1907
Baumstark, R., Dr. med., Bad Homburg
1907
Baumstark, Frau Dr., Bad Homburg
1911
Baunach, Robert 1900
Bechhold, J. H., Prof. Dr. phil. 1885
Becker, Daniel 1917
Becker, H., Prof. Dr. phil. 1903
Beer, Frau Berta 1908
Beer, Gustav 1917
Beer, Ludwig 1913
Behrends-Schmidt,K., Gen.-Kons. 1896
*Beit- V. Speyer, Ed., Kom.-Rat, Gen.-
Konsul 1897
Benda, Louis, Dr. phil. 1913
Bender, Georg, Inspektor 1909
Benkard, Georg, Dr. jur. 1912
Benzinger, Otto 1914
Berg, Alexander, Justizrat Dr. 1900
Berg, Heinrich 1910
Bergmann, Elias 1912
Berlizheimer, Sigmund, Dr. med. 1904
Berner, Frau Lina 1913
V. Beroldingen, Frau Gräfin Marie
Elisabeth 1918
Bertling, Bruno 1915
Bessels, Ludwig 1917
Bessunger, Karl 1909
Besthoff, Jakob 1913
Besthorn, H. J. Karl 1913
*Bethe,A.,Geh.Reg.-RatProf.Dr. 1915
*v. Bethmann, Frhr. S. Moritz 1905
Bibliothek, Kgl., Berlin 1882
Bieberbach, L., Prof. Dr. 1918
Binding, Karl 1897
Binding, Theodor 1908
Bing, Albert 1905
Binger, Frau Frances, Neuyork 1913
Bischheini, Frau Auguste 1907
Bittel-Böhm, Theodor 1905
Blanckenburg, Max 1911
Bleicher, H., Stadtrat Prof. Dr. 1903
Block, Alfred, Buchschlag 1913
*Blum, Ferd., Prof. Dr. med. 1893
Blum, Frau Lea 1903
Blumenthal, Adolf 1883
Blumenthal Albert 1918^
Blumenthal, E. PL, Gen.-Direktor 1910
Bluntschli, H., Prof. Dr. 1915
Bodewig, Heinrich, Dr. jur. ' 1911
Boehnke, K. E., Stabsarzt Prof. Dr. 191 1
Boettiger, E., Dr., Offenbach 1910
Böhm, Henry, Dr. med. 1904
Böhme, John 1904
19
Bohnert, Carl 1917
Boll, Jakob, Rektor 1914
Boller, Wilhelm, Prof. Dr. phil. 1903
Bolognese-Molnar, Frau B. 1910
Bolongaro-Crevenna, B., Direktor 1917
Bonn, Sally 1891
Bopp, Frau W. 1912
Borchardt, Heinrich 1904
Borgnis, Alfred Franz 1891
Borgnis, Karl 1900
Böttcher, Karl, Dr. 1917
Brach, Frau Natalie 1907
Brammertz, Wilhelm, Dr. 1913
Brasching, P., Oberlehrer, Fulda 1912
Braun, Franz, Dr. phil. 1904
Braun, Hugo, Dr. med. 1915
Braun, Leonhard, Dr. phil. 1904
Breitenstein, W., Ing., Algier 1908
Brendel, Wilhelm 1906
Brentano-Brentano, Josef 1906
Briel, Heinrich 1906
Brill, Wilhelm, Dr. med. 1913
Brodnitz, Siegfried, San.-Rat Dr. 1897
Bröll, Adolf 1913
Brück, Richard, Justizrat Dr. 1906
Brückmann, Karl 1903
Bucher, Franz 1906
Bücheier, Anton, San.-Rat Dr. 1897
Buchka, Ernst 1911
Buchka, Otto, Justizrat Dr. 1917
Bugde, S., Dr. jur. 1905
Büding, Friedrich, Dr. jur. 1913
Buhlert, Fritz, Ingenieur 1910
Bullnheimer, Fritz, Dr. phil. 1904
Bülow, Friedrich 1917
Burchard, K., Bergass., Clausthal 1908
Burchard, Kurt, Geh. Just.-Rat Prof.
Dr. 1904
Burger, Alexander, Redakteur 1918
Burgheim, Gustav, Justizrat Dr. 1905
Burghold, Julius, Justizrat Dr. 1913
Busch, August, Direktor Dr. 1917
V. Büsing-Orville, Frhr. Adolf, Schloß
Zinneberg 1903
Büttel, Wilhelm 1878
Butz-Oehler, Frau Viktoria 1910
Caan, Albert, Dr. med. 1912
Gaben, Hermann, Dipl.-Ing. 1913
Cahen-Brach, E., San.-Rat Dr. 1897
Cahn, Albert 1905
Cahn, Gustav, Dipl.-Ing. 1917
Cahn, Heinrich 1878
Cahn, Frau Margarete 1916
Cahn, Paul 1903
Cahn, S., Konsul 1908
Canne, Ernst, Dr. med. 1897
Cante, Cornelius 1906
Cassian, Heinrich 1908
Cayard, Carl 1907
Cayard, Frau Louise 1909
Challand, Frl. M. 1910
Christ, Fritz 1905
Clauss, Gottlob, Architekt 1912
Cnyrim, Frau Hanny 1909
Cnyrim, Ernst 1904
Cochlovius, F., Dipl.-Ing. Buchschlag
1912
Cohen, Frau Ida 1911
Cohn, Franz, Prof. Dr. med. 1914
Cooper, Will. M., Di. 1912
*Creizenach, Ernst 1906
Cretschmar, C, Senatspräsident Geh.
Oberjustizmt Dr. 1916
Cullniann, R., Landger.-Rat a. D. 1905
Cuno, Fritz, San.-Rat Dr. 1910
Cuno, H., Direktor 1914
Cunz, Wilhelm, Direktor 1917
Dahl, Wilhelm 1918
Dahlem, H. V., Aschaffenburg 1911
Damann, Gottfried 1913
Daube, Adolf 1910
Daube, Kurt, Geh. San.-Rat Dr. 1906
Deguisne, K., Prof. Dr. phil. 1908
Delkeskarap,R., Dr. ing., München 1904
Delliehausen, Theodor, 1904
Demmer, Theodor, San.-Rat Dr. 1897
Dencker, Hans, Dr. med. 1913
Dessauer,Priedr.,Dr.phil. Direktor 1913
Deubel, Hans 1911
Deutsch, Adolf, San.-Rat Dr. 1904
Deutsch, Otto N. 1915
Diener, Max 1912
Diener, Richard, 1905
Diesterft^eg, Moritz (E. Herbst) 1883
Dieterichs, Fr., Apotheker 1912
Dietze, Karl 1870
20
Dingler, H., Prof. Dr., Aschaffenburg
1910
Ditmar, Karl Theodor 1891
Ditter, Karl, Bornemouth 1903
Doctor, Ferdinand, 1892
Dondorf, Karl 1878
Dondorf, Otto 1905
Donner, Karl Philipp 1873
Dreher, Albert 1910
Drescher, Otto, Reg.-Rat 1910
*Drevermann, F., Prof. Dr. 1916
Dreyfus, G. L., Prof. Dr. med. 1915
Dreyfus, Willi 1910
Dreyfuß, Fritz 1910
Dreyfuß, Max 1912
Duden, G., Generaloberarzt Dr. 1912
Duden, P., Prof. Dr. phil. Höchst 1906
Dumcke, Paul, Gen.-Direktor 1909
Ebeling, Hugo, San.-Rat Dr. 1897
Ebenau, Fr., Geh. San.-Rat Dr. 1899
Eberstadt, Albert 1906
Eberstadt, Fritz, Dr. med. 1910
Ebrard, Fr., Geh. Konsistorialrat Prof.
Dr. 1917
Eckhardt, Karl, Bankdirektor 1904
Ederheimer, Adolf, Justizrat Dr. 1913
Egger, Edmund, Prof. Dr., Mainz 1911
Ehrlich, Frl. Rosa 1911
Eichengrün, Ernst, Direktor 1908
Eickemeyer, Carl 1917
Eiermann, Arnold, San.-Rat Dr. 1897
Eisenmann, Frl. Hanna 1913
Eitel, Wilhelm, Privatdozent Dr. 1914
Elkan, B., Neuyork 1913
Ellinger, A.,Geh.Med.-Rat Prof.Dr. 1915
Ellinger, Ph., Dr., Heidelberg 1907
Ellinger, Frau Alice 1907
Embden, Gustav, Prof. Dr. med. 1907
Emden, Heinrich 1918
Emden, Moritz 1915
Emmerich, Friedrich H. 1907
Emmerich, Heinrich 1911
Emmerich, Otto 1905
Enders, Frau M. Otto 1891
Engel, Fritz 1913
Engelhard, Karl Phil. 1873
Engelhardt, Leopold, Dr. med., Buch-
schlag 1913
Engler, Eduard, Konsul 1913
Epstein, Jak. Herrn. 1906
Epstein, Jos., Prof. Dr. phil. 1890
Epstein, Wilhelm, Dr. phil. 1907
Erfurt, Frl. A., Wiesbaden 1915
Erlanger, Frau Anna 1912
Erlanger, Frau Luise, Berlin 1911
Eschelbach, Jean 1904
Ettlinger, Albert, San.-Rat Dr. 1904
Euler, Rudolf, Direktor 1904
Eurich, Heinrich, Dr. phil. 1909
Eysen, Anton 1912
Fade, Louis, Direktor 1906
Fahr, Frl. Aenny, Darmstadt 1912
Feiler, Erich, Prof. Dr. 1918
Feis, Oswald, San.-Rat Dr. 1903
Feist, Fr., Prof. Dr. phil., Kiel 1887
Feist-Belmont, Frau Auguste 1914
Fellner, Johann Christian 1905
Fellner, Otto, Justizrat Dr. 1903
Fester, August, Bankdirektor 1897 .
Fester, Emil A. 1918
Fester, Hans, Dr. jur. 1910
Finck, August, Direktor 1912
Finck, Karl 1910
*Fischer, Bernh., Prof. Dr. med. 1908
Fischer, Karl 1902
Fischer, Ludwig 1902
Fischer, Philipp J. 1913
V. Fischer-Treuenfeld, A., Kiel 1911
Flaecher, F., Hr. phil.. Höchst 1908
Flauaus, Robert 1913
Fleck, Frau Dr. Anna 1910
Fleck, Otto, Forstmeister 1903
Fleisch, Karl 1891
Flörsheim, Albert 1891
Flersheim, Ernst 1912
Flörsheim, Frau Fanny 1918
Flersheim, Martin 1898
*Flesch, Max, Prof. Dr. med. 1889
Flinsch, Richard 1917
Flinsch, W., Kom.-Rat 1869
Flock, Heinrich 1911
Flörsheim, Frau Anna 1904
Flotho, Walter, Oberleutnant 1918
j V. Flotow, Frhr. Theodor 1907
de la Fontaine, E., Geh. Reg.-Rat 1907
Forchheimer, Arthur 1908-
21
Forchheimer, Karl 1913
Forst, Karl, Dr. phil. 1905
Franck, E., Oberapotheker 1915
*Franck, Ernst, Direktor 1899
Frank, Franz, Dr. phil. 1906
Frank, Heinrich, Apotheker 1891
Frank, Karl, Dr. med. 1910
Frank, Karl, Dr. jur. 1913
Franze, Gustav, Stadtrat 1913
Fresenius, A., San. -Rat Dr., Jugenheim
1893
Fresenius, Ferdinand, Dr. phil., Cron-
berg 1912
*Freund, Mart., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
phil. 1896
Freyeisen, Willy 1900
Freyhan, Frau Hedwig 1914
*Fridberg, R., Geh. San.-Rat Dr. 1873
Friedmann, Heinrich 1910
Friedrich, Oskar, Dipl.-Ing. 1913
Fries, G. W. 1917
Fries, Heinrich, Oberursel 1910
Fries Sohn, J. S. 1889
Fries, Wilhelm, Dr. phil. 1907
Fries-Dondorf, Frau Anna 1911
V. Frisching, Moritz 1911
Fritsch, C, Dr. 1917
Fritzmann, Ernst, Dr. phil.
Frohnknecht, 0., Neuyork
Fromberg, Leopold 1904
Fuld, Adolf, Justizrat Dr.
Fulda, Anton 1911
Fulda, Heinrich, Dr. med. 1907
Fulda, Faul, Stadtrat 1897
Fünfgeld, Ernst 1909
*Gäbler, Bruno, Geh. Justizrat 1900
Galewski, H., Baurat 1912
Gans, L., Geh. Kom.-Rat Dr. phil. 1891
V. Gans, Ludwig W., Kestenhöh' Tau-
nus 1907
Geelvink, F., San.-Rat Dr. 1908
Geiger, B., Geh. Justizrat Dr. 1878
Geisow, Hans, Dr. phil., Mainkur 1904
Geist, George, Dr. med. dent. 1905
Geiß, Willi 1912
Gelhaar, Erich, San.-Rat Dr. 1910
Gerth, H., Prof, Dr. phil.. Bonn 1905
Getz. Moritz 1904
1905
1913
1907
Gieseke, Adolf, Dr., Höchst 1912
Gins, Karl 1906
Glimpf, Friedrich 1912
Glöckler, Alexander, Ingenieur 1909
Glogau, Emil August, Zahnarzt 1904
Gloger, F., Dipl.-Ing., Call (Eifel) 1908
Gneist, Karl, Oberst 1913
Göbel, Karl 1910
Goering, V., Direktor 1898
Goeschen, Frau Klara 1910
V. Goldammer, F., Hauptmann a. D.,
1903
*Goldschmid, Edgar, Privatdozent Dr.
med. 1908
Goldschmid, J. E. 1901
Goldschmidt, Anton 1910
Goldschmidt, Julius 1905
Goldschmidt, Julius 1912
Goldschmidt, Frau Luise 1910
Goldschmidt, M. S. 1905
Goldschmidt,R.,Prof.Dr.,München 1901
Goldschmidt, Saly Heinrich 1912
V. Goldschmidt-Rothschild, Frhr. Max,
Generalkonsul 1891
*v. Goldschmidt-Rothschild, R. ' 1907
Goldstein, K., Prof. Dr. 1915
Goll, Karl, Offenbach 1^10
Gombel, Wilhelm 1904
*Göppert, E., Prof. Dr. 1915
Gosewisch, Frl. A. 1915
Gottschalk, Joseph, San.-Rat Dr. 1903
Graebe,K.,Geh.Reg.-Rat Prof. Dr. 1907
Gramberg, A., Prof. Dr. 1918
Gramm, Friedrich Wilhelm 1912
Grandhomme, Fr., Dr. med. 1903
Graubner, Karl, Höchst 1905
Greb, Frau Louis 1914
Greiff, Jakob, Rektor 1880
Grieser, Ernst 1904
Groedel, Franz, Dr. med. 1912
Grosch, K., Dr. med., Offenbach "1904
Groß, Frl. Berta 1911
Groß, Otto, San.-Rat Dr. 1909
Großmann, August, Hofheim 1912
Großmann, Emil, Dr. med. 1906
Gruber, Georg, Privatdozent Dr..
Mainz 1917
Grumbach, Adalbert, Mannheim 1912
22 —
V. Grunelius, Frl. Anna 1912
V. Grunelius, Eduard 1869
V. Grunelius, Fred, Major 1914
V. Grunelius, Max 1903
Grünewald, August, Dr. med. 1897
♦Guide, Johann, Dr. phil. 1898
Gumbel, Karl, Dr. jur. 1910
Günther, Alfred, Architekt 1913
♦Günther, Hermann, Justizrat Dr. 1912
Günther, Oskar 1907
Günthert, Hans 1917
Günzburg, Alfred, San.-Rat Dr. 1897
Gurke, Oskar 1912
Gutenstein, Frau Clementine 1911
Guttenplan, Frau Lily 1907
Gymnasium nebst Realschule, Höchst
1913
Haack, Karl Philipp 1905
♦Haag, Ferdinand 1891
Haas, Carl Jakob 1917
Haas-Simon, Julius 1917 ■
Häberlin, J., Justizrat Dr. jur. et phil.
h. c. 1871
Haeffner, Adolf, Kom.-Rat 1904
Hagenbach, R., Dr. 1910
Hahn, Julius 1906
Hahn-Opificius,FrauM.,Dr.med. 1907
Hallgarten, Fritz, Dr. phil. 1893
Hammel, Leo 1914
Hanau, Ludwig, San.-Rat Dr. 1910
Happel, Fritz 1906
Harris, Charles L. 1913
Hartmann, Georg 1912
Hartmann, Johann Georg 1905
Hartmann, Karl 1905
Hartmann-Bender, Georg 1906
Hartmann-Kempf, Rob., Dr. phil. 1906
Hassel, Georg, Justizrat Dr. 1910
Hauck, Georg 1898
Hauck, Max 1905
Haus, Rudolf, Dr. med. 1907
Häuser, Adolf, Geh. Reg.-Rat 1909
Hausmann, Franz, Dr. med. 1904
Hausmann, Friedrich, Prof. 1907
Hausmann, Frau Johanna 1917
Hausmann, Julius, Dr. phil. 1906
Heichelheim, Hugo 1913
Heichelheim, Sigmund, Dr. med. 1904
Heidingsfelder, Ludwig 1912
Heiding-sfelder, Otto 1913
Heil, Albrecht Fr., Crumbach 1914
Heilbrunn, Ludwig, Justizrat Dr. 1906
Heilmann, Heinrich 1906
Heinemann, Louis 1914
Heinz-Jung, Frau Emmy 1907
Heister, Ch. L. 1898
Helgers, E., Dr. phil. 1910
Hellmann, Albert, Dr. med. 1912
Henrich, K. F., Geh. Kom.-Rat 1873
Henrich, Ludwig 1900
Henrich, Rudolf 1905
Heraus, C. W., G.m.b.H., Hanau 1910
Herborn, Jakob 1912
♦Hergenhahn, Eugen, San.-Rat Dr. 1897
Hermann, Karl, Architekt 1911
Herms, Frau Olga 1915
Hertlein, Hans, Dr. phil.. Höchst 1910
Hertzog, Frau Anna 1908
Herxheimer, Friiu Fanny 1900
Herxheimer, G., Prof. Dr. med., Wies-
baden 1901
I Herxheimer, Hans, Dr. med. 1912
Herz, Harald G., Direktor 1914
Herz, Richard, Dr. 1917
Herzberg, Karl 1897
; Herzfeld, Lehmann 1913
Herzheim, D. 1915
Herzog, Ulrich, Dr. med. 1908
Hesdörffer, Julius, San.-Rat Dr. 1903
Hesse jr., Hubert, Bad Homburg 1910
V. Hessen, Landgraf Alexander Friedr..
Kgl. Hoheit 1911
V. Hessen, Frau Prinzessin Friedrich
Karl, Kgl. Hoheit 1917
V. Hessen, Prinz Friedrich Karl, Hoheit
1907
Hessenberg, Hans Carl 1913
Heß, Arnold, Dr. phil.. Höchst 1908
Heß, Frl. Luise 1917
Heuer, Frl. Anna, Cronberg 1909
Heuer, Ferdinand 1909
V. Heyden, Alfred, Direktor Dr. 1917
V. Heyder, Georg 1891
Heyman, Ernst 1911
Hirsch, Frau Ferdinand 1916
Hirsch, Frau Lina 1907
23
Hirsch, Paul 1914
Hirsch, Raphael, San.-Rat Dr. 1907
V. Hirsch, Robert 1910
Hirsch-Tabor, Ü., Dr. med. 1910
Hirschfeld, Ernst 1917
Hirschfeld, Otto H. 1897
Hirschhorn, Frau Ottilie 1913
Hobrecht, Frl. Annemarie 1907
Hobrecht, Frl.Elly 1912
Hochegger, P., Oberingenieur 1917
Hochschild, Bertold, Neuyork 1913
Hochschild, Philipp, Dr. 1907
Hochschild, Salomon 1906
Hock, Fritz, Architekt 1907
Hoene, R., Oberlandesgerichtsrat 1912
Hoerle, Frl. Cecile 1907
Hoerle, Julius 1907
Hof, Willy, Direktor 1917
Hoff, Adolf 1910
Hoff, Alfred, Konsul 1903
Hoffmann, Benno 1913
Hoffmann, Georg F., Stadtrat 1914
Hoffmann, Hans, Dr. phil. 1912
Hoffmann, Karl C, Mexiko 1911
Hoffmann, M., Dr., Mainkur 1910
Hoffmann, Paul, Königstein 1908
Hofmann, Otto 1905
Hofmann, Richard 1910
Hohenemser, Frau Mathilde 1908
Hohenemser, Moritz W. 1905
Hohenemser, Robert, Dr. jur. 1905
Hohenemser, Willy, Dr. phil. 1912
Holl, Joseph & Co. 1905
Holz. August 1909
Holz, Emil, Reg.-Baumeister 1913
Holz, Otto 1910
Holz, Richard A. F. 1913
Holzmann, Eduard, Reg.-Baumeister
1905
Holzmann, H., Reg.-Baumeister 1913
Holzmann, Frau Marie 1913
Homberger, Ernst, Dr. med. 1904
Homburger, A., Prof. Dr.. Heidelberg
1899
Homburger, Michael 1897
Homm, Nikolaus 1906
Homolka, Benno, Dr. 1912
Horkheimer, Anton, Stadtrat a. D. 1906
Horkheimer, Fritz 1892
Horstmann, Frau Elise 1903
V. Hoven, Franz, Baurat 1897
♦Hübner, Emil, San.-Rat Dr. 1895
Hübner, Hermann 1912
Hunke, L., Dr. phil. 1912
Hupertz, Frau Mathilde 1905
Hüther, Max 1917
Hüttenbach, Frau Lina 1909
Hüttenbach, Otto 1910
Jacobi, Heinrich, Dipl.-Ing. 1911
Jacobi, Heinrich, Baurat, Bad Homburg
1917
Jakobi-Borle, Frau Sophie 1909
*Jaquet, Hermann 1891
Jäger, Hermann, Geh. Schulrat, Butz-
bach 1918
Jaeger-Manskopf, Fritz 1897
Jaffe, Frau Emilie 1910
Jaffe, Gustav, Justizrat 1905
Jaffe, Theophil, Geh. San.-Rat Dr. 1905
Jensen, Heinrich, Apotheker 1910
Illig, Hans, Direktor 1906
Jonas, Job. Ad. 1915
Jordan-de Rouville, Frau L. M. 1903
Joseph, Ludwig, Dr. jur. 1910
Josephthal, Karl 1908
Jourdan, Karl 1910
Isaac, S., Dr. med. 1918
Istel, Alfred, Gerichtsassessor 1910
Istel, Frau Charlotte, Paris 1908
Jucho, Fritz, Dr. jur. 1910
Jung, Frau Emilie 1907
Jung, R., Prof. Dr. phil. 1910
Jungmann. Wilhelm 1912
Junior, Karl 1903
Jureit, J. C, Kom.-Rat 1892
Jureit, Willi 1910
Kahler, August, Hanau 1912
Kahler, Johannes 1913
Kahn, Frau Emilie 1906
Kahn, Robert, Dr. phil., Bern 1910
Kahn, Rudolf 1910
Kahn, Walter 1918
Kahn-Freund, Richard 1910
Kalb, Leonhard 1917
Kalberlah, Fritz, Dr. med. 1907
*Kallmorgen, Wilh., San.-Rat Dr. 1897
24 —
Käßbacher, Max 1909
Katzenellenbogen, A., Justizr. Dr. 1905
Katzenstein, Edgar 1906
Kaufmann, Gustav 1910
Kaufmann, Saly 1917
Kayser, Heinrich, San.-Rat Dr. 1908
Kayser, Hermann, Direktor 1913
Kayser, Karl 1906
Kaysser, Frau Georgine 1909
Kaysser, Heinrich • 1911
Kaysser, Frl. Maria 1914
Keiler, Otto 1885
Kellner. Frl. Marie 1910
Kellner-Minoprio, Frau Carry 1913
Kemmerzell, Alfred 1913
Kerteß, A., Mainkur 1918
Kesselheim, Julius. Direktor 1917
Kessler, Hugo 1906
Keyl, Friedrich, Dr. phil. 1912
Kickerraann, A., Oberingenieur 1917
Kilb, Jean, Skobeleff 1909
Kindervatter, Gottfried 1906
Kirchberg, Paul, Dr. med. 1912
Kirchheim, Frau Henriette 1878
Kissner, Heinrich 1904
Klein, \V. A. 1910
Kleinkurt, Hermann 1918
Kleinschmidt, Emil 1912
Kleinschmidt, Gottfried 1917
Kleinschnitz, Franz 1909
Kleyer, Heinr., Kom.-Rat Dr. ing. h. c.
1908
Kliewer, Joh., Gewerberat 1907
Klimsch, Eugen 1906
Klingebeil, A. 1917
Klingelhöffer, W., Dr. med., Offenburg
1918
Klinghardt, Franz, Dr. 1908
Klotz, Karl Eberhard 1891
Knabenschuh, Paul 1913
Knauer, Gebrüder 1906
♦Knoblauch, A., Geh. Med.-Rat Prof.
Dr. 1891
Knoblauch, Alex, stud. agr. 1917
Knoblauch, Frau Johanna 1908
Knoblauch, Paul, Dr. med. 1905
Kober, Friedrich 1914
Koch, Louis 1908
1908
1918
Koch, Ludwig, Offenbach 1913
Koch, Richard, Dr. med. 1913
Kohn, Friedrich, Direktor 1918
Kohn, Julius, San.-Rat Dr. 1904
Kohnstamm, Frau Dr. O.. Königstein
1907
*Kolle, W., Geh. Med.-Rat Prof. Di-.
1917
Kölle, Gotthold, Dr. phil. Direkt. 1912
Kölle, Karl, Direktor Dr. 1905
König, Ernst, Dr. phil., Sindlingen 1908
König, Karl, Geh. San.-Rat Dr. 1904
Königswerther, Frl. M. 1914
Kopp, Heinrich, Ingenieur 1917
Korff, Gustav jun., Hanau 1912
Körner, Erich, Prof. 1907
Köster, E. W., Direktor 1908
Koßmann, Heinrieh, Wiesbaden
Kowarzik, Frau Pauline 1911
Krämer, August, Studienrat Dr.
Kraemer, Friedrich J. 1914
Kraemer-Wüst, Julius 1908
Kramer, Robert, San.-Rat Dr. 1897
Kratzenberg, Adolf, Ing. 1913
Kraus, Paul 1917
Krebs, Wilhelm 1918
Krekel, E., Forstm., Hofheim i. T. 1904
Krekels, Oskar, San.-Rat Dr. 1912
Kretschmer, F. G. 1917
Krogh, Axel, Dr. 1917
Kruck, Georg 1917
Küchler, Eduard 1886
Küchler, Fr. Karl 1900
Kugler, Adolf 1882
Kuhlmann. Ludwig 1905
Kühne, Konrad, Oberst a. D.
Künkele, H. 1903
Kuno, A., Rektor 1917
Kutz, Arthur, Dr. med. 1904
Laakmann, Otto 1913
Labes. Philipp, Justizrat Dr.
*Lachmann,B., Geh. San.-Rat Dr. 1885
Laibach, Friedrich, Dr. phil. 1911
Lambinet, Frau Justizrat, Mainz 1913
Lampe, Ed., Geh. San.-Rat Dr. 1897
Lampe, Willy 1900
Landauer, Max, Cronberg 1907
Landsberg, August 1913
1910
1905
25
Landsberg, Heinrich, Direktor 1913
Landsberg, L., Dr. med. 1914
Langenbach, Ernst, Konsul 1912
Lapp, Wilhelm, San.-Rat Dr. 1904
V. Laue, M., Prof. Dr., Würzburg 1915
Lauer, Ludwig, Oberursel 1918
Lausberg, Georg 1910
Lausberg, Karl Ferdinand 1912
Lauterbach, Ludwig 1903
Lehmann, Leo 1903
Lehranstalt für Zollbeamte d. Provinz
Hessen-Nassau, 1907
Lehrs, Philipp, Dr. phil., Dresden 1913
Leiffmann, L., Bankdirektor 1917
Leisewitz, Gilbert 1903
Leitz, Ernst, Optische Werke, Wetzlar
1908
Lejeune, Adolf, Dr. med. 1900
Lejeune, Ernst 1905
Leser,W.,Oberlandesger.-Rat Dr. 1907
Leuchs-Mack, Frau Bertha 1905
Levi, Ernst, Amtsgeriehtsrat Dr. 1912
Levi-Reis, Adolf 1907
*Levy, Max, Studienrat Dr. phil. 1893
Levi, Max 1910
Lewangowski, Frl. Maria 1917
Leykauff, Jean 1910
Liebknecht, Otto, Dr. phil. 1914
Liebmann, Jakob, Justizrat Dr. 1897
Liebmann, Louis, Dr. phil. 1888
Liebrecht, Arthur, Dr. phil. 1910
Liefmann, Emil, Dr. med. 1912
Liefmann, Frau Marie 1912
*Liesegang, Raphael Ed., Dr. phil. h. c.
1910
Ließ, Frl. Martha, Höchst 1917
Lilienfeld, Sidney, Dr. med. 1907
Lindheimer, Albert L. 1917
Lindheimer, L., Justizrat Dr. 1905
Lindheimer-Stiebel, W., Amtsrat,
Schwalbach 1911
Lindley, Max 1904
Lindner, Bernhard 1910
Lingemann, Staatsanwalt 1918
Linke, Franz, Prof. Dr. phil. 1909
Lipstein, Alfred, Dr. med. 1908
Lismann, Karl, Dr. phil. 1902
Loeb, Adam, Dr. med. 1913
Loeb, C. M., Neuyork 1913
Loeb, J., Neuyork 1913
Loeser, Rudolf, Dr., Dillingen 1912
Loewenthal, R., Dr. phil. 1913
Lorentz, Guido, Dr. phil., Höchst 1907
Lorentz, Richard, Prof. Dr. phil. 1910
*Loretz, Wilh., Geh. San.-Rat Dr. 1877
Lossen, Kurt Dr. med. 1910
*Lotichius, Alfred, Dr. jur. 1908
Lotichius, August 1911
Lotichius, Otto 1911
Low, Siegfried 1908
Low Beer, Frau Hedwig 1912
*Löw Beer, Oskar, Dr. phil. 1910
Löwe, Hermann 1908
Löwenstein, Simon 1907
zu Löwenstein-Wertheim-Freuden-
berg, Prinz Alfred, Durchlaucht 1918
zu Löwenstein -Wertheim - Rosenberg,
Prinz Johannes, Durchlaucht, Schloß
Fischhorn bei Brück 1907
Löwenthal, Paul H., Konsul 1917
Lucius, Frau Maximiliane 1909
Ludloff, K., Prof. Dr. 1915
Ludowici, August 1916
Ludwig, Wilhelm 1911
Lüscher, Karl 1905
Lust, Heinrich Friedrich 1905
Lutz, Georg 1912
Lyzeum, Stadt., Höchst 1912
Mack, Frau Helene 1911
Maier, Frau Cecilie 1910
Maier, Herm. Heinr., Direktor 1900
Majer, Alexander 1889
Majer, Hermann 1910
Manskopf, Nicolas 1903
Marburg, Gustav 1911
Marten, Justizrat Dr., Lemgo 1918
Marum, Arthur, Dr. med. 1910
Marx, Alfred, V., Dr. med. 1912
Marx, Eduard, Stadtrat 1907
Marx, Frau E. 1917
*Marx, Ernst, Prof. Dr. med. 1900
Marx, Karl, San.-Rat Dr. 1897
V. Marx, Heinrich, Falkenhof 1908
V. Marx, Frau Mathilde 1897
Mastbaum, Josef, Hofheim i. T. 1911
Mastbaum, Rudolf Raphael 1917
26
Maurer, Karl 1917
May, Adam 1908
May, Franz L., Dr. phil. 1891
May, Martin 1866
May jun., Martin 1908
May-Geisow, Heinrich 1913
May-Jacquet, Rob., Mammolshain 1891
Mayer, Frl. J., Bonn 1897
Mayer, Julius 1912
Mayer, Martin, Justizrat Dr. 1908
Mayer, W. Erwin, Dr. 1913
V. Mayer,Freih. A.,Geli.Kom.-Rat 1903
V. Mayer, Eduard 1891
V. Mayer, Freiherr Hugo 1897
Mayer-Alapin, Siegfried 1913
Mayer-Dinkel, Leonhard 1906
Mayer-Ehrhardt, Faul, Dr. jur. 1913
Mayerfeld, Anton 1910
V. Meister, Herbert, Dr. phil. 1900
Meixner, Fritz 1911
Melber, Friedrieh, Konsul 1903
*Melber, Walter 1901
Melber, Walter W., Dr. phil. 1917
Merton, Alfred, Direktor 1905
*Merton,H., Dr. phil, Heidelberg 1901
Merz, Reinhold, Dr., Oberursel 1913
Merz & Co., Chem.-Fabrik 1917
Merzbach, Fritz 1911
Merzbach, H. Felix 1911
Merzbach, Wilhelm, Offenbach 1913
*v. Mettenheim, H.. Prof. Dr. med. 1898
Mettenheimer, B., Dr. jur., Königstein
1902
Mettenheimer, Theodor 1911
Metzger, L., Dr. med. 1901
Metzger, Frau Ida 1914
V. Metzler, Hugo 1892
Meyer, Franz 1911
Meyer. Karl, Dr., Höchst 1912
Meyer, Max, Dr. med., Köppem 1914
Meyer,?., Ober-Reg.-Rat Dr. jur. 1903
Meyer, Richard, Dr. jur. 1909
*v. Meyer, Edward, San.-Rat Dr. 1893
Michel, Rudolf, Direktor Dr. phil. 1913
*Möbius,M.,Geh.Reg.-Rat Prof. Dr. 1894
v.Moellendorff, Frau Betty, Buchschlag
1912
Moessinger, W. 1891
Montanus, Georg 1913
Morian, Fr., Verleger, Darmstadt 1914
Mouson, August 1909
Müller, Adolf 1907
Müller, Frau Anna 1909
*Müller, Karl, Berginspektor 1903
Müller, Max, Fabrikdirektor 1909
Müller, 0. Viktor, Dr. med. 1907
Müller, Paul 1878
Müller-Beek, George, Gen.-Kons. 1912
Müller-May, Frl., Geschwister 1915
Müller Sohn, A. 1891
Mumm v.Schwarzenstein,Frau A. 1913
Mumm v.Schwarzenstein, A. 1869
Mumm v.Schwarzenstein, Fr. 1905
Nassauer, Frau Paula 1909
Nassauer, Siegfried 1910
Nathan, S. 1891
Naumanns Druckerei, C. 1913
*Naumann, Edmund, Dr. phil. 1900
Nebel, August, San.-Rat Dr. 1896
Nebel, Karl, Prof. 1910
Neisser, Frau Emma 1901
*Neisser, Max, Geh. Med. -Rat Prof. Dr
1900
Nestle, Hermann 1900
Netzel, H. L. 1910
Netzer, Michael 1917
Neuberger, Julius, San.-Rat Dr. 1903
Neuberger, Walter, Dr. phil. 1918
Neubronner, J., Dr. phil., Cronberg 1907
Neubürger, Fritz. Dr. phil. 1914
de Neufville, Eduard 1900
*de Neufville, Robert, Kom.-Rat 1891
de Neufville, Rud., Stadtrat Dr. 1900
V. Neufville, Adolf 1896
V. Neufville, G. Adolf 1896
V. Neufville, Kurt 1905
Neukirch, Carl, Dr. jur. 1913
Neumann, Adolf 1913
Neumann, Bernhard 1917
Neumann, Paul, Justizrat Dr. 1905
Neumann, Th., Prof. Dr. phil. 1906
Neumeier, Sigmund 1913
Neumond, Adolf 1913
Neustadt, Adolf 1903
Niederhofheim, Heinr. A., Direkt. 1891
Niederhofheim, R., Dr. 1913
Nies, L. W. 1904
Noll, Johannes 1910
v.Noorden, K., Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
1917
Obernzenner, Julius 1905
Ochs, Richard, Direktor 1905
Odendall, L., Dr. phil. 1912
Oehler. Eduard 1918
Oehler, Rudolf, San. -Rat Dr. 1900
Oehmichen, Hans, Dipl.-Berg-Ing. 1906
Oelsner, Hermann, Justizrat Dr. 1906
0hl, Philipp 1906
Oppenheim, Eduard, Bankdirekt. 1905
Oppenheim, Gustav, Dr. med. 1910
Oppenheim, Moritz 1887
Oppenheim, Paul, Dr. phil. 1907
Oppenheimer, Eugen, Dr. 1917
Oppenheimer, Frau L,, Offenbach 1909
Oppenheimer, Max, Dr. phil. 1911
Oppenheimer, Maximilian 1912
Oppenheimer, 0., San.-Rat Dr. 1892
Oppenheimer, Oskar F. 1905
Oppenheimer, S., Dr. med. 1910
Oppermann, E., Dr. phil.. Höchst 1907
d'Orville, Eduard 1905
Osterrieth-du Fay, Robert 1897
Ostreich. Frau Anna, Utrecht 1901
Oswald, H., Geh. Justizrat Dr. 1873
Otto, Alexander 1918
Pabst, Gotthard 1904
Pachten, Ferd., Justizrat Dr. 1900
Paehler, Franz, Direktor Dr. phil. 1906
V. Panhuys, Henry, Generalkonsul 1907
Panzer, F., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 1912
Paradies, Frau A. 1916
Pariser, Frl. Käte 1916
Passavant, Rudy 1905
V. "Passavant, G. Herm., Konsul 1903
V. Passavant-Gontard, R., Geh. Kom-
merzienrat 1891
Pauli, Heinrich, Dr. phil. 1914
Peipers, August 1905
Peters, Gustav, Dr. 1918
Peters, Hans 1904
Petersen, Ernst, San.-Rat Dr. 1903
Petrbok, Jar., Kojetitz (Böhmen) 1918
Petsch-Manskopf. Eduard 1912
Pfaff, Frau Maria 1906
Pfeiffer, Riehard, Dr. med. 1912
Pfeiffer, Willy, Dr. med. 1917
Philantropin, Realschule und höhere
Mädchenschule 1912
Philippe, Ernst 1914
Philippi, Frl. Helene 1912
Picard, Lucien 1905
Pinner, Oskar, Geh. San.-Rat Dr. 1903
Pixis, Rudolf, Prof. Dr., Schweinfurt
1917
Plieninger, Th.,Gen.-Direktor Dr. 1897
Pohlmann, Frau Emmy 1913
Polacowits, Frau Minna 1918
Ponfick, Wilhelm, Dr. med. 1905
Popp, Georg, Dr. phil. 1891
Poppelbaum, Hartwig 1905
Posen, Eduard, Dr. phil. 1905
Posen, Sidney 1898
*Priemel, Kurt, Dr., Direktor des Zoo-
logischen Gartens 1907
Prior, Karl 1918
*Prior, Paul, Dipl.-Ing. 1902
Proctor, Charles, Direktor 1913
Prösler, Frau Julie 1914
Pustau, W., Reg.- u. Baurat 1913
*Quincke, H., Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
1908
Quincke, H., Senatspräsident 1903
Raecke, Frau Emmy 1907
Ransohoff, Moritz, San.-Rat Dr. 1907
Rapp, Gustav 1913
Rasor, August 1910
Rath, Julius, Dr., Offenbach 1911
Ratzel, August, Prof. 1912
Rau, Henri, Konsul, Mexiko 1910
Rauch, Fritz, San.-Rat Dr. med. 1910
Rauschenberger, W., Direktor Dr. 1913
Ravenstein, Simon 1873
Regensburger, Eugen 1913
Rehn, L., Geh. Med.-Rat Prof. Dr. 1893
Reichard, A., Dr. phil., Hamburg 1901
Reichenbach, Frau Jenny 1914
Reichenberger, Frau Else, Neuyork
1912
Reil, Frl. Frigga 1915
Rein, Frl. Ella 1908
v. Reinach, Frau Antonie 1905
Reinemann, Paul 1910
28
Reinert, Frau Martlui 1909
Reis, Ernst 1910
Reiß, A.. Dr. jiir. 1906
Reiß, Ed., Prof. Dr. med.,Tübingen 1903
Reiß, Emil, Dr. med. 1907
Reiß, Frl. Sophie 1907
Rennau, Otto 1901
Reutlinger, Jakob 1891
Reymann, Georg, Dr. med. 1913
Rhein. Naturf. Gesellschaft, Mainz 1912
Rheinstein, Richard, Dr. jur. 1913
Richter, Ernst, Oberapotheker Dr. 1910
Richter, Johannes 1898
♦Richter, Rudolf, Dr. phil. 1908
Richters, Carl, Dr. phil. 1914
Rieleling, C, Apotheker 1917
Riese, Frau Karl 1897
Riese, Otto, Geh. Baurat Dr. 1900
Riesser, Eduard 1891
Riesser, Otto, Dr. phil. et med. 1917
Ritsert, Eduard, Dr. phil. 1897
Ritter, Wilhelm 1910
Ritz, Hans, Dr. med. 1913
Roebig, Wilhelm, Bad Homburg 1918
Roediger, Frl. Anna 1908
Roediger, Paul, Justizrat Dr. 1891
Rohmer, Frau Helene 1914
Rolfes, Frau Julie 1908
Römer, Frau Prof, Dr., Hanau 1912
Römheld, Frau Resi 1912
Ronnefeldt, Adolf 1905
Ronnefeldt, Friedrich 1905
Roos, Heinrich 1899
Roos, M., Neuyork 1913
Roques-Mettenheimer, E. Konsul 1897
Rösel, R , Fabrikdirektor Dr. phil. 1910
Rosenbaum, E., Geh. San.-Rat Dr. 1891
Rosenbaum, Emil, Sanitätsrat Dr. 1910
Rosenbusch, Eduard 1907
Rosengart, Job., San.-Rat Dr. 1899
Rosenhaupt. Heinrich, Dr. med. 1907
Rosenlecher, J., Dr., Höchst 1!>17
Rosenthal, Alfred 191.".
Rosenthal, Frau Anna 1913
Rosenthal, Max 1910
Rosenthal, Paul 1910
Rosenthal, R., Justizrat Dr. 1897
Rößler, Frl. Charlotte 1907
Rößler, Friedrich, Dr. phil. 1900
Rößler, Heinrich, Prof. Dr. phil. 1884
Rößler, Hektor, Dr. jur. 1910
Roth, Karl, Geh. Med.-Rat Dr. 1903
Roth, Ludwig, Dr., Buchschlag 1917
Rothbarth, Philipp, Dr. jur. 1915
Rother. August 1903
Rothschild, D., Dr. med. 1904
Rothschild, Henry 1918
Rothschild, Otto, Dr. med. 1904
V. Rothschild, Freifr. Mathilde 1912
Rover, August 1909
Rover, Fritz 1917
Rückrich, Fritz 1913
Rühle, Karl, Rektor 1908
Ruland, Karl, Offenbach 1908
RuHmann, Theodor 1912
Rumpf, Georg, Dr. phil. 1913
Rumpf, Gustav Andreas, Dr. phil.,
Auerbach i. H. 1905
*Ruppel, Sigwart, Prof. 1908
Ruppel, W., Prof. Dr., Höchst 1903
Säbel, Frl. E., Oberlehrerin 1915
Sabersky, Ernst, Fabrikdirektor 1914
Sachs, Hans, Prof. Dr. med. 1903
Sachs, J. S., Dr. phil. 1913
Sachs-Hellmann, Moritz 1909
*Sack, Pius, Prof. Dr. phil. 1901
Sahlender, Peter, Direktor 1917
Salin, Alfred 1913
Salomon, Beruh., Prof. Generaldir. 1900
Salomon, Kurt 1918
V. Salomon, F., Krim.-Pol.-Insp. 1913
Salvendi, Frau Leni 1911
von Sande, Karl, Oberursel 1910
Sander, Arnold, Dr. phil. 1913
Sandhagen, Frau Marie 1911
*Sattler, Wilh., Stadt-Bau-Insp. 1892
Sauerwein, H., Gartenarchitekt 1913
Schaedel, Albert, Dr. phil. 1917
Schaeffer, Gustav, Windhuk 1914
Schaeffer, Walter, Dr. Stabsapotheker
1918
*Schaeffer-Stuckert, Fritz, Prof. Dr.
1892
Schaffnit, K., Dr. phil. 1903
Schanzenbach & Co., G. m. b. H. 1913
Scharff, Frau Carrie 1917
29
1900
1881
1904
1910
1910
1905
1916
Scharff, Charles A. 1897
Scharff, Friedrich 1912
Scharff, Julius, Bankdirektor
*Schauf, Wilh., Prof. Dr. phil.
Schaumann, Gustav, Stadtrat
Schaffen, Hermann, Dr. med.
Scheib, Adolf 1905
Schellens, Walter, Dr. 1912
Scheller, Karl 1897
Schenck, Rudolf, Dr. phil.
Sehepeler, Hermann, 1891
Schepeler, Remi 1909
Scherlenzky, Karl August
Schermuly, Ph., Ober-Ing.
Schernitz', H. 1912
Schey von Koromla, Frhr. Philipp 1910
Schiechel, Max, Dipl.-Ing. 1909
Schiefer, Karl 1912
Schiele, Frl. Anna 1910
Schiele, Frl. Anna 1913
Schiele, Ludwig, Direktor 1910
Schiermann-Steinbrenk, Fritz 1903
Schiff, Philipp 1910
Schild, Frau Anna 1916
Schilling, Eugen 1918
Schlesinger, Hugo 1910
Schlesinger, Julius 1917
Schlesinger, Simon F. 1912
Schlesinger, Theodor Heinrich 1907
Schleußner, Friedr., Direktor 1900
Schleußner, Karl, Dr. phil. 1898
Schlieper, Gustav, Direktor Berlin, 1910
Schloßmacher jun., Karl, Dr. 1906
Schloßstein, H., Amtsgerichtsrat 1913
Schlund, Georg 1891
Sehmick, Rudolf, Geh. Oberbaurat,
München 1900
Schmidt, Albrecht, Professor 1912
Schmidt, Frau Anna 1904
Schmidt, J. J., Geh. San.-Rat Dr^ 1907
Schmidt, W., Dr., Fechenheim * 1911
Schmidt-Diehler, Frau Elisabeth 1918
Schmidt-Günther, G. H. 1910
Schmidt-Knatz, Fr., Dr. jur. 1913
Schmidt-de Neufville, Willy, Dr. med.
1907
Schmidt-Polex, Anton 1897
Schmidt-Polex, K., Justizrat Dr. 1897
Schmidt-Scharff, Wolfgang, Justizrat
Dr. 1918
Schmidtgen, Otto, Dr., Mainz 1912
Schmitt, Wilhelm 1910
*Schnaudigel, Otto, Prof. Dr. med. 1900
Schnee, A., Dr. med. 1917
Schneider, Gustav M. 1906
Scholderer, Adolf, Direktor 1917
Scholl, Franz, Dr. phil., Höchst 1908
Scholz, Bernhard, Dr. med. 1904
Schöndube, Hermann 1912
Schoenflies, A., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
1917
Schopflocher, Fritz 1913
Schott, Frau Emma 1897
Schott, Frl. Johanna 1912
Schott, Theod., Prof. Dr. med. 1903
Schrader, Hans, Prof. Dr. 1918
Schramm, Karl, Dr., Mainkur 1913
Schreiber, Chr., Ober-Telegr.- Direkt.
1912
Schreiber, Gustav, Dipl.-Ing., Gries-
heim 1918
Schrepfer, Frl. Margarete 1918
Schrey, Max 1905
Schubert, Bruno 1917
Schuenemann, Theodor 1908
Schüler, Max 1908
Schultze, Herrn., Dr., Griesheim 1912
Schnitze, Otto, Prof. Dr. med. et phil.
1913
Schulze-Hein, Frau Dr. Ida 1891
Schumacher, Peter, Dr. phil. 1905
Schürenberg, Gustav, Dr. med. 1910
Schuster, Paul, Dr. med. 1908
Schuster-Rabl, F. W. 1905
Schwarte, Karl, Fabrikant 1909
Schwartze, Erich, Prof. Dr. phil. 1907
Schwarz, Arthur 1917
Schwarz, Ernst, Dr. phil. 1908
Schwarz, Frau Ernestine 1907
Schw^arz, Georg, Direktor 1910
Schwarzschild, Ferd., Dr. jur. 1913
Schwarzschild-Ochs, David 1891
Schweizer, Ludwig 1914
Schwenkenbecher. A.. Prof. Dr. med.
1910
Schwinn, Georg 1910
Scriba, Eugen, San.-Rat Dr. 1897
30
Scriba, L., Höchst. 1890
Seckel, Heinrich 1910
Seckel, Hugo, Dr.jur. 1909
Seckel, Frau Marie 1916
Seeger, Willy 1904
Seidler, August, Hanau 1906
*Seitz, A., Prof. Dr., Darmstadt 1893
Seitz, Heinrich 1905
Seligman, M., Amtsger.-Rat Dr. 1905
Seligmann, Rudolf 1908
Seligmann, Siegfried 1914
Sendler, Frau Dr. Luise 1909
Seuffert, Theod., San.-Rat Dr. 1900
Sexauer, Otto 1910
*Siebert, A., Landesökonomie-Rat 1897
Siebrecht, Hch., Bankdirektor 1910
Siegel, Ernst, Dr. med. 1900
Sieger, Fr., Justizrat Dr. 1913
Siesmayer,Ph.,Gartenbaudirektor 1897
Simon, Aug. Th., Kirn a. N. 1917
Simon, Emil 1910
Simon, Friedr., Prof. Dr. phil. 1908
Simon, Fritz, Landrichter Dr. 1917
Simon, Kurt, Dr. jur. 1913
Simon, W., Prof. Dr. 1917
Simon-Wolfskehl, Frau A. 1910
Simonis, Eduard, Konsul 1907
Simrock, Karl, Dr. med. 1907
Singer, Fritz, Dr. phil., Offenbach 1908
Sioli, Emil,Geh. Med.-Rat Prof.Dr. 1893
Sippel, A., Geh. San.-Rat Prof. Dr. 1896
Sittig, Edmund, Prof. 1900
Soder,Friedrich,Reg.-Baumeister,Nied
1918
Solm, Richard, San.-Rat Dr. 1903
Sommer, Julius, Direktor 1906
Sommer, Theodor 1918
Sommerlad, Friedrich 1904
Sondheim, Moriz 1897
Sondheimer, Albert, Dr. phil. 1913
Sondheimer, Frau Emma 1910
Sondheimer, Rieh. N. 1912
Sonnemann, Wilhelm 1910
Sonntag, Frau Emilie 1911
Specketer. H., Dr., Griesheim 1917
Spieß, G., Geh. Med.-Rat Prof. Dr. 1897
Spieß, Frau Klothilde 1910
Spieß, Otto 1912
Stadler, H., Dr., Lohr 1917
Stamm, Frau Hedwig 1913
Stavenhagen, Julius 1909
*Steche,Otto,Prof.Dr.med.etphil. 1915
V. Steiger, Alexander 1915
V. Steiger, Baron Louis 1905
V. Steiger, Frau Baronin 1912
V. Stein, Frau Baronin Adelheid,
Pröbstin 1916
Steinbrenck, Adolf, Dr. phil. 1913
Steinthal, J. M., Dr. jur. 1913
Stelz, Ludwig, Prof. 1914
Stempel, David 1917
Stern, Adolf 1906
Stern, Frau Johanna 1901
Stern, Mayer 1905
Stern, Otto 1914
*Stern, Paul, Dr. jur. 1905
Stern, Richard, San.-Rat Dr. 1893
Stern, Frl. Therese 1918
Stern, Willy 1901
Stern-Roth, Karl, Offenbach 1913
Sternberg, Frau Toni 1905
Sternfeld, T., Neuyork • 1913
Stettheimer, Eugen 1906
Stiebel, Gustav, Dr. med. 1912
Stiebel, Karl Friedrich 1903
Stilling, Erwin, Dr. med. 1913
Stock, Friedrich 1913
Strasburger, J., Prof. Dr. med. 1913
Strauß, A., Zahnarzt 1917
Strauß, Eduard, Dr. phil. 1906
Strauß, Ernst 1898
Strauß, Friedrich, Frau Dr. 1917
Strauß, Jul. Jakob 1910
Strauß, Leo, Bad Homburg 1918
Strauß, Max 1917
Strauß, Saly M. 1914
Strauß, Zadok, San.-Rat Dr. 1913
Strauß-Ellinger, Frau Emma 1908
Strauü-Hochschild, Frau M. 1910
Stroeger, Frau Emilie 1913
Stroh, Louis 1913
Stroof, Ignaz, Dr. ing. h. c. 1903
Strotkötter, Paul J. F., Oberapotheker
1918
Strubell, Bruno 1917
V. Studnitz, Generalmajor 1917
31
Sulzbach, Emil 1878
Sulzbach, Karl, Dr.jur. 1891
Sussmann, O., Dr., Neuyork 1913
Szamatölski, Dagobert, Hofrat 1905
Szamatölski, Richard 1913
*Teichmann, Ernst, Dr. phil. 1903
Tellus, Aktiengesellschaft für Berg-
bau und Hüttenindustrie 1907
Teves, Alfred 1917
Textor, Karl W. 1908
Theis, C. Fr., Dr., Höchst 1910
Theobald, Frau Anna 1917
Theobald, Jakob, 1910
Tiedemann, Heinrich 1917
Thierry, Alexander 1914
Thoma, Phil. 1893
Thoms, Heinrich, Dr. Kreistierarzt 1904
Tillmans, J., Prof. Dr. 1915
Traugott, M., Dr. med. 1916
Trautmann, K., Regier.-Baumeister,
Kigoma 1914
Trebst, Paul 1913
Trefousse, Louis 1917
Treupel, Gustav, Prof. Dr. med. 1903
Trier, Frau Berta 1908
Trier, Franz, Rittmeister 1911
Trier, Julius 1908
Trommsdorf, Wilhelm 1912
Turk, Frl. Berta 1909
Ueberfeld, Jac. Ivon 1912
Uhlfelder, H., Magistratsbaurat 1913
Ulimann, A., Frau Direktor 1917
Ullmann, Karl, Dr. phil. 1906
Ullmann, Max 1918
Uth, Franz, Justizrat, Dr., Hanau 1907
Velde, August, Prof. Dr. 1908
Velde, Frl. Julie, Oberlehrerin 1902
Versluys, J., Prof., Dr., Gießen 1910
Vogelsang, Max, Direktor 1913
Vogler, Karl, Prof. Dr. phil. 1903
Vogler, Frau K. 1912
*Vohsen, Karl, San.-Rat Dr. 1886
Voigt, A., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 1918
Voigt, Alfred, Direktor 1911
Voigt, Georg, Oberbürgermeister 1913
Voigt, Max, Dr. med. 1918
Voigt, W., Prof. Dr. phil, Bonn 1908
Vossen, Fritz 1909
Voß, Otto, Prof. Dr. med. 1907
*Wachsmuth, R., Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. 1907
Wagner, Gottfried 1905
Wagner,Richard, Landgerichtsrat 1912
*Wahl, Gustav, Prof. Dr. phil., Ham-
burg 1906
Walcker, Frl. Elisabeth 1912
Waldeck, Siegfried 1911
Walthard, Max, Prof. Dr. med. 1908
Warmbrunn, D., Dr. 1917
V. Wartensleben, Frau Gräfin Gabriele,
Dr. phil. 1902
Wasserzug, Detmar, Dr. 1910
Watts, Frau N., London 1914
Weber, Bernhard 1911
Weber, Eduard, Direktor 1907
Weber, Heinrich, San.-Rat Dr.. 1897
Weber, 0. H., Dr., Griesheim 1910
Weber-Schalck, Frau Thea 1910
Weidlich, Richard, Dr.jur. et rer. nat..
Höchst 1913
Weidmann, Hans, Direktor 1905
Weigel, Martin 1913
Weil, Herma:nn 1917
' Weill, David 1910
Weill, N. E„ Dr. 1918
Weiller, Emil 1906
Weiller, Lionell 1905
*v. Weinberg, A., Geh. Regierungsrat
Dr. phil. 1897
V. Weinberg, Karl, Gen.-Konsul 1897
Weinrich, Philipp 1908
Weinschenk, Alfred 1903
Weinsperger, Friedrich 1906
Weintraud, W., Prof. Dr. med., Wies-
baden 1909
: Weis, Julius, Montigny 1897
i Weisbrod, Aug., Druckerei 1891
Weismüller, Franz 1913
! Weiss, Oskar 1913
Weller, Albert, Direktor Dr. phil. 1891
Wendt, Bruno, Dr.jur. 1909
Wense, Wilhelm, Dr., Griesheim 1911
Wenz, Wilhelm, Dr. phil. 1913
Wernecke, Paul, Baurat 1908
Werner, Felix 1902
I Werner,G.,Med.-Rat,KreisarztDr. 1913
— 32
Werner, Julius 1914
Wertheim, Julius 1909
Wertheim, Karl, Justizrat 1904
Wertheim, Max 1907
Wertheimber, Julius 1891
Wertheimber-de Bary, Ernst 1897
Wertheimer, Josef 1915
Wertheimer, Otto, Dr. phil. 1905
Wetterhahn, Frl. Geschwister 1913
Wey dt-Varrentrapp, Ph., Direktor 1913
Whittaker, Frl. Josephine 1918
Wiederhold, K., Dr. phil., Mainkur 1904
Wiegert, W., Dr. med. vet. 1910
Wiesengrund, Oskar A. 1918
*v. Wild, Rudolf, San.-Rat Dr. 1896
Wilhelmi, Adolf 1905
Wilhelmi, Max 1918
Wilhelmi-Winkel, Gustav 1907
Will, Fritz 1917
Willemer, Karl, San.-Rat Dr. 1905 J]
Winkler, Hermann, Generaldirektor,
Wien 1909
Winterhalter, Frau Dr. med. E. H., Hof-
heim 1903
Winterwerb, Rud., Justizrat Dr. 1900
Wirth, Richard, Dr. phil. 1905
Witebsky, Michael, Dr. med. 1907
Witt, Felix H., Dr. ing. 1914
Wohlfarth, Ernst, San.-Rat Dr. 1912
Wolfensperger, Th., Bankdirektor 1917
Wolff, Ferdinand 1913
Wolff, K., Geh. San.-Rat Dr., Griesheim
1910
Wolff, Ludwig, San.-Rat Dr. 1904
Wolfskehl, Ed., Regier.- Baumeister,
Darmstadt 1907
Wollstätterjun., Karl 1907
Wormser, S. H., Bankdirektor 1905
Wronker, Hermann 1905
Wucherer, Karl A., Architekt 1913
Wunderlich, Frl. Luise 1918
Wüst, Georg 1908
Wüst, Hermann 1908
Zanger, Josef 1916
Zeiß-Bender, Louis, Konsul 1907
Zerban, Eugen 1908
Zichner, Frau Loli 1918
Ziegler, Frau Johanna 1917
Ziegler, Karl 1905
Ziervogel, Ewald, Ober-Ing. 1913
III. Außerordentliche Ehreiimitgliedei
Ebrard, Friedrich, Geh. Konsistorialrat Prof. Dr. 1911
Hagen, Bernhard, Hofrat Prof. Dr. phil. h. c. et med.
von Meister, Wilhelm, Wirkl. Geh. Ober-Reg.-Rat Dr.
*Reichenbach, Heinrich, Prof. Dr. 1915
*Roediger, Ernst. Geh. Sanitätsrat Dr. 1917
Schiff, Jakob H., New- York 1907
Schmidt, Friedrich, Staatsminister, Berlin 1917
von Trott zu Solz, Oberpräsident und Staatsminister
Ziehen, Julius, Stadtrat Prof. Dr. 1908
1911
Wiesbaden 1917
Cassel 1917
IV. Korrespondierende Ehrenmitglieder
Adolf Friedrich Herzog zu Mecklenburg 1912
Bütschli, Otto, Geh. Hofrat Prof. Dr., Heidelberg 1917
Ferdinand J, Zar der Bulgaren 1917
Fresenius, Heinrich, Geh. Reg.-Rat Dr., Wiesbaden 1917
Gasser, Emil, Geh. Medizinalrat Prof. Dr., Marburg 1917
V. Gwinner, Arthur, Berlin 1913
Schweiidener, Simon, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Berlin 1917
- 33 -
V. Korrespondierende Mitglieder
Abel, Othenio, Prof. Dr., Wien 1917
Ahlborn, Fr., Prof. Dr., Hamburg 1909
Albert L, Prince de Monaco, Altesse Serenissime, Monaco 1904
Bail, Karl Adolf Emmo Theodor, Geh. Studienrat Prof. Dr., Danzig 1892
Barrois, Charles, Prof. Dr., Lille 1907
Beccari, Eduard, Prof. Dr., Florenz 1892
Becker, Georg, Direktor, Wiesbaden 1900
V. Bedriaga, Jacques, Dr., Florenz 1886
Beyschlag, Fr., Geh. Bergrat Prof. Dr., Geol. Landesanstalt, Berlin 1902
Bolau, Heinrich, Dr., Hamburg 1895
Boulenger, G. A., F. R. S., Brit. Museum (N. H.), Dep. of Zool., London 1883
Brandes, Gustav, Prof. Dr., Dresden 1917
Branca, Wilhelm, Geh. Bergrat Prof. Dr., Berlin 1917
Brauns, Reinhard, Geh. Bergrat Prof. Dr., Bonn 1917
Breuer, H., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Wiesbaden 1887
Brigham, W. F., Bernice Pauhi Bishop Museum, Honolulu 1910
Bucking, H., Prof. Dr., Geol. Landesanstalt, Straßburg 1896
Bumpus, H. C, Prof. Dr., American Museum of Nat. History, Neuyork 1907
du Buyson, Robert, Comte, Saint-Remy la Varenne 1904
Conwentz, H., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Staatl. Stelle für Naturdenkmalpflege,
Berlin 1892
Correns, C., Prof. Dr., Berlin 1913
Darwin, Francis, M. A., M. B., L. L. D., D. Sc, Hon. Ph. D., Cambridge 1909
Dewitz, J., Dr., Station f. Schädlingsforschungen, Metz 1906
Döderlein, L., Prof. Dr., Zool. Institut, Straßburg 1901
Douglas, James, Copper Queen Company „Arizona", Neuyork 1894
Dreyer, Ludwig, Dr., Wiesbaden 1894
Ehlers, E., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Zool. Institut, Göttingen 1905
Ehrmann, Paul, Oberlehrer, Leipzig 1918
Engler, H. G. A., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Bot. Institut, Berlin 1892
Escherich, Georg, Forstrat Dr., Isen 1917
Escherich, Karl, Prof. Dr., München 1917
Eulefeld, A., Forstrat, Lauterbach 1910
Fischer, Emil, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Chem. Institut, Berlin 1891
Fischer, Emil, Dr., Zürich 1899
Fleischmann, Karl, Konsul, Guatemala 1892
Forel, August, Prof. Dr. med., phil. et jur., Yvorne 1898
Friese, Heinrich, Dr., Schwerin 1901
Fürbringer, M., Geh. Hofrat Prof. Dr., Anat. Institut, Heidelberg 1903
Gaskell, Walter Holbrook, M. D., Physiol. Institut, Cambridge 1911 '
Geisenheyner, Ludwig, Oberlehrer Dr., Kreuznach 1911
Geyer, D., Mittelschullehrer, Stuttgart 1910
Gisevius, Paul, Geh. Hofrat Prof. Dr., Gießen 1917
Goldschmidt, V., Prof. Dr., Mineral. Institut, Heidelberg 1913
V. Graff, L., Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, Graz 1901
Greim, Georg, Prof. Dr., Darmstadt 1896
— '34 —
V. Groth, P., Geh. Hofrat Prof. Dr., Mineral. Institut, München UX)7
Haas, A., Lehrer, Herborn 1914
Haberlandt, Gottlieb, Prof. Dr., Bot. Institut, Berlin 1905
Habermehl, H., Prof.. Worms 1911
Haeckel, Ernst, Exz., Wirkl. Geh.-Rat Prof. Dr., Jena 1892
Hartert, Ernst J. O., Ph. D., Zool. Museum, Tring Herts 1891
Hauthal, Rudolf, Prof. Dr., Römer-Museum, Hildesheim 1905
Heck, Ludwig, Geh. Hofrat Prof. Dr., Berlin 1917
von Heimburg, F., Landrat und Kammerherr, Wiesbaden 1914
Heller, Karl Maria, Hofrat Prof. Dr., Zool. Museum, Dresden 1910
Hellmayr, Karl, Kustos, München 1917
Hertwig, O., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat.-biol. Institut, Berlin 1907
Hertwig, R., Geh. Hof rat Prof. Dr., Zool. Institut, München 1907
Hesse, Paul, Oberzwehren b. Cassel 1887
V. Ihering, H., Prof. Dr., Museu Paulista, Sao Paulo 1898
Jickeli, Karl Fr., Dr., Hermannstadt 1880
Jung, Karl, Frankfurt a. M. 1883
Kammerer, Paul, Privatdozent Dr., Wien 1909
Kayser, E. F., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., München 1902
V. Kimakoviez, Moritz, Kustos des Zool. Museums Hermannstadt 1888
Klemm, Gustav, Prof. Dr., Landesgeolog, Darmstadt 1908
Knoblauch, Ferdinand, Sidney 1884
König, Alexander F., Geh. Rat Prof. Dr., Bonn 1893
Körner, Otto, Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Ohrenklinik Rostock 1886
Kossei, A., Geh. Hofrat Prof. Dr., Physiol. Institut, Heidelberg 1899
Kossniat, Franz, Prof. Dr., Geol. Institut, Leipzig 1918
Kükenthal, Willy, Prof. Dr., Zool. Institut, Berlin 1895
Lakowitz, K., Prof. Dr., Danzig 1917
Langley, John Newport, Prof. Dr., Cambridge 1905
Lankester, Sir Edwin Ray, M. A., D. Sc., L. L. D., Prof., London 1907
Le Souef, Dudley, Zool. Garten, Melbourne 1899
Liversidge, A., Prof. Dr., Fieldhaed 1876
Loeb, Jacques, M. D., Prof., Rockefeller Institut, Chicago 1904
Lucanus, C, San.-Rat Dr., Hanau 1908
Ludwig Ferdinand, Prinz von Bayern, Kgl. Hoheit, Dr., Nymphenburg 1884
de Man, J. G., Dr., lerseke (Holland) 1902
Martin, Ch. J., Dr., Lister Institute of Preventive Medizine, London 1899
v. Mehely, Lajos, Dr., Nationalmuseum, Budapest 1896
Milch, Ludwig, Prof. Dr., Breslau 1917
Molisch, Hans, Prof. Dr., Wien 1917
Möller, A., Oberforstmeister Prof. Dr., Forstakademie, Eberswalde 1896
Montelius, G. O.A., Prof. Dr., Statens Hist. Museum, Stockholm 1900
di Monterosata, Marchese, Tommaso Allery, Palermo 1906
Nansen, Fridtjof, Prof. Dr., Lysaker bei Kristiania 1892
Nies, August, Prof. Dr., Mainz 1908
Nissl, Franz, Prof. Dr., Psychiatr. Klinik, Heidelberg 1901
Notzny, Albert, Bergwerksdirektor, Heinitzgrube, Beuthen 1902
Oestreich, Karl, Prof. Dr., Utrecht 1902
- 35 —
Osborn, Henry Fairfield, A. B., D. Sc, L. L. D., Prof., Präsident d. American
Museum of Natural History, Neuyork 1909
Pfeffer, W., Geh. Rat Prof. Dr., Bot. Institut, Leipzig 1907
Pfitzner, R., Pastor, Darmstadt 1912
Philipp, Hans, Prof. Dr., Greifswald 1917
Preiss, Paul, Geometer, Ludwigshafen 1902
Ranke, J., Geh. Hofrat Prof. Dr., Anthropol. Institut, München 1883
Rayleigh, The right Hon. Lord, P. C, 0. M., Prof., Kanzler der Universität
Cambridge, Essex 1909
Reis, Otto M., Ober-Bergrat Dr., Vorstand d. geogr. Landesuntersuchung von
Bayern, München 1902
Retowski, Otto, Staatsrat, Eremitage, St. Petersburg 1882
Retzius, Magnus Gustav, Prof. Dr., Stockholm 1882
Rinne, Fritz, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Mineral.-Inst., Leipzig 1917
Roux, Wilhelm, Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Halle a. S. 1889
Russ, Ludwig, Dr., Jassy 1882
Rüst, David, San.-Rat Dr., Hannover 1897
Rzehak, Anton, Prof. Dr., Brunn 1888
Salomon, Wilhelm, Geh. Hofrat Prof. Dr., Geolog.-Inst., Heidelberg 1917
Sarasin, Fritz, Dr., Naturhist. Museum, Basel 1898
Sarasin, Paul, Dr., Basel 1898
Scharff, Robert, Ph. D., B. Sc, Nat. Museum of Science and Art, Dublin 1896
Schenck, H., Geh. Hofrat Prof. Dr., Bot. Garten, Darmstadt 1899
Schillings, C. G., Prof., Berlin 1901
Schinz, Hans, Prof. Dr., Botan. Garten Zürich 1887
Schlosser, Max, Prof. Dr., Paläont. Sammlung, München 1903
Schmeisser, K., Geh. ßergrat, Oberbergamts-Direktor, Breslau 1902
Schmiedeknecht, Otto, Prof. Dr., Blankenburg 1898
Schneider, Jakob, Sparre, Museum, Tromsö 1902
V. Schröter, Guido, Wiesbaden 1903
Schultze-Jena, Leonhard S., Prof. Dr., Marburg 1908
Schulze, F. E., Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., Zool. Institut, Berlin 1892
Schweinfurth, Georg August, Prof. Dr., Berlin 1873
Spengel, J. W., Geh. Hofrat Prof. Dr., Zool. Institut, Gießen 1902
Speyer, James, Neuyork 1911
Steindachner, F., Geh. Hofrat Dr., K. K. Nat. Hofmuseum, Wien 1901
Steinmann, G., Geh. Bergrat Prof. Dr., Geol.-pal. Institut, Bonn 1907
Stirling, James, Government Geologist of Viktoria, Melbourne 1899
Strahl, H., Geh. Med.-Rat Prof. Dr., Anat. Institut, Gießen 1899
Stratz, Carl Heinrich, Dr., Haag (Holland) 1887
Stromer v. Reichenbach. Ernst, Freiherr, Prof. Dr., München 1908
Strubell, Adolf Wilhelm, Prof. Dr., Bonn 1891
Torley, Karl, Dr., Iserlohn 1910
Treboul, E., President de la Soc nat. des sciences nat. et math., Cherbourg 1902
Urich, Fr. W., Government Entomologist, Port of Spain (Trinidad) 1894
Verbeek, Rogier Diederik Marius, Dr., Haag (Holland) 1893
Verworn, Max, Prof. Dr., Physiol. Institut, Bonn 1893
Vigener, Anton, Apotheker, Wiesbaden 1904
~ 36 —
Voeltzkow, Alfred, Prof. Dr., Berlin 1897
de Vries, Hugo, Prof. Dr., Bot. Institut, Lunteren (Holland) 1903
V. Waldeyer-Hartz, H. W. G., Geh. Ober-Med.-Rat Prof. Dr., Berlin 1892
Weber, Max C. W., Prof. Dr., Zool. Museum, Amsterdam 1903
V. Wettstein, Richard, Prof. Dr., Wien 1901
W'illstätter, Richard, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr., München 1911
Wittich, E., Dr., Mexiko 1912
Witzel, Louis, Comuna Prundu Judetul Jefov (Rumänien) 1906
Wolterstorff, W"., Dr., Naturhist. Museum, Magdeburg 1904
Zinndorf, Jakob, Offenbach 1900
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41
Rückblick auf die Jahre 1917 und 1918
Mitteiliiiigeii der Verwaltung
Wiederum sind zwei Jalii^e seit der letzten Berichterstattung-
vergangen, zwei harte Kriegsjahre, die jedoch der GTesellschaft
trotz ganz besonders schmerzlicher und schwerer Verluste, auch
viel Segensreiches gebracht haben.
Über die ernst und würdig verlaufene Jahrhundertfeier am
22. November 1917 und über die aus diesem Anlaß der Gesell-
schaft gewidmeten reichen Stiftungen und Schenkungen ist im
48. Bericht ausführlich berichtet worden. Nicht ohne Einfluß ist
die Jahrhundertfeier auf die Mitgliederzahl gewesen, die im Jahre
1917 von 1334 auf 1355 angestiegen ist, obwohl 27 beitragende
Mitglieder verstorben und 38 ausgetreten und verzogen sind.
Erfreulicherweise haben sich im Jahre 1917 26 beitragende Mit-
glieder entschlossen, zu den ewigen Mitgliedern überzutreten; zu
außerordentlichen Ehrenmitgliedern wurden 2 beitragende Mit-
glieder ernannt. Neueingetreten sind in 1917 107 beitragende
Mitglieder, während in 1918 nur 58 Neueintritte zu verzeichnen
sind. Ausgetreten, verzogen und gestorben sind in 1918 67, zu
den ewigen übergetreten sind 3 Mitglieder, so daß die Zahl der
beitragenden Mitglieder am 31. Dezember 1918 1343 betrug.
Schwere Opfer an ungemein tüchtigen und lieben Menschen
hat der Krieg auch in 1917 und 1918 gefordert. Vor allem hat
er uns die Direktionsmitglieder Dr. Kichard Gonder und
Dr. Friedrich W. Winter, sowie den Museumsassistenten
Dr. Ludwig Nick entrissen, und noch in den allerletzten
Tagen des Feldzuges ist der langjährige Konsulent der Gesell-
schaft Justizrat Dr. Fritz Berg auf dem westlichen Kriegs-
schauplatz gefallen. Schmerzlich sind auch die Lücken unter den
außerordentlichen Ehi'enmitgliedern, den arbeitenden und ewigen
Mitgliedern. Die Gesellschaft betrauert den Tod ihrer Verwal-
42 ~
tungsmitglieder: Prof. Dr. H. E. Boeke, Geh. Med.-Kat Prof.
Dr. L. E dinger, Geh. Bergrat Dr. H. Loretz und Eduard
Müller, ilirer außerordentlichen Ehrenmitglieder: Freifrau
Caroline v. E r 1 a n g e r - Niederingelheim, Stadtrat A. v.
Met zier, Geh. Justizrat A. v. Harnier, Geh. San. -Rat Dr.
H. Rehn und L. H. Reiss. Von den ewigen Mitgliedern schied
aus dem Leben Wilhelm von den V e 1 d e n. Unter den korre-
spondierenden Mitgliedern hat der Tod manchen hervorragenden
Gelehrten abgerufen: Exzellenz E. v. Be bring -Marburg, G^h.
Reg.-Rat Prof. Dr. A. Brauer- Berlin, Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.
E. B u c h n e r - Würzburg, Hofrat Prof. H. Engelhar dt - Dres-
den, Prof. Dr. W. Gebhar dt -Halle, Prof. Dr. F. H ornstein -
Cassel, Geh. Hofrat Prof. Dr. G. K 1 e b s - Heidelberg, Geh. Stu-
dienrat Prof. Dr. K. L a m p e r t - Stuttgart, Prof. Dr. H. S i m -
r 0 1 h - Leipzig, Dr. 0. Thilo -Riga und Geh. Hofrat Prof. Dr.
J. Wiesner- Wien. Es ist ferner gestorben das korrespon-
dierende Ehrenmitglied Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. J. J. Rein-
Bonn. Und auch aus der Reihe unserer beitragenden Mitglieder
hat uns der Tod manchen langjährigen treuen Freund entrissen.
Die Zahl der ewigen Mitglieder ist in den Jahren 1917 und
1918 von 203 auf 249 angestiegen. Im Jubiläumsjahr wurden 44
ewige Mitglieder eingetragen; die Namen sind bereits im 48.
Bericht erwähnt. 1918 wurden eingetragen: Frau Alice El-
lis sen und Dr. jur. F. v. Ba sser m ann - J or d an - Deides-
heim. Viele der ewigen Mitglieder haben sich bereit erklärt,
trotz der Erwerbung der ewigen Mitgliedschaft ihren Jahres-
beitrag weiter zu entrichten; das gleiche haben auch einige
außerordentliche Elu^enmitglieder getan.
Außer den im 48. Bericht aufgezählten Elirungen anläßlich
der Jahrhundertfeier ist die korrespondierende Ehrenmitglied-
schaft verliehen worden an
Geh. Reg. - Rat Prof. Dr. Heinrich Fresenius-
Wiesbaden.
Zu ar])eitenden Mitgliedern wurden ernannt:
Prof. Dr. Sieg wart R up pel und
M () li t z V. M et zier.
Zur ]\Iitarl)eiterin wurde ernannt:
Fräulein Julie v. H e y d e n.
Die zur Erinnerung an die Jahrhundertfeier von Prof. Fritz
Klinisch in Charlottenburg entworfene und von der Aktien-
— 43
gesellscliaft vormals G. Gladenbeck u. Sohn, Bildgießerei in
Friedrichshagen, gegossene Denkmünze wurde an 25 Herren
und 2 Damen verliehen. Die Namen sind im 48. Bericht ver-
öffentlicht. Ein Exemplar der Denkmünze ist der hiesigen Stadt-
bibliothek überwiesen worden.
Der Volontärassistent der Säugetier-Abteilung Dr. Ernst
S'chwarz hat mit Ablauf des Jahres 1917 seine Tätigkeit am
Museum eingestellt.
Dr. F. Haas ist nach wie vor in Spanien. Das bei einer
im Auftrage des Zoologischen Museums in Barcelona von ihm
unternommenen Expedition nach Südspanien gesammelte Ma-
terial wird unserem Museum zugute kommen.
Der Ende 1916 zur Aushilfe bei den Präparatoren einge-
stellte Kriegsbeschädigte Friedrich G öjtz ist 1917 wieder
ausgetreten; er wurde später durch Jakob Stein, ebenfalls
kriegsbeschädigt, ersetzt.
Ende 1918 wurde eine Vereinbarung mit Prof. Dr. A. S e i t z
in Darmstadt getroffen, wonach dieser sich bereit erklärt hat,
die Kustodenstelle in der entomologischen Abteilung unseres
Museums vom 1. Januar 1919 ab anzunehmen und zugleich seine
bedeutende Schmetterlingssammlung der Gesellschaft als Eigen-
tum zu überweisen.
Ende des Jalires 1918 ist Christian Kopp als Präpara-
tor in der zoologischen Abteilung angestellt worden, nachdem
er bereits melirere Jalu^e als Lelii'ling und zuletzt als Gehilfe
am Museum tätig gewesen ist.
Für die Anstellung "einer weiteren Hilfe im Präparations-
raum hat ein Freund der Gesellschaft einen größeren Beitrag
gestiftet.
Der Laboratoriumsgeliilfe A. Krämer wurde zum 31. Ok-
tober 1918 entlassen.
Im Dezember 1918 starb Karl W i 1 m e s , der seit dem
•Jahi*e 1910 als Schreiner am Museum tätig gewesen ist.
In Anbetracht der schwierigen Zeitverhältnisse hat die Ver-
waltung ihren Beamten und Angestellten außer einer einmaligen
Kriegsbeiliilfe eine laufende Teuerungszulage bewilligt, die neuer-
dings noch bedeutend erhöht worden ist.
Die während des Krieges im Militärdienst tätig gewesenen
Beamten und Angestellten sind nach Abscliluß des Waffenstill-
standes Ende des Jahres 1918 zui^ückgekelu-t, ebenso ein Teil
_ 44 —
unserer freiwilligen Hilfskräfte, die wälireiid des Krieges durch
soziale oder Pflegedienste in Anspruch genommen waren.
Die ordentliche Generalversammlung über das Rechnungsjahr
1910 fand am 23. Mai 1917 statt. Sie genehmigte dem Antrag der
Revisionskommission entsprechend die Rechnungsablage für 1916
und erteilte dem I. Kassierer W. M e 1 b e r Entlastung. Der Vor-
anschlag für 1917, der sich in Einnahmen und Ausgaben mit
M. 125 762.31 ausgleicht, wurde genehmigt. Nach dem Dienstalter
schieden aus der Revisionskommission aus Philipp Passa-
vant und Freiherr S. M. v. Beth mann, an deren Stelle
Moritz V. M e t z 1 e r und Dr. jur. Paul Stern gewählt
wurden. Für 1917 gehörten der Kommission ferner an: Dr. R.
N i e d e r h 0 f h e i m. als Vorsitzender, E d u a r d d ' 0 r v i 1 1 e ,
Heinrich de B a r y - 0 s t e r r i e t h und Justizrat Dr. Otto
P' e 1 1 n e r.
Am 6. November 1918 fand die ordentliche Generalversamm-
lung über das Rechnungsjahr 1917 statt, die nach Genehmigung
der Rechnungsablage dem Kassierer W. Melber Entlastung
erteilte und den Voranschlag für 1918, der sich bei Einsetzung
einer Fehlsumme von M. 2228.86 in Einnahmen und Ausgaben
mit M. 127 649.21 ausgleicht, genehmigte. Für die aus der Revi-
sionskommission ausgeschiedenen Mitglieder Dr. R. Nieder-
h 0 f h e i m und Eduard d ' 0 r v i 1 1 e wurden Herman n
Nestle und Kurt v. NeufviUe gewählt. Anstelle des ver-
storbenen Kassierers Stadtrat A. v. Metzler wurde Moritz
V. Metzler einstimmig gewählt. Der Kommission gehörten für
1918 ferner an: Justizrat Dr. Otto Fellner als Vorsitzender,
Heinrich de B a r y - O s t e r r i e t h und Dr. jur. Paul Stern.
Im Andenken an die genußreichen Stunden, die ihr verstor-
bener Gatte in der Gesellschaft verbringen konnte, hat Frau
Sarah Bleibtreu M. 100.— geschenkt.
In dankenswerter Weise hat das am 21. Juni 1917 verstor-
bene beitragende Mitglied Georg Hertzog der Gesellschaft-
ein Vermächtnis von M. 40 000.— hinterlassen, das zur Abtragimg
der Schulden dienen soll, die dm^ch den Erweiterungsbau un-
seres Museums entstanden sind. Ein anderes Mitglied, Eduard
Parrot, vermachte der Gesellschaft letztwillig 2000 Mark.
Der Frankfurter Kunstverein schenkte 1000 Mark für die
spätere Prägung der demnächst fertiggestellten, zur Jahrhundert-
feier gestifteten Cretzschmar-Medaille.
— 45 —
Für den im Frühjahr 1917 fälligen Rückkauf von Darlehens-
scheinen stellte die MetaUgesellschaft 3 Anteilscheine und Kom-
merzienrat Haeffner 1 Anteilschein geschenkweise zur Ver-
fügung. Über die aus Anlaß der Jahrhundertfeier geschenkten
Darlehensscheine und über die Jubiläumsstiftung der Mitglieder
gibt der bereits erschienene 48. Bericht Auskunft. Im Frühjahr
1918 fand eine Verlosung von Anteilscheinen statt, bei der die
Nummern 129, 277 und 295 gezogen wurden.
Besonders erfreulich sind auch die Geschenke an Bildern
für das Sitzungszimmer der Gesellschaft und an Medaillen, die
die Gesellschaft während der letzten zwei Jalire, in erster Linie
aus Anlaß der Jahrhundertfeier, erhalten hat und die bereits
alle im 48. Bericht erwähnt sind.
Die Verleihung der verschiedenen fälligen Preise und Sti-
.pendien ist bis nach dem Kriege zurückgestellt worden. Ebenso
fiel in den Jakren 1917 und 1918, wie in den vorhergehenden
Kriegsjaliren, die übliche Jahresfeier aus; dagegen wurden wie-
derum regelmäßige Vorlesungen und wissenschaftliche Sitzungen
abgehalten, die allerdings wegen der Verkehrsschwierigkeiten
und der für auswärtige Eedner manchmal damit verbundenen
Unmöglichkeit zu reisen, hin und wieder ausfallen mußten.
Unserem korrespondierenden Ehrenmitglied Geheimrat Prof.*
Dr. 0. Bütschli- Heidelberg wurde anläßlich seines 70. Ge-
burtstages am 5. Mai 1918 die Denkmünze der Jahrhundertfeier
verliehen.
Am IG. Juni 1918 waren 25 Jahre verflossen, seit Geh. Reg.-'
Rat Prof. Dr. M. Möbius als arbeitendes Mitglied in die Ge-
sellschaft eingetreten ist, die botanische Sammlung des Museums
verwaltet und im Auftrage der Administration der Dr. Sencken-
bergischen Stiftung die botanischen Vorlesungen und Kurse ab-
hält. Die Gesellschaft hat ihm aus diesem Anlaß die Jubiläums-
medaille in Silber, das erste Exemplar, das in Silber überhaupt
vergeben worden ist, verliehen.
Dem außerordentlichen Ehrenmitglied Prof. Dr. H. Rei-
chenbach, dem alle der Gesellschaft zur Verfügung stehenden
Elirungen bereits erwiesen worden sind, wurde am 23. Juli 1918
zu seinem 70. Geburtstage eine Glückwunschadresse überreicht.
Von einer größeren Feier, wie sie die Gesellschaft ihrem hoch-
verehrten Jubilar zu Ehren so gerne veranstaltet hätte, mußte
in Anbetracht der ernsten Zeiten abgesehen werden.
- 46 —
Landesökoiiomierat A. Siebert wurde aus Anlaß seiner
40jährigen Tätigkeit am Palniengarten am 10. Oktober 1918 ein
Glückwunschschreiben überreicht und die eiserne Medaille der
Jahrhundertfeier verliehen.
Vor der ersten wissenschaftlichen Sitzung am 26. Oktober
1918 wurde in einer Gedächtnisrede des 150. Geburtstages Si-
m 0 n i\i 0 r i t z v. B e t h m a n n s , des Mitstifters der Gesell-
schaft, gedacht, und am Geburtstage selbst (31. Oktober 1918)
auf seiner Grabstätte auf dem Peterskij'chhof ein Lorbeerkranz
njfcdergelegt.
Der Betrieb des Zoologischen Instituts der Universität fand
weiter im Senckenbergischen Museum statt; wälirend der Kälte-
periode im Winter 1917/18 war auch das Mineralogische Institut
im Museum aufgenommen worden.
Ende 1917 sind der II. Direktor Prof. Dr. P. Sack und,
der II, Scliriftfühi^er H. Jacquet aus der Direktion ausgeschie-
den; an ilire Stelle sind für die Jahre 1918 und 1919 Dr. jm\
A. L 0 1 i c h i u s und Privatdozent Dr. med. E. G o 1 d s c h m i d ge-
treten. Mit Ablauf des Jalu'es 1918 hatten satzungsgemäß aus der
Direktion auszuscheiden der I. Direktor Dr. A. J a s s o y — bisher
vertreten durch Geh. Med. -Rat Prof. Dr. A. Knoblauch —
'und der I. Schriftführer Dr. O. L ö w B e e r. Für die beiden fol-
genden Jahre 1919 und 1920 wurden Geh. Med.-Rat Prof. Dr.
A. Knoblauch als I. Direktor und Dr. 0. L ö w^ Beer, dessen
Wiederwahl nach den Satzungen zulässig war, als I. Schriftführer
gewählt.
47
Museumsbericht
In den beiden letzten Kriegsjahren (1917 und 1918) war die
Arbeitsmögiiclikeit am Museum naturgemäi5 stark behindert. Wa-
ren doch seit Ende 1916 fast alle eingestellten und ein großer
Teil der freiwilligen Mitarbeiter zum Heeresdienst einberufen.
Unsere freiwilligen Helferinnen waren wie in den vorhergehen-
den Kriegsjahi^en durch soziale oder Pflegedienste in Anspruch
genommen; sie sind zum Teil bereits Ende 1918 in ilire alte
Tätigkeit zurückgekelirt, so daß nunmehr die leider jahrelang
unterbrochene Arbeit in allen Abteilungen wieder aufgenommen
werden kann.
Der Museumsbesuch stand dem in den Vorjalu^en etwas nach.
Die Zählung ergab für 1917 24 566 und für 1918 26 670 Besucher.
Soldaten und Verwundete hatten nach wie vor zu allen Besuchs-
stunden freien Eintritt und machten von dieser Vergünstigung
fleißig Gebrauch; doch konnten Führungen infolge der Abwesen-
heit sämtlicher wissenschaftlicher Beamten leider nicht mehr
veranstaltet werden. — In beiden Jahren war das INIuseum je
drei Wochen lang geschlossen.
Größere bauliche Veränderungen haben nicht stattgefunden.
Auf Anordnung der Metall-Mobilmachungsstelle mußte ein großer
Teil des Dachkupfers abgeliefert werden. Durch Geschosse der
Fliegerabwehrgeschütze entstanden melufach leichte Beschädi-
gungen, die ausgebessert werden konnten. Die Bücksicht auf
Fliegergefahr hat es auch notwendig gemacht, besonders kost-
bare Stücke der Schausammlung in größere Sicherheit zu brin-
gen. Vor allem wurde der im Lichthof stehende riesige Diplo-
docus aus diesem Grunde abgebaut. Er wird später in freier
Montierung wieder aufgestellt werden. Die Überführung der
Skelett- und der Fellsammlung in ilu^e neuen Eäumlichkeiten ist
beendet. Die bisher dort befindliche Molluskensammlung hat in
48 — .
dem Xebensaal, der durch Ijberfülirung der geologischen Samm-
lungen in den Neubau frei geworden war, Platz gefunden. In
dem ahen Skelettsaal sollen später die niederen Wirbeltiere, die
in der Schausammlung aus räumlichen Gründen bisher nur
mangelhaft vertreten sind, aufgestellt werden. Im Sommer 1918
hat in unserem ISIuseum zum ersten Male eine Blausäure-Ver-
gasung der Vogelsammlung mid der wissenschaftlichen Säugetier-
Sammlung in zwei Stockwerken zwecks Vertilgung von Motten
und Anthrenus durch die Gold- und Silberscheideanstalt statt-
gefunden.
Die Zentralheizung war wegen des Kohlenmangels fast gänz-
lich außer Betrieb gesetzt. Die dauernd benutzten Räumlichkeiten
wurden mit neu gesetzten Öfen geheizt, wofür als Reserve meh-
rere Hundert Zentner Buchenholz beschafft wurden.
A. Zoologische Sammlung
Der Zuwachs in den einzelnen Al^teilungen kann sich natür-
lich im allgemeinen mit dem früherer Jahre nicht messen, ist
aber dennoch nicht unbeträchtlich. Vor allem ist hier der Er-
werb der prachtvollen Vogelsammlung Carlo v. Erlangers
zu nennen. Es handelt sich um 12 589 Bälge und 1140 Gelege,
die V. Erlanger teils in Nordafrika, teils in der Nähe seines
Wohnsitzes Niederingelheim selbst gesammelt hat. Die Samm-
lung enthält sämtliche von v. Erlanger beschriebenen Typen
sowie zahlreiche prächtige Serien seltener Arten und dürfte
daher für zoogeographische Untersuchungen besonders wertvoll
sein. Alles ist in tadellosen Scliränken untergebracht.
Der Ankauf der schönen Sammlung von Meereskonchylien
des Prof. Bolgiano in München wird es ermöglichen, eine
empfindliche Lücke der Schausammlung auszufüllen. Es handelt
sich durchweg um ganz hervorragende Stücke, die zu diesem
Zwecke besonders geeignet sind.
Im Bialo wieser Urwalde war Dr. Nick als wissenschaft-
licher Hilfsarbeiter bei der Militär-Forstverwaltung weiterhin
tätig, bis im September 1917 der Tod den Schaffensfreudigen
mitten aus der Arbeit abrief. Chr. Kopp, der ihm als Prä-
parator zur Seite gestanden hatte, verblieb weiterhin dort, und
in den letzten Monaten des Krieges war auch Dr. Sternfeld
als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter nach Bialowies versetzt. Die
49
reichen Sanimlungen, die zum großen Teil der unerniüd liehen
Tätigkeit von Dr. Nick und Präparator Chr. Kopp zu ver-
danken sind, haben glücklicherweise abtransportiert werden kön-
nen. Es befinden sich dabei etwa ein Dutzend Wisentfelle und
-Skelette, mehr als 900 sorgfältig präparierte Vogelbälge, schät-
zungsweise an 50 000 Insekten und vieles andere wertvolle Ma-
terial. Die Verteilung an die verschiedenen Museen, die dar-
auf Anspruch haben, wird hoffentlich in nächster Zeit erfolgen
können.
Aus dem Felde sind auch weiterhin zahlreiche Sendungen
von Freunden und Beamten des Museums eingegangen, wodurch
die einzelnen Abteilungen manclien wertvollen Zuwachs erhal-
ten haben.
Aus dem Nachlaß unseres arbeitenden Mitgliedes Fried -
ricli Bas tier wurde ein Kasten mit Feinmechanik-Instru-
menten dem Museum überwiesen.
Allen denen, die zur Vermehrung der Sammlungen beige-
tragen haben, sei an dieser Stelle unser herzlichster Dank aus-
gesprochen. Es sind dies u. a. :
Frau Dr. C. Beck -Aachen, Stadtrat C. Binding, Prof.
A. V. B ö h m - Salzburg, Prof. A.Brauer- Berlin, Dr. F. B r a u n s,
San. -Rat Dr. A. B ü c h e 1 e r, Leutnant d. R. C o m b e c h e r, Fisch-
handlung M. E i s e m a n n , Ersatz-Bespannungs- Abteilung Fuß-
Art. Heg. Nr. 3-Mainz, Frau Helene du Fay, H. Flocard-
Charleville, Dr. E. G o 1 d s c h m i d , R. v. G o 1 d s c hm i d t - 11 o t h -
Schild, Landsturmmann C. Gapp, Lehrer H. Grupe, A. v.
G w inner- Berlin, Unteroffizier R. Haas, Geh. Baurat 0.
Hahn, Oberarzt Dr. Haus, Geh. Med. -Rat H. Hecker - Straß-
Ijurg i. E., Leutnant d. R. H e r x h e i m e r, Fräulein J. v. H e y -
den, Unteroffizier H u f e I d , J u n g m a n n - Eppstein, Leutnant
H. Kaysser, O. K lebsatte 1, Kom.-Rat Dr. H. K ley er,
Geh. Med.-Rat A. Knoblauch, Dr. L i n d e m a n n - Lissa, Dr.
A. Lotichius, Dr. O. Low Beer, Hauptmann Lud icke,
Geh. Reg.-Rat M. Möbius, R. Moll, Frau Lili Morgen-
stern, Vizefeldwebel Julius Müller, Leutnant Müller,
Dr. M. Nassauer, Kom.-Rat R. de Neufville, L. Oben-
a u e r - Darmstadt, Kanonier E. Geh m e , Frau M. 0hl, Palnien-
garten-Gesellschaft, Leutnant Panzer, Dipl.-Ing. P. Prior,
Kanonier Reif Schneider , Dr. R. u. Frau E. Richter,
Fräulein 0. R ö d e r s t e i n - Hofheim i. T., Geh. San.-Rat E. R o e -
— 50 —
dig-er, Frau M. Koemmich, Dr. A. Scliädel, Unteroffizier
Schmidt, Frau E. S c h m i d t - P o 1 e x , Prof. O. S c h n a u d i-
g e 1 , Feldpostsekretär W. Schneider, Julius Schott- Xeu-
hof, Kanonier H. Schreiber, Unteroffizier S c h r e i t m ü 1 1 e r ,
A. Seid ler- Hanau, Landesökonomierat A. Siebert, K. W.
S 0 n a r d - Xeu-Isenburg, Exz. v. S t e i n m e i s t e r , Dr. R.Stern-
f e 1 d , Karl S t o 1 1 , Geh. Reg.-Rat O. z u r Strassen, Frau Th.
Trier, Vizefeldwebel E.Vogel, Leutant V o ß - Höchst, I'liter-
offizier W e s e n e r , ]Major .J. W i d ni a n n . Baurat A . Vr o r -
g i t z k y - Blankenburg.
Fräulein A. Hobrecht hat ihre Tätigkeit in der Haus-
bücherei wieder aufgenommen und mit der Neuordnung des ge-
samten Bestandes begonnen. Die während der letzten Jahre ein-
gegangenen Bücher und Sonderabdrucke u.a. von:
Administration der Senckenbergischen Stiftung, Geh. Studien-
r.at Bail- Danzig, Bibliothek der Wirtschafts- und Sozialwissen-
scliaftl. Seminai'e, Zahnarzt J. Böhme, A. v. G w i n n e r - Ber-
lin, Geh. Baurat O. Hahn, FrauW. v. Hey den, geb.v. M an-
der st jerna, Prof. Th. Krumbach-Rovigno, Dr. G. de
^Fan - Jerseke, G^h. Reg.-Rat M. Möbius, Prof. Th. Nau-
mann' Kom.-Rat R. de Neufville, Dr. R. und Frau E.
Richter, Frau E. S c h m i d t - P o 1 e x , Prof. E. S t r o m e r -
München, Zentrale für Frankfurter Familienforschung (Genea-
logische Vereinigung) wurden bei dieser Gelegenheit eingereiht.
1. Wirbeltiere
1. Säugetiere. Xeuaufstellungen von Bedeutung für die
Schausammlung haben in den letzten Jahren nicht stattgefunden.
Jedoch ergab sich eine Reihe von Erwerbungen größerer Stücke,
zumeist aus dem hiesigen Zoologischen Garten, die später wich-
tige Lücken in der Schausammlung schließen werden. Dazu ge-
hört vor allem ein männlicher Kudu, ein Vi^isentbulle, von dem
jedoch nui- der Kopf verwendbar ist und im Lichthof aufgestellt
werden soll, ein Eisbär, ■ eine Zibethyäne (Proteles) aus dem
Zoologischen Garten zu Köln und ein weiblicher See-Elefant aus
Hagenbecks Tierpark in Stellingen. Außerdem sind noch
zwei Narwalskelette zu nennen. Das afrikanische Nashorn, das
seinerzeit von R. v. G o 1 d s c h m i d t - R o t h s c h i 1 d dem Zoo-
logischen Garten mit der Bestimmung geschenkt war, daß es
- 51
nach dem Tode an das Museum fallen solle, ist eingegangen,
abei- leider zur Aufstellung nicht geeignet. Die Sammlung von
Eennpferden wurde vermehrt diu^ch das Skelett der Vollblut-
stute „Fabella" (von Spearmint aus der Fabula), ein wertvolles
Geschenk der Herren A. und C.v. Weinberg. Die unter Lei-
tung Dr. Nicks in Bialowies .zusammengebrachte Sammlung
enthält 51 Nummern von Säugetieren, darunter zwei Felle und
Skelette, sowie vier weitere fast vollständige Skelette vom Wisent
neben Vertretern des übrigen dort vorkommenden Großwildes
und einer Eeihe von Kleinsäugern, teilweise in Serien, die wert-
volles Vergleichsmaterial bilden.
2. Vögel. Die Ordnung der alten Sammlung wurde durch
H. Jacquet fortgesetzt und vollendet. Leider muß immer noch
ein Teil der großen Bälge in Kisten und Pappkästen unterge-
bracht werden, da es an Schränken fehlt.
Die Berlepsch-Sammlung ist jetzt vollständig durchgesehen
und die Paläarkten systematisch geordnet. Auch die Erlanger-
sche Sammlung ist nunmehr in großen Schränken wohlgeordnet
untergebracht. Sie bildet eine überaus wertvolle Ergänzung un-
sere} reichen ornithologischen Schätze. Die Bälge der Ausbeute
Herzog Adolf Friedrichs zu ]\1 e c k 1 e n b u r g vom Kongo
und aus Kamerun sind sämtlich gestreckt worden und wurden
in die Sammlung eingereiht. P. C a h n stellte seine Arbeitskraft
und sein reiches Wissen der Abteilung nach wie vor zur Ver-
fügung. Die Arbeit von Frau Dr. Low Beer an der Kolibri-
Sammlung mußte leider unterbrochen werden und hat erst neuer-
dings wieder aufgenommen werden können.
Alle Sammlungen wurden von auswärts, namentlich von
München, stark in Anspruch genommen. Eine Reihe von Leih-
gaben sind dorthin gesandt worden.
In der Schausammlmig wurde ein prachtvoller Argusfasan
neu aufgestellt. Ferner zwei Tragopane, die durch Vermittlung
von Geh. Reg. -Rat zur Strassen von H. Flocard - Charle-
ville dem Museum überwiesen wurden, sowie ein japanischer
Kranich, eine Rotschnabelkitta und ein Brauner Pelikan, die
aus dem Zoologischen Garten stammen.
3. Reptilien und A m p h i b i e n. Die Eingänge waren
auch weiterhin nicht besonders stark. Sie beschränkten sich in
der Hauptsache auf kleinere Sendungen aus dem Felde, wofür
insbesondere Herrn A. Se i d le r - Hanau zu danken ist. Vom Assi-
stenten der Abteilung- konnte einiges Material in Mazedonien
gesammelt werden. Die Bearbeitung der Reptilien und Amphi-
bien de]' Hanseatischen Südsee- Expedition ist zum Abschluß ge-
bracht worden. Sie ergab neben der Bescln^eibung einer neuen
Echse und von drei neuen Batrachier-Arten wichtige Aufschlüsse
füi- die tiergeographische Gliederung Polynesiens.
In 'der Schausammlung wurde die im Zoologischen Garten
eingegangene Galapagos - Schildkröte {Testudo ephipjnum Gün-
ther) aufgestellt. Sie bildet eine wertvolle Bereicherung der schö-
nen Sammlung riesiger Landschildkröten. Daneben gelangten
neuerdings ein weiteres, besonders schönes und großes Exem-
plar der Brückenechse {Sphenodon punctatum Gray) sowie eine
Anzahl Giftschlangen zur Aufstellung.
4. In der F i s c h - A b t e i 1 u n g gab es wenig Neues. A . H.
W e n d t , dessen eifriger Tätigkeit die Abteilung so viel ver-
dankt, hat erst eben beginnen können, die durch den Krieg zer-
rissenen Fäden wieder anzuknüpfen. Sonst lagen nur kleinere
Eingänge aus dem Zoologischen Garten vor.
II. Wirbelloso Tiere
Für die M o 1 1 u s k e n - A b t e i 1 u n g ist zunächst der An-
kauf der Sammlung Prof. C a r 1 B o 1 g i a n o s in München zu er-
wähnen. Es handelt sich dabei hauptsächlich um marine Schnek-
ken und Muscheln, die in erster Linie dazu dienen sollen, die
Schausammlung zu bereichern. Das Fehlen genauer Fundorts-
angaben ist unter diesen Umständen weniger von Bedeutung.
Es handelt sich vorwiegend um ausgesucht schöne und große
Stücke von all den Formen, die ihrer Schönheit, Seltenheit oder
auffälligen Bildung halber für Schausammlungszwecke besonders
geeignet sind. Namentlich die Gattungen Cypraea, Oliva, Murex
und insbesondere Conus sind in herrlichen, großen Serien ver-
treten. Die Sammlung ist von Prof. Bolgiano selbst zusammen-
gestellt und von seinem Sohne dem Museum angeboten worden.
Das von D. Geyer in Bialowies gesammelte reichhaltige
Material, eine erwünschte Ergänzung zu dem bereits von Dr.
Nick gesammelten, ist eingetroffen und bleibt vorläufig liegen,
bis Dr. Haas von seinem unfreiwilligen Aufenthalt in Spanien
zurückgekehrt sein wh^d. Das Gleiche gilt von der Schnecken-
sammlung aus dem Nachlaß des cand. phil. Hashagen in
Bremen.
^ 53 —
Insekten. Die während der Bericlitszeit ausgeführten Ar-
beiten in der Insektenabteilung stellen sich im wesentlichen als
Vorarbeiten zu einer Vereinheitlichung der gesamten Insekten-
Kollektionen dar. Es gilt, die früher selbständig behandelten
und nach unterschiedlichen Prinzipien geordneten und unter-
gebrachten Abteilungen, die den einzelnen Insekten-Ordnungen
entsprechen, auf eine gemeinschaftliche Basis zu stellen. So
wurde die Zahl der nach den neuesten Erfahrungen konstruier-
ten Kasten wesentlich vermeinet und mit der Einreihung der Be-
stände in eine fortlaufende Insektensammlung fortgefahren.
Von Hymenopteren wui'den die Äpidae neugeordnet und
dabei die große, von unserem verstorbeaien Mitglied A. Weis
dem Museum überwiesene Hautflügler-Sammlung eingereiht. Die
ScoUidae und einige Wespengruppen wurden hier angeschlossen
und nocl die Abteilung der Ichneumoniden in Angriff genommen.
Die Neuordnung und Dm^chbestimmimg der Lepidopteren
war bis zu den (exotischen) Lycaeniden durchgeführt, und die
Nachtfalter waren bis zu dem Lymantreiidae durchgearbeitet,
als die weitere Behandlung def Schmetterlingssammlung eine
jähe Unterbrechung durch den unerwarteten Tod des Sektionärs
für diese Insektenordnung, Eduard Müller, erfuhr. Näheres
über diesen beklagenswerten Verlust imd Einzelheiten über die
letzte Zeit der Tätigkeit AI ü 1 1 e r s für unser Museum werden
an anderer Stelle dieses Berichts mitgeteilt werden.
Unter den Greschenken, die für die Insektensanmilung wäh-
rend des Krieges 1918 eingingen, ist eine Anzahl ausländischer
Schmetterlinge zu erwähnen, die H. Wer the im dem Museum
überließ. Aus dem Jahre 1917 ist aber eine große und reiche
Sammlung exotischer Falter nachzutragen, die Dr. Max Nas-
sauer gestiftet hat. Es ist die selii^ gut erhaltene, zwei große
Schränke fast ganz füllende Sammlung des Postsekretärs Carl
S c h e f f e r - Niederrad, die sich durch außergewöhnliche Sauber-
keit und sorgfältige Präparation der zum Teil recht seltenen
Exemplare auszeichnet. Die Sammlung bildet eine willkommene
Ergänzung der früher schon vom gleichen Spender dem Museum
überwiesenen Sammlung von Raupen und Kleinschmetterlingen
(vergl. 47. Bericht S. 44). Geh. San. -Hat Dr. Roediger überwies
gleichfalls eine Anzahl Schmetterlinge, sowie mehrere für die
Präparation nötige Utensilien. Weitere Bereicherung erfuhr die
Lepidopteren-Sammlung durch Tausch einiger Falter mit J o -
- 54 —
sepli Wert li e im und flui'c]! Ankäufe ostasiatischer und afri-
kanischer Schmetterlinge.
Dipteren. Prof. Sack bearbeitete die g-esamte von iliiii und
von Dr. Nick zusanunengebi-achte Dipteren-Ausbeute aus Bia-
lovvies und beendete die einheitliche Ordnung der sogenannten
kleinen Museiden nach dem Dipterenkatalog von K e r t e s z.
Zu einem gewissen Stillstand waren die Arbeiten in der
Gruppe der Koleopteren gekommen, durcli das 1915 erfolgte Hin-
scheiden des langjährigen Sektionärs für diese Abteilung, L u-
k a s von H e y d e n , dessen nicht hoch -genug anzuschlagenden
Verdienste für unser Museum wir im 46. Bericht gedacht hatten.
Es ist al^er, nachdem die Bestände des Museums an Käfern heute
eine beträchtliche Höhe erreicht haben, jetzt damit begonnen
worden, diese übersichtlich anzuordnen und durchzuarbeiten; eine
Tätigkeit, für die die beschränkten räumlichen Verhältnisse des
Museums in früherer Zeit ein ernstes Hindernis darstellten.
Die Orthopteren sind bereits zum Teil in die neue wissen-
schaftliche Sammlung übergeführt worden und stellen in ihrer
neuen Anordnung eine recht ansehnliche Kollektion dar, die
indes noch in mehrfacher Hinsicht der Vervollständigung bzw.
der Erneuerung bedarf. Bekanntlich sind manche Orthopteren-
gruppen die empfindlichsten und hinfälligsten Insekten, und eine
zeitweise Auffrischung bildet daher ein Desiderium allei- ältereji
Museen.
Was den liest der Insekten betrifft, der nicht den hier auf-
geführten Gruppen angehört, so haben deren Bestände nm- un-
wesentliche Veränderungen erfahi-en. Die Abwesenheit aller
wehrfähigen Männer und die in jeder Hinsicht erschwerten Ver-
hältnisse in der Heintat haben eine wesentliche Förderung der
Entomologie über die angefülnten Grenzen hinaus nicht zuge-
lassen. Um so eifriger werden die sein zahlreichen Arbeiten be-
trieben, welche die Neugestaltimg der gesamten Museumssamm-
lung in der Zukunft zuwege bringen sollen. Vor allem wird
gegenwärtig an der Zusannnenlegung der zahlreichen, noch nic-lit
eingereihten Austeuten und Spezialkollektionen gearbeitet, inid
die Umgestaltung der gesamten Bestände in ein einheitliches
System dürfte, da das gesamte liessort der Entomologie nun-
mehr einer einheitlichen Leitung untersteht, rasche Fortschritte
machen. Es bleibt zu wünschen, daß die zur Zeit geradezu un-
ei'schwinglichen Preise für Unterkunftsbehälter wie Schränke,
Glaskasten usw. bald einen Rückgang erfahren und daß der
sonst erprobte Gemeinsinn und die Hilfsfreudigkeit der Bürger-
schaft auch der entomologischen Abteilung den Aufstieg zu grö-
ßerer Leistungsfähigkeit ermöglichen.
III. Vergleichende Anatomie
Erfreulicherweise hat Frau M. Sondheim auch im Kriege
trotz übernommener sozialer Arbeit noch regelmäßig Zeit ge-
funden, die — meist aus dem Zoologischen Garten — eingelie-
ferten Tiere anatomisch zu verwerten. Und es war keine geringe
Aufgabe, da neben vielen kleinen Vögeln und Säugern mehrere
große (Elefant, Wisent, Nashorn und See-Elefant) reichliches
Material lieferten. Von diesen Tieren wurden die Gehirne kon-
serviert, vom Elefanten melirere instruktive Präparate, unter
anderem z. B, vom Gehörgang, sowie verschiedene Nerven- und
Schnittpräparate angefertigt. Bei der Herstellung dieser Prä-
parate, wie auch einiger für die Lehrsammlung des Zoologischen
Instituts, hat sich wiederum E. Cnyxim verdient gemacht.
Besonders wertvoll und willkommen waren auch häufig die
frischen Tierkadaver als Demonstrationsmaterial für die Stu-
dierenden des Zoologischen Instituts.
B. Botanische Samnilung'
Die botanische Sammlung der Gesellschaft befindet sich seit
1914 in den Räumen des Botanischen Instituts der Dr. Sencken-
bergischen Stiftung im Bibliotheksgebäude (Viktoria-Allee 9). Die
Schausammlung konnte bisher wegen Mangels an Personal dem
Publikum noch nicht geöffnet, kann aber von denen, die sich
besonders dafür interessieren und beim Direktor melden, be-
sichtigt werden.
C. Paläontologisch-geologische Sammlnng
Auch dieser Sammlungsbericht kann nur kurz ausfallen.
Denn es ist ganz unmöglich, in den wenigen Wochen, die seit
Kriegsende verflossen sind, sich auch nur einen flüchtigen Über-
blick darüber zu verschaffen, was während der letzten zwei
Jahre eingegangen ist und was zuerst geschehen muß. Zu den
starken Anforderungen, die Kriegshilfe und Verwundetenfürsorge
an die freiwilligen Hilfskräfte stellten, gesellte sich die Kohlen-
not, die ein Arbeiten im Museum zeitweise unmöglich machte.
So blieb fast alles liegen. Über hundert verschiedene Sendungen
allein aus dem Felde sind notiert, von denen bis heute etwa
zehn ausgepackt sind. Dazu kommt die Schwierigkeit, sich in
die bei Kriegsausbruch oder beim Einrücken abgebrochene Tä-
tigkeil wieder einzuleben, so daß ein ziemlicher Berg von Arbeit
vor dem Leiter, den Sektionären und den Mitarbeitern liegt.
Aber auf der anderen Seite geht es auch erfreulich vorwärts.
Unsere Mitarbeiter melden sich wieder und helfen mit dem glei-
chen selbstlosen Eifer wie früher; die Damen :\I. Kaysser, C.
Proesler, A. Schiele und E. Walcker stehen bereits
wieder auf ihren Plätzen, und neue Kräfte sind in Aussicht.
Dr. W e n z hat seine Arbeiten wieder aufgenommen, und der
kurze Bericht der paläozoischen Abteilung zeigt die fleißige
Tätigkeit des Sektionärs Dr. R. Richter und seiner Gattin.
Herr Konsul R o 1 f e s und Frau Assessor T o m f o r d e sind mit
Bildern für die Schausammlung beschäftigt. So kann trotz aller
Überlastung die Hoffnung ausgesprochen werden, daß in Jahres-
frist die Abteilung wieder blüht und ihre alte Kraft auch unter
den neuen Bedingungen bewährt.
Der Leiter muß wieder um Entschuldigung bitten, wenn so
mancher freundliche Geber, so manche freiwillige Mitarbeit nicht
genannt wird, und kann nur die Hoffnung aussprechen, daß
ihrer aller im nächsten Bericht gedacht werden kann.
Eine kleinere Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten ging trotz
aller Schwierigkeiten materieller und seelischer Art in der Zwi-
schenzeit aus der Museumsabteilimg und dem Universitäts-Insti-
tut hervor. Es sind:
A. Born „Zur Geologie der spanischen Kalisalzlagerstät-
ten". Zeitschr. für praktische Geologie, 1917.
K. Fischer und W. Wenz „Mollusken aus den Sables
de Cuise der Umgegend von Soissons". Nachrichtsblatt der D.
Malakozoolog. Gesellschaft 50, 1918.
R. u. E. R i c li t e r „Bemerkungen über das Schnauzenschild
(scutum rostrale) bei Homalonoten". Zentralbl. f. Mineralogie.
1917.
,.Die Lieliadiden des Eifler Devons". Neues Jahrbuch für
Mineralogie Bd. 1, 1917.
,,ljber die Einteilung der Familie Acidaspidae und über
einige ihrer devonischen Vertreter". Zentralbl. f. Mineral., 1917.
,.Voi' unseren Trilobiten IL'. 47. Bericht der S. N. G.
W. Wenz „Die Molluskenfauna der Schleichsande und Cy-
— 57 —
renenmergel in der Baugrube des Frankfurter Osthafens". Nach-
richtsblatt der D. Malakozoolog-. Ges., 1917.
„Das jüngere Tertiär des Mainzerbeckens und seiner Nacli-
bargebiete". Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darmstadt,
1916.
„Die Thalfing-erschichten der schwäbischen Eugulosakalke
und ihre Beziehungen zu anderen Tertiärablagerungen". Jahres-
berichte des Oberrheinischen Geologischen Vereins, 1918.
„Cypraea moneta L. in jungdiluvialen Ablagerungen bei
Frankfurt am Main". Nachrichtsblatt der D. ]\lalakozoologischen
Ges., 1918.
„Zur Altersfrage der böhmischen Süßwasserkalke". Jahres-
berichte des Nassauischen Vereins für Naturkunde in Wies-
baden, 1917.
Für die Handbücherei wurden eine Eeihe wichtiger Arbei-
ten gekauft. Sehi' zahlreiche Lehr- und Handbücher, sowie ganze
Zeitschriftenreihen erwarb das Universitäts-Institut und stellte
sie allen Mitarbeitern ebenso zur Verfügung wie den Studieren-
den. Das gleiche gilt für die umfangreiche Bücherei und Karten-
sammlung des Leiters, die ihren Platz in der Handbücherei fand.
Es sind als Anfang über 8000 Arbeiten vorhanden (ohne die
Zeitschriften), die alphabetisch aufgestellt sind, während der
Zettelkatalog, an dessen Herstellung Frl. M. K a y s s e r das
größte Verdienst hat, sinngemäß geordnet werden soll. Erfreu-
licherweise haben Dr. Born, Dr. E i c h t e r und Dr. W e n z
sich bereit erklärt, auch ihre Büchereien den Mitarbeitern zu-
gänglich zu machen.
Die Präparation des Flacodus ist vollendet; er wird nach
abgesclilossener wissenschaftlicher Bearbeitung aufgestellt wer-
den und das erste Skelett aus dem deutschen Muschelkalk dar-
stellen, das, vollständig vom Gestein befreit, wie ein rezentes
Skelett montiert werden kann. Die Arbeit war ein Wagnis und
konnte nur im Vertrauen auf die ausgezeichneten Leistmigen
des Präparators C h r. Strunz unternommen werden. Daß sie
gelang, ist sein Verdienst. Ein späterer Bericht wird Einzel-
heiten über die schwierige Arbeit bringen. Auch die Trachodon-
Mumie ist vom Gestein befreit und wartet auf normale Zeiten
mit erschwinglichen Preisen für Metall- und Holzteile, die zur
Montierung nötig sind. Gewissermaßen als eine Folge des Krie-
ges ist eine gewaltige Arbeit in Angriff genommen worden.
— 58 —
deren Fertigstelluuig- luxli nicht abzusehen ist und sicherlich
Jahre dauern wird. Als der Diplodocus sich mit den übrigen
Schätzen des Lichthofes vor den feindlichen Fliegerangriffen in
schützende Keller zurückzog, mußte er zerlegt werden, und da
war- es natürlich, daß beim Wiederauftauchen der Plan erörtert
und sofort in Angriff genommen wurde, das Riesenskelett aus
seiner Gipshülle zu erlösen und frei aufzustellen. Die Arbeit ist
sehr schwierig, aber sie wird hoffentlich gelingen und dann das
prachtvolle Stück in neuer Gestalt erstehen lassen. Die Mon-
tierung des Peloneustes, die 19 U begonnen und mit Kriegsbeginn
abgebrochen wurde, ist in vollem Gange und wird bald vollen-
det sein.
Die zahlreichen Geschenke, die zur Bereicherung der Samm-
lung in der Zwischenzeit iDeitrugen, können heute noch nicht
aufgezälilt werden. Zeit und Arbeitskräfte sind zu beschränkt,
um eine Sendung aus dem Felde nach der anderen vornehmen
zu können, und so mögen sie alle bis zum nächsten Bericht
warten, wo dann eine vollständige Aufzählung all derer gegeben
werden soll, die trotz Gefahr und Not des Senckenbergs gedach-
ten und von denen so mancher nicht wiederkehrt. So viel steht
heute schon fest: im Westen sind prächtige Materialien ge-
sammelt worden, die ein vollständiges Profil durch das soge-
nannte Pariser Becken von seinen ßandgebirgen an ergeben,
mit sehr reichen Funden, die zum Teil bereits in wissenschaft-
licher Bearbeitung sind. Majiches wertvolle Stück aus den
Schützengräben und Unterständen wird nach und nach in der
Schausannnlung auftauchen und ein Zeugnis für deutsche Arbeit
ablegen.
Aus der Heimat sind folgende Schenkungen zu erwähnen:
von ■ unserem dui'cli seine Güte oftmals bewährten Gönner A.
V. G w i n n e r unter anderem prachtvolle Jura- und Tertiär-
fische, wie ein Schädel von Rhinoceros antiquitatis aus Sibirien
mit dem zugehörigen langen Horn, das dort im gefrorenen Bo-
den ausnahmsweise erhalten gel^lieben ist. Ferner von Dr. G.
D a h m e r - Höchst sehr erwünschte Gipsabgüsse von Harzer Tri-
lolnten und Zweischalern, von Dr. St ei nhausen Fossilien
aus dem Hunsrück. Angekauft und eingetauscht wurde haupt-
sächlich devonisches Material aus der Eifel und Schlesien zur
Unterstützung der Arbeiten des Sektionärs Dr. Ei cht er.
Umfangreiche Aufsannnlungen, die dieser mit seiner Frau
— 59
während längerer Urlaubswoclien in der Eifel vornehmen konnte,
wurden eingereiht und mit den devonischen Sammlungsbestän-
den sannnlungstechnisch und wissenschaftlich von ihnen durch-
gearbeitet. Das monographische Studium der Devontrilobiten,
wozu ein in diesem Umfange noch nie vereinigtes Material von
den in Betracht konunenden Sammlungen des In- und Aus-
landes dem Museum anvertraut wurde, ist wieder aufgenonmien
worden.
I). Miiieralo^'isch-petrogTaphiscIie Samiiiluii^'
Das Jahr 1917 war trotz der schweren Zeit für die iVfine-
raliensammlung überaus segensreich.. Die Männer, deren wohl-
wollender Gesinnutig wir diese hocherfreuliche Tatsache ver-
danken, sind die Herren A r t h u r v. G w i n n e r , W i 1 1 y Hof
und 0 s k a r L ö w B e e r.
A. V. G winner schenkte 22 große Schaustufen und Kri-
stallgruppen, unter denen hier einige besonders hervorgehoben
sein mögen:
S t r e n g i t und P h o s p h o s i d e r i t von dem neuen Fund-
ort Kreuzberg bei Pleystein in der Oberpfalz, dessen Mineralien
Jetzt im Münchener Mineralogischen Institut bearbeitet w^erden.
Der Strengit ist das dem Skorodit, dem rhombischen wasser-
haltigen Eisenoxydarseniat, entsprechende und diesem isomorphe
Phosphat, meist mit |111) | 120| | 100] = P . oo P2 • ooPöo. Er
wurde zuerst 1877 von A. Nies beschrieben, der ihn im Braun-
eisenlager vom Dünsberg bei Gießen in der Grube Eleonore fand ;
auch traf ihn Streng in der Grube Eotläufchen bei Wald-
girmes zwischen Wetzlar und Gießen, G. A. König in Rock-
l)ridge Co., Virginia, Franz Ritte r bei Bremthal im Taunus
und neuerdings R. Koechlin in der gewaltigen Magneteisen-
Apatitmasse des Kiirunavaara in N. -Schweden. Meist bildet er
nur kleine kugelige, kristalline Aggregate; die Kreuzberger Kri-
stalle gehören wohl zu den hervorragendsten bis jetzt bekann-
ten. Der ihm nahe stehende Phosphosiderit wurde zuerst von
W. Brüh n s und K. B u s z bei Eiserfeld (Siegen) gefunden
und beschrieben.
Von Leopoldshall (Staßfurt) ist eine kostbare Gruppe von
S y 1 V i n - Kristallen zu nennen, Würfel mit Oktaeder, einige In-
dividuen bis 5 cm dick, auf körnigem Steinsalz und von kleinen
Salzwürfeln begleitet. Von ebendaher kommt eine höchst inter-
essante Gesellschaft von Bit ters alz - Kristallen (auch Epso-
— 60 —
mit, Reichardtit genannt), ebenso auf köiiiigem Steinsalz mit
aufsitzenden Würfelchen wie der öylviii; z.T. umwachsen die
Epsomitkristalle die Salzwürfel. Jene sind nach c gestreckt, bis
25 mm lang und 10 mm dick, z. T. iiocli glänzend und durch-
sichtig, meist aber oberflächlich mit dünner Verwitterungskruste
umhüllt. In allen Kristallen treten beide Sphenoide auf, meist
das eine vorherrschend, ferner [llOj ]100] ]010[ [lOlj jOllj; für wei-
tere Formen sei auf Mi Ichs Arljeit „Über Epsomitkristalle
von Staßfurt-Leopoldshall" in Groth, Z. Kr. 20, 221 ff. ver-
wiesen. Mile h hatte die Kristalle von H i n t z e zur Unter-
suchung erhalten, dem sie von J o h. B r u n n e r in Magdeburg-
zugescliickt Avaren, A. v. G winner hat unsere Stufe bei Ku-
sche in München gekauft. Nach einer beiliegenden Postkarte
von H i n t z e an B r u n n e r ist zu vermuten, daß unsere Stufe
M i 1 c h s Originalstück ist. Bittersalz findet sich in der Natur
außer in Staßfurt selten in guten Kristallen (im Gips des Dep.
de l'Herault und in Salzseen im Gouv. Orenburg), sonst meist
nur in Krusten oder haarförmigen Effloreszenzen.
Schon in früheren Jahren hatten wir unserem treuen Gönner
hervori^agende Tür maline zu verdanken, jetzt wieder einen
mächtigen Kristallstock von Pala, etwa 12 -cm lang, 9 cm breit,
trigon. Prisma und Basis dominierend, 2 Hauptkristalle mit vie-
len kleinen in meist paralleler Stellung, rot mit grünen Enden.
Ferner seien genannt : 3 blaue Fluorit -Würfel, bis 13 cm Kan-
tenlänge, in Zwillingsstellung nach dem Okta-eder, auf einer
Fläche Eisenspat und Blende aufgewachsen; Dioptas in Quar-
zit von Gudab (Otavi); graue Mikrokline vom Pikes Peak
mit guter Gitterung: P, M, T, x, z, y; Vesuvian vom Vesuv;
große Schaustufe von Fluorit mit Quarzüberwachsung von
Durham (Cumberland) und A m e t h y s t in angeschliffener Quarz-
geode von Uruguay (32.46.23 cm).
Oskar Low Beer schenkte 3000 Mark und sclioß 7000
]\Jark zum Ankauf der von dem verstorbenen Prof. F. Hörn-
st e i n in Cassel gesammelten Basalteinschlüsse vom
Bühl beim Dorf Weimar in der Nähe von Cassel vor. Wenn
sicli auch in der Literatur einige Angaben über das Auftreten
von gediegenem Eisen in Basalten und anderen Eruptiv-
gesteinen finden, so ist doch der Bühl durch das massenhafte
Vorkommen von metallischem Eisen in einem irdischen Gestein
für Eui'opa ein Unikum und kann überhaupt nur mit der gTÖn-
~ 61 ^
ländischen Insel Disko und anderen Orten Grönlands ver-
glichen werden (Nordenskiöld, Wohl er, Steenstrup,
Seh want ke u. a.). Auch die- Vergesellschaftung von Eisen
mit Magnetkies und Graphit erinnert an Grönland und an die
Meteoreisen; aber die Analyse des Bühleisens ergibt nach Ditt-
rich kein Nickel und auch nur Spuren von Kohlenstoff. Das
Eisen umschließt auch andere, ihm ähnliche Körnchen, mitunter
ziemlich viele, die aus Kupfervitriol kein Cu ausscheiden. Es
ist jetzt noch nicht angängig, über die Bühlsachen nähere Mit-
teilungen zu machen; hier sei nur erwähnt, daß die Einschlüsse
vorwiegend aus Eisen, Magnetkies, körnigem und „schlackigem"
Magnetit, Pyrit, Zinkblende (!), Quarz, Silikaten (namentlich
Sillimanit), Graphit bestehen, wozu noch Brockfen kommen, die
zweifellos vom durchbrochenen Nebengestein losgerissen sind;
vielleicht ist auch noch ein Teil der erstgenannten Massen hier-
her zu rechnen. Die Eiseneinschlüsse, nußgroß und kleiner,
anderseits bis zum Gewicht von mehreren Kilogrammen, betra-
gen allein über 500 Exemplare, darunter etwa 150 angeschliffene
und polierte Stücke; wohl ebenso zahlreich sind die Magnetkiese.
Die Sammlung, die Prof. Hornstein im Lauf vieler Jahre
(1904, wo er das erste Eisen fand, bis 1916) in unermüdlichem
Eifer zustande brachte, gewinnt noch dadurch an Bedeutung,
daß die Brüche jetzt ersoffen sind. Es ist wohl kaum daran zu
zweifeln, daß die angelegte Summe zum größten Teil durch
Verkauf von Dubletten gedeckt werden kann, auch wenn man
nicht die enormen Preise der Händler zugrunde legt. Weiterhin
liegen eine Menge von Photogrammen, Negativen und Diaposi-
tiven der Bühlbrüche und ihrer Einschlüsse vor, auch etwa 300
bei Fueß und Voigt & Hoc hge sang hergestellte Dünn-,
schliffe von Eruptivgesteinen, namentlich Basalten, einschließ -
licli 20 Nummern von Bülileinsclilüssen. Sehr willkommen sind
5 Analysen, die Dittrich in Heidelberg ausgefülirt hat: Bühl-
basalt, Magnetkies, -Eisen, Zinkblende, Magnetit; ihnen lagen
Analysenberechnungen und kleine Publikationen von Horn-
stein über den Bühl und seine Einschlüsse bei.
Willy Hof schenkte der Sektion 1000 Mark zur beliebi-
gen Verwendung.
Auch an dieser Stelle ergreift der Sektionär mit Freude
die Gelegenheit, den drei genannten hochherzigen Männern für
ihre kostbaren Zuwendungen den innigsten Dank der Sencken-
— 62 —
V)ergischen Gresellschaft zum Ausdruck zu bringen.
P. Prior verdanken wir eine Pseudomorpliose von Ma-
ladiir nach Kupfer von Bi-aubach und eine Gangstufe mit
Kiiigelerzstruktur von Laurenburg a. d. Lahn: Blende, Spat eisen,
Bleiglanz.
Gekauft wurde für die kristallographische Schausannnlung
eine Serie von Kristallen, ferner Sill>er auf Kupferschiefer (Eis-
leben). Silberskelette (Tarapaca), Pinguit (Stenn bei Zwickau),
Ti-oegerit, Silberglanz mit ,,Akanthit" (Frei1>erg), Arseniosidei^it
(Mareche), Laumontit (Nagyag), Pyrit mit Blende und Magnet-
kies (Freiberg), Rheinsand von Philippsburg.
Wie immer hat auch in diesem Jahr Bei^ginspektor K. M al-
ler einen großen Teil seiner Zeit der Mineraliensammlung ge-
widmet und u. a. deii Katalog für die Schausammlung fertig
gestellt. Herzlichen Dank dem treuen Mitarbeiter!
In 1918 ist wiederum in erster Linie der zahlreiclien Zu-
wendungen .V )• t h u r V. G w i n n e r s zu gedenken, im ganzen
160 Gesteinshandstücke und Mineralstufen, z. T. große Pracht-
stücke für die Schausammlung. Es seien hervorgehoben: 120
Gesteinsarten (Eruptive, Sedimente, kristalline Schiefer), eine
Serie, die in 7 Stufen den Verlauf der Granitverwitterung demon-
striert, schöne Comptonite mit den 3 Pinakoiden von Kaaden,
Linurit und Kupferlasur von Tsumeb, große blaue Fluoritwürfel
von ('uiiil)ei'land, Vivianit in einer Muschel von Kertsch (Krim),
Kupfer in Blechform vom Lake superior, Silber auf Kupfer-
schiefer von Eisle]>eii, weiße Silberskelette vom Lake superior,
große Phlogopitplatte mit unter 60° sich schneidenden Eisen-
glanzleisten, sternförmigen Gruppen und verwaschenen Flecken
(Calcutta?), große Schaustufe mit einer Menge von klaren, durch-
schnittlicli etwa 3 cm langen Calcitprismen mit vorherrschenden
— 1/2 K . H 3 von Frizington, von ebendaher eine prächtige Stufe
mit dunkeln, lebhaft glänzenden Kristallen vom Serro da Mar
vorwiegend 00 P • oP • '2 Pö^ = |110] ]00l! -1102), Amethystdruse
mit dunkelen, leibhaft glänzenden Kristallen vom Serro da Mar
(Bras.), angeblich mit Platin (?) imprägnierte Grauwacke von
Wenden (Kr. Olpe), sein- schöne polierte Schalenblende mit Pyrit
von Altenberg (Aachen), ein. anderes Stück von der Grube Esch-
bruch bei Moresnet mit Pyrit und Bleiglanz, großer braunroter
Korund (Zwilling nach R) von Madagaskar, polierte Pudding-
steinplatte (Flintkonglomerat), Fahlerz mit Quarz auf Liparit,
— 63 -
beide Tetraeder mit Pyramidentetraeder, ganz wie die Kapinker
aussehend, aber als Fundort „Botes" angegeben, großer Vesu-
vian aus einem Sommablock (Prismenzone und Basis), Dumor-
tierit (Kalifornien), Kupferindig (Covellin) von Bor (Serbien),
Delvauxit von „Vinik", Böhmen, bei Zeplarovich nicht ge-
nannt, er erwähnt „Winaf".
Von M. von der Porten in Berlin erhielten wir durch
V. G w i n n e r s Vermittlung eine Serie von Erzen, darunter ein
vorwiegend aus Mottramit (wasserhaltigem Bleikupfervanadinat)
bestehendes Vanadinerz von Tsumeb, sowie Fluorit von Bad Lie-
benstein, von Betriebsschlosser K. M a r x auf Veranlassung des
Lehrers B. Cronberger, hier: 11 Erzproben von Altan Tepe,
N.-Dobrudsclia (Kupferkies, Pyrit, Magnetit, Brauneisen u. a.
mit Quarz in Schiefer), von Berginspektor K. AlüUer Anhydrit
von Wieliczka, blumenkohlähnliche Aggregate, z. T. in klaren
Steinsalzkristallen eingewachsen. Wir danken den alten und
neuen Freunden der Senckenbergischen Naturforschenden Ge-
sellschaft herzlich für ihre gütigen Zuwendungen.
Schließlich kann noch die erfreuliche IMitteilung gemacht
werden, daß ein Teil der Bühleinschlüsse im Mineralogischen
Institut der hiesigen Universität unter Leitung von Prof. B o e k e
und Dr. Eitel mikroskopisch und metallographisch untersucht
wurde und daß diese Untersuchimg zu wertvollen Ergebnissen
geführt hat, wie aus beifolgender Notiz Dr. E it eis hervorgeht.
„Die Untersuchung der Einschlüsse von gediegenem Eisen,
jNIagneteisenstein und Magnetkies in dem Basalt des Bühls bei
Cassel hat einige sehr interessante Ergebnisse gezeitigt, die
in einer bald erscheinenden Arbeit des Herrn W. Ir me r -Wies-
baden zusammengefaßt sind. Insbesondere ergab die mikrosko-
pische Untersuchung der knollenförmigen Einschlüsse der ge-
nannten Mineralien, daß starke pyro- und kontaktmetamorphe
Veränderungen der mit dem Basalt aus der Tiefe gerissenen
Gesteinspartien stattgefunden haben, und daß das gediegene
Eisen genetisch mit den Erzen aufs innigste zusammenhängt.
Durch die metallographische Untersuchung der Eisen -Einschlüsse
konnte fernerhin festgestellt werden, daß ein geringer Kohlen-
stoffgehalt in ihm enthalten ist, der zu hochinteressanten per-
litischen Strukturen in dem Metalle fülirt, von so eigenartiger
Beschaffenheit, wie man diese bis jetzt wohl an Kunstprodukten
des Eisen- Kohlenstoffs vstems kaum beobachtet haben dürfte."
64
Lehrtätigkeit vom April 1917 bis März 1919
1. Zoologie
Somiiierhalbjalir 1917: Prof. Steche begann die Betrach-
tung der Vertebraten mit einer ausfülirlichen Darlegung des
Baues und der Entwicklung von Ämphioxus. Daran schloß sich
die Übersicht über Cyclostomen und Fische. Von ihnen wurden
die Selachier, die niederen Knochenfische und von den Teleo-
stiern die ersten großen Gruppen bis zu den aalartigen be-
sprochen.
Winterhalbjahr 1917/18: Die Fortsetzung der Betrachtung
des Tierreiches führte zunächst zum Abschluß der systemati-
schen Übersicht über die Knochenfische. Bei der außerordent-
lichen Formenfülle dieser Gruppe konnte natürlich nur eine
kleine Auswahl vorgeführt werden; immerhin wurden neben den
wichtigen Nutzfischen auch die biologisch bemerkenswertesten
Formen, so die Tiefseefische mit ihi'en Leuchtorganen, die Fische
der Korallenriffe mit ilii-en bizarren Formen und Farben, die
fliegenden Fische, die Umgestaltung der Plattfische u. a. genauer
besprochen. Der nächste Teil des Semesters gab die Übersicht
über die Amphibien. Hier wurden vor allem die heimischen
Formen berücksichtigt und auch die zur Klärung vererbungs-
theoretischer Fragen bei ihnen angestellten Versuche ( K a m -
merers Zuchten von Salamandern und Alytes) dargestellt.
Besondere Berücksichtigung fanden die eigentümlichen Brut-
pflegeeinrichtungen vieler Formen.
Zum Schluß wurde die Regeneration der Ileptilien in ihren
Grundzügen erörtert und noch die Besprechung der Brücken-
echse als des ursprünglichsten heute lebenden Typus durchge-
führt.
6Ö -
Soninierhalbjalir 1918: Die Vorlesungen fülnten in unniirt el-
bare m Anschluß an das Winterhalbjahr die Betrachtung- der
Eeptilien zu Ende. Den breiteren Raum nahm die formenreiche
Gruppe der Eidechsen ein. Hier gaben die sehr mannigfachen
Anpassungen an verschiedene Lebensbedingungen Gelegenheit
zu allgemein-biologischen Betrachtungen; besonders betont wurde
die Annäherung an den Schlangentypus in verschiedenen Parallel-
reilien in den systematischen Untergruppen. Bei den Schlangen
wurden neben der Verschiedenheit des Verhaltens der giftlosen
und giftigen Schlangen als Wirkung ihrer verschiedenen Art,
sich der Beute zu bemächtigen, auch die interessante Mimikry
zwischen Colubriden und Elapiden, für die auf Grund von Dr.
Sternfelds Untersuchungen reiches Material vorlag, vorge-
führt. Für Krokodile und Schildkröten reichte die Zeit nur zu
einer sehr gedrängten Übersicht.
Winterhalbjahr 1918/19: Da die Vögel bereits früher von
Geh. Reg. -Rat zur Strassen behandelt und die Säugetiere im
Sommer in einer speziellen Universitätsvorlesung besprochen wa-
ren, wurde die Durchführung des Programms, eine Übersicht
über das gesamte Tierreich zu haben, zunächst unterbrochen.
Statt dessen wurde ein biologisches Einzelproblem behan-
delt: die Ernährung der Tiere. Ausgehend von der Grundfrage,
wie weit die Anpassung an eine besondere Funktion den gan-
zen Organismus beeinflußt, wurde zunächst an den großen
herdenbildenden Säugetieren die Beziehung zwischen Pflanzen-
nahrung und Körperbau, physiologischen und psychologischen
Leistungen dargelegt. Die Gültigkeit der hier abgeleiteten Sätze
wurde auch für die flanzenfressenden Wirbellosen in weitem
Umfange nachgewiesen. An diese Gruppe schlössen sich die
Kleinzeugfresser, die Plaiiktonvertilger und die Schlamm- und
Detritusfresser an. Die zweite Reihe l>egann in scharfem Gegen-
satz dazu mit den Raubsäugetieren und untersuchte neben deren
Grundtypus die Spezialfälle der im Hinterhalt lauernden Räuber,
der Fallensteller, der Gifttiere und ähnlichen. Die Betrachtung
der Aasfresser mit ihren oft sehr eigenartigen Anpassungen
(Totengräber) führte zu den Kotfressern (Pillendreher und an-
dere Käfer) und endlich zu den Kleintierfressern, wo sich durch
Berührung mit dem Endpunkt der ersten Reihe der Kreis der
Besprechung schloß. Der Hauptwert wurde während der ganzen
GG -
Vorlesuiiü- darauf gelegt, die gesetzmäßigen Übereinstiniinuiigeii
der einzelnen biologischen Typen ganz unabhängig von ilu'er
systematischen Stellung klarzulegen.
Sämtliche Vorlesungen wiu-den, da Geh. Keg.-Kat z u r S t r a s-
s e n im Felde stand, von Prof. Steche abgehalten.
II. Hotaiiik
Geh. Reg. -Rat Mob i u s hielt folgende Voi'lesungeii und
Kurse ab:
Sommerlialbjahr 1917: 1. Entwicklunggeschichte der Pflan-
zen (üntogenie). 2. ]\likroskopisches Praktikum.
Winterhalbjahr 1917/18: Allgemeine Pflanzengeographie.
Sonnnerhalbjahr 1918: 1. Über die Entstehung der Arten mit be-
sonderer B'erücksichtigung der botanischen Forschung. 2. Alikro-
skopisches Praktikum für Anfänger.
Winterhalbjahr 1918/19: Phylogenie des Pflanzenreichs (I.
Teil Algen und Pilze).
Außerdem veranstaltete Privatdozent Dr. W. Brandt im
Sommerhalbjahr 1918 Botanische Exkursionen.
III. Paläontologie und Geologie
Sonnnerhalbjahr 1917: Dr. Wenz sprach über „Geologie
von Südwestdeutschland.". Besonderer Wert wurde auf eine klare
Hervorhebung der einzelnen großen Entwicklungsphasen des Ge-
bietes gelegt, die seinen Aufbau verständlich machen. Eingehen-
der wurden die in der nächsten Umgebung auftretenden Forma-
tionen behandelt mit Ausnahme des Tertiärs, das in der Winter-
vorlesung bereits behandelt worden war. Der Vortrag wurde
durch ein reiches Anschauungsmaterial an Wandtafeln, Projek-
tionen und Belegstücken der Sammlung des Äluseums unter-
stützt. Trotz mannigfacher Schwierigkeiten konnten im Anschluß
au die Vorlesungen eine Reihe von Exkursionen in die nähere
und weitere Umgebung Frankfurts unternonnnen werden, an
denen durchschnittlich etwa 15 Hörer teilnahmen.
Winterhalbjahr 1917/18: Dr. Wenz sprach über „die geo-
logischen Kräfte der Erdrinde". Ausgehend von den älteren
und neueren Hypothesen der Kosmogonie und ihrer kritischen
(i7 -
Würdigung Aviirden die Forseliuiigsniethodeii und -ergebnisse der
modernen Seismologie behandelt, dit in Verbindung mit den
Scliweremessungen und der Bestinnnung der Tiefentemperatur
die Grundlagen zu unserer Kenntnis vom Bau und der Zusammen-
setzung des Erdinnern bilden. Ausführlichere Besprechung fan-
den die Entstehung und Auswertung der Erdbebendiagraanme
sowie Lage und Verhalten der wichtigsten Erdbebenherde und
Schüttergebiete an Hand eines reichen Anschauungsmaterials.
Im Ansclikiß daran gelangten die allgemeinen Fragen des
Mechanismus der Gebirgsbildung, an einzelnen ausgewählten
Beispielen erläutert, zur Darstellung, die die Grundlage zur Ein-
führung in den speziellen Teil bildete, der sich mit den einzel-
nen Phasen der Gebirgsbildung beschäftigen sollte, infolge Ein-
berufung des Dozenten zum Heeresdienst aber nicht mehr be-
handelt werden konnte.
Sommerhalbjahr 1918: Prof. Steuer behandelte im ersten
Teile des Semesters die Entstehung von Kalksteinen unter Alit-
wirkung von pflanzlichen und tierischen Organismen. Der Vor-
tragende ging von den Untersuchungen aus, die in allerneuester
Zeit über Herkunft, Erlialtung und Bearbeitung des zu der
Jupitersäule des S a m u s und S e v e r u s in JMainz von den
Römern verwendeten jSIaterials ausgeführt worden sind. Er be-
sprach ferner anknüpfend an die neuesten Funde von Litho-
thanmienkalken im Mainzerbecken bei Alzey und an die pracht-
vollen Algenkalke von Weisenau 1)ei ]Nrainz und Oppenheim-
Nierstein, deren Bildung sowie diejenige der Oolithe des fran-
zösischen oberen Jura, vermutlich unter der IMitwirkung von
Cyanophyceen gegenüber der anorganischen Entstehung von
ähnlichen Gesteinen, wie z. B. der Erl)sensteine von Karlsbad.
Der zweite Teil der Vorlesung wurde einer Besprechung
der Verbreitung und Entwicklung des Silurs in Deutschland ge-
widmet. Auch hier konnte von den neuesten Untersuchungen
ausgegangen werden, indem die bergbaulichen Aufschlüsse bei
Gießen,' die zur Entdeckung wohlentwickelten, fossilführenden
Silurs am Taunusrande führten, behandelt wurden. Zum Ver-.
gleich wurde dann die Ausbildung der gleichen Formation im
Kellerwalde, in Thüringen und im Harz, sowie die englische
und böhmische Entwicklung herangezogen.
Die beabsichtigten Exkursionen mußten leider infolge der
durch den Krieg hervorgerufenen Schwierigkeiten unter])]eiben.
- GS
Wintersemester 1918/19: Für das Winterseinester war von
Prof. Steuer als Gegenstand der Vorträge hauptsächlich die
Entstehung der mineralischen Brennstoffe und die Geologie der
deutschen Stein- und Braunkohlenlager gewählt worden, eine
kurze Behandlung der Kalisalze und Erzlagerstätten sollte sich
anschließen. Leider wurde die zur Verfügung stehende Zeit
durch die eintretenden politischen und Verkehrsverhältnisse
stark beschränkt, so daß nur auf die Entstehung der Brennstoffe
und die Geologie der deutsehen Steinkohlenbecken näher ein-
gegangen werden konnte.
Nach einer allgemeinen Einleitung über die deutschen Bo-
denschätze wurde eingehend die Entstehung von Faulschlamm-
bildungen, Humus, Harzen, Braun- und Steinkohlen, sowie der
mineralischen Öle besprochen. Es wurden die verschiedenen Zer-
setzungsprozesse bis zur Kohlenbildung verfolgt. Daran knüpfte
sich die Betrachtung der chemischen Zusammensetzung, sowie
die Einteilung, Bewertimg und technische Verwendung der ver-
schiedenen Kohlensorten. Dann folgte die Schilderung der Ent-
stehung von Moor- und Torflagern und ihrer Verbreitung, fer-
ner der Bedingungen, unter denen sich die Vegetation der Stein-
kohlenzeit entwickelte, weiter der Ansichten über autochthone
und allochthone Bildmig der Kohlen. Ein weiteres Kapitel
brachte eine Übersicht über die Flora der Steinkohlenzeit und
über den Werdegang der Pflanzenwelt in der Erdgeschichte über-
liaupt. Nach einem Überblick über die gebirgsbildenden Vor-
gängewährend der mittleren Carbonzeit und den Einfluß dieses
Hochgebirges auf Klima, Niederschläge, Üppigkeit des Pflanzen-
wuchses, Moor- und Kolilenbildung ging der Vorträgende dann
auf die eingehendere geologische Behandlung der einzelnen
Kohlenbecken über. Den Schluß machten wirtschaftliche An-
galien über die Gewinnung vor dem Kriege im Vergleich zu
anderen Ländern.
TV. Miiier.aloj2:ie
Sommerlialbjahr 1917 : Li Vertretung Prof. Dr. H. E. B o e k e s
sprach Dr. W. Eitel über „Die äußere Form und innere Struk-
tui- der Kristalle" im Hörsaal des Mineralogischen Instituts der
Universität. Es wurden eingehend die Grundgesetze der kristallo-
graphischen Formenlehre besprochen, sodann die Symmetrie-
elemente der Kristalle erläutert und aus diesen die einfachsten
69 -
kristallographiscli niögiichen Gestalten systematisch abgeleitet.
Durch Hinweis auf mineralogisch oder chemisch interessante
Beispiele für spezielle Kristallformen wurde versucht, der außer-
oidentlichen ^Mannigfaltigkeit der kristallographischen Erschei-
nungen gerecht zu werden. Im Gegensatz zu dem ersten Teile
der Vorlesung, der sich nach dem Dargelegten lediglich mit der
Architektonik der Welt der Kristalle iDCSchäftigte, wurde im
zweiten Abschnitt der mannigfaltigen Anschauungen gedacht,
welche die spekulative Vernunft zur Erklärung des inneren Ge-
füges der anisotropen iVIaterie ersonnen hat. Die Schilderung
des Werdegangs des Gedankens vom Raumgitter stellte die Er-
folge und Schwierigkeiten derartiger Vorstellungen ins Licht;
endlich wurden die neuesten glänzenden Resultate der physi-
kalischen Untersuchung des Feinbaues der Kristalle sowie die
Methoden und Ziele einer im Entstehen begriffenen „Kristall-
Stereochemie" erörtert. — Die von Dr. W. Eitel im Auftrage des
Universitäts - Instituts veranstalteten petrographischen Studien-
fahrten in die Umgebung Frankfurts erfreuten sich eines sehr
regen Interesses von Seiten der ]Mitglieder der Senckenbergi-
schen Gesellschaft. Es wurden einige der wichtigsten und lehr-
reichsten Aufschlüsse im Gebiete des kristallinen Odenwaldes,
die Gegend von Dietzenbach und Steinheim, sowie der Tauiius
Ijesucht.
Whiterhalbjahr 1917 18: In Vertretung Prof. Dr. H. E. B oe -
k e s sprach Dr. W. Eitel im kleinen Hörsaal des Äluseums
über- den „Vulkanismus". Die Erscheinungsformen der vulkani-
schen Kräfte wurden zunächst in ihrer Bedeutung für das mensch-
liche Leben besprochen, wo}>ei es dem Vortragenden vor allem
darauf ankam, die geschichtliche Entwicklung der Wissenschaft
vom Vulkanismus zu beleuchten. Alsdann wa.ren Betrachtungen
über den Schauplatz der vulkanischen Kraftentfaltung Gegen-
stand eingehender Erörterungen; besondere Beachtung verdien-
ten hierbei naturgemäß die Formen der verschiedenen Vulkan-
typen. Einen weiteren Abschnitt bildeten die speziellen Erschei-
nungen, welche die einzelnen aufeinanderfolgenden Phasen der
vulkanischen Tätigkeit kennzeichnen. Das INIagma in seinen
pliysikalischen und chemischen Eigenschaften, insbesondere seine
Kristallisation und Entgasung, beanspruchte besonderes Inter-
esse, weil auf diesem Gebiete die vulkanologische Wissenschaft
— 70 —
(lurch Aiiwendiiii.y- pliysikoclieiiiisclier Methoden in der Neuzeit
einig-e sehi wichtige Erfolge erzielt hat. Die niamiigfaltigen
Gasi-eaktionen sowie die pneuniatol\i:ischen und pegniatitischen
Bildungen, ciKllich die vulkanischen Nachwirkungen und die
Erscheinungen der Kontaktnietamorphose vervollständigten den
Überblick übei- das umfangreiche Gebiet des tellurischen Vulka-
iiisnuis. Ein Schlußwort iXlmr den kosmischen, speziell den luna-
KMi Vulkanismus beleln-te uns, daß dieser eine allgemeine Er-
scheinung von großartigster Bedeutung im gesamten Weltall
darstellt. — Zahlreiche Demonstrationen duix'h Lichtbildervor-
fühi-ungen, Projektionen im Polarisationsmikroskop und an Hand-
stücken aus der Sammlung des Älineralogischen Institutes sowie
der Gesellschaft erläuterten die mit lebhaftem Interesse verfolg-
ten Ausführungen.
jektionen in; Polarisationsmikrosk'Op und an Handstücken aus
der Samndung des ]\Iineralogischen Institutes sowie der Gesell-
schaft erläuterten die mit lel)haftem Interesse verfolgten Aus-
füliiamgen.
Soinnicilialbjahr 1918: In Vei^tretung von Prof. Dr. Boeke
hielt D]- W. Eitel eine Vorlesung im Hörsaal des ]\fineralogi-
schen Institus ül)er: ,,Das Polarisationsmikroskop". Nicht nur
als Beobachtungsinstrument zur möglichst weitgehenden Erken-
nung morphologischer Einzelheiten an geeigneten Präparaten
soll das Polarisationsmikroskop dienen, sondern es wird in der
Hand des Sachverständigen zu einer Art von optischem Eni-
versalap|)aral. Infolgedessen sind die besonders in der Minera-
logie und Petrographie gebrauchten Mikroskope dieser Art
Pi'äzisionsinstrumente, mit denen Messungen von liängen und
Winkeln sehr genau ausgeführt werden können. Auf diese Weise
kann man das Polarisationsmikroskop benutzen als goniometri-
schen Apparat zur Ausmessung kristallisierter Körper, al>er auch
als Refraktometer zur Bestimmung der Lichtbrechungs - Expo-
iK Hlcn dci' rntersuclumgsol)jekte. Die Untersuchung in polai'i-
.sicrtem Lichte, die mit Hilfe der vervollkommneten Instrumente
möglich ist, erlaubt uns des weiteren, einfach- und doppel-
bi'cchendo Körp*^- sofort zu unterscheiden, die Doppelbrechung
selbst zu bcstinniicii und uiii.'r Berücksichtigung gewisser Lehr-
sätze der i)hysikalischen Kristallographie sogar das Kristall-
system bis zu einem gewissen Grade festzustellen, Zwillings-
— 71 —
gesetze abzuleiten und Achsenwinkel zu messen. Ja man kann
sogar eine chemische Analyse durch optische Messungen an
gewissen Mischkristallen, so z. B. an den Kalknatronfeldspäten
durchführen. Die in der Vorlesung besprochenen Erscheinungen
wui'deri durch zahlreiche Demonstrationen mit Hilfe des minera-
logischen Projektionsmikroskops vorgeführt. Zur Vertiefung des
Besprochenen, sowie um es den Hörern zu ermöglichen, selbst
in praktischer Übung das Polarisationsmikroskop gebrauchen zu
leinen, wurden besondere Übungsstunden unmittelbar nach der
Vorlesung und an einem anderen Wochentage eingerichtet, die
sicli eines sehr lebhaften Interesses erfreuten. Es ist beabsich-
tigt, die Hörer im folgenden Halbjahr daran anschließend in die
optische Diagnose der gesteinsbildenden Alineralien einzuführen.
Endlich fand eine ganze Anzahl von Studienausflügen in
die nähere Umgebung Frankfmts statt, an denen die :\Iitglieder
der Gesellschaft wiederum reges Interesse zeigten.
Im \Vinterhall)jahr 1918 19 sprach Dr. W. Eitel ül)er „Me- •
teoritenkunde" in einstündiger Vorlesung. Die Stellung der
Meteorite als Weltkörper in Bezug auf ihre Bahnen und ihre
Verteilung im Weltenraume führt insbesondere auf Grund der
S c h i a p a r e 1 1 i sehen Untersuchungen zu der Überzeugung, daß
auch in den Schwärmen der meteoritischen Körper eine ganz
bestimmte Gesetzmäßigkeit ihrer Erscheinungen zu bemerken
ist. Die mannigfachen Phänomene beim Xiederfallen der Mete-
oi'ite auf die Erdoberfläche wurden besonders eingehend be-
sprochen. Vor allen Dingen al>er interessiert uns die stoffliche
Zusammensetzung der niedergefallenen Weltkörper in chemischer
und mineralogisch-petrographischer Beziehung; eine eingehende
systematische Beschreibung der einzelnen Gemengteile in den
]\Ieteoriten war in dieser Hinsicht von besonderer Wichtigkeit.
Es wurden stets auch die experimentellen Versuche zur künst-
lichen Nachahmung derselben und ihrer physikalisch-chemischen
Gleichgewichte erörtert und die aus ihnen zu ziehenden Schluß-
folgerungen für die Genesis der jNIeteoriten abgeleitet.
Das im Sommer-Semester 1918 begonnene nükroskopisch-
mineralogische Praktikum wurde weiter ausgebaut; es ^^•urden
insbesondere die Gesteinsbildenden Mineralien nach physiogra-
phischen Gesichtspunkten erörtert und ihre wichtigsten diagnosti-
schen Merkmale besprochen. Es ist beabsichtigt, im konnnenden
Soiinnei-Seniester 1919 daran anschließend einen petrographiscii
mikroskopischen Kurs einzurichten, der die Anwendung des in
den früheren Stunden Besprochenen bringen wird.
Mitten in unsere Tätigkeit während des vergangenen Winter-
lialbjahres fiel das erschütternd rasche Ableben Prof. Dr. H. ■
E. B 0 e k e s. Er hatte die Absicht, seine frische Arbeitskraft
wieder ganz in den Dienst seiner Wissenschaft zu stellen und
auch der Gesellschaft mit seinen vorzüglichen Geistesgaben an-
regend und fördernd sich zu widmen, als ihn plötzlich und un-
erwartet der Tod ereilte. Die Bedeutimg des uns zuteilgeworde-
nen Verlustes schilderte Dr. Eitel vor einem kleineren Kreise
der Mitglieder; an geeigneter Stelle wird eine eingehendere
Würdigung des Wii'kens des so früh Verblichenen folgen.
V. Wissenschaftliche Sitzungen.
A. Winterhalbjahr 1917 18
I.Sitzung am 13.. Oktober 1917
Geh. Bergrat Prof. Dr. P. Kr u seh, Berlin:
„Der Anteil der deutschen Erzlagerstätten an dem
Kampf Deutschlands um seine Existenz".
Der Vortragende erläutert die Versorgungsverhältnisse vor dem Kriege
im allgemeinen und berührt die Einrichtung der Rohstoffversorgung durch
Walter R a t h e n a u nach Ausbrucli des Krieges. Bald war man gezwungen,
von dem ursprünglich ledigHch in Betracht gezogenen Metallhandel zur Selbst-
produktion und zur äußersten Anstrengung der einheimischen natürlichen
Produktionsgebiete überzugehen.
An den Beispielen Kupfer, Eisen, Mangan, Blei-Zink, Nick'el-Kobalt.
Zinn, Arsen, Antimon, Wolfram, Molybdän und Vanadium zeigt er, welche
V^eränderungen der Krieg hervorbringen mußte und welche Wege eingeschlagen
wurden, um die Kriegsbedürfnisse nach Wegfall der Einfuhr zu decken. Durch
Ausfall der Ausfuhr verringerte sich der einheimische Verbrauch erheblich;
eine weitere wesentliche Einschränkung wurde durch systematisches Sparen
erzielt. Anderseits konnte eine wesentliche Vermehrung der Friedens-
})roduktion durch größere Anstrengung geeigneter Gruben erlangt werden,
inid schließlich halfen uns wichtige neue Erfindungen, bisher wertlose Aus-
gangsmalerialien zu wertvollen Rohprodukten zu gestalten. Durch die Er-
setzung besonders knapper Metalle durch solche, die in relativem Überfluß
vorhanden waren, gelang es uns nicht nui-, den Kriegsbedarf zu decken, sondern
es besteht sogar die Aussicht, daß wir nach dem Kriege auf gewissen Gebieten
infolge der neuen Erfindungen unabhängig vom Ausland werden.
Die großen Schwierigkeiten, die überwunden werden mußten, können
in der Zukunft vermieden werden, wenn man im Frieden geeignete Felder-
— 73 —
reserven schafft, die nur im äußersten Fall der Not al)gebaut werden dürfen,
und geeignete Erzvorräte aufspeichert. vSie haben vor dem jetzt von der
Reichsbank gesammelten Gold, dessen Wert konstant bleibt, den Vorteil, daß
sie eine Wertsteigerung erfahren. Im übrigen bieten sie bei richtiger Aus-
wahl dieselbe Sicherheit wie das jetzt bevorzugte Edelmetall.
2. Sitzung am 20. Oktober 1917
Direktor H. Schür hoff, Berlin:
„Die Verwertung der Brennesseln als Gespinstfasern"
Der Vortragende führt aus, daß die Verwertung der Faser schon unseren
Voreltern bekannt war, und daß sie noch zu Anfang dieses Jahrhunderts z.
B. in entlegenen Tälern Schlesiens Verwendung gefunden haben. Infolge der
Schwierigkeit, die Faser im großen und zu einem Preis zu gewinnen,
welcher ihre Verarbeitung in der Industrie ermöglichte, mußte sie später der
billigeren jBaumwolle weichen. In Zeiten der Baumwollnot hat man immer
wieder versucht, die Nesselfaser zu verwerten; die Lösung der Frage blieb
indessen der Kriegszeit überlassen. Nachdem seitens der im Vorjahr ge-
gegründeten Nesselfaser-Verwertungs-Gesellschaft zunächst die Organisation
einer Sammlung der wildwachsenden Nesseln durchgeführt war, wurde im
Februar dieses Jahres die Nesselbau-Gesellschaft gegründet, welche in groß-
zügigster Weise den feklmäßigen Anbau der Nessel, teils in eigener Be-
wirtschaftung, teils durch Abnahme von Verträgen mit Landwirten, durch-
führte: Hand in Hand mit diesen Bestrebungen li^efen die Arbeiten zur
\'ervollkommnung der vorhandenen Verfahren, und so kann jetzt nach den
Ausführungen des Vortragenden sowohl das Problem der Faserverwertung
wie auch das der Verspinnung auf vorhandenen Maschinen als gelöst be-
trachtet werden. Die ausgestellten Muster lieferten hierfür den Beweis. Von
welcher Wichtigkeit die Nesselfaser für Deutschland werden kann, geht aus
den folgenden Ausführungen hervor, in denen der Vortragende eine kurze
Übersicht über die Welterzeugnisse und den Weltverbrauch der Baumwolle
im Verhältnis zu dem deutschen Bedarf gibt. Selbst wenn es nur gelingen
sollte, einen Teil des bisherigen Baumwollbedarfs durch Nesselfasern zu
decken, so würde sich hieraus schon in volkswirtschaftlicher Beziehung ein
solcher Vorteil für Deutschland ergeben, daß es als Pflicht erscheint, die
Bestrebungen der Gesellschaften in jeder Beziehung zu fördern.
3. Sitzung am 27. Oktober 1917
Bergassessor P. Kukuk, Bochum:
„Die deutschen Kohlenvorkommen und ihre
Bedeutung im Weltkriege"
Von der großen Bedeutung der Brennstoffe für das Wii-tschaftsleben
der Völker ausgehend, behandelt der Vortragende zunächst die bedeutendsten
deutschen Steinkohlenvorkonmien,und zwar die niederrheinisch-westfälische
Steinkohlenablagerung, das oberschlesische Becken, den linksrheinischen und
den x\achener Bezirk, das Saarrevier und das niederschlesische oder Waldeii-
burger Becken, nach ihrei- geographischen Lage, ihrer wirtschaftlichen
— 74 —
Bedeutung, ihrem geologischen Anlliau, ihren Fiözverhältnissen, ihren Kolilen-
vorräten und ihrer Lehensdauer. In gleicher Weise werden darauf die
wichtigsten deutschen Braunkohlenlagerstätten besprochen.
Im Anschluß hieran gibt der Redner einen Überblick über die Kohlen-
veisorgung Deutschlands im Weltkriege, vergleicht sie mit derjenigen der
p]ntenteländer unter Berücksichtigung der Verhältnisse vor dem Kriege und
weist auf die zukünftige Gestaltung der Deckung des Kohlenbedarfs hin.
Zuni Schluß faßt Bergassessor Kukuk seine Ausführungen dahin zu-
sammen, daß Deutschland, das nächst Amerika unter allen kriegführenden
Ländern die größten Kohlenvorräte besitze, bezüglich seiner Kohlenversorgung
sowie der seiner Bundesgenossen und der neutralen, sowohl heute als in
ferner Zukunft vom Ausland völlig unabhängig sei. zumal Deutschland in
seinen im Nordwesten gelegenen Torfmooren noch gewaltige Energiereserven
zur Verfügung ständen. Nicht zu vergessen sei ferner, daß Deutschland zur
Befriedigung seiner Bedürfnisse zur Zeit auch noch über die Kohlenförderung
Belgiens völlig, über die Frankreichs zu mehr als einem Drittel und über
die Rußlands zu einem Viertel verfüge. Demgegenüber erschöpfe Englands
hohe Steinkohlenförderung seine nur wenig mehr als ein Drittel der deutschen
Kohlenschätze betragenden Vorräte so schnell, daß längstens in etwa 850
Jahren Englands Weltherrschaft für alle Zeiten ihr Ende gefunden hat)e.
4. Sitzung am 8. November 1917
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. C. v. No or den:
„Erfahrungen aus der Ernährung im Kriege"
Redner geht von der Tatsache aus. daß wir in bezug auf Lebensmittel-
versorgung gänzlich unvorbereitet und fast ohne Rücklage in den Krieg
eintraten. Die einzige wahrhaft große Reserve war eine Schweineherde von
25 Millionen Stück. Wegen Futtermangels mußte ein großer Teil davon
geopfert werden; ein Fehler war es, daß dies nicht früher erkannt und
durchgeführt wurde. Nicht nur. um füi- etwaige spätere Kriegsfälle besser
gewappnet zu sein, sondern auch für friedliche Verhältnisse ist in Zukunft
l)essere Ausnützung der Nahrungsmittelquellen erforderlich, wobei auch auf
das Verhüten von Verderben und Verschleudern und auf das Herstellen guter,
einen eisernen Bestand an Vorräten sichernder Dauerwaren Rücksicht ge-
nommen werden muß. Diese wirtschaftlichen Notwendigkeiten müssen auf
das engste mit den Anforderungen der wissenschaftlichen Ernährungslehre
Hand in Hand gehen.
Wie dies zu geschehen hat. führt Redner für einige (xruppen von
Nahiungsmitteln aus. Zunächst ül)er (ietreide. Wenn die zu besserer
Erhaltung des Getreides notwendigen Maßnahmen durchgeführt würden,
könnten wir den ganzen völkischen Bedarf im eigenen Lande decken. Es
wird auf die große Bedeutung der Ungeziefervertilgung in Lagerhäusern und
Mühlen hingewiesen, wozu sich am besten die Ausräucherung mit. Blau-
säuredämpfen bewährte, die jetzt von der Frankfurter Gold- und Silber-
scheideanstalt in vollkommenster und gänzlich ungefährlicher Weise durch-
geführt wild, l Mgemein wichtig ist das Herstellen von Dauerwaren aus
Getreide in I-Orm von Teigwaren, womit wir in Deutschland arg zurück-
gel)Iieben sind, und deren bedeutsamer Wert als Volksnahrungsmittel bei uns
lange nicht genug gewürdigt ist.
Den — man kann sagen gesetzmäßigen — enormen Verlusten an
Kartoffeln während des Ueberwinterns (45 — 50 Millionen Doppelzentner
jährlich!) muß in Zukunft auf das energischste entgegengetreten werden.
Das erfolgreichste Mittel ist die Herstellung von Trockenware. Schon jetzt
lassen sich Trockenkartoffeln in verschiedener Form herstellen, die vortrefflich
munden und weiteste Verbreitung verdienen. Für die Viehfütterung ist
Trockenware sogar vorzuziehen.
Sehr schlimm steht es mit der B e h a n d 1 u n g d e r 0 b s t e r n t e. Gegen
30" ü kommen um oder werden durch Nachlässigkeit entwertet. Auch hier
muß ein energischer, zwangsmäßiger Kampf gegen die Schädlinge einsetzen,
und auch hier ist umfangreicheres Herstellen von Dauerwaren der ver-
schiedensten Art zu empfehlen, sowohl aus wirtschaftlichen wie aus gesund-
heitlichen Gründen. Mit den Siunmen, die wir früher für Obst ins Ausland
sandten, könnte alles Notwendige geleistet werden, vor allem wirksame
Bekämpfung der Obstschädlinge und das Erbauen von Kühlhäusern. Wir
brauchten dann nicht einen Pfeiuiig für ausländisches Obst auszugeben (von
Südfi'üchten abgesehen).
Größte Verbreitung verdient in Zukunft die 0 b s t m a r m e 1 a d e, freilich
nicht in der Form, wie sie jetzt geliefert wird, sondern stark mit Zucker
angereichert. Dann ist sie ein ebenso schmackhaftes wie bekömmliches
Nahrungsmittel.
Zucker ist bei uns leider immer als Genußmittel behandelt worden,
während er in Wirklichkeit ein hervorragendes Nahrungsmittel ist. Seine
Nährwerte sollen uns in Zukunft die Nährwerte des Fettes zum Teil ersetzen,
da wir noch lange nach dem Kriege mit Fett recht sparsam umgehen müssen.
Der Zuckerverbrauch des deutschen Volkes muß sich mindestens verdoppeln,
verglichen mit früheren Friedenszeiten. Es ist aber fraglich, ob man an dem
vorzugsweisen Gebrauch der Zuckerraffinade festhalten soll. Viel billiger
luid wirtschaftlicher und vom hygienischen Standpunkt aus einwandfrei wäre
es, Vorstufen der Raffinade zu benützen, vor allem den eingedickten Zucker-
rüliensaft, der jetzt schon im Handel ist und sich steigender Beliebtheit erfreut.
Die sirupaitige Masse eignet sich vortrefflich zum Einkochen mit Obst, zum
Herstellen der meisten Süßspeisen und zur Verwertung in den wichtigsten
Zweigen der Kuchenbäckerei. Ferner wird darauf hingewiesen, daß auch
wir, ebenso wie in Nordamerika und in Kanada, den Zuckerahornbaum an-
pflanzen können, aus dessen Saft man durch Eindicken einen trefflichen, in
Nordamerika sich höchster Volksgunst erfreuenden Sirup gewinnt. Diese
schönen Bäume bedürfen nur wenig Pflege. Ihr umfangreicher Anbau könnte
große Flächen Rübenlandes für andere Zwecke freimachen.
Bei. Besprechung des Brotes tritt Redner warm für die Rückkehr
zum Vollkornbrot ein, sowohl aus wirtschaftlichen, wie vor allem aus
hygienischen Gründen. Mit dem Anstreben immer helleren und feineren
Brotes waren wir auf falschem Wege. Freilich setzt das Herstellen von leicht
verdaulichem Vollkornbrot bestimmte Mahl- und Backverfahren voraus. Nicht
alle Mühlen können das Getreide hoch ausmahlen, und daher ist es ver-
ständlich, daß jetzt, wo hohe Ausmahlung anbefohlen ist, mancherlei Klagen
— 76 —
kMiiiiiicn. Alls del- jet/.i^en inanj^elluiften Beschaffenheit des Knegsl)rotes,
(las dem N'ullkoiiiiuehl nahe stellt, dürfen aber keine verurteilenden Schlüsse
gezogen werden. Wir sind jetzt in einer Zwangslage und müssen das Getreide
auch Mühlen übergeben, die technisch nicht den Anforderungen der hohen,
bzw. vollständigen Ausnuihlung gewachsen sind.
Den jetzt häufig gehörten Anwurf, daß früher zu viel gegessen worden
sei, kaiui Kedner nicht für gerechtfertigt halten. Es trifft nur bedingt zu.
In Städten war die Ernährung nie vollwertig, nicht aus Mangel an Nahnuig.
sondern wegen unzureichender Kenntnis über zweckmäßigste Mischunir und
Zubereitung dei' Kost. Die jetzige Rationierung hat die einzelnen höchst
ungleich getroffen: denn der wahre Nahrungsbedarf ist von Individuum zu
Individuum sehr verschieden. Sozial war die Rationierung richtig, technisch
war sie notwendig. Für den einzelnen wurde sie oft zu einem unvermeid-
lichen Unrecht. Die Erfahrungen über Rationierung haben nicht für.
sondern gegen das Prinzip der gleichmäßigen Massenverpflegung gesprochen.
Massenverpflegung ist nur l)erechtigt, wo aus dem Vollen gewirtschaftet
werden kaiui.
Während des Krieges mußte der E i wei ß verz eh r stark heral>ge-
setzt werden. Kedner warnt davor, daraus abzuleiten, daß wir dies auch in
Zukunft tun dürfen. Er verweist auf die Erfahrungen der Vieh- xuid Ge-
flügelzüchter. Die J'ruchtbarkeit der Tiere, die Produktion von Milch sinkt
mangels Kraftfutter. Es wäre ein unerlaubtes Experiment, wenn man unseren
Volksstamm auf dauernd geringe Eiweißmengen anweisen wollte, wie es die
Eiferer des Vegetarismus empfehlen. Die Bezugnahme auf tropische und
subtropische Sklavenvölker, die wenig Eiweiß verzehren, ist hinfällig. Zwischen
Eiweißbedarf und einzelnen Individuen besteht eine persönliche Gleichung :
sie ist verschieden bei den einzelnen. Das gleiche gilt auch für die Volks-
stämme. Enorme Aufgaben der Ernähriuigslehre sind noch zu lösen. Es
wäre eine Ruhmestat Frankfurter Bürger, hier ein großzügiges Institut
für wissenschaftliche F'orschung auf dem Gebiete der Ernährungslehre ent-
stehen zu lassen: nicht ei'st gelegentlich einmal später, sondern jetzt, wo wir es
am notwendigsten brauchen.
Nur ein kraftvoller Friede kann Verhältnisse schaffen, wie wir sie in
Zukunft für die Ausgestaltung unserer Lebensmittelversorgung brauchen.
Einer anderen Gestaltung der Dinge würde niemand mit größerer Sorge ent-
gegensehen als der auf die gesunde Entwicklung unseres V^olksstammes be-
dachte und zugleich volkswirtschaftlich denkende Ernährungsphysiologe.
5. Sitzung am 10. November 1917
Prof. Dr. A. Backhaus, Berlin:
„Fett- und Eiweißversorgung im Kriege"
Nach den Ausführungen des Redners ist die jetzige Kriegsernährung
durch (\en Mangel an Fett und Eiweiß gekennzeichnet, hervorgerufen durch
den Fortfall des Imports, durch die frühere Angewöhnung eines übermäßigen
Verbrauchs und die zu starke .\ufnahme tierischer Produkte, wozu noch ein
größerer \'ci'l)i-auch von Alkohol und anderen gewerblichen Erzeugnissen
hinzukam. Da das Fett durch Koldchvdrate ersetzt werden kann, bietet die
— 77 —
Fettversorgung keine ernste Gefahr. Viel bedenklicher ist der Eiweiß-
m a n ge 1. Die Bewirtschaftung ruht in den Händen vieler Kriegsorganisationen.
Es fehlt eine zusammenfassende Gesamtleitung, die sich die Erschließung neuer
Eiweißquellen und die ineinandergreifende Verteilung zur Aufgabe stellen muß.
Tatsächlich läßt sich das tierische Fett und Eiweiß durch pflanzliches ersetzen.
In erster Linie ist es notwendig, daß die Milch als Eiweißlieferant
und weniger für die Fettversorgung herangezogen wird. Es sollte mehr Milch
in frischem Zustand oder auch sterilisiert, getrocknet, kondensiert nach den
Großstädten gebracht und weniger verbuttert werden. Die ausfallende Butter
läßt sich durch Margarine, Öl und Speisefette ersetzen. Die Käserei
muß mit allen Mitteln gehoben werden. Da die Fleischmenge nicht erhöht
werden kann, ist eine sorgfältige Verteilung der verfügbaren Menge und
namentlich eine Streckung durch eine sachgem äß e Wurstbereitung
mit Zusatz eiweißhaltiger pflanzlicher Stoffe erwünscht. Die Fischzufuhr
ist ebenfalls für die Eiweißvermehrung von Wichtigkeit. An Eiern steht
leider nur eine geringe Menge zur Erhöhung der Eiweißversorgung zui'
^'erfügung. Ersatzmittel sollten unter entsprechender Kontrolle im Großen
hergestellt werden, wozu sich namentlich die Getreidekeime als Rohmaterial
eignen. Die Getreideentkeimung ist auch in der Lage, ein hochwertiges,
leicht verdauliches Eiweiß in dem Umfange zu liefern, daß für 10 Millionen
der dringend notwendige Eiweißzuschuß damit gegeben werden könnte. Die
entfetteten und entsprechend zubereiteten Keime eignen sich namentlich zui-
Herstellung eines Morgentranks als Ersatz für Kakao. Milch und Zuckei-.
x\m meisten kann die Eiweißversorgung durch die Heranziehung der Hülse n-
f r ü c h t e gefördert werden. Die Bohne auf schwerem, E r b s e luid W icke
auf mittleiem und Lupine auf leichtem Boden vermögen bei angemessenem
hohen Preis sehr große Mengen zu produzieren. Alle Hülsenfüchte eignen
sich namentlich zur Herstellung eiweißreicher, fertiger Suppen, die als
Abendkost für die Volksernährung eine große Bedeutung haben. Auch die
Eiweißlieferung des Gemüses ist nicht zu unterschätzen. Die Nährhefe
verdient in der Zeit der Eiweißnot der Beachtung, aber auch die Herstellung
anderer Eiweißnährmittel ist aussichtsvoll. Durch Beachtung der angeführten
Gesichtspunkte erscheint es sehr w^ohl möglich, auch bei längerer Dauer des
Krieges den Fett- und Eiweißmangel soweit zu beseitigen, daß hierdurch
keine unmittelbare Gefahr droht. Nach dem Kriege kann aber die deutsche
Landwirtschaft und Nahrungsindustrie unbedingt aus eigener Produktion das
deutsche Volk ausreichend und befriedigend ernähren, wenn vom Übermaß
an tierischen Lebensmitteln abgesehen und eine sachgemäße Höhe und Art
der Lebensmittelzuführung vorgesehen wird.
6. Sitzung am 17. November 1917
Prof. Dr. K. We nie, Leipzig:
„Der Weit krieg und die farbigen Hilf svöllver, ein
ethnographiscli-politischer Rund- und Ausblick"
Deutschland mußte seit einer Reihe von Jahren damit rechnen, daß
Frankreich ihm in einem zukünftigen Krieg außer den von 1870 bekannten
Turk OS, Zuaven und Spahi auch seine vielgerühmten Senegalesen
ent^eKenwerfen würde. Daß aber neben diesen farbigen Vertretern der
großen Nation Kngland uns ganze Armeen aus seinem weltumspannenden
Kolonialreich und Rußland zahlreiche Söhne seiner weiten asiatischen Be-
sitzungen entgegenwerfen würden, konnte bei uns niemand voraussehen.
Diesem außergewöhnlichen Einfluß, der die farbigen Kolonialvölker
veranlaßt, sich bedingungslos für ihre Herren als Kanonenfutter verwenden
zu lassen, müssen bestimmte Ursachen zugrunde liegen. Für Indien bestehen
sie in der ungeheuren Gegensätzlichkeit seiner mehr als 300 Millionen
zählenden Bevölkerung, in dem äußerst differenzierten Kastenwesen und den
scharfen Gegensätzen auf religiösem (xebiet. Außerdem verfährt England
militärpolitisch mit unleugbarem Geschick: es wählt seine Truppen aus
Elementen, auf die es glaubt, fest zählen zu können. Das sind vor allem
die Sikh, die Pundschabi, die Degra und Pathan und schließlich die
l)es<mders zu Anfang des Krieges vielgenannten Gurkha — alles Leute des
Nordwestens und des gebirgigen Nordens, die erheblich wetterfester sind,
als wir anzunehmen pflegen. Die Zahl der in Übersee verwendeten Jnder
ist schwer festzustellen; schon im Sommer 1915 überstieg sie 200000 Mann.
Heute werden es noch viel mehr sein.
Unter den nichtindischen farbigen Hilfstrup[)en der Engländer ragen,
weniger der Zahl nach als ihrer Sinnesart wegen, die Maori und die
Fidjianer hervor. Beide waren bezeichnender Weise unter allen Natur-
völkern die ausgeprägtesten Kannibalen.'
Die iiordafrikanischen Hilfsvölker Frankreichs sind im Grunde ge-
nommen keine Farbigen, sondern Verwandte von uns. Die Senegaltruj)pe
ist wenig mehr als ein Vierteljahrhundert alt. Von dem in Westafrika ein-
geführten Aushebungssystem erwartet Frankreich Armeen von vielen Hundert-
tausenden ; doch scheint die Begeisterung der Stämme nicht allzu groß zu
sein. Trotzdem überschritt die Zahl der in Frankreich fechtenden Afrikaner
zu Anfang 1917 bei weitem ein Drittel Million, Grund genug für uns. dafür
zu sorgen, daß sich unserem westlichen Nachbar fernerhin nicht mehr die
Gelegenheit bietet, derartige Menschenreservoire auszuschöpfen.
Die Folgen der Verwendung Farbiger auf dem europäischen Kriegs-
schau[)latz sind nicht in allen ihren Teilen zu übersehen. Unleugbar ist das
Ansehen der weißen Rasse dadurch vermindert worden. Trotzdem wird der
Weiße seine Vorherrschaft auf Grund seiner ungeheuren Machtmittel auf-
recht erhalten können, ja der Neger wird der Nation, die ihm als der
eigentliche Sieger erscheint, vielleicht noch williger folgen als bisher.
Auch sonst sollen wir die Wirkinigen des Krieges nicht überschätzen.
Der Heilige Krieg hat sich wie jeder V^ölkerkundige voraussah, als ein
völliger Fehlschlag, als ein Anachronisnuis erwiesen, denn Frankreich hat
nach wie vor seine Nord- und Westafrikaner ebenso fest an der Hand wie
England seine tiO bis 70 Millionen indischer Moslim und Rußland seine zahl-
reichen mohammedanischen Steppenvölker. Gefährdet wird Englands Welt-
stellung erst in dem Augenblick, wo die Schatten einer etwaigen Vorherrschaft
des Ostens unter Japanern und Chinesen bis nach Indien und Afiika fallen.
Dann hat f^ngland Ursache, für Indien zu zittern.
In .\frik;i wird Englands Stellung von zwei Seiten bedroht, einmal
(luicli (las .\ i' i- i k a iid c 1- tu m, das ihm, vielleicht schon in absehbarer Zeit,
— 79 —
den Süden abnehmen will und durch das Af r i ka n e r t u in, (his auf die
Verselbständigung des ganzen Erdteils unter der schwarzen Rasse hinzielt.
Davon werden alle in Afrika beteiligten Kolonialvölker betroffen Averden.
Anthropologisch und ethnographisch werden die Folgen weniger schwer-
wiegend sein. Rassenmischungen sind bei der jetzigen Art der Kriegsführung,
die den Farbigen kaum mit fremden Bürgerkreisen in Verbindung bringt,
ziemlich ausgeschlossen. Kulturell schließlich wird die Wirkung des Krieges
in einer noch schnelleren Angleichung der primitiven Volkstümer an die
Üniversalkultur des Weißen bestehen, als sie bisher schon erfolgte. Das ist
vom wissenschaftlichen Standpunkt aus bedauerlich. Das einzige, was wii-
tun können, ist die möglichst rasche wissenschaftliche Ausnutzung jener
Völker vor dem zu befürchtenden Abschliff. Die Gelegenheit dazu wird der
deutschen Wissenschaft künftig kaum wo anders als in einem eigenen
Kolonialreich gegeben werden, denn außer der Wirtschaft wird auch die
Wissenschaft nach dem Krieg regional bleiben. Dieses Kolonialreich
erträumen wir nicht nur, sondern wir erwarten es fest und bestimmt, und
wir hoffen wohl alle, daß es größer, geschlossener und dauernder sein möge
als das erste, das gerade im Augenblick auf schwerste bedroht ist, von dem
wir aber trotzdem erhoffen, daß es der Kern- und Ansatzpunkt für das
neue Reich sein werde.
7. Sitzung am 24. November 1917
Prof. Dr. 0. Loos:
„Weichteil- und Knoc.henplastik nach Kriegswunden"
Der Vortrag wird eingeleitet durch einen kritisch -historischen Rück-
blick auf den -Entwicklungsgang, den prothetische und chirurgische Kunst in
der Ersetzung fehlender Gliedmaßen und in der Beseitigung entstellender
Gesichtsdefekte genommen haben. Es wird dabei hervorgehoben, wie lebhaft
auf letzterem Gebiete die Zahnheilkunde an dieser Entwicklung sich beteiligt
hat und wie gerade sie für die Verletzungschirurgie des Gesichtes und dei-
Kiefer von fruchtbringender Bedeutung geworden ist.
Im Anschluß an Lichtbilder findet die chirurgische und zahnärztliche
Behandlung von Gesichtsverletzungen ihre eingehende Besprechung, von der
Wundbehandlung angefangen bis zur letzten chirurgischen Versorgung und
Plastik. Immer hilft auch die natürliche Spontanheilung mit und nimmt dem
Chirurgen einen großen Teil seiner Arbeit ab, so daß ihm häufig nur die
einfache Narbenkorrektur oder die Naht verbleibt. Zahlreiche Bilderbeispiele
erläutern dann in großen Zügen die plastischen Operationsmethoden für den
Ersatz der Unterlippe, Oberlippe und Wange.
In einer besonderen Gruppe eingereiht werden die schwierigen Metho-
den des Schleimhautersatzes durch gestielte Lappen aus der äußeren Haut
beschrieben. Die modernste Methode mit großen, aus der Schläfenhaut ent-
nommen, z. T. behaarten, z. T. unbehaarten Hautlappen ninunt entsprechend
ihrem unschätzbaren Werte einen breiteren Raum ein. Die Verwendung
solcher Lappen zum Ersatz der häutigen Nase führt zur Besprechung der
Nasenplastik. Die alte indische und italienische Art des Nasenersatzes
werden im Zusammenhang mit den in neuerer Zeit eingeführten und aner-
kannten Ergänzungsmethoden abgehandelt.
80 —
Theoretische Ausführungen über die Einlieihni«;hetero- und hoiuoplastisch
lr;iMs|)l;intierter Gewebe leiten nach kurzen historischen Vorbemerkungen über
künstliciien Knochenersatz bei Unterkieferdefekten hinüber zu einem Bericht
über die Deckung von Knochendefekten, in Sonderheit des Unterkiefers, durch
die fi-eie Knochentrantiplantation. Ihre Vorbedingungen, Technik, Schwierig-
keiten und Heilungsaussicliten werden besprochen und dabei die Erfolge
und X'orteile der Beckenkammbenutzung besprochen. Bilder von Röntgen-
aufnahmen veranschaulichen den Bericht. Zuletzt wird, ebenfalls an der
Hand von Röntgenaufnahmen, auf die Theorien vom Schicksal transplantierten
Knochengewebes eingegangen. Im ganzen wird dabei der Standjnuikt
Axhausens vertreten.
Das Schlußwort hebt die rühmliche Zusammenarbeit von Chirurgen
und Zahnärzten hervor und ge<lenkt der wissenschaftlichen reichen Ergeb-
nisse dieser Arbeit.
8. Sitzung vom 1. Dezember 1917
A. V. Gwinner, Berlin:
„Die rumänischen Erdölfelder"
Die Kenntnis des Erdöls (Steinöls, Petroleums) reicht in das graue
Altertum zurück. Der. Feuerkult der Parsen wird auf das dem damaligen
Menschen unerklärliche Erscheinen von Feuer und Flammen auf dem Meere
zurückgeführt, das man auch heute noch — z. B. bei Baku — als Folge der
Selbstentzündung dem Meeresboden entsteigender Petroleumgase beobachten
kann. In Palästina erinnern noch zahlreiche Ortsnamen an die biblische Be-
zeichnung „Naphtha" für Petroleum. Aber erst vor etwa 60 Jahren ist die
große Bedeutung des Erdöls für den menschlichen Haushalt und Verkehr
erkannt und gewürdigt worden, nachdem in Nordamerika die großen penn-
sylvanischen Petroleum -Vorkommen, die jetzt allerdings nahezu erschöpft
sind, aufgeschlossen wurden.
So wenig wie die Steinkohle ist das Rohpetroleum ein einheitlicher
Stoff; vielmehr ist es das Gemenge einer großen Anzahl bei verschiedenen
Temperaturen siedender Kohlenwasserstoffe der Sumpfgasreihe und kann da-
her durch „fraktionierte Destillation" zerlegt werden. Zu den Zerlegungs-
produkten gehören z. B. Petroleumäther, Benzin, Petroleum im engeren Sinne.
Vaselin, Paraffin u. a. Unter den Hypothesen über die Entstehung des eigen-
artigen Erdproduktes hebt der Vortragende die von C. Engler hervor, wo-
nach sich das Steinöl aus den Fetten meerbewohnender tierischer Lebewesen
(Fische, Mollusken u. dgl.) gebildet hat. Auch ist es Engler gelungen, durch
Destillation von Fischfetten bei höherem Druck und höherer Temperatur eine
petrolähnliche Substanz zu erhalten. Das geologische Auftreten des in
sehr alten (Silur. Devon) und, wie in Rumänien, in recht jungen Schichten
(Tertiär) vorkommenden Öles wird an guten Profilen erläutert und insbe-
sondere das Gebundensein an die Sättel oder Antiklinalen (Schichtenge-
wöll)e) ])et()nt, wo auf undurchlässigem Boden das gebildete Petroleum erhalten
geblieben ist. Aus solchen ölführenden Schichten wird das Erdöl je nach
<lpn örtlichen Verhältnissen aus offen zutage tretenden Quellen oder durch
Bolijung gewonnen.
— 81 —
Der Hauptteil des Vortrags gilt dem technischen Betrieb der groß-
artigen rumänischen Erdölfelder am südöstlichen Karpathenrand An präch-
tigen Lichtbildern werden eingehend die Gewinnung und Verarbeitung des
Petroleums in Rumänien geschildert, wo neben englischen, französischen,
holländischen und amerikanischen Gesellschaften auch die Deutsche Bank
bereits zu Anfang des Jahrhunderts eigene Anlagen errichtet hat. Von hohen
Bohrtürmen aus werden Hunderte von Metern (800 — 1400 m) tiefe Bohrlöcher
angelegt, bis die Petroleumschicht erreicht ist. Die Bohrung erfolgt mittels
einer in den Bohrtürmen angeordneten und von hier aus in Betrieb gesetzten
Maschinerie, die im wesentlichen aus dem „MeißeP', d. h. dem eigentlichen
Bohrer, der „Kolonne", d. h. dem Rohr, in dem der Meißel bewegt wird, und
einer Reihe von Hilfsvorrichtungen besteht. Oft werden bei dieser mühsamen
Arbeit in der Tiefe Wasseradern angetroffen, die eine Abdichtung des Bohr-
lochs durch Einführung eines zweiten Rohres in die Kolonne oder durch
Zementierung erfordern. Ist die ölführende Schicht erreicht, so wird das
Petroleum abgepumpt; mitunter steht es aber auch unter einem so gewaltigen
Druck, daß es wie eine Fontäne aus dem hohen Bohrturm herausgeschleudert
wird, ihn häufig beschädigt und weite Strecken in seiner Umgebung über-
schwemmt.
Die vorgeführten Lichtbilder zeigen große Anlagen von vielen hundert
Bohrtürmen auf dem hügeligen Gelände der rumänischen „Erdölfelder"
mit den Karpathen im Hintergrund, nebst den zugehörigen Maschinenhallen,
Lagerhäusern und Reparaturwerkstätten. Andere Lichtbilder gewähren einen
ausgezeichneten Einblick in die komplizierten maschinellen Einrichtungen
der Raffinerien, in denen das gewonnene Rohpetroleum durch Destillation
gereinigt und seine verschiedenen Produkte, das leichte Benzin, die schwere-
ren Heiz- und Leuchtöle, die Schmieröle, Paraffine usw. gesondert aufgefangen
und in Tanks gefüllt werden. Von hier aus führt ein oft kilometerlanges
System von Rohrleitungen, die von dem Tank bis zur Verladestelle durch
die gleichbleibende, aber je nach dem Produkt, das sie ableiten, unter sich
verschiedene Farbe gekennzeichnet sind, nach den Eisenbahnstationen oder
Donauhäfen, von wo aus die Verfrachtung in besonderen Tankwagen oder
Tankschiffen mit der Bahn oder auf dem Wasserwege erfolgt.
Vor dem Kriege hat Deutschland nahezu seinen ganzen Bedarf an Pe-
troleum von Amerika bezogen, das etwa die Hälfte des auf den Weltmarkt
kommenden Petroleums produziert. Österreich-Ungarn hat für den Friedens-
bedarf genug Petroleum im eigenen Lande (Galizien). Nachdem durch den
Weltkrieg der Bedarf der Mittelmächte erheblich angestiegen luid zugleich
die überseeische Zufuhr abgeschnitten war, ist es für unsere Kriegführung
von allergrößter Bedeutung gewesen, daß der Einmarsch der verbündeten
Heere in Rumänien schneller erfolgt ist, als die ausgedehnten Anlagen zur
Gewinnung des Petroleums zerstört werden konnten. Wohl haben englische
und amerikanische Ingenieure in Gemeinschaft mit den russischen und ru-
mänischen Truppen und der einheimischen Bevölkerung über zwei Drittel der
Petroleumanlagen vernichtet oder durch Einwerfen von Schutt, Eisenstücken
und dergleichen die Bohrlöcher unbrauchbar zu machen gesucht ; es ist aber
der deutschen Heeresleitung gelungen, den Betrieb trotz dieser Verwüstungen
nach kurzer Zeit in vollkommen ausreichender Weise Avieder aufzunehmen.
-^ 82 —
Allerdings sind die Frachten für die Zuführung des rumänischen Erd-
öls und seiner wichtigen Produkte nach Deutschland unverhältnismäßig hoch;
sie stehen aber in keinem Vergleich zu den enormen Frachtsätzen für ameri-
kanisches Petroleum, die England und Frankreich — dank der erfolgreichen
Tätigkeit unserer U-Boote — zu zahlen haben.
Nach dem Kriege ist eine Wiederkehr der früheren Verhältnisse zu er-
warten. Amerika wird froh sein, wenn es den großen Überfluß seiner Pe-
troleum-Produktion für gutes Geld auf den deutschen Markt bringen kann.
Zum Schlüsse des Vortrags zeigt eine Reihe weiterer ausgezeichneter
Lichtbilder den Besuch des Deutschen Kaisers auf den rumänischen Erdöl-
feldern.
9. Sitzung am 8. Dezember 1917
Generalsekretär des Deutschen Fischereivereins Dr. Buschkiel,
Berlin :
„Die Bedeutung der Fischerei im Kriege"
Redner erörtert zunächst die Bedeutung einer großen Fischerflotte für
die Marine. Die Fischerfahrzeuge sind für Vorposten und andere Dienste
geeignet, die Fischermannschaft stellt ausgezeichnete Seeleute für die See-
wehr. Leider ist die Entwicklung unserer deutschen Hochseefischerei noch
jung, die Zahl der deutschen Fischer und Fahrzeuge noch recht gering. Nach
Statistiken des Jahres 1909 standen 3100 englischen nur 290 deutsche Fisch-
dampfer gegenüber, 1700 englischen Seglern nur 200 deutsche in der Nord-
see und 107 02B englischen Nordseefischern 7649 deutsche. Zwar hat seit
1909 sich unsere Hochseeflotte erfreulich entwickelt, aber noch immer hat
unsere Marine größtes Interesse an einem möglichst starken Ausbau unserer
Fischereiflotte nach dem Kriege.
Die Binnenfischerei Deutschlands ist im Vergleich zu der unserer
feindlichen westlichen Nachbarn besser entwickelt und versetzt uns in die
Lage, in den eroberten Gebieten militärische Fischereiverwaltungen ins Leben
zu rufen, die sehr wesentlich zur Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln
beitragen. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Fischerei, der
Hochsee-, Küsten-, Ostsee- und Binnen-Fischerei, ist erst im Kriege weiteren
Kreisen zum Bewußtsein gekommen. Jetzt rächt es sich, daß Deutschland
nicht schon längst sein Möglichstes tat, um die Fischerei innerhalb des
Gebietes, das wir unbehelligt beherrschen, zur Höchstleistung zu bringen.
Seit ungefähr zwei Jahren hat die Reichsregierung der Fischerei vermehrte
Aufmerksamkeit geschenkt. Nach allerlei Irrungen und Wirrungen einer
Höchstpreispolitik, die schließlich in Süddeutschland gewisse Erfolge zeitigte,
vor allem in Bayern, das dank einer sehr gut ausgebauten, fachmännischen
Organisation der Fischereiverwaltung schnell aus den Erfahrungen gute
Lehren zog und sich nicht scheute, durchzugreifen, schuf das Kriegsernäh-
rungsamt bzw. der ihm unterstellte „Reichskommissar für Fischversorgung"
ein Netz von Kriegsgesellschaften, denen eine zweckmäßige Verteilung und
Verwertung der gefangenen Fische obliegt.. Aber da die Nachfrage das An-
gebot bedeutend übersteigt, viele Fische in die Gasthäuser wandern, wo sie
enorm teuer bezahlt werden, da ferner auf dem platten Lande in Preußen
immer noch keine Höchstpreise durchgefülu-t sind, weil sich Preußen für ein
- 83 —
recht dehnbares „Richtpreissystem'" entschloß, bleiben die Wünsche des Pub-
likums zum großen Teil unerfüllt. Auch die Zufuhr aus dem neutralen
Ausland kann die Lücke nicht ausfüllen. Deutschland, besonders Preußen,
das in den östlichen Provinzen viel fischreiche Gewässer besitzt, hat also
allen Anlaß, die Fischerei mit ganzer Kraft auszubauen, und es ist dringend
zu wünschen, daß die Fischereidebatten, die kürzlich im Abgeordnetenhause
stattfanden, schnellstens Früchte tragen werden. Der Redner bringt ver-
gleichende Zahlen, aus denen hervorgeht, wie weit zurück unsere Fischerei
noch ist; doch spricht er zinn Schluß die Hoffnung aus, daß die deutsche
Fischerei, wenn die Anzeichen nicht trügen, einer neuen großen Zukunft
entgegengehen wird.
10. Sitzung am 15. Dezember 1917
■ Landesökonomierat A. Siebert:
,,Kriegswirtschaftliche Betätigung des Palmengartens''
In Betracht kommen Forschungen auf dem Gebiete der Erzeugung,
Versorgung und Verwendung von Lebensmitteln, Eiweißversorgung, sowohl
tierischer wie pflanzlicher Art, der Rohstoffe in der Faser- und Textilindu-
strie und stärkemehlhaltiger Ersatzstoffe zwecks Herstellung von Brot. An-
fänge sind gemacht worden, die Notwendigkeit eines weiteren Ausbaues wird
sich nach dem Kriege in verstärktem Maße erweisen. Die Erfolge der von
dem Palmengarten unternommenen praktischen Versuche werden in Licht-
bildern gezeigt. Neben der allgemein geübten Methode, Kartoffelknollen zur
Fortpflanzung zu benützen, hat man, veranlaßt durch die Knappheit der
Saat, ein Verfahren wieder in Erinnerung gebracht, das die Vermehrung
durch Sprosse zum Gegenstand hat.- Die Erfolge sind bei sachgemäßer
Handhabung sehr gute. Auch aus Keimlingen gezogene Früchte ver-
schiedener Sorten brachten den Beweis für den praktischen Wert des Ver-
fahrens, das auch eine große Ersparnis an Saatgut herbeiführt. Leider wird
bei uns in der Großkultur die Bekämpfung der Schädlinge nicht in genügend
großzügiger Weise vorgenommen. Das Bild einer amerikanischen Kartoffel-
farm erläuterte die dort übliche Methode, ebenso die Vorrichtungen zum
Aufbewahren der Kartoffeln in Scheunen, die befahren werden können. Ein
Schädling, Agrotis segetiim, ist imstande, die Ernte empfindlich zu beeinflussen.
Der Topinambur hat sich in der Kriegszeit zu einem Volksnahrungsmittel
emporgeschwungen, die leichte Anzucht und der große Ertrag machen ihn außer-
ordentlich wertvoll, auch ist der Nährwert ein ziemlich großer. Die H e 1 i-
anthi geben ein schmackhaftes Gemüse. Beide sind Verwandte unserer
Sonnenblume, deren ölhaltige Samen besonders geschätzt sind. Anbauver-
suche mit der vor dem Kriege hauptsächlich aus der Mandschurei einge-
führten Sojabohne haben Erfolge gezeitigt, die zu weiteren Versuchen
aufmuntern. Wenn es gelingen würde, sie hier in derselben Qualität zu
ziehen, wie in den östlichen Ländern, wären wir um eine der wertvollsten,
Eiweiß, Öl und Fette liefernden Pflanzen reicher. Eine große Wertschätzung
genießt die Tomate als Würze für Suppen, Tunken usw. Man sah vor dem
Rathause einer großen Stadt Beete mit Tomaten bepflanzt, an Stelle der
Blumen. Der Zuckermais ist ein Gemüse, das bei uns nicht genügend
gewürdigt wird: die Anbauversuche im Palmengarten haben erwiesen, daß
*6
„ 84 —
audi vcrwölmte (iuuinen mit dem (iesclimack zufrieden sein können. Eine
neue Sache ist die Fre i la n d m el on e. die an (ieschmack den unter Glas
gezogenen Melonen nicht nachsteht. Es handelt sich hier um eine deutsche
Züchtung, die alle Beachtung verdient. Der feldmäßige Kürbis an bau hat
1!U7 vorzügliche Erträge gegeben. Mit Interesse wird die Einführung der
K eismelde verfolgt, die vielleicht mit etwas übertriebener Reklame ange-
priesen wurde. Wenn sie in bezug auf den Nährwert mit den Hülsenfrüchten
nicht auf gleiche Linie gestellt werden kann, so ist sie doch so reich an
Nährstoffen, daß ihr Anbau lohnt. Verschiedene andere Bilder zeigen Gemüse
wie Mangold, Kohl usw. Das Mustergärtchen im Palmengarten hatte den
Zweck, darzutun, wie man auf einem kleinen Raum in zweckmäßiger Ein-
teilung eine Anlage schaffen kann, deren Ertrag nicht nur der materiellen
Richtung Rechnung trägt, sondern auch die ästhetische Seite zur Geltung
kommen läßt. Die Anpflanzung von Wü rzk räu t ern machte viele wieder
Kiit diesen oft in Vergessenheit geratenen Pflanzen der alten Gärten bekannt.
Wir haben jedweden Ersatz nötig, der im eigenen Lande erzeugt werden
kann, da wir derartige Summen, wie sie vor dem Kriege für Gemüse ins Ausland,
gingen, nicht sofort wieder für diese Zwecke aufwenden können. Vor allem
ituiß der erzeugende Gärtner und Landwirt die schützende Hand des Staates
genießen, und diese Vorsorge muß sich für das kommende Jahr, wo wir mit
außerordentlich knappem und sehr teurem Saatgut zu rechnen haben, haupt-
sächlich darauf erstrecken.
IL Sitzung am 12. Januar 1918
Hauptmann Most, z. Z. i. Felde:
„Die Abrichtung und Verwendung des Hundes im
Kriege"
Die irrigen, größtenteils übertriebenen Ansichten, die über die geistigen
Fälligkeiten der Hunde herrschten, waren die Ursache, daß man an die-
Tiere häufig viel zu hohe Anforderungen stellte. Hieraus ergaben sich Fehl-
schläge in den Leistungen, ein Umstand, der die gesunde Entwicklung des
Diensthundewesens bisher stets gehemmt hat. Vortrefflich sind die Leistungen
der Polizeihunde in ihrer Eigenschaft als Schutz- und Begleithunde. Sehr
Gutes leisten die Hunde im Festhalten fliehender Übeltäter, im Aufstöbern
von Menschen in allerlei Schlupfwinkeln und nicht zuletzt zur Vorbeuge von
Straftaten. Eine wissenschaftlich begründete Abrichtung baut auf Folgendem
auf. Die Handlungen des Tieres beruhen nicht auf Denkfähigkeit, sondern
kommen auf rein gedächtnismäßigem Wege zustande. Dem Hunde werden
z. B. alle Handlungen, die er unterlassen soll, durch Zwang, der oft in Form
von Schmerz zum Ausdruck kommt, verleidet. Diese Auffassung der Fähig-
keiten des Hundes hat natürlich eine ganz andere Abrichtungsweise zur
Folge, wie die bisher gehandhabten Methoden, die infolge Vermenschlichung
der tierischen Handlungen den Hund iiach Grundsätzen behandelten, die
mehr der Erziehung eines Menschen entsj)rechen. Während des Krieges
werden die Hunde zu folgenden Zwecken verwandt. In der Heimat als
Blinde n h u n d e. In der Heimat und im Felde als P o 1 i z e i h u n d e. Im
Felde als Sanitäts- und Meldehunde. Für jede dieser verschiedenen
Verwendungsarten müssen die Tiere besonders abgerichtet werden. Andern-
falls versagen die Hunde sehr leicht. Die Verwenduntj; von Polizeihunden
als Sanitätshunde hat sich durchaus nicht bewährt. Der Tätigkeit des Blinden-
hundes sind sehr enge Grenzen gezogen. Polizeihunde werden besonders
im Gebiet des Generalgouvernements Belgien zum Grenzschutz und zur Be-
wachung von Bahnanlagen, ferner in den Etappengebieten der verschiedenen
Armeen, besonders auch in den Wäldern hinter der Ostfront als Schutz- und
Begleithunde verwandt und leisten in dieser Eigenschaft sehr gute Dienste.
Dem Deutschen Verein für Sanitätshunde, Sitz Oldenburg, ist es zu ver-
danken, daß eine so große Zahl von Sanitätshunden der Heeresverwaltung
zur Verfügung gestellt werden konnte. Die Abrichtung dieser Tiere hat im
Laufe des 'Feldzuges große Umwandlungen erfahren. Die Art und Weise,
wie der Hund anzeigt, daß er einen Verwundeten gefunden hat — diese
Tätigkeit nennt man Verweisen — geht folgendermaßen vor sich : Dem Hunde
wird eine an einem Lederriemen befindliche, elf cm lange Lederrolle an das
Halsband gehängt : Bringsei genannt. Dieses Bringsei lernt der Hund nur
dann zu erfassen und mit ihm im Maule zum Führer zurückzukehren, wenn
das Tier einen liegenden oder sitzenden Menschen — damit sind alle Ver-
wundeten einbegriffen — gefunden hat ^ausgearbeitet ist diese Methode von
dem Berliner Psychologen 0. Pfungst. Die Sanitätshunde haben sich im
Bewegungskriege gut bewährt. Bis zum Dezember 1916 wurden von ihnen
2972 Verwundete gefunden. Dem Meldehund ist von allen Diensthunden
ohne Zweifel die wichtigste Aufgabe zugeteilt. Er ist unmittelbar für die
kämpfenden Truppen tätig und hat die Aufgabe, zwischen den verschiedenen
Befehlsstellen wichtige Nachrichten zu überbringen. Diese Arbeit müssen
die Tiere häufig im schwersten Feuer verrichten. Durch ihre Tätigkeit er-
sparen die Meldehunde Menschenkräfte und Menschenleben. Die Zahl der
Meldehunde an der Front wächst beständig. Daß eine so große Zahl von
Hunden in solcher Güte dem Heere zur Verfügung gestellt werden konnte,
dafür gebührt zunächst Dank den Hundebesitzern, die die Tiere fast sämtlich
kostenlos hergaben, dann auch der deutschen Kynologie, die das Heer dieser
Hunde in emsiger und verständnisvoller Friedensarbeit geschaffen hat. Dank
gebührt ferner der Wissenschaft. Auf wissenschaftlicher Grundlage arbeitend,
erkannte man die Grenzen der Fähigkeiten der Hunde und vermochte nun
erst, die Tiere dieser Erkenntnis gemäß innerhalb jener Grenzen richtig zu
verwenden. Schließlich war es möglich, ein lehrbares und erlernbares System
der Abrichtung mit einleuchtenden Grundsätzen auszuarbeiten, wodurch die
dienstliche Handhabung des Hundewesens erleichtert wird. Dank nicht zu-
letzt ist abzustatten den braven Führern, von denen viele an der Seite ihrer
Hunde Gesundheit und Leben für das Vaterland geopfert haben.
12. Sitzung am 19. Januar 1918
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. W. K olle:
„Über die Bedeutung der Erreger von Wundinfelv-
t Ionen, insbesondere von Tetanus und Gasbrand, im
Kriege"
An einem großen Material instruktiver Lichtbilder sucht der Vortragende
über die großen Fortschritte aufzuklären, die die Seuchenbekämpfung gegen
— 86 —
früher aufzuwei.sen hat. War diese früher ein Kampf gegen den Kranken,
so ist sie jetzt ein Kampf gegen den Erreger; stand man früher den Wund-
iid'ektionskrankheiten machtlos gegenüher, so sind wir jetzt auf Grund der
Forschungen von Männern wie Pasteur, Li st er, Koch, Behring und
Ehrlich in der Lage, durch geeignete prophylaktische Maßnahmen die
Erkrankungen auf ein Minimum zu reduzieren und gegebenenfalls ausge-
brochene Krankheiten zu heilen. Wie schon 1870 71 das durchgeimpfte
deutsche Heer nur 459 Todesfälle an Pocken aufwies, gegen 23 400 bei den
Franzosen, bei denen ein Impfzwang nicht bestand, so zeigt auch der Welt-
krieg die Überlegenheit der modernen Seuchenbekämpfung und der auf
unserer Seite getroffenen Maßnahmen: während z. B, die Serben 80 — 90000
Todesfälle an Fleckfieber zu beklagen hatten, waren die deutschen Truppen
dort „überhaupt nicht gefährdet'', wie der Heeresbericht mitteilt. Wissen-
schaftliche Großtaten wie Ehrlich s Entdeckung des Salvarsans und
Behrings Tetanusantitoxin haben in diesem Kriege Hunderttausenden im
Heer wie in der Zivilbevölkerung das Lel)en gerettet. Auch gegen die erst
in neuester Zeit zu Bedeutung gelangte Erkrankung am Gasbrand liegen
schon Erfolge vor, die durch experimentelle Arbeiten von Kolle, Sachs
u. a. erreicht worden sind, so daß wir hoffen dürfen, auch auf diesem Gebiet
zu siegen. Mit Worten des Dankes an Ärzte, Pflegepersonal und chemische
Industrie schließt der Vortragende seine Ausführungen.
13. Sitzung am 26. Januar 1918
Prof. Dr. 0. Stiehl, Steglitz:
„Anthropologische und ethnographische Studien aus
deutschen Kriegsgefangenenlagern"
Die Versannnlung vieler Völkerschaften, zum Teil aus entlegensten
Gebieten, die unsere Gefangenenlager beherbergen, hat ganz eigenartige Ge-
legenheil zu eingehenden ethnographischen und anthropologischen Forschungen
geboten. Sie werden sowohl von deutscher wie von deutsch-österreichischer
Seite in einer Reihe von wissenschaftlichen Unternehmungen ausgenutzt.
Anthropologie, S[)rachwissenschaft, Volkskunde und Rechtsgeschichte sind an
diesen Forschungen in gleicher Weise beteiligt.
Die Ergebnisse werden bei der übergroßen Fülle der Einzelheiten erst
diu-ch gründliche Verarbeitung des gesammelten Stoffes und erst in geraumer
Zeit veröffentlicht werden können. Aber schon jetzt ist es möglich, über
die buntscheckige Schar unserer Feinde, ihre sehr wechselnde Rassenzuge-
hörigkeit eine anschauliche Übersicht zu geben, wie sie ohne die einzigartige
Zusamincnhäufung fremder Völker in unseren Gefangenenlagern nicht hätte
zu Stande konimen können.
Zu diesem Behufe werden in zahlreichen Lichtbildern zunächst die
europäischen Vertreter des Vierverbandes und seiner amerikanischen, afri-
kanischen, austialischen Kolonien vorgeführt mit besonderer Rücksicht auf
die starke Mischung verschiedener Rassen, die bei jedem der einzelnen Gegner
den Mangel an Einheit des Volkstums feststellen läßt. Dabei wird nach den
in den I^agern genuichten Beobachtungen eine kurze Darstellung der Geistes-
art dieser vielfältigen Volksteile gegeben. Es folgen in ähnlicher Behandlung
die bunt gemischten Gestalten der Hilfsvölker, die aus den farbigen Stämmen
der alten Welt gegen uns aufgeboten worden sind. Ein uneihörtes Völker-
gewimniel von Arabern, Berbern, Negern, Tartaren, Koreanern. Ainiamiten
und den zahlreichen Stämmen Indiens hat hier als Unterlage den Stoff zu
gründlicher wissenschaftlicher Forschung geboten.
14. Sitzung am 2. Februar 1918
Prof. Dr. R. Hesse, Bonn a. Rh, :
„Tierflug und Menschenflug"
Der Mensch schwimmt ähnlich, wie der Vogel fliegt; aber er fliegt, wie
der Fisch schwimmt. Beim Ruderflug der Vögel sind Antrieb- und Trag-
fläche vereinigt. Beim Flug des Menschen wie beim Schwimmen des Fisches
sind sie getrennt. Und wie der Mensch in zweifacher Weise fliegt, mit
Maschinen, die schwerer sind als die Luft, den Flugzeugen, und mit solchen,
die leichter sind als die Luft, den Luftschiffen, so sehen wir auch die Fische
in zweifacher Art schwimmen : die Fische ohne Schwimmblase, vor allem
die Haie, müssen mit ihrer Vorwärtsbewegung zugleich den Körper im Wasser
tragen und bedürfen dazu einer Mindestgeschwindigkeit, und müssen Trag-
flächen ausbilden (große Brustflossen, flache Bauchseite); die Fische mit
Schwimml)lasen dagegen schweben im Wasser und brauchen den Antrieb
hauptsächlich zur Vorwärtsbewegung. Der Flug ohne Flügelschlag (Schwebe-
flug) der Vögel geschieht unter Benutzung der Energie des Windes, entweder
unter Benutzung aufsteigender Luftströme, oder an Stellen, wo zeitlich und
örtlich die Windgeschwindigkeit beständig wechselt. Gleichmäßiger, horizon-
taler Wind ermöglicht keinen Schwebeflug. Der Schwebeflug kann von
Menschen nachgeahmt werden, aber die x\ussichten für eine nutzbare Ver-
wendung dieser Art zu fliegen, sind gering, da die Bedingungen dafür zeit-
licher und örtlicher Beschränkung unterliegen. Erwünscht für den Menschen
wäre ein Flug nach Art des Ruderflugs der Vögel mit leichten Schwingen
aus eigener Kraft. Aber dafür ist der Mensch zu muskelschwach und sinnen-
stumpf. Und trotzdem fliegt er — nicht mit seinen Muskeln, sondern mit
seinem Großhirn.
15. Sitzung -am 9. Februar 1918
Geh. Hof rat Prof. Dr. P. Gisevius, Giessen:
„Über den I.andhunger und das Problem der verfüg-
baren Landfläche in und nach dem Kriege"
Das Wachsen der Mittel- und Großstädte bringt uns die hygienische
Bedeutung der Muskelarbeit wie des Wohnens auf dem Lande immer stärker
zum Bewußtsein. Die Industriearbeiterschaft wie die Großstadtbevölkerung
sind auf den Zuwachs frischen Blutes vom platten Lande her geradezu an-
gewiesen. Die Gemüsegärten städtischer Bürger und das AVohnen städtischer
Arbeiter auf dem Lande erklären indessen noch nicht den Landhunger,
wie er sich überall bemerkbar macht.
Die Bodennutzung ist nicht nur eine direkte, wie in der Erzgewinnung
und Steinindustrie, sondern auch eine indirekte, wie bei Land- und Forst-
wirtschaft. Die Landwirtschaft nahm zu dieser Urproduktion auch die Ver-
edelungsproduktion hinzu, indem sie Rohstoffe von außen heranzog. Den
- 88 —
Sti(jkst()ll' lidlteii wir in der Form des Chilesalpeters aus dem fernen Aus-
lande; hierin brachte der Krieg Wandel, insofern wir schnell den Luftstick-
stoff nutzen lernten. Wir können den Chilesalpeter nunmehr ganz entbehren.
Schlimmer stand es in der Tierproduktion. Wir zogen in immer steigendem
Maße Körner- und Kraftfutter aller Art aus dem Auslande heran und standen
in Gefahr, ganz von ihm abhängig zu werden. Inzwischen wuchs seit den
Freiheitskriegen unsere Volkszahl auf das Zweieinhalbfache. Wir steigerten
auch die Zahl unserer Tiere enorm, insbesondere unsere Schweinebestände,
während die verfügbare Bodenfläche die gleiche blieb. So mußte denn die
Bodenbenutzung intensiviert werden und der Boden immer mehr in der
Wertschätzung steigen, so daß geradezu von Landhunger gesprochen werden
kann. Tatsächlich wuchs unsere Bodenproduktion so weit, daß wir im In-
lande 90% unseres Getreidebedarfs (England nur 10 "^o) erzeugten, ebenso
96 " u unseres Fleischbedarfs.
Das Problem der Volksernährung auf eigener Scholle ist für die
Kriegsdauer gelöst. Jetzt tritt das gleiche Problem für die kommende
Friedenszeit um so bestimmter hervor, als die Kriegserfahrungen uns davor
warnen, je in Abhängigkeit vom Auslande zu kommen. Wir hoffen ja auf
weiteres starkes Steigen unserer V^olkszahl ; wird die gleichbleibende ver-
fügbare Bodenfläche immer zu deren Ernährung hinreichen ? Seit L i e b i g
(1840) ringt die Wissenschaft um die Lösung der Aufgabe, durch Inten-
sivierung die Produktion zu steigern. Lieb ig — auf der Theorie des Raub-
baus alter Völker fußend — lehrte uns, die dem Boden jährlich entzogenen
chemischen Stoffe im Kunstdünger wiederersetzen und schuf die Agrikultur-
chemie. Als man erkannte, daß neben den Pflanzennährstoffen noch andere
Wachstumsfaktoren zu verbessern waren, wurde Wollny der Schöpfer der
Agrikulturphysik. Hellriegel begründete die Bodenbiologie, Dünkelberg
die Kulturtechnik, Rimpau die Pflanzenzüchtung, Nathusius die Tier-
züchtung. Gibt es noch Grenzen für die Intensivierung? Leider ist das der
Fall, denn an einem Wachstumsfaktor, dem Klima, scheitert unser Bemühen.
So sind der Steigerung der Bodenerträge bestimmte Grenzen gezogen. Hier-
aus geht mit Sicherheit die Notwendigkeit hervor, für den Moment vorzu-
sorgen, in dem unsere Bodenfläche trotz aller Hilfe der Wissenschaft vermehrt
werden muß, wenn wir nicht in Abhängigkeit vom Auslande kommen luid
wirtschaftlich ausgehungert werden wollen.
16. Sitzung am 16. Februar 1918
Geh. Hofrat Prof. Dr. W. Salomon, Heidelberg:
„Praktische Anwendung der Geologie in den Kriegs-
jahren"
In Laienkreisen ist vielfach die Vorstellung verbreitet, daß dem Geo-
logen eine Voraussage der unter der Erdoberfläche verborgenen Gesteins -
massen nur dadurch möglich ist, daß er mit dem Spaten grabe oder Bohrungen
veranstalte. Diese Vorstellung ist falsch. Die geologische Voraussage für
Tunnelbauten, Schachtanlagen, Gewinnung von Wasser, Erdöl, Kohle und
anderen nutzbaren Substanzen beruht darauf, daß die Gesteinsmassen des
Erdinnern nicht willkürlich und regellos geformt und gelagert sind, sondern
daß bei vielen von ihnen regelmäßige Gestalten und eine gesetzmäßige Auf-
— «y —
einanderfolge auftreten. Die wichtigsten regelmäßigen Gesteinsformen sind
die ^Schichten- und die ^Gänge*^. Bei ihnen ist es sehr oft durch Beob-
achtung der an der Erdoberfläche entblößten Massen möglich, mit einem
hohen Grade von Sicherheit oder doch wenigstens Wahrscheinlichkeit vor-
auszusagen, in welcher Richtung sie sich im Erdinnern fortsetzen. Allerdings
gibt es Erscheinungen, die diese Voraussage erschweren oder sogar unmöglich
machen können. In erster Linie sind als solche die Verwerfungen und Fal-
tungen zu nennen. Immerhin hat sich im Frieden wie im Kriege allmählich
immer weiteren Kreisen die Erkenntnis aufgedrängt, daß die Geologie nicht
ein Sammelsurium phantastischer Theorien ist, und daß sie durch ihre prak-
tischen Anwendungen der Menschheit die Mittel mit Zins und Zinseszins
zurückzahlt, die ihr für ihre Bestrebungen von den Staaten, Gemeinden und
Privaten zur Verfügung gestellt worden sind.
17. Sitzimg am 23. Februar 1918
A. V. G winner, Berlin:
„Die Bagdadbahn"
Der Vortragende bespricht zunächst die geologischen und geogra-
phischen Verhältnisse des von der Bahn durchquerten Gebietes, die eine
Reihe von Kunstbauten notwendig gemacht haben. So waren im Taurus
Höhen von über 1400 Metern zu überwinden, während die Strecke in ihrer
größeren Länge ungefähr 800 Meter hoch läuft und schließlich bis auf kaum
100 Meter fällt.
Die weiteren Ausführungen gelten der Vorgeschichte des Bahn-
baues. 1888 war der Deutschen Bank eine Konzession für eine Bahn auf
kleinasiatischem Gebiet erteilt worden, die von Konstantinopel nach Angora
lief. Nach der Gründung der Anatolischen Bahngesellschaft konnte die Bahn
bis Koni a weitergeleitet werden. Ihre Verlängerung über Konia hinaus bis
Bagdad war als internationales Werk gedacht. An dem Widerstand der
öffentlichen Meinung Englands und Frankreichs scheiterte jedoch dieser Plan.
So stand deutsches Kapital allein zur Verfügung, um den Bau zur Durch-
führung zu bringen, der sehr bald einen politischen Charakter erhielt. Der
scharfe Widerstand Englands und Frankreichs bewirkte mannigfache Hem-
mungen, so daß der Bau nur langsam voranschreiten konnte. Nach Vollendung
von 200 Kilometern Strecke von 1899 bis 1904 stockte der Bau bis 1909 voll-
ständig. Die in diesem Jahre von neuem einsetzende Tätigkeit flaute schon
1911 durch die Balkankriege wieder ab. Bis heute sind ungefähr 1000 Kilo-
meter gebaut worden.
Die Bahn ist als das größte deutsche Auslandsunternehmen anzusprechen.
Fast eine halbe Milliarde Mark ist bis heute darin angelegt. Sie ist für die
Türkei nicht nur wirtschaftlich von größter Bedeutung, sondern auch in mili-
tärischer Hinsicht, so daß man sie als Lebensnerv und Rückgrat des Landes
ansprechen kann.
Eine Reihe sehr gut gelungener Farbenlichtbilder und gutes Karten-
material unterstützen die Darlegungen des Vortragenden.
— 90 —
18. Sitzung am 2. März 1918
Geh. Reg.-Rat Dr. A. von Weinberg:
„Der Nutzen der industriellen Kriegswirtscliaft für
die Zukunft"
Wenn auch über die wirtschaftichen Folgerungen, die sich aus der
Kriegserfahrung ergeben, recht verschiedene Urteile gefällt worden sind, so
besteht doch Einigkeit darüber, daß die Leistungen der Industrie und
besonders der chemischen Industrie der Volkswirtschaft im Frieden für alle
Zeit zugute kommen werden. Vor allen Dingen werden der Landwirtschaft
im Frieden Düngemittel aus inländischen Quellen in Mengen ^ur Verfügung
stehen, die den Friedensbedarf der letzten Zeit vor dem Kriege bei weitem
übersteigen. Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß die Stickstoff-
derivate, die unsere Ernährung und damit unser Leben sichern, die gleichen
Körper sind, mit denen wir den Feinden Tod und Verderben bringen. Deutsch-
land hat sich auf dem Stickstoffgebiet vom Auslande unabhängig gemacht,
und es wird Sache der maßgebenden Faktoren sein, durch richtiges Zusairmien-
fassen der Industrie, richtige Zollpolitik, aber ohne Monopole, diese Sachlage
zum Wohle des Ganzen auszubauen. Redner zeigt an einer Reihe besonders
wichtiger Beispiele, wie Alkohol, Essigsäure, Kautschuk, Ge-
spinstfasern, Harze, Glyzerin usw., wie die Leistungen der Industrie
im Kriege die zukünftige Friedenswirtschaft beeinflussen werden. .Auch die
Frage der Versorgung mit Kohlenwasserstoffen, besonders mit Benzin
und Schmierölen, im Frieden ist durch die Entwicklung der Kriegsindu-
strie wesentlich vorwärts gekommen. Es hat sich gezeigt, wie dringend eine
bessere Ausnützung der Kohle ist. Hauptsächlich auch für Erzeugung bil-
ligen elektrischen Stroms, den wir im Frieden zur Aufrechterhaltung der
Werke brauchen werden, die Carbid und Aluminium erzeugen. Alumi-
nium wird einen erheblichen Teil des Kupfers dauernd ersetzen. Wichtige
Ergebnisse hat auch die Seh we fei w^ir tschaft, ein Gebiet, auf dem
namentHch die volkswirtschaftliche richtige Lösung des Problems der Ein-
fuhr von Rohstoffen der Lösung nahe gekommen ist.
Im allgemeinen wird die Kriegserfahrung zu einer Vermehrung der Ver-
einigungen zu Trusts und zu Interessengemeinschaften führen. Auch für
die Verkehrsverhältnisse ergeben sich wichtige Folgerungen. Redner tritt
der Auffassung entgegen, daß uns der Krieg gelehrt habe, einen wirtschaft-
lichen Abschluß nur unter Einbeziehung eigener Kolonien und des soge-
nannten Mitteleuropa anzustreben. Die Lehre für die Industrie ist vielmehr
die Notwendigkeit des Wettbewerbes im Weltmarkt. Denn nur hierdurch
können wir die erfinderische Überlegenheit zur Geltung bringen, die uns,
entgegen den Verleumdungen unserer Feinde, einen Vorsprinig im Welthandel
sicherte. Diese Ursache wird auch in Zukunft gesichert sein, wenn wir einge-
denk bleiben, daß in der Wissenschaft die starken Wurzeln unserer Kraft liegen.
19. Sitzung am 9. März 1918
Prof. Dr. H. Schnegg, Weihenstephan :
„Die Pilze und ihre volkswirtschaftliche Bedeutung"
Unter den Wildgemüsen und Wildfrüchten nehmen die Pilze eine
Sonderstellung ein. botanist-li und wirtschaftlieh l)etrachtet. Einer ausge-
— 91 —
dehiiteren Sammlung stand bisher vor allem die Furcht vor Vergiftungen
im Wege, die unbegründet ist, da gegenüber den ungefähr 200 Arten von
eßbaren Pilzen die Zahl der wirklich giftigen Pilze so gering ist, daß uns
deren genaue Kenntnis leicht vor Schaden bewahren kann. Eine umfassende
Pilzsammlung wäre aber schon deshalb anzustreben, weil die Pilze ein bis-
her meist unterschätztes wertvolles Nahrungsmittel darstellen. Ihr Eiweiß-
gehalt ist unter allen Gemüsen am höchsten und außerdem nach den neuesten
Ernährungsversuchen in hohem Grade verdaulich. Das gleiche gilt für die
Kohlehydrate der Pilze. Dabei spielt allerdings die Form, in der die Pilze
als Nahrungsmittel verabreicht werden, eine wesentliche Rolle, Die besten
Erfahrungen wurden gemacht mit dem Genuß der Pilze in ihrer Verarbeitung zu
Pilzmehl. In dieser Form liefern die Pilze auch wertvolle Gewürzstoffe, die je
nach der Art der dazu verwendeten Pilze alle mögliehen Gewürzstoffe zu er-
setzen im Stande sind. So bieten uns die einheimischen Pilze Ersatz für Trüffel,
„Maggi", Pfeffer, Knoblauch, Zwiebel und andere Gewürze. In Form von
Extrakt eignen sie sich auch zur Herstellung einer vorzüglichen flüssigen
Speisewürze. Die für den menschlichen Genuß untauglichen Pilze stellen
in geeigneter Aufarbeitung ein wertvolles Kraftfutter für die tierische Er-
nährung dar. Speziell die holzigen Arten der Baumschwämme dienen als
Rohmaterial für die Herstellung von Zunder- und Korkersatz. Zu einem
volkswirtschaftlich bedeutenden Faktor scheint auch die künstliche Pilzzucht
zu werden, soweit unsere wähi-end des Krieges bisher mit der Edelpilz-,
Champignon-Zucht gemachten Erfahrungen erkennen lassen. Von größter
volkswirtschaftlicher Bedeutung ist der Handel mit Pilzen. Bringt uns heute
dieser schon viele Millionen ein, so wäre er bei ausgedehnterer Organisation
der Sammlung und Verwertung der Pilze, besonders bei entsprechender Er-
weiterung der Pilzkenntnisse geeignet, uns bezüglich des Bezuges von Pilzen
aus dem Auslande unabhängig zu machen und zur Hebung unseres Volks-
wohlstandes wesentlich beizutragen.
20. Sitzung am 16. März 1918
Prof. Dr. W. Stahlberg, Berlin:
„Helgolands Bedeutung im Weltkrieg"
Der Krieg hat sich immer deutlicher als die weltgeschichtliche Aus-
einandersetzung zwischen Deutschland und England herausgestellt, als den
Daseinskrieg, der eine Entwicklungsrichtung bricht, entweder die des eng-
lischen Weltreiches oder die unseres aufstrebenden Deutschen Reiches. Daß
wir an unserer heimischen Küste und in der Deutschen Bucht stark genug
waren und geblieben sind, verdanken wir wesentlich dem Umstand, daß wir
Helgoland in unserer Hand hatten und haben. Der Vortragende erinnert
an den Sturm der Entrüstung, der in ganz Deutschland damals durch den
englisch-deutschen Vertrag über Helgoland und Sansibar hervorgerufen wurde.
Besonders bezeichnend bei dieser Erörterung ist, daß bei jedem Eingehen
auf tatsächliche Möglichkeiten der politischen Kriegslage, von einer Gegner-
schaft Englands ganz abgesehen wurde. Sie lag außer dem Bereich des
damaligen allgemeinen Denkens. Dasselbe zeigt sich in der Begründung,
die Caprivi der Verteidigung seines N'ertrags gab, und ebenso urteilte Bis-
marck in den Gedanken und Erinnerungen auf Grund einer sich von selbst
— 92 —
verstehenden englischen Neutralität. In unserer verantwortlichen Marine-
verwaltung ist man sich damals über den Wert der Insel klar gewesen.
Nicht die Befestigung der Insel, sondern der Ausbau der schlagbereiten
Flotte standen im Vordergrund : denn erst diese verleiht der Insel ihren
wirklichen hohen Wert. Es hatte lange gedauert, noch lange auch nach der
t ruhen Zeit der vergeblichen Flottenentwicklungsversuche der H o 1 1 m a n nschen
Ära, bis dieses Ziel in sichtbarer Erreichbarkeit lag. Ein Flottenstützpunkt
l)egann Helgoland erst zu werden, als im September 1908 der Hafen an der
Südseite in Angriff genommen wurde. 1909 wurde die Insel zum Reichs-
kriegshafen erklärt, und erst 1911 ist die Feste Helgoland einer eigenen
„Fortifikation'" zugewiesen worden.
Wenn man die Wirkung aller Festungs- und Flottenstützpunktseigen-
schaften Helgolands in ein scharfes Licht stellen will, so braucht man sich
hur zu vergegenwärtigen, wie Deutschland dastände, wenn^ Helgoland diese
Eigenschaften nicht nur nicht für uns besäße, sondern in englischem Besitz
zu Nutz und Frommen unserer Feinde betätigte. Kein Zweifel, wir hätten
unsere Seemacht nicht so entwickeln können, wie wir es getan haben. Eng-
land in einem befestigten Helgoland w^äre wie der Einbrecher gewesen, der
den Fuß in die Tür des deutschen Hauses gesetzt und den Arm nun frei
hat, den Revolver abzudrücken. Die Engländer sind nur mit U-Booten in
die Nähe der Insel gekommen. Der einzige Versuch der Engländer zu einem
Angriff auf die Deutsche Bucht in größerem Stil datiert vom 28. August 1914.
Alles spielte sich erheblich westlich von Helgoland ab, der geplante große
V^orstoß löste sich in kleine Einzelgefechte auf, bei denen die kleinen Kreuzer
„Mainz", „Köln" und „Ariadne" verloren gingen, die damals von gewaltiger
il)ermacht vernichtet wurden. Die Insel selbst hat von dem Kampfe nichts
gesehen, konnte auch wegen der Entfernung der meisten Einzelkämpfe nicht
eingreifen. So ist es während des ganzen Krieges geblieben.
H) Wintorlialbjahr 1918/19
1. Sitzimg am 26. Oktober 1918
Prof. Dr. 0. Steche:
,,Tier- und Menschenstaat."
Staatenbilduug, d. h. den Zusammenschluß zahlreicher Individuen zu
gemeinsamem Leben mit Unterordnung unter die Interessen des Ganzen und
V'^erteilung der Arbeit auf einzelne Stände, gibt es auch im Tierreich. Bei
manchen Formen erreicht der Staatssozialismus sogar eine Durchbildung, die
bei weitem die für den Menschenstaat erstrebte übertrifft. Dies gilt besonders
für die Insektenstaaten. Ihr gemeinsamer Charakter ist der des Familien -
Staates. Alle Bürger sind Kinder der Gründerin des Verbandes, der Königin.
Dies zeigt sich am klarsten bei den einfachen Staaten der Hummeln und
Wespen, deren Verband nur einen Sommer dauert. Die Nachkommen des
den Staat gründenden Weibchens verzichten auf selbständiges Leben und
Fortpflanzung, sie werden zu geschlechtslosen Arbeitstieren. Erst im Herbst
treten Männchen und vollwertige Weibchen auf. die nach der Überwinterung
neue Staaten gründen. Der Bieneiistaat erlangt demgegenüber längere Lebens-
dauer, und sein(> jungen Königinnen gründen neue Kolonien nicht durch eigene
— 93 —
Einzelarbeit, sondern durch Ausziehen mit Schwärmen von Arbeitstieren.
Bei den Ameisen und Termiten erreicht dieser Typus die höchste Vollendung.
Hier differenzieren sich die Arbeitstiere in verschiedene Kasten : Soldaten zur
Verteidigung und als Polizei und Arbeiter mit verschiedenen Berufen. Die Ge-
samtleistung steigt mit dem Volksreichtum der Staaten, der bei den Termiten
in die Millionen geht, zu außerordentlicher Höhe; dabei ordnen sich die
Einzeltiere dem Ganzen bis zur Aufgabe ihrer individuellen Selbstständigkeit
unter. Dies wird erreicht durch instinktive, zwangsläufige Mechanismen,
die den Tieren ihre Handlungen fast ohne die Möglichkeit persönlicher Ab-
weichungen aufzwingen. So stellt der Gesamtstaat gewissermaßen ein ein-
heitliches Individuum dar, die Einzeltiere nur seine Organe.
Das gleiche wird im Tierkreis der Pflanzentiere durch körperliche
Verbindung der Nachkommen eines Ausgangstieres erreicht. Durch Knospung
oder Teilung bildet sich ein Tierstock, dessen Einzeltiere für ihren Lebens-
unterhalt aufeinander angewiesen sind. Auch hier schreitet der Verband
von ursprünglicher Gleichartigkeit aller Staatsbürger wie bei den Korallen
zu sozialer Gliederung fort. Das Endziel wird bei den Röhrenquallen.
Siphonophoren, erreicht; hier erscheint die Gesamtkolonie als Individuum mit
sehr mannigfach gestalteten Organen, den rück- und umgebildeten Einzel-
tieren.
Demgegenüber entwickelt sich im Tierreich eine zweite Form des
geselligen Verbandes bei den Herdentieren. Zahlreiche Individuen, die zunächst
nur durch günstige Ernährungsbedingungen räumlich vereinigt werden,
schließen sich zu gemeinsamem Schutz in soziale Verbände zusammen. Bluts-
verwandtschaft spielt dabei nur insofern eine Rolle, als innerhalb der großen
Herden einzelne Familien in wenigstens zeitweise engerer Gemeinschaft leben.
Diese Herden ordnen sich einem selbstgewählten Leittiere männlichen oder
weiblichen Geschlechts unter, das durch hervorragende körperliche oder
geistige Qualitäten das Recht auf diesen Platz erwirbt und ihn gegen Ansprüche
von Rivalen nur durch ständige Beweise seiner Überlegenheit behaupten
kann. Die übrigen Individuen sind in ihren persönlichen Leistungen, besonders
auch der Fortpflanzung, nicht nennenswert beschränkt. Der Wettbewerb
um die Führerrolle bringt hier jeweils die tüchtigsten Individuen an die
Spitze. Dadurch erlangen diese Staatenbildungen einen entscheidenden
Vorteil über die Familienstaaten, bei denen wohl eine feinere Differenzierung
der Leistungen durch fortschreitende Berufsgliederung ermöglicht, aber der
Aufstieg des Ganzen zu neuen Lebensformen durch Herabdrückung der
Einzeltiere zu Organen versperrt wird.
Von solchen Herdenstaaten leitet sich offenbar auch der des Menschen
ab; er hat von ihnen als wichtigstes Erbe den freien Wettbewerb um die
Führung übernommen. Dessen zeitweilige Unterdrückung in der sozialen
Gliederung führt zur Kastenbildung, deren versteinernder Einfluß uns etwa
aus Indien her bekannt ist. Es ist also nur eine richtige Fortführung dieses
uralten Grundprinzips, wenn im modernen Staat die Forderung der freien
Bahn für den Tüchtigen zu so hoher Bedeutung gelangt: von seiner Diu-ch-
führung hängt wesentlich das Gedeihen des Verbandes auch im Wettbewerb
der Staaten ab.
— 94 —
2. Sitzung am 2. November 1918
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. H. Fresenius-Wiesbaden:
„Über die Bedeutung des Stickstoffs für den Krieg
und für das Durchhalten in der Heimat".
In der Natur finden wir den Stickstoff vor allem in der Luft, dem
Räume nach "'5 derselben ausmachend, dann in der als Chilisalpeter bekannten
Abla<i;erung' von Natriumnitrat in Südamerika, ferner im Körper der Pflanzen,
Tiere und Menschen in zahlreichen Verbindungen, namentlich Eiweißkörpern.
Menschen und Tiere decken ihren Stickstoffbedarf durch Vermittlung der
Pflanzen, die ihn aus dem Boden aufnehmen.
Von den Eigenschaften des Stickstoffes sind besonders wichtig die
Abneigung, sich mit anderen Elementen zu verbinden, und die leichte
Zersetzlichkeit vieler Stickstoffverbindungen. Gerade diese bedingt die V^er-
wendung für die Herstellung der Munition für die Feuerwaffen zur Füllung
von Granaten, Fliegerbomben, Minen usw.
Zur Herstellung der betreffenden Verbindungen ist Salpetersäure nötig,
die früher ausschließlich aus Chilisalpeter hergestellt wurde. Jetzt im Krieg
kann kein Chilisalpeter aus Amerika nach Deutschland gebracht werden.
Es ist deshalb eine Großtat der deutschen Wissenschaft und Industrie, die
Gewinnung der erforderlichen Mengen von Salpetersäure aus dem Stickstoff
der Luft ermöglicht und erfolgreich durchgeführt zu haben. Die hierzu ge-
eigneten Verfahren werden besprochen, insbesondere das von der Badischen-
Anilin- und Sodafabrik zu einer Fabrikationsmethode ausgebildete Habe r sehe
Verfahren. Es wird ein Besuch der sog. Stickstoff-Fabrik Oppau geschildert,
und es werden aus Luftstickstoff dort hergestellte Stickstoffverbindungen
vorgezeigt, insbesondere synthetischer Chilisalpeter.
Das ist die Bedeutung des Stickstoffes für den Krieg. Das Durchhalten
in der Heimat ist nur möglich, wenn die Ernährung unserer Kriegsheere und
der Bevölkerung daheim sichergestellt werden kann. Das ist nur durch-
führbar, wenn wir dem Boden die größten erreichbaren Mengen an Nahrungs-
mitteln für Menschen und Tiere abgewinnen. Hierzu ist intensivste Bewirt-
schaftung, insbesondere auch Düngung erforderlich. Da ist denn die Zufuhr
von Stickstoffdüngern von der größten Wichtigkeit, und da fehlt eben auch
die Zufuhr des im Frieden in großen Mengen angewendeten Chilisalpeters.
Es kommt deshalb für das Durchhalten in der Heimat darauf an, die natür-
lichen stickstoffhaltigen Düngemittel sorgfältigst aufzusammeln und zu be-
nutzen, alle zur Pflanzenernährung verwendbaren stickstoffhaltigen Abfallstoffe
restlos heranzuziehen und auszunutzen und der Landwirtschaft die für den
Heeresbedarf nicht erforderlichen, aus Luftstickstoff hergestellten, zur Düngung
geeigneten Fabrikate zuzuführen.
3. Sitzung am 9. November 1918
Privatdozent Dr. W. Eitel:
„Wasser und Eis".
Unter allen merkwürdigen Naturkörpern erscheint uns das Wasser und
das Eis wohl als der allermerkwürdigste, wenn wir' bedenken, in wie
— 95 —
vollendeter Weise die gesamte Lebewelt auf seine Eigenschaften eingestellt
ist und welche überragende Rolle es in dem Haushalt der irdischen Natur
spielt. In dieser Erkenntnis hatte schon Thaies von Mil et die Lehre
vertreten, daß alles aus dem Wasser entsprungen sei, und Aristoteles
und Empedokles hielten es für eines der Urelemente der Schöpfung. Mit
ihnen hat das gesamte Mittelalter der Meinung gehuldigt, daß aus Wasser,
Feuer, Erde und Luft das Weltall zusammengesetzt sein müsse, bis die Ent-
wicklung der neueren Naturwissenschaft, insbesondere der Chemie, uns zeigte,
daß das Wasser eine Verbindung von Elementen, die anderen aristotelischen
Urstoffe aber gar keine einfachen ehemischen Individuen darstellen. Trotzdem
dürfen wir in bezug auf das Wasser weiterhin die Meinung vertreten, daß
es die allgemeinste und wichtigste Substanz auf unserem Planeten ist. Seine
ungeheure Verbreitung in den Ozeanen, in der Gestalt von Eisdecken und in
den atmosphärischen Niederschlägen, nicht zuletzt in der Form des in Luft
gelösten Wasserdampfes, ist zunächst von Bedeutung. Dann abe"r ist eine
Betrachtung seiner hochwichtigen physikalischen und chemischen Eigen-
schaften zum Verständnis der Rolle nötig, die es in der Natur tatsächlich
spielt. Unter den thermischen Eigenschaften des Wassers fällt uns sofort auf,
daß seine Wärmekapazität, sowie seine Schmelz- und Verdampfungswärme
einen ganz außerordentlich hohen Betrag hat, so daß kaum eine andere
chemische Verbindung in dieser Hinsicht dem Wasser zu vergleichen wäre.
Infolge dieser besonderen Eigenart ist der Wärmehaushalt an der Erdober-
fläche, nämlich das großartige regulative Ausgleichbestreben der meteoro-
logischen Vorgänge, also auch die Grundlage des animalischen Lebens auf
unserem Planeten, aufs innigste mit dem Wasservorrat auf demselben ver-
knüpft. Die hohe spezifische Wärme des Wassers begünstigt die Ausbildung
der Strömungen in Ozean und Luftmeer; die hohe Schmelzwärme des Eises
bedingt die Gleichmäßigkeit der Meerestemperatur: und die sehr erhebliche
Verdampfungswärme wirkt nicht nur im Wärmehaushalt der Erdoberfläche
mit, sondern sie regelt auch aufs entschiedenste die Körpertemperatur der
lebenden Organismen. Endlich ist die Eigenschaft des Wassers, bei 4" C.
ein Maximum seiner Dichte zu besitzen, nicht minder für die Lebewelt von
Wichtigkeit. Ohne die anormale Ausdehnung des kalten Wassers unter 4"
und die Schwimmfähigkeit des Eises müßten jeden Winter bedeutende Mengen
von Grundeis in den Wasseransammlungen entstehen, im darauffolgenden
Sommer könnte dies am Ende gar nicht mehr alles aufgetaut werden, neues
Eis müßte sich darnach in der kalten Jahreszeit dazubilden und so fort, bis
einmal der ganze Wasserkörper oder wenigstens sein größter Teil verfestigt
wäre. In Wirklichkeit wird nun aber unter den sich bildenden Eisschichten
das Wasser am Grunde, der Flüsse, Seen u. dergl. flüssig bleiben, und die
Existenz der in ihm befindlichen Lebewesen ist so gesichert. Wie rauh auch
die Atmosphäre dereinst werden mag, im Ozean wird immer noch Leben
existieren können, bis auch er einmal in Erstarrung übergeht. Vom chemi-
schen Standpunkte aus ist insbesondere die Eigenschaft des Wassers von
Wichtigkeit, andere Stoffe, in erster Linie anorganische Salze, in weitestem
Maße zu lösen. Diese Eigenschaft bedingt im Zusammenhang mit seiner
hohen Dielektrizitätskonstante auch das starke elektrolytische Dissoziations-
vermögen der wässerigen Lösungen, das bei den Reaktionen innerhalb der
(lesteine und Böden eine so außerordentliche Rolle spielt. In wundervollster
Harmonie greifen die Wirkungen der mannigfaltigen Eigenschaften des
Wassers ineinander, und wie nach einem großartigen schöpferischen Plane
angelegt, sind sie alle eine Vorbedingung für das Zustandsbild der irdischen
Xatur. das wir unbefangenen Blicks vor uns sehen.
4. Sitzung am 30. November 1918
Prof. Dr. H. E. Boeke:
„Die Eisenerze"
Die Eisenerze machen zusammen mit der Kohle die (Grundlage der
Existenz eines Industrievolkes aus. Die Gesteine der Erdkruste besitzen im
Durchschnitt einen Eisengehalt von 4,4 o/o, die hellen, kieselsäurereichen Ge-
steine wie Granit führen weniger Eisen, die dunklen, kieselsäurearmen
wie Basalt oft über 10 ^/o. Von Eisenerzlagerstätten sprechen wir aber erst,
wenn ein 'Gehalt von wenigstens 30" o Eisen in dem Vorkommen angehäuft ist.
Das reichste Eisenerz ist der Magneteisenstein (Eisenoxydul-Oxyd), der
als unmittelbare Auscheidung aus dem (Jesteinsschmelzfluß vorkommt, u. a.
in Nordschweden in gewaltigen Massen ansteht. Hier wird das hochprozentige
Erz mit 65— TO^o Eisen in der Nähe der Stadt Kiruna durch einfachen
Tagel)au gewonnen. Die dem Gesteinsschmelzfluß entströmenden Gase und
heißen Lösungen sind oft eisenhaltig und haben vielerorts zur Abscheidung
von Roteisenstein (Eisenoxyd) und Spateisenstein (Eisenkarbonat) auf Klüften
und Spalten („Gängen") geführt, oder sie setzten sich mit angrenzenden
Kalksteinmassen zu Roteisenstein um. Die Spateisensteingänge des Sieger-
landes sind zurzeit der wichtigste Eisenerzreichtum Deutschlands. Auch durch
die Einwirkung zirkulierender eisenhaltiger Lösungen auf Kalkstein ohne die
nachweisbare Gegenwart eines Gesteinsschmelzflusses entstehen allmählich
Spateisensteinlagerstätten, wofür der berühmte Erzberg in Steiermark, das
größte Eisenerzvorkommen im ehemaligen Österreich-Ungarn, ein Beispiel
abgibt. Die Hauptmenge des Eisenerzes ist jedoch als Sediment aus dem
Wasser al)gelagert und zwar als Brauneisenstein (Eisenoxydhydrat), der bei
ältei-en Vorkommen im Laufe der geologischen Zeiträume unter Wasserverlust
zu Roteisenstein veredelt wurde. Das sog. Minettegebiet an der Grenze von
Lothringen und Frankreich bildet das größte der gegenwärtig bekannten
P>rauneisensteinlagerstätten und das zweitgrößte aller in Abbau befindlichen
Eisenerzvorkommen überhaiipt (an erster Stelle steht das Gebiet am Oberen
See in Nordamerika). Roteisensteinlager sedimentären Ursprungs besitzt
Deutschland im Lahn- und Dillgebiet.
Zum Schluß erläutert der Vortragende seine Ausführungen durch
statistisches Material über die Eisenerzproduktion Deutschlands und der
übrigen Länder.
5. Sitzung am 7. Dezember 1918
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. N e i s s e r :
„Die Malaria im Kriege und nach dem Kriege"
Während die Malaria vor dem Kriege nur in ganz wenigen Bezirken
Deutschlands (Wilhelmshaven, Emden, Pleß) und in manchen deutschen
Koloiüen (z. B. Ostafrika) vorkam, sind die deutschen Truppen und deutsche
— U7 --
Gefangene während des Krieges in Länder gekommen (Rumänien. Mazedonien,
Türkei usw.), in denen die Malaria weit verbreitet ist. " Dadurch sind unsere
Kenntnisse über die Malaria wesentlich erweitert worden. Zunächst erfuhr
man von der bösartigen Form der Tertiana in Albanien und von ähidichen
schlimmen Formen in Mazedonien, die, obwohl mikroskopisch von der ge-
wöhnlichen Tertiana nicht unterscheidbar, doch häufig genug unheilbar waren
und zu Siechtum und Tod führten. Im Gegensatz hierzu sah man, daß die
bisher so gefürchtete Tropika in sehr vielen Fällen schnell und restlos abheilte.
Aber das Überraschendste war. daß nicht nur die mazedonische oder albanische
Tertiana, sondern auch die riunänische, die russische und auch die flandrische,
trotz richtiger und gründlicher Behandlung in vielen Fällen nicht ausheilte,
sondern zu Rezidiven führte. Und während die Tertiana in Deutschland als
eine durch Chinin verhältnismäßig leicht heilbare Krankheit galt, zeigte sich,
daß sie in vielen Fällen bezl. der endgiltigen Heilung außerordentlich schwer
heilbar sei. Damit im Zusannnenhang stand das öfters beobachtete Vorkommen
von Malaria-Keimträgern, also von Personen, die Malariakeime in sich be-
herbeigten, ohne daran zu erkranken. Das waren einmal Personen, die Malaria
durchgemacht hatten, aber nach einem oder zwei Rezidiven scheinbar völlig
geheilt waren, dann aber jene gar nicht seltenen Fälle, welche von einem
ersten Malaria-Anfall überhaupt nichts wußten. Es waren das durchaus
nicht immer indolente Menschen, sondern häufig Mannschaften, die genügend
auf sich geachtet hatten. Nun gibt es erste Anfälle, die leicht übersehen
werden, weil sie sich nur als eintägiger Kopfschmerz oder als Schwindelgefühl
äußern; es gibt ferner Fälle, in denen der Fieberanstieg nur nachts auftritt,
also leicht übersehen wird. Es ist demnach nicht ausgeschlossen, daß es
ganz leichte erstmalige Nachtanfälle gibt, die „verschlafen" werden. Solche
unbemerkten leichten Erstanfälle kommen auch bei jenen vor, die lange Zeit
Chinin zu prophylaktischen Zwecken genommen, diese Behandlung aber aus
irgendwelchen Gründen unterbrochen, bzw. ausgesetzt haben, ehe die In-
fektionsgefahr vorüber war. In vielen dieser unbemerkten leichten Erstanfälle
treten dann nach einem halben Jahre und noch viel länger typische Malaria-
Anfälle auf. Es scheint sogar Leute zu geben, die eine derartige latente
Malaria, von der sie selbst nicht das Geringste wissen, jahrelang mit sich
herumtragen.
Überall wurde die Erfahrung gemacht, daß die Rezidive zur Zeit der
Wärme und Sonnenbestrahlung im Frühjahr und im Frühsommer auftreten,
häufig zur selben Zeit, in denen auch Neuinfektion durch den Schnakenstich
erfolgt. Aber diese Rezidive traten in malariafreien Gegenden auf, wo von
einer Malaria-Neuinfektion nicht die Rede sein konnte.
Bezüglich der Stechmücke haben wir zugelernt, daß Anopheles in der
kalten Zeit in manchen Malaria-Gegenden nicht im Keller überwintert, sondern
in Ställen, auch in Pferdeställen. Über die Wirkung des Chinins sind von
Morgenroth neue Vorstellungen entwickelt worden. Bezügl. der Therapie
hat sich gezeigt, daß das Chinin allein, nach altem oder verändertem Scheina
genommen, häufig nicht zur endgiltigen Heilung ausreicht. Es sind Provo-
kationsmittel hinzugetreten, durch die die älteren Parasiten in den inneren
Organen, in denen sie vor der Chininwirkung geschützt sind, mobilisiert
werden. Es ist das Salvarsan als wichtiges Mittel hinzugetreten.
— 98 —
FürjJ die Zukunft ist zu bedenken.^ daß bereits jFälle von sicheren
Heimatinfektionen, also Übertragungen vom Malaria-Keimträger aus in sonst
malariafreier Gegend beschrieben sind, in P^'rankreich, in Österreich und auch
bei uns. Unsere Malariaherde in Wilhelmshaven und in Pleß sind außerdem
wieder stärker aufgeflackert, und man nuiß damit rechnen, daß die Zahl der
Malaria-Heimat-Infekti(»nen zunehmen wird; denn es fehlt nicht an Malaria-
Keimträgern und Malaria-Schnaken. Zur Erfassung der Keimträger wird es
nötig sein, daß Patienten und Arzte bei fieberhaften Erkrankungen unbe-
kannten Ursprungs, zumal im Frühjahr, an die Möglichkeit einer Malaria
denken und die mikroskopische Feststellung veranlassen. Weiterhin muß
die Verbreitung der Malaria-Schnaken dauernd überwacht werden, um danach
die Bekämpfung der Schnaken systematisch auszugestalten. Die dringlichste
Änderung ist aber die Aufnahme der Malaria, die bisher aus begreiflichen
(Gründen in Deutschland nicht meldepflichtig war, in die Seuchengesetze.
0. Sitzung am 4. Januar 1919
Stadtrat Prof. Dr. J. Ziehen:
„Naturwissenschaft und Volksbildung"
An dem gewaltigen Aufschwung, der für das V^olksbildungswesen im
neuen Deutschland mit Bestimmtheit zu erwarten ist, muß die Naturwissen-
schaft nicht nur dem Umfang, sondern auch der Art ihrer Mitwirkung nach
auf Grund klar erkannter Richtlinien beteiligt sein: was Alexander v.
Humboldt, dessen 150jährigen Geburtstag wir in diesem Jahre begehen,
und was nach ihm vor allem Roßmäßler angestrebt hat, das muß nach
einem festen Arbeitsplan und nach einer sorgsam ausgedachten Lehr-
methode nunmehr zur allgemeinen Durchführung gelangen, und es gilt dabei
auch auf dem Gebiete der Naturwissenschaft das richtige Zusammenwirken
der schulmäßigen und der außerschulmäßigen Volksbildung herbeizuführen,
dem in dem bisherigen Verlauf der Dinge noch viel zu wenig Beachtung
geschenkt worden ist. In dem jetzigen Zustand der naturwissenschaftlichen
Volksbelehrung treten zwar die mächtigen Fortschritte der Forschung sowohl
in dem Inhalt wie auch in der Form der Darbietungen vielfach in sehr
erfreulicher Weise in die Erscheinung; aber es bleibt zurzeit, namentlich in
bezug auf den Inhalt, noch viel zu vieles dein Zufall überlassen, und der
Nutzeffekt steht zu dem Maß des Aufw^andes noch keineswegs in dem er-
wünschten und wohl erreichbaren Höchstverhältnis. Wenig förderlich, ja bis
zu einem gewissen Grade schädlich ist vor allem der Mangel des inneren
Zusammenhanges zwischen den zahllosen Einzeldarbietungen, die von der
reich entwickelten, aber leider auch ebenso sehr zersplitterten populärwissen-
schaftichen Literatur aus zum Gegenstand der Volksbelehrung gemacht
werden: der große Grundgedanke des Humboldtschen Kosmos, der in der
Zusanuuenfassung der Einzelerscheinungen zu einem großen einheitlichen
Gesamtbilde besteht, muß weit mehr, als es zurzeit der Fall ist, in der Schule
wie in der außerschulmäßigen Volksbildung zvun leitenden Grundsatze erhoben
werden, und ein nach diesem Grundsatze bearbeitetes naturwissenschaftliches
Lehrbuch der Volksschule muß zu der infolge zweckmäßiger Textgestaltung
und gediegener Ausstattung gern mit ins Lelx'n hinaus genommenen Grund-
99 —
läge werden, an die die spätere Volksbildungsarbeit bei ihrem Vorgehen
immer wieder anknüpfen kann. Der Zersplitterung des Lehrstoffes in mehr
oder weniger zusammenhanglose Einzelheiten muß vorgebeugt werden durch
die zielbewußte Anwendung der allgemeinen Gesichtspunkte, unter denen die
Naturerscheinungen sich als ein organisches Ganzes darstellen: liebevolles
Verstehen der Umwelt, zunächst und immer wieder in erster Linie der
heimischen mit ihren Naturschönheiten und ihren Naturkräften muß an erster
Stelle stehen, und auch unsere naturwissenschaftlichen Schausammlungen,
unter denen bei uns in Frankfurt leider eine physikalisch-technische zurzeit
noch fehlt, müssen u. a. nach der Seite der Naturdenkmalpflege hin, diesem
Verstehen dienep. Als weitere Aufgabe kommt dann hinzu die auf geschickt
gewählte Beispiele zu gründende systematische Einführung in das Ver-
ständnis der Art und Weise, wie der menschliche Geist im Laufe der Zeiten
die Naturkräfte sich mehr und mehr dienstbar gemacht und dabei nicht nur
die größten wirtschaftlichen Vorteile erreicht, sondern auch so bedeutsame
ideelle Fortschritte wie die Befreiung vom Aberglauben erzielt hat. Die
geschichtliche Betrachtungsweise, die im naturwissenschaftlichen Schulunter-
richt heutzutage mit Recht eine nicht unbedeutende Rolle spielt, leitet dann
in der Volksbildungsarbeit zu der dritten Aufgabe über, die in der — vor
allem auf biographischer Grundlage leicht faßbar zu machenden — Dar-
stellung der Geschichte der naturwissenschaftlichen Probleme und ihrer
allmählichen Lösung besteht. An sie schließt sich endlich ungezwungen als
letzte und schwerste, aber unerläßliche Aufgabe der naturwissenschaftlichen
Volksbildung die Verwertung der naturwissenschaftlichen Erkenntnis für die
Ausgestaltung der allgemeinen Weltanschauung; es handelt sich bei ihr um
eine „Philosophie der Natur", die mit der der festen Grundlage entbehrenden
Naturphilosophie der ersten Jahrzehnte des vorigen Jahrhvmderts nicht ver-
wechselt werden darf und deren hoher volkserziehlicher, auch für die staats-
bürgerliche Bildung bedeutsamer Wert vor allem auf dem Bilde der Zweck-
mäßigkeit, der Gesetzmäßigkeit und der stetigen Entwicklung beruht, das als
erhebendstes Ergebnis der naturwissenschaftlichen Forschung seinen Grund-
zügen nach zum Allgemeingut der Menschheit gemacht werden muß und zu
richtig verstandenen Forderungen der Religion durchaus keinen Gegensatz
bedeutet.
In dem auch jetzt noch führenden Musterlande der von inneren frei-
heitlichen Grundsätzen geleiteten Volksbildung, in den Vereinigten Staaten,
sind vor jetzt etwa hundert Jahren Benjamin Sillimans naturwissen-
schaftliche Volksvorträge der Ausgangspunkt der ganzen Volksbildungs-
bewegung geworden, und bei uns in Deutschland hat die mangelnde
Freiheitlichkeit der Staatsauffassung, die ja u.a. Humboldt so tief beklagt
hat, eine großzügige allgemeine Entwicklung des Volksbildungswesens leider
bisher stark hintangehalten und im besonderen der naturwissenschaftlichen
Volksbildung vielfach sehr beträchtliche Hemmungen bereitet. Wenn nicht
alles täuscht, gehen wir in dieser Beziehung jetzt einer besseren Zukunft
entgegen; will die Naturwissenschaft an ihr in der gebührenden Weise
mitwirken, so muß sie den Volkserziehungsgedanken mit klarem Zielbewußtsein
in ihr Programm aufnehmen und muß auch ihre führenden Männer zu
ständigen Mitarbeitern an der Durchführung dieses Programmpunktes werden
-^ 100 —
lassen. Die Fülle der Einzelfragen, die gelöst werden müssen, ist groß, und
der Geist, in dem die Gesamtai'heit geleistet sein will, kaini wohl nur durch
eingehehde. über den Bereich dei- Einzelanschauung hinausführende Aus-
sprache zwischen den naturwissenschaftlichen Fachmännern und den Vertretern
dei- Volkserziehung die erforderlichen festen Richtlinien erhalten: vielleicht
würde es der schulmäßigen wie der außerschulmäßigen X'olkshildung sehr zu
statten kommen, wenn von geeigneter Stelle aus zugunsten einer solchen
Aussprache jetzt für die exakten Wissenschaften ein Gegenstück zu den
Kunsterziehungstagen veranstaltet würde, die vor anderthalb Jahrzehnten
das Gebiet der künstlerischen, literarischen und körperlichen Erstehung ohne
Zweifel erheblich gefördert haben. Die Senckenbergische JXaturforschende
Gesellschaft, der» mit ihrer Schausammlung und mit ihren Vorträgen in der
Geschichte der deutschen Volksbildungsbestrebungen ein Ehrenplatz gebührt,
ist, wenn eine derartige oder eine ähnliche Veranstaltung zustande kommt, auf
jeden Fall zur entscheidenden Mitarbeit an ihr berufen; ja, es mag sogar
wohl erwogen werden, ob sie nicht aus mehr als einem Grunde die rechte
Stelle ist, um die Ausführung des Planes gemeinsam mit dem Deutschen
Ausschuß für Erziehung und Unterricht, dem vor drei Jahren gegründeten
freien Parlament für Erziehungsfragen, in die Wege zu leiten.
7. Sitzung am 11. Januar 1919
Prof. Dr. W. V. Getting en:
„Die baltischen Ostseeprovinzen in Vergangenheit
und Zukunft"
Der \'ortragende führt aus, daß es in heutigen Zeiten, ja gerade in
diesen Tagen, nicht ganz leicht sei, einen Gegenstand wie den vorliegenden
unpolitisch zu behandeln. Jedoch, — wie man am Grabe irgend eines verdienst-
vollen Menschen noch einmal sein Wesen und seine Vergangenheit beleuchtet,
so läßt sich auch über die baltischen Provinzen so manches Unbekannte, ja
vielleicht sogar Fesselnde mitteilen, das nicht vergängliche Werte, — auch
für die Zukunft — habe.
Der Vortragende verbindet nunmehr eine Schilderung des Landes mit
dessen Klima, eine Beschreibung der Einwohner aber mit ihrer Geschichte.
Als Grundton zieht durch die Auffassung des entworfenen Bildes, daß das
baltische Land ein Land der Gegensätze, des Extremen, aber auch des
Intensiven sei. Der lange, oft kalte Winter mit all seinen Schönheiten, dem
Schneereichtum, geht durch einen kurzen rauhen Frühling schnell in den
Sommer über, dessen Art es ist, alle ■■ Früchte aromatischer, die Blumen
duftender zu gestalten als in vielen südlicheren Gegenden Europas. Seine
hellen Nächte haben, wie die ganze Umgebung, etwas Unheimliches, Unruhiges,
Ermüdendes, und es wirkt die Natur ganz anders auf Leben und Gebahren
des Menschen ein als in anderen Landstrichen Europas. Große, zum Teil
beinahe undurchforstete Wäldermassen bedecken ein Viertel, stellenweise
ein Drittel des Landes, saftige Wiesen wechseln mit ertragreichen Getreide-
feldern. Aber nichts schenkt der. Boden, alles muß ihm abgerungen werden,
gestattet doch stellenweise das Klima nicht einmal den Anbau des "Weizens.
Das Roggenbrot schmeckt so kräftig, wie es in Mitteleuropa bekannt ist.
— 101 —
F'lüsse treten gegen die zahlreichen Seen zurück, die fischreich sind und
gesegnet mit Krebsen von seltener Größe. Die Tierwelt entspricht etwa der
unseres deutschen Vaterlandes. Der Boden aber scheint keine Schätze zu
enthalten, man nenne denn den Ölschiefer in Esthland, von dem letzter Zeit
in Fachblättern viel die Rede war.
Dieses gesegnete Land, vom Umfange Bayerns und Württembergs,
beherbergt nur 2 Millionen Einwohner. Während die eben genannten Staaten
91, bzw. 125 Einwohner auf den Quadratkilometer besitzen, hat das Baltland
deren nur 21. Welch ein Raum zur Kolonisation in reichem Land in nächster
Nähe !
Die Geschichte des Landes und seiner Einwohner zeigt aufs neue
Gegensätze und Extreme. Um das Jahi- 1200 lebten im Baltland Esthen,
Liven, Kuren und Lettgallen. Lübische Kaufleute suchten das Land auf,
und ihre Erzählungen daheim von deji gottverlassenen heidnischen Bewohnern
jener Länder veranlaß ten den holsteinischen Mönch Mein hard und bald
darauf den Bremer Domherrn Albrecht, das Christentum und mit ihm die
Herrschaft in jene Gaue zu tragen. Doch im Gegensatz zum damaligen
Preußentum, für das eine siegreiche Kolonisation erst mit der Ausrottung
der slawischen Eingeborenen beendet galt, brachte der Schwertbrüderorden
im Baltland mit dem Siege das Christentum, gleichbedeutend waren Friede
und Taufe. Zahlreiche Aufstände gegen die neuen Herren hatten als Preis
der Unterwerfung nicht die Menschenschlächterei, sondern die Taufe zur Folge.
So blieb neben dem deutschen Herrn der landstämmige Bauer im Lande;
gab es doch auch durch das übermächtig gewordene litauische Samogitien
(Kowno), das bis zum Meere vordrang, keine Landverbindung mehr, auf der
der deutsche Bauer hätte nachziehen können. 700 Jahre hat der Deutsche,
mit der Stirn nach Osten, als Grenzwächter des Deutschtums dort gestanden,
nacheinander herrschten im „Marienland" die Schwertbrüder, der Deutsche
Orden auf der Marienburg, dem ja auch Preußen unterworfen war, endlich
der Kaiser. Das Land blühte auf und erreichte den Höhepunkt seiner
materiellen Kultiu- in der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Da brach im Jahre 1558 der Zar Jwan der Schreckliche mit seinen
asiatischen Horden ein, und 20 Jahre lang wurde das Land verwüstet. Das
Deutsche Reich versagte, Polen, Dänen und Schweden mußten helfen und
nach dem Siege teilten sie sich in das Baltland. Livland wurde auf 60 Jahre
polnisch. Nur der Umstand, daß das Land schon 1522 vollkommen protestantisch
geworden war, ließ die Deutschen in der Zeit schrecklichster, gewalttätigster
polnischer Gegenreformation ausharren. Und nur dieser Umstand veranlaßte
dann Gustav Adolf da§ Land zu befreien. Fast hundert Jahre blieb das
Land schwedisch, erst eine glückliche, dann unendlich schwere Zeit, da
Karl XI. seine zerrütteten Finanzen durch Einziehung von fast -S; aller
Güter (Reduktion) retten wollte. Die Reduktion wurde durch den nordischen
Krieg unterbrochen, der das Land bis zur Unkenntlichkeit verwüstete. Als
1710 Riga kapitulierte, konnte der russische Heerführer seinem Zaren berichten?
„daß zwischen Reval und Riga keine Mauer, ja kaum ein Baum mehr stand".
Jedoch der Zar Peter beschwor die Privilegien, die das Deutschtum
schützten, und nach hundert Jahren hatte das Land sich erholt. Das 19.
Jahrhundert brachte eine neue geistige (Universität Dorpat) und materielle
— 102 —
Blüte, bis vor 30 Jahren Zar Alexander III. sein panslawistisehes Zer-
störungswerk begann. Seit wenigen Wochen scheint das Schicksal des
Landes besiegelt zu sein.
700 Jahre haben Deutsche und ündeutsche, — man darf es sagen —
einträchtig miteinander gelebt. Wiewohl nur 10 " o der Einwohner Deutsche
waren, Kultur, Glaube, Wissenschaft und Werktätigkeit blieben bis auf den
letzten Tag deutsch, und im Kern müssen sie es bleiben.
Die Zukunft aber kann aus der Vergangenheit erschlossen werden: in
drei furchtbaren Kriegszeiten fast völlig vernichtet, ist der deutsche Phönix
jedesmal aus Asche und Trümmern wieder neu erstanden. Und sie muß und
wird wieder erstehen, die deutsch-baltische feste und treue Wacht im Osten.
8. Sitzung am 18. Januar 1919
Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Bethe:
„Die Wärmeregulation des Menschen"
Der Mensch ist ebenso wie alle höheren Tiere imstande, auch bei sehr
verschiedenen Außentemperaturen eine annähernd gleiche Körpertemperatur
aufrecht zu erhalten. Ihm stehen hierzu zwei Mittel zur Verfügung : er kann
die Wärmebildung im Körper erhöhen oder vermindern, und er vermag außer-
dem die Abgabe von Wärme nach außen zu steigern oder herabzusetzen.
Eine gewisse Menge von Wärme entsteht nämlich notwendigerweise als
Nebenprodukt der Energieumsetzungen, die auch bei ruhiger Körperhaltung
dem Betriebe der Lebensmaschine dienen. Eine Heizung des Körpers von
innen heraus findet also immer statt, auch wenn ein Bedürfnis dazu gar nicht
vorhanden ist. d. h. l)ei hoher Außentemperatur. Vm eine Überheizung des
Körpers zu vermeiden, wird daher die Wärmeabgabe vermehrt, und das ge-
schieht durch Erweiterung der Hautgefäße und durch Schwitzen. Ist die
Haut gut durchblutet, so wird durch Strahlung und Leitung mehr Wanne
nach außen abgegeben ; ist andererseits die Haut feucht, so wird dem Körper
durch Verdunsten von Wasser Wärme entzogen. Voraussetzung der \A'ärme-
abgabe ist im ersten Fall, daß die Außentemperatur geringer als die Körper-
temperatur ist, also geringer als 37" C, im letzteren Fall, daß die Luft nicht
mit Wasserdampf gesättigt ist. Ist beides nicht der Fall, so steigt unweigerlich
die Körpertemperatur, und es treten die Erscheinungen des Hitzschlages ein.
Sinkt anderseits bei einem ruhenden und mäßig bekleideten Menschen
die Außentem])eratur unter eine gewisse Grenze, die bei etwa 18" C. gelegen
ist. so wird die Wärmeabgabe durch Zusammenziehung der Hautgefäße auf
ein Miniinuin herabgesetzt und die Wännebildung steigt. Es wird von innen
stärker geheizt. Bei körperlicher Arbeit können niedrigere Außentempera-
turen leichter ertragen werden, da bei der Arbeit ohnehin mehr Wärme ge-
bildet wird. In beiden Fällen geschieht aber die Heizung auf Kosten einer
größeren Nahrungszufvüir. Die Regulierung aller Faktoren geschieht durch
das Zentralnervensystem. Sie Uaiin. wie dci- Voitiagende zeigt, durch Mo-
delle nachgeahmt werden.
Mit diesen Mitteln der Wärmeregulation konunt der Naturmensch aus.
Der Kulturmensch unterstützt sie durch künstliche Mittel, indem er die
Wänncal)gal)e (luich vcrsciiiedene Bekleidung mehr oder weniger verhindert
1111(1 andcrciseits sicli durcli den Bau von Wohiunigen vor abkühlendem
— 103 —
Wind und Regen und vor den erwärmenden Sonnenstrahlen schützt und
schließlich sich durch Heizen derselben bei kalter Außentemperatur eine
angenehm temperierte Umgebung verschafft.
9. Sitzung am 25. Januar 1919
Geh. Reg.-Rat Dr. A. von Weinberg:
„Bedeutung der Cellulose für Industrie und Ernährung"
Die Cellulose, aus der die Zellwand der Pflanzen besteht, ist die wich-
tigste und häufigste aller uns zur Verfügung stehenden organischen Verbin-
dungen. Außer der Verwendung in der Textil-, Papier-, Holzindustrie usw.
ist auch ihre chemische Verwendung die Grundlage vieler Industrien. Starke
Salzsäure spaltet Cellulose glatt in Traubenzucker. Salpetersäure verwandelt
sie in Schießbaumwolle luid CollodiumwoUe. Letztere findet weitere Ver-
wendung zur Herstellung des viel benutzten Celluloids, eine Industrie, die
Kampfer verbraucht und die Japan an sich zu reißen droht. Auf der Be-
nutzung des Celluloids beruht die Fabrikation von Kunstleder, Pegamoid und
ähnlichen Stoffen. Ferner läßt sich daraus Kunstseide herstellen. Für letztere
sind noch weitere Verfahren gefunden, die darauf beruhen, die Cellulose
selbst zu lösen und zu Fäden zu- verspinnen. Von Bedeutung ist namentlich
das Kupferoxyd- Ammoniakverfahren, das den sog. Glanzstoff liefert und das
Xanthogenatverfahren, das zur Stapelfaser führt. Stapelfaser kann zurzeit
Wolle zwar nicht ersetzen, ist aber noch verbesserungsfähig und wird vor-
aussichtlich in der Textilindustrie ihren Platz behaupten. Durch Verbindung
von Cellulose mit Essigsäure entsteht Acetylcellulose ; aus ihr werden die
nicht entzündbaren Cellitfilms hergestellt, die wegen dieser Eigenschaft die
bisher gebräuchlichen Films aus Celluloid verdrängen. Aus Acetylcellulose
ist ferner Cellon hergestellt, ein Material, aus dem nicht zerbrechliche Scheiben
für Automobile usw. hergestellt werden. Auch Chloräthyl, Chlorzink und
andere chemische Stoffe führen zu wertvollen Derivaten der Cellulose.
Sehr wichtig ist Cellulose aber auch als Nahrungsmittel. Cellulose
wird von Rind, Pferd, Schwein verdaut und hat den Nährwert der Stärke.
Die Verdauung wird nicht durch Fermente bewirkt wie bei Zucker, Stärke
usw., sondern durch Bakterien und beruht also auf Symbiose der höheren
Tiere mit den Bakterien. Bedenkt man noch, daß unsere Kohlen aus Cellu-
lose entstanden sind, so versteht man die ungeheure Bedeutung, jdie das
polymerisierte Kondensationsprodukt des Traubenzuckers für uns hat. das
wir Cellulose nennen.
10. Sitzung am 1. Februar 1919
Prof. Dr. M. Flesch:
„Anfang des Lebens"
Die Lebensvorgänge vollziehen sich bei allen Lebewesen nach den
allgemein geltenden physikalischen Gesetzen. Die moderne Physiologie lehnt
es ab, eine besondere „Lebenskraft" anzunehmen. Dementsprechend kann
sie auch vor der Frage nach dem Anfang des Lebens, also nach der ersten
Entstehung lebensfähiger Substanz aus der ursprünglich den Erdball bilden-
- 104- ■-
den Masse, nicht Malt machen. Auch diese nniß unter dei- Heiistliaft jener
allgemeinen Gesetze erfolgt sein.
Untersuchungen über die erste Entstehung der lebenden Substanz
waren lange Zeit fast verpönt, nachdem grundlegende Versuche Pasteurs
eine Entstehung ohne Vorhandensein von Keimen wenigstens unter den
heutigen äußeren Bedingungen als unmöglich erwiesen hatten. ,Es gibt
keine Abiogenesis", war fast ebenso als Axiom anerkannt wie die Funda-
mentalsätze der Entwicklungsgeschichte .,jede Zelle entsteht aus einer Zelle-
(omnis celluta e cellula) und "„jedes Lebewesen entsteht aus einem Ei"
(omne vivum ex ovo). Erst in den letzten Jahren hat man versucht, diese
Grenze zu überschreiten. Unmittelbare Versuche, lebende Substanz aus an-
organischem Material zu erzeugen, wie sie der englische Forscher Bastian
luimittelbar vor dem Krieg angestellt hat, haben allerdings nicht zu einwand-
freien Ergebnissen geführt. Umso wichtiger sind theoretische und experi-
mentelle Arbeiten, die ohne dies letzte Ziel anzugreifen, Wege dazu zu
erschließen scheinen. In erster Linie hat man erkannt, daß es keine einzelne
Lebenserscheinung gibt, die nicht in Vorgängen in der leblosen Welt ebenfalls
auftritt. Nur durch das Zusammentreffen einer Mehrheit von Eigenschaften,
die keineswegs immer zugleich da sein müssen, und durch deren regelmäßige
Aufeinanderfolge wird ein Lebewesen als ein solches charakterisiert. Der
chemische Aufbau der Körpersubstanzen läßt sich sehr wohl in das Schema
der wissenschaftlichen Chemie einfügen. Auch die Vorgänge des Stoffwechsels
sowie die Fähigkeit, auf Reize zu reagieren, finden in der anorganischen
Welt ihre zutreffenden Parallelen. Man hat geglaubt, den Begriff des Lebens
auf den Gegensatz zum Sterben gründen zu wollen. Aber auch da kann
man keinen wirklichen Gegensatz gegenüber dem Abbau zerfallender orga-
nischer und anorganischer Materialien aufstellen.
Auch der Aufbau der Lebewesen aus Zellen kann nicht als entschei-
dendes Merkmal gelten. Die Zellen vereinigen, ganz besonders bei den
einzelligen Lebewesen, in sich eine solche Summe von Verrichtungen, daß
wir sie nicht als letzte Bausteine auffassen dürfen. Ehrlich hat die An-
nahme aufgestellt, es seien neben der Zelle als chemische Bestandteile der
Körperflüssigkeiten Substanzen vorhanden, die direkt oder durch Vermittlung
nach Art gewisser chemischer Bildungen an die Zelle herantreten, sich von
ihr wieder sondern oder fest mit ihr verankern können. Manches spricht
dafür, daß diese „Seitenkettentheorie"' mit tatsächlich vorhandenen Gebilden
rechnen kann. Es wäre z. B. sehr wohl denkbar, daß die sogenannten Blut-
plättchen, Gebilde im Blut, deren Zellnatur bisher nicht festzustellen war,
als „Amboceptoren" im Sinne der Seitenkettentheorie aufzufassen seien.
Es würde zu weit führen, hier die große Tragweite der Ehrlichschen
Auffassungsweise für das Verständnis der Lebensvorgänge zu verfolgen.
Auch der Aufl)au der lebenden Substanzen zeigt nichts von dem anorganischer
und speziell mineralischer Substanzen prinzipiell V^erschiedenes. Geschichtete
Strukturen, denen man früher besondere Bedeutung beilegte, sind nach
Untersuchungen Liesegangs und Leducs künstlich nachahmbar. Auch
flie Formentwicklung selbst komplizierter Wesen ist heute nichts Charakte-
ristisches mehr. -Leduc insbesondere hat durch osmotische Einwirkungen
gewisser Salzlösungen und Salze die mannigfachsten Formen von Blattpflanzen,
— 105 —
Pilzen, Korallen, Muscheln, ferner von Zellstrukturen mit Wimperkleidern
usw. hergestellt. Ja selbst die Vorgänge der Kernteilung ikonnte er so re-
produzieren. Auch wenn man ihm nicht auf alle Pfade seiner „Synthetischen
Biologie" folgt, wird man zugestehen müssen, daß hier fast ein Schritt auf
dem Wege zu dem im Glas schwebenden Homunculus gemacht ist.
Wenn danach das organische Leben nichts zeigt, was den bekannten
physikalischen Gesetzen nicht eingeordnet werden könnte, so fragt es sich,
warum unter den heutigen Verhältnissen eine neue Entstehung von Leben
nicht mehr stattfindet. Die unter anderem von Arrhenius versuchte Er-
klärung, daß das Leben erst durch den Weltraum von kleinsten Keimen aus
anderen Weltkörpern zugetragen worden sei, verlegt nur das Problem von
der Erde in unbekannte Fernen. Vielleicht führen aber Betrachtungen weiter,
die der Redner in einem Vortrag über die Entstehung der ersten Lebens-
vorgänge (Jena, Fischer) veröffentlicht hat. Alle Versuche, aus anorganischen
Mischungen Leben entstehen zu lassen, gehen bisher davon aus, daß lebende
Wesen nur bei einer bestimmten Temperatur entstehen können, bei der die
als Typen geltenden niedersten Gebilde, vor allem die Bakterien absterben.
Nun weist aber das Verhalten der Sporen, der Urformen also, aus denen
sich die Bakterien entwickeln, darauf hin, daß die einfachste Form lebender
Substanz höherer Temperatur ange])aßt sein kann. Denn die Sporen ver-
tragen selbst Temperaturen von mehr als 100'', ohne ihre Lebensfähigkeit
einzubüßen. Da aber unser Erdball ursprünglich eine weit höhere Tempe-
ratur aufgewiesen haben muß, da mithin auch die Entstehung des Lebens
in eine Zeit zu verlegen ist, in der die Abkühlung des Erdballs noch nicht
so weit vorgeschritten war, erscheint es denkbar, daß die Bildung der ersten
Lebensformen unter Bedingungen — höhere Temperatur und höherer Druck —
erfolgt sei, die wir in unseren Laboratorien vorläufig zu reproduzieren nicht
vermögen. Durch die Verbindung aber dieser Hypothese mit der Anwen-
dung der Ehrlich sehen Seitenkettentheorie auf das Lebensproblem und mit
dem Nachweis der Formenentwicklung als Folge osmotischer Vorgänge in
den Versuchen Leducs wird dann ein kleiner Schritt auf dem Wege, der
über die Grenzen der Zellentheorie hinausführt, bezeichnet. Geg^iüber dem
Du Bois Rey mond'schen „Ignoramus et ignorabimus" setzen wir den
verheißungsvolleren Satz „Seimus nonnulla: plura sciemus".
11. Sitzung am 8. Februar 1919
Herr Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Th. Ziehen, Halle a. S.:
„Wesen und Bedeutung der Massensuggestion"
Vortragender weist einleitend nach, daß nicht jede psychische Beein-
flußung einer Person A durch eine Person B als Suggestion bezeichnet
werden darf; es muß vielmehr hinzugefügt werden, daß die Beeinflussung
sich nicht in ausreichender Weise aus den durch die Person B vorgebrachten
Gründen und aus der Persönlichkeit von B erklären läßt. Die Suggestion
bezieht sich teils auf Vorstellungen und Urteile, teils auf Empfindungen
(Halluzinationen bzw. Illusionen), teils auf Handlungen. Ferner bedarf die
Definition noch insofern einer Erweiterung, als nicht nur Personen, sondern
auch Tatsachen suggestiv wirken können. Auch kann eine Selbstsug-
- 106 —
gestion erfolgen (Beispiel des (} o e t h e sehen Tasso), Die Übermittlung
der Suggestion erfolgt meistens, aber nicht stets, durch das Wort (verbale
lind nicht-verbale Suggestion).
Die Wirkungen der Suggestion sind unter bestimmten Bedingungen
l.esondcrs stark, so im Kindesalter, bei Völkern niederer Kulturstufe, bei
bestimmten Psychosen und psychopathischen Konstitutionen, bei toxischen
und infektiösen Begleitdelirien, in der Hypnose und vor allem bei Massen.
Die Frage der Massensuggestion ist gerade heute, im Zeitalter
der Massen, besonders bedeutsam. Unter Masse ist, ganz unabhängig von
der Zahl der (ilieder, jede Mehrzahl von Menschen zu verstehen, die unter
den gleichen seelischen Bedingungen stehen und sieh gegenseitig beeinflussen
(Gegensatz zwischen dem Menschengewimmel auf dem Markt und einem
Auflauf). Neben Massenbildungen flüchtigen Charakters existieren lang-
dauernde (wissenschaftliche Schulen, Denkrichtungen, Kunstrichtungen,
Sekten, Parlamente, Völker u. s. f.). Der Menschenkreis einer Masse ist oft
sehr klein. Schon in einem Triumvirat lassen sich zuweilen Massensuggestionen
(im wissenschaftlichen Sinn) nachweisen. Jede Familie ist in manchen Be-
ziehungen ein engerer Suggestionskreis.
. Nachdem der Vortragende hierauf den psychologischen Mechanismus
der Massensuggestion erläutert hat, bespricht er die prädisponierenden
Faktoren derselben. Als solche kommen namentlich Erschöpfung, chro-
nische Affektstrapazen und Spannung in Betracht. Ihr Zusammenwirken
wird ausführlich an dem Beispiele der Aachener Tanzepidemie vom Jahre
1374 und der etwa gleichzeitigen sog. Tarantelepidemie in Italien erörtert
(Rheinüberschwemmung, Hungersnot, schwarzer Tod, allgemeine Gesetzlosig-
keit: zufällige Auslösung am Johannistag; Einfluss von Farben und Rhythmen;
kör|)erliche Begleiterscheinungen z. B. Meteorismus; Theorie des Paracelsus
von der Chorea imaginativa sive aestimativa). Der auslösende Faktor ist
sehr oft ein akuter Affektstoß. Einzelne Affekte sind besonders geeignet,
Massensuggestion herbeizuführen ; hierher gehört z. B. die Heiterkeit (An-
steckung des Lachens), die Begeisterung (religiöse, politische u. s. f. ; aus-
führlicher ^"achweis für die Nachtsitzung der Nationalversammlung vom
4. August 1789, für die Versammlung zu Clermont im November 1095 und
anderes mehr), die Wut (Beispiele aus der französischen Revolution, Lynch-
justiz), der Schrecken, Schlachten bei Kirkkilisse und Kumarowo, Panik nach
der Schlacht bei Trautenau im .lahre 1860, desgl. nach Königgrätz, cauchemar
prussien 1870, über 300 Paniken der französischen Revolutionsarmee; Paniken
bei Pferden und Maultieren), die Gewinnsucht (Compagnie des Indes) u. s. f.
Indessen kommen auch auf relativ affektlosem Gebiet zuweilen Massensug-
gestionen voi-, /.. I>. auf wissenschaftlichem Gebiet (N-Strahlen von Blondlot).
Die Zusammensetzung der von der Suggestion befallenen Massen
zeigt gleichfalls charakteristische Eigentümlichkeiten: Beteiligung moralisch
verkommener, psychopathischer Individuen u. s. f. Die Fülirer sind oft
tiefstehende Individuen (Thcroigne bei dem Bastillesturm). (lewissermaßen
als vikariierende Führer wirken Schlagwörter und Losungen. Farben und
Abzeichen, Fahnen, Lieder u. a. m.
Die Handlungen der unter Suggestionscinfluß stehenden Massen
zeichnen sich oft durch reflexälmliclie Beschaffenheit aus ("simplisme'-). Das
— 107 —
Spiel der Motive ist abgekürzt (Impulsivität), einige weniger stark gefühls-
betonte Empfindungen und Vorstellungen beherrschen das Handeln (sog.
Monoideismus). Im Anschluß an den Satz von Napoleon I.: „les'crimes
coUectifs n'engagent personnC- wird die Frage der Verantwortlichkeit der
Massen besprochen und die Gefahr der Verminderung bzw. Aufhebung des
Verantwortlichkeitsgefühls hervorgehoben.
Die psychophysiologische Theorie der Massensuggestion muß
sich zur Zeit noch darauf beschränken, Analogien aus dem sonstigen psy-
chischen Leben heranzuziehen. Insbesondere bieten die Zustände konzen-
trierter ^Aufmerksamkeit und die Wirkungen der sogenannten Konstellation
zahlreiche Parallelen zu den Erscheinungen der Massensuggestion. Auch
die pathologischen sog. Dämmerzustände werfen auf manche Beobachtungen
an Individuen, die unter dem Einfluß einer Massensuggestion stehen, Licht
(„träumerische Entrücktheit" in der Selbstschilderung Richard Wagners,
bei der Revolution in Dresden 1848). Psychophysiologisch hat man an eine
Erregbarkeitssteigerung („Überwertigkeif) und Isolierung („Sijunktion) be-
stimmter systematisch zusammenhängender Vorstellungskomplexe zu denken.
Eine wirklich befriedigende Theorie wird erst möglich sein, wenn das große
Problem der Nachahmung gelöst ist.
Die Kulturbedeutung der Massensuggestion liegt vor allem darin,
daß Religion, Moral und Kunst bezüglich ihrer Ausbreitnng auf Massen-
suggestion geradezu angewiesen sind. Wollten die Menschen immer erst
dann glauben, bewundern u. s f., wenn sie Einsicht in die Gründe erlangt
hätten, so würden Religion, Moral und Kunst Einzelliebhabereien bleiben. Und
auch in dem Geschehen der Geschichte hat die Massensuggestion oft im Sinn des
Fortschrittes gewirkt. Manche Hindernisse, die das nüchterne Denken kaum
in Jahrhunderten oder Jahrtausenden beseitigt, reißt die Massensuggestion
in wenigen Tagen weg und kann dadurch den Fortschritt beschleunigen.
Wenn dabei oft auch Wertvolles zerstört und ein Extrem durch ein anderes
ersetzt wird, so lehrt doch die Geschichte, daß solche übermäßigen
Wirkungen einer Massensugestion in der Regel bald durch entgegengesetzt
gerichtete Suggestion wieder ausgeglichen werden. Von diesem Gesichts-
punkte aus hört die Suggestion auf, ein Einzelphänomen zu sein, sie wird
zu einem gewaltigen Faktor in der gesamten geistigen Entwicklung der
]ilenschheit.
12. Sitzung am 15. Februar 1919
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. 0. zur Strassen:
„Der Seeigel und sein Haushalt"
Die Seeigel sind zwar träge und langsam, aber keineswegs unbeweg-
lich. J\Iit Hilfe eines Systems dünner Schläuche mit Haftscheiben am Ende,
der sog. Ambulacralfüßchen, die durch Poren der Schale hervortreten, ver-
mögen sie sich durch abwechselndes Anheften und Loslassen langsam vor-
wärts zu schieben. Besonders aber sind die auf der Außenfläche der
Schale stehenden zahlreichen Stacheln und „Pedicellarien'^ voller Beweglich-
keit. Die Stacheln werden langsam taumelnd hin und her bewegt, als suchten
sie einen abzuwehrenden Feind. Trifft der Reiz einer leichten Berührung
die Haut, so ■ neigt der Seeigel die Stacheln der betreffenden Gegend wie
— 108 --
einige leiste Lanzen nach der Reizstelle zusammen. Auf starken mechanisclien
und auf clieinisohen Reiz, vor allem wenn der Angreifer der dem Seeigel
sehr gefährliche Seestern ist, werden die Stacheln nach außen zurückge-
legt: an der leer gewordenen Stelle aber richten sich die „Giftpedicellarien"
auf, mit weit geöffneten Kiefern umhersuchend und bereit auf die leiseste
Berührung durch ein Ambulacralfüßchen des Angreifers zuzubeißen. Weitere
Pedicellarien sind die dünnkief erigen „Klapp^" und die starken „Beißzangen",
mit denen der Seeigel schwächere und stärkere Feinde oder Beutetiere er-
greift und hält, während die „Putzzangen" fast ununterbrochen beschäftigt
sind, die Oberfläche des Seeigels zu reinigen, was für die Atmung notwendig
ist. Und alle diese Funktionen vollzieht der Seeigel gegebenenfalls zu
gleicher Zeit, ohne sich je zu irren. Daß er hierzu befähigt ist, erscheint
seltsam, denn er besitzt zwar ein verwickeltes System von Nervenfasern in
der äußeren Haut und einige größere Nervenstränge im Schaleninnern, aber
kein Gehirn, das die zentrale Leitung der mannigfachen Teile übernehmen
könnte. Und für die beschriebenen Leistungen der Stacheln und Pedicel-
larien sind nicht einmal die. inneren Nervenstränge erforderlich; denn wenn
man ein Stück der Schale samt äußeren Anhangsgebilden isoliert, so tritt
keine Verminderung oder Störung der typischen Leistungen ein. Es zeigt
sich dann, daß jeder Stachel einfach dorthin niedergezogen wird, wo ein
leichter Berührungsreiz auf dem Wege über die Hautnerven zuerst an
den die Basis des Stachels umgreifenden Nervenring herantritt und den da-
runtergelegenen Stachelmuskel erreicht : infolgedessen neigen sich alle rings
um die Reizstelle stehenden Stacheln nach dieser hin. Umgekehrt bewirkt
ein chemischer Reiz ein Erschlaffen des der Reizstelle nächstgelegenen
Stachelmuskels, worauf die gegenüberliegenden Muskeln, die ständig in einer
leichten Spannung sind, die Oberhand gewinnen und der Stachel sich
von der Reizstelle hinwegneigt. Der gleiche chemische Reiz bewirkt es,
daß durch entsprechende Reize die Klapp- und Beißzangen hervorgelockt
und die Putzzangen zum Schruppen ihrer Umgebung veranlaßt werden.
Die auffallende und ein zentrales Bewußtsein vortäuschende Erscheinung
'aber, daß die Pedicellarien des Seeigels nicht immerzu in die Stacheln und
Ambulacralfüßchen des eigentlichen Körpers hineinbeißen, beruht darauf,
(laß ein für jede Seeigelart eigentümlicher Hautstoff, Autodernün genannt,
die sonst so empfindlichen Tastorgane der Pedicellarien lähmt : sobald
man einen der Stacheln gründlich reinigt und dann mit einer geöffneten
Zange des gleichen Tieres in Berührung bringt, so beißt die Zange zu, als
wenn es ein fremder Gegenstand wäre. Das Ganze stellt ein schönes Bei-
spiel dezentralisierten Betriebes dar. Daß ein solcher in dieser Vollendung
möglich ist, beruht auf der Einfachheit und vollkommenen Zwangsläufigkeit
der für die Stacheln und Pedicellarien vorgesehenen Reaktionen.
18. Sitzung am 22. Februar 1919
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. M. Möbius:
„Über die Farben der Blumen"
Die Farben der Blumen bieten gegenwärtig ein neues Problem, seit-
dem es wahrscheinlich gemacht ist, daß die Bienen, also wohl auch die
anderen Insekten, farl)eiiblin(l sind. Dann können die Farben nicht zur An-
— 109 —
lockung der Insekten dienen: aber welche Bedeutung sie sonst haben, bleibt
vorläufig rätselhaft. Es soll deshalb heute nur ihre physikalische und che-
mische Grundlage erläutert werden, und diese Verhältnisse bieten auch ein
besonderes Interesse, weil die Mittel der Natur, die verschiedenartigsten
Farbennüanzen hervorzubringen, verhältnismäßig einfach sind. Chemisch
kommen nur wenige Farbstoffe in Betracht, nämlich an feste Körperchen
gebunden das grüne Chlorophyll und das gelbe oder rote Anthoxanthin,
ferner im Saft der Zellen gelöst das zwischen rot und blau schwankende
Anthocyan, das gelbe Anthochlor und das braune Anthophaein.
Diese Farben können sich aber auch in verschiedenster Weise miteinander
kombinieren und sog. Additions- und Subtraktionsfarben erzeugen. Erstere
entstehen, wenn verschiedene Farbstoffe in verschiedenen Zellen oder in
derselben Zelle nebeneinander auftreten uud so einen gemischten Eindruck
hervorrufen. Letztere entstehen, wenn Zellschichten verschiedener Färbung
übereinander liegen und durch die äußere Lage gewisse Lichtstrahlen ab-
sorbiert werden, die von der inneren Lage ausgesandt werden. In physi-
kalischer Hinsicht kommt dazu, wie dick die gefärbten Schichten sind, durch
die wir hindurchsehen, ob die Organe transparent sind, oder ob größere
Mengen zwischen den Zellen eingeschlossener Luft eine undurchsichtige
Unterlage abgeben. Farblose Zellen mit vielen Lufträumen zwischen sich
erzeugen weiß.. Farblose Lagen über gefärbten mildern die Intensität dei-
Farbe und dergl. mehr. Diese Verhältnisse werden an einer Reihe von Bei-
spielen illustriert, und die sich bei mikroskopischer Beobachtung ergebenden
Bilder (nach den Untersuchungen des Vortragenden) werden mit dem Projek-
tionsapparat vorgeführt.
14. Sitzung am 1. März 1919
Privatdozent Dr. E. Teich mann:
„Die Blausäure als Mittel zur Bekämpfung schädlicher
Insekten'*
Der Vortragende gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Ge-
schichte des Blausäureverfahrens, um dessen Einführung und Verbreitung in
Deutschland sich die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt zu Frank-
furt a. M. besondere Verdienste erworben hat. Das Verfahren wird jetzt im
Größen angewandt und zwar nach zwei Richtungen, einmal zur Bekämpfung
wirtschaftlicher Schädlinge, zum anderen zur Ungeziefervernichtung. Ein
wirtschaftlicher Schädling von größter Bedeutung ist die Mehlmotte (Ephe-
stia Kühniella), durch die unser Land alljährlich außerordentlich hohe
Einbußen an Mehl erleidet. Erst mit Hilfe des Blausäureverfahrens ist es
möglich geworden, diesem Feind des Volkswohlstandes zu Leibe zu gehen.
Der Vortragende führt im einzelnen aus, wie sich die Entmottung von Mühlen
mit Hilfe der Blausäure in der Praxis gestaltet. Er geht dann dazu über,
die Bedeutung der Blausäure für die Ungezieferbekämpfung zu schildern.
Durch den Krieg ist in Deutschland eine Ungeziefervermehrung eingetreten,
die geradezu eine Gefahr für die Volksgesundheit darstellt. Dies wird an
Beispielen erläutert. Demgegenüber erwächst die Pflicht, mit allen Mitteln
gegen die hygienischen Schädlinge vorzugehen. Schon während des Krieges
110 —
liat sich (las Blausäureverfahren als ein Mittel l)e\vährt, das in mancher Hin-
sicht den sonst zur V^erfügung stehenden überlegen ist. Im besonderen ist
PS im Kampf gegen die Kleiderlaus (Fleckfieber) angewandt worden. Auch
Frankfurt hat bei der Demobilmachung eine Entlausungsanlage mit Blau-
säure in Betrieb gesetzt, die gute Erfolge erzielt. Wichtiger fast als die Ent-
lausung von Kleidungsstücken ist die Reinigung bewohnter Räume von Un-
geziefer (Läuse, Wanzen, Flöhe). Hierfür ist die Blausäure ein Mittel, dem
kein anderes bekanntes gegenwärtig an die Seite gestellt werden kann. Wie
sich die Vergasung großer Gebäude in der Praxis gestaltet, wird an einzelnen
Beispielen erläutert. Hierbei wird auch das Prinzip der Erzeugung der
Blausäure außerhalb der zu vergasenden Räume berührt und die als Cyan-
gaser bezeichneten Apparate werden kurz besprochen. Besonders schwierig
und verantwortungsvoll ist es, Zimmer oder Wohnungen unter Blausäure
zu setzen, die inmitten bewohnter Räume liegen. Eine derartige Vergasung
ist in Frankfurt ausgeführt worden, als das frühere Kellnerheim „Kronenhof"
entwanzt werden mußte. Schließlich stellt der Vortragende die Nachteile
und Vorzüge des Verfahrens einander gegenüber. Er kommt zu dem Schluß,
daß diese jene weit überwiegen. Solange kein gasförmiges Mittel von ge-
ringerer Giftigkeit, aber gleicher Wirksamkeit vorhanden ist, muß das Blau-
säureverfahren zur Bekämpfung des Ungeziefers als das beste betrachtet
werden. Damit soll nicht gesagt sein, daß es ein Allheilmittel ist. Aber mit
seiner Einführung ist ein erster Schritt auf der Bahn rationeller [und groß-
zügiger Bekämpfung ökonomischer und hygienischer Schädlinge getan worden .
der uns die V^erpflichtung auferlegt, im Interesse der Wohlfahrt und Gesundheit
unseres schwer geprüften Volkes durch weitere Forschungen auf diesem Gebiet
zu neuen Erfolgen zu gelangen. Es ist zu hoffen, daß auch Frankfurt sich
nach dem Willen seiner Stadtverwaltung an dieser wichtigen und schönsten
Aufgabe in Zukunft mehr, als es das bisher schon getan hat, wird be-
teiligen können.
15. Sitzung am 8. März 1919
(Erteilung des Tiedemann-Preises)
Herr Geh. Med.-Rat Prof. Dr. A. Be the:
„Ewalds neue Theorie des Hörens"
Die herrschende Theorie des Hörens, die Resonanztheorie von H e 1 m-
h o 1 1 z, nimmt an, daß auf der Membrana basilaris unseres Ohres ebensoviel
abgestimmte Resonatoren vorhanden sind, als wir verschiedene Töne zu
unterscheiden vermögen. Durch diese Annahme sind die meisten akustischen
Phänomene erklärbar, bei einigen anderen läßt sie im Stich. Man kann
gegen sie auch eine Reihe von recht ernsten physiologischen Bedenken
erheben.
Bei der physiologischen UnvoUkommenheit der meisten unserer Körper-
organe ist es unwahrscheinlich, daß in beiden Ohren zwei ganz gleiche und
vollkommen abgestinunte Reihen von Tausenden von Resonatoren vorhanden
sind und daß nicht viel öfter Verstimmungen auftreten sollten. Ferner:
die Membrana basilaris ist überall annähernd gleich dick und am breiten
Ende noch nicht doppelt so breit wie am schmalen. Nun umfaßt aber unser
— Ill —
Hörbereich acht bis zehn Oktav^en. Daher müßte die Spannung der Quer-
fasern der Membrana basilaris am schmalen Ende etwa zehnmal so groß
sein wie am breiten. Solche Spannungsdifferenzen können sich aber bei den
so nachgiebigen tierischen Geweben nur ganz kurze Zeit erhalten.
Den Haupteinwand hat aber Ewald erhoben: Wie man auch eine
Membran herstellt, ob homogen oder aus einzelnen Saiten verklebt, wie dies
Hen sen als Grundlage für die Hei mho 1 tz sehe Theorie annahm, immer
schwingt die Membran in ihrer ganzen Ausdehnung und zwar in der Längs-
richtung. Es entstehen auf ihr bei jedem Ton stehende Wellen; nie schwingt
sie nur an einer Stelle, wie es die Theorie von Helmholtz fordert. Und
das trifft auch für die Membrana basilaris zu. Ewald gelang es, an frisch
getöteten Kaninchen die Membrana basilaris in ihrer natürlichen Befestigung
so frei zu legen, daß er sie in seine „(Camera acustica" bringen und mit
Tönen erregen konnte. Auch hier treten stehende Wellen von der Basis bis
zur Spitze auf.
Diese stehenden Wellen bilden die Grundlage der Ewaldschen
Theorie. Bei jedem Ton entsteht ein für ihn charakteristisches ^Tonbild",
und es wird bei jedem Ton nicht eine Nervenfaser des Hörnerven erregt,
sondern eine grosse Anzahl in einer nur ihm eigentümlichen Kombination.
Eine Zerlegung jeden Klanges in seine Partialtöne tritt auf der Schallmembran
genau so vollkommen ein, wie es bei abgestimmten Resonatoren der Fall
wäre. Auch das Auftreten der pathologischen Erscheinungen der Skalen-
verkürzung und der Tonlücken erklärt sich aus dem Studium verletzter oder
beschwerter Membranen ebenso ungezwungen, wie bei der Helmholtz sehen
Theorie. In einigen Fällen vermag die Ewald sehe Theorie aber mehr zu
leisten als jene. Die Tatsache, daß derselbe Ton unserem Ohr laut zugeführt
etwas tiefer gehört wird, als wenn er leise ist, macht bei Helmholtz un-
überwindbare Schwierigkeiten; die Beobachtung der Sehallmembran zeigt
daß es so sein muß.
Jede Periodik wird auf der Sehallmembran abgebildet und muß daher,
empfunden werden. So sind die nicht objektiven, weil durch Resonatoren
nicht verstärkbaren Summations- und Differenztöne, ebenso wie die Unter-
brechungstöne, auf der Membran deutlich neben den erzeugenden Tönen zu
sehen: bei der Helm hol tz sehen Theorie dagegen ist ihre Wahrnehmbarkeit
nur durch Hilfshypothesen erklärbar.
Ein schwacher Punkt der Helmholtz sehen Theorie ist auch die Er-
klärung der Sehwebungen und überhaupt jeder Disharmonie. Auf der Schall-
membran erzeugen diese nun kein stetiges Bild, die Wellenberge pendeln
vielmehr um eine Mittellage hin und her. Wenn man die durchaus plausible
Annahme macht, daß jede Unstetigkeit des Schallbildes unangenehm empfunden
wird, so findei! damit auch diese Phänomene bei der Ewaldsehen Theorie
eine zwanglose Erklärung.
So sehen wir also, daß die Sehallbildertheorie alle akustischen Phänomene
ohne Schwierigkeit erklärt, daß dies aber bei der Resonanztheorie nicht der
Fall ist. Daher liegt in der Aufstellung der Sehallbildertheorie ein großer
und wichtiger Fortschritt der Wissenschaft, und es wird auch dem Laien
verständlieh werden, daß der Ausschuß für die Verleihung des Tiedemann-
Preises ihren Autor mit dem Preise ausgezeichn^ hat.
— 112 -
16. Sitzung am 15. März 1919
Prof. Dr. H. Braus- Heidelberg:
„Über die Gesetzlichkeit der Körperf orui"
Das Andenken Walter Gebhardts*) durch eine Darstellung und
Würdigung seines wissenschaftlichen Lebenswerkes zu ehren, ist eine Aufgabe,
der der Vortragende sich mit Freuden unterzogen hat, weil wir in diesem
Werk einen der Bausteine für die neuere theoretische Formenlehre vor uns
haben. Wenn auch durch den allzufrühen Tod des im Kriegsdienst ver-
storbenen Forschers manches ein Torso geblieben ist, ist es doch möglich^
das in den Schriften Gebhardts niedergelegte Material in den übrigen
Wissensstoff so einzufügen, daß ein geschlossenes Bild vom augenblicklichen
Stand der Formenlehre in großen Zügen gegeben werden kann.
Seit jeher ist der Knochen beim Studium von Formproblemen besonders
bevorzugt worden, weil er unverweslicher als die Weichteile ist und uns
feinste und gröbste Skulpturen, die bei jenen nicht immer so unmittelbar zu
sehen sind, plastisch vor Augen stellt. Da ferner alle Knochen aus ein und
demselben Material bestehen, und da trotzdem die Formenwelt, die sich hier
für makro- und mikroskopische Untersuchungen erschließt, ungeheuer mannig-
faltig ist. so liegt die Frage nach dem, was die formbildenden Kräfte der
Natur bieten, hier einfacher als bei vielen anderen Organen, wo Kompliziertes
auf Grund kompliziert zusammengesetzter Ausgangsmaterialien entstanden
ist. Hermann v. Meyer war einer der bedeutendsten Forscher auf dem
Gebiet der Knochenforschung. Die zu seinem Andenken gestiftete Medaille
wurde zum ersten Male von der Senckenbergischen Naturforschenden Gesell-
schaft W. Gebhardt verliehen und damit zum Ausdruck gebracht, wie sehr
sein Lebenswerk mit dem v. Meyers verknüpft ist. Er hat in der Tat fast
ausschließlich Zähne und Knochen, besonders deren feinste Strukturen als
Ausgangsmaterial seiner Forschungen benutzt. In seinen theoretischen An-
sichten lehnt er sich eng an W. Roux an, dessen langjähriger Mitarbeiter
er gewesen ist.
Wir unterscheiden zuerst die tatsächliche Feststellung einer „funktionellen
Gestalt" des Knochens. H. v. M e y e r und C u 1 m a n n hatten für die Knochen-
bälkchen im Innern des Knochens ermittelt, daß sie nicht beliebig und
regellos verstreut liegen, wie noch Hyrtl geglaubt hatte, sondern daß sie
kom|)lizierte Architekturen darstellen, ähnlich deaen unserer modernen Eisen-
konstruktionen (Blechkranen, Eiffelturm). Derartige Vergleiche mit technischen
Formen und Mitteln eines mechanisch zweckmäßigen Baues hat Gebhardt
in großer Zahl durchgeführt. So verglich er die von ihm in"s einzelne verfolgte
Anordnvnig der feinsten Lamellen und Fäserchen im Knochen mit verleimten
Furnieren beim Flugzeugbau; er hoffte sogar durch seine, auf Modelle ge-
stützte Berechnungen am Knochen der Technik Fingerzeige geben zu können,
wie die Eigenschaften faserigen Materials in Zukunft noch günstiger aus-
genutzt werden könnten. \'iele der studierten Formen enthüllten sich ihm
*) W. Gebhardt ist bei der Jahrhiuidertfeier der S. N. G. als erstem
der Georg-Hermann-v.-Meyer-Preis verliehen worden. Wenige Monate später,
am 3. März ItHH. ist dei- verdienstvolle Forscher verstorben (48. Bericht,
1918 S. 2(K)).
— 113 —
von solcher Feinheit und solcher geradezu mathematischer Korrektheit, daß
die Technik ähnliches nur deshalb nicht aufzuweisen vermag, weil die
Herstellungskosten und -zeiten zu groß wären oder entsprechende Roh-
materialien fehlen. Der Helm holtz sehe Ausspruch, daß er dem Mechaniker
die Tür weisen würde, der ihm ein Instrument von den UnvoUkommenheiten
des menschlichen Auges brächte, verliert angesichts dieser Erfahrungen seine
Bedeutung, Zeitlängen und ökonomische Mittel der aufbauenden Arbeit des
Organismus sind andere als bei den Erzeugnissen menschlicher Technik, aber
die Formen sind in beiden Fällen wirklich funktionelle.
Die Frage nach der Ursache dieser Art von Gestaltung ist früher so
beantwortet worden, daß die Funktion selbst die Formen erzeuge. In einer
mehr indirekten Weise ist dies möglich nach der von W. Roux eingeführten
Annahme funktioneller Reize. Die auf dieser Basis von Gebhardt ausge-
arbeiteten Erklärungsmöglichkeiten hat er leider selbst nicht durch das
Experiment an seinen Objekten geprüft, obgleich Pläne zu Experimenten mit
zu den vielen unerfüllt gebliebenen Hoffnungen seines Lebens gehörten. Von
anderen Fällen aber wissen wir bestimmt, daß das Experiment gegen die
Entstehung durch funktionellen Reiz im individuellen Leben entscheidet, auch
wenn der Kausalnexus nach dem deskriptiven Befund evident zu sein scheint
(Beispiel: das Armloch im Operculum der Unkenlarve). Wir befinden uns
dann in dem Dilemma, entweder dem reinen Zufall zuzuschreiben, was an
funktionellen Möglichkeiten entsteht. Gerade die Befunde Gebhardts an
Knochen und Zähnen, deren Formen äußerst ausregulierte Beziehungen
zueinander besitzen müssen, um brauchbare Werkzeuge zu liefern, sprechen
gegen diese Möglichkeiten. Oder wir müssen den Erwerb der funktionellen
Gestalt größtenteils in die Vergangenheit verlegen und das damalige Geschehen
nach den Mustern deuten, die heute wirkliche funktionelle Abhängigkeit
zeigen. Hier kommen wir trotz der vielen Dunkelheiten, die die \^ererbung
erworbener Eigenschaften belasten, nicht ohne sie aus.
114
Wilhelm Kobelt
* 20. Februar 1840, f 26. März 1916
Mitten in der bewegten Zeit des Weltkrieges ist am 26. März
1916 in seiner zweiten Heimat Schwanheim bei Frankfurt am
Main Wilhelm Kobelt ruhig und still verschieden. Zu dieser
Zeit, wo Menschenleben gering geachtet werden und wo Tausende
auf den Schlachtfeldern verblutet sind, müssen wir doch bei
ihm länger verweilen. Es ist ein außergewöhnlicher Mensch von
uns gegangen.
Am 20. Februar 1840 wurde Wilhelm Kobelt als ältester
Sohn des zweiten Pfarrers des Städtchens Alsfeld in Oberhessen
geboren. Gemeinsam mit seinen vier Brüdern verlebte er in
seiner Vaterstadt eine ungestörte, schöne Jugend. Abseits von
den großen Verkehrsstraßen wuchs so der Knabe und Jüngling
in landschaftlich und landwirtschaftlich bevorzugter Gegend auf,
in enger Fühlung mit der Natur. Seine frühe sich zeigende Liebe
zu dieser und seine angeborenen Anlagen zum Sammeln und zur
kritischen Betrachtung der Naturgegenstände wurden von einem
verständnisvollen, selbst naturwissenschaftlich interessierten Vater
gepflegt und weiterentwickelt. Dieser bildete auch seine fünf
Söhne in einer von ihm in Alsfeld geleiteten Privatschule aus.
Als Primaner kam Wilhelm Kobelt noch im Jahre 1855 nach
Gießen auf das Gynmasiuni. Nach bestandener Reifeprüfung
bezog er auch dort 1857 die Universität, um sich dem Studium
der Medizin zu widmen. Seinen naturwissenschaftlichen Neigungen
blieb er aber auch während dieser Zeit stets treu. Am 13. De-
zember 1862 promovierte er mit einer Arbeit über Herzdämpfung
und Herzleere. Nach bestandenem Examen ließ er sich in
Biedenkopf an der Lahn als praktischer Arzt nieder, während
sein Vater nunmehr in dem nahen Breidenbach als Pfarrer tätig
war. Im Jahre 1869 berief der Ärztliche Hilfsverein Kobelt
— 115 —
nach Schwanheim bei Frankfurt am Main. Diesem Ruf folgte
er. Schwanheim wurde dann seine zweite Heimat, mit der er
fest verwuchs und der er bis zu seinem Tode treu blieb. Seinen
ärztlichen Beruf übte er in Schwanheim noch bis Ende 1880
aus, widmete sich dann aber vollständig den Wissenschaften und
seinen sozialpolitischen Bestrebungen. Im Jahre 1905 wurde ihm
in Anerkennung seiner Verdienste um die Wissenschaft der
Professortitel verliehen.
Noch während seiner letzten Zeit in Biedenkopf verheiratete
sich Kobelt und fand in seiner inniggeliebten Gattin eine ver-
ständnisvolle, treue Lebensgefährtin, eine seltene. Frau, die in
ihrem Fühlen und Denken vollkommen mit ihm übereinstimmte
und ihm in seinen wissenschaftlichen Bestrebungen stets helfend
zur Seite stand. Sie schuf ihm in ihrem traulichen Heim die
Umgebung, der er zum ungestörten wissenschaftlichen Arbeiten
bedurfte.
Für die wissenschaftliche Laufbahn Kobe Its ist wohl von
ausschlaggebender Bedeutung die Verbindung mit Emil Adolf
Roßmäßler in Leipzig gewesen. Nach seiner Niederlassung
in Biedenkopf hatte sich Kobelt mit erneutem Eifer auf natur-
wissenschaftliche Studien geworfen. Doch er forschte nicht allein;
er wollte auch in seiner Umgebung aufklärend und belehrend
wirken. So gründete er bereits 1866 in Biedenkopf einen Volks-
bildungsverein. Mit den Arbeiten zur Gründung dieses Vereins
beschäftigt, wandte sich Kobelt an den als Naturforscher und
.Führer der Volksbildungsbewegung damals gleich gut bekannten
Roßmäßler. Dieser Schritt war ausschlaggebend für ihn. Von
dieser Zeit an begann Kobelt, angeregt durch Roßmäßler s
Arbeiten auf dem Gebiete der Molluskenkunde und durch eine
von diesem ihm zugekommene Konchyliensendung, sich in er-
höhtem Maße mit den Weichtieren zu beschäftigen. Der Malako-
zoologie ist er von da ab treu geblieben und hat einen großen
Teil seines Schaffens und seiner Lebensenergie diesem Zweig
der Wissenschaft gewidmet, den er immer weiter ausbaute und
mit seinen großen Gedanken befruchtete. Nach dem bereits 1868
erfolgten Tode R o ß m ä ß 1 e r s, den Kobelt übrigens nie persönlich
kennen gelernt hat, setzte er dessen Arbeiten fort und erweiterte
sie. Mit einer „Molluskenfauna von Nassau" begann Kobelt,
dehnte dann aber bald seine Untersuchungen auf die Weichtiere
des gesamten europäischen Faunengebietes aus, wobei er Roß-
Uß
mäßlers „Iconographie der Land- und Süßwasser-Mollusken"
fortführte und in einer Weise ausdehnte, wie sie wohl R o ß ni ä ß 1 er
nicht im entferntesten geahnt haben mag. Endlich bezog Kobelt
sämtliche Weichtiere in seine Beobachtungen ein. So arbeitete
er auf dem Gebiete der Malakozoologie unermüdlich weiter,
und es ist daher nicht verwunderlich, daß ihm von allen Seiten
Material zur Bearbeitung angetragen wurde, bald sogar in dem
Maße, daß trotz seiner großen Arbeitskraft und seines uner-
müdlichen Fleißes er bei weitem nicht alles bewältigen konnte.
Aber die viele Kleinarbeit der Systematik ließ ihn doch nie die
großen Ziele der Wissenschaft aus dem Auge verlieren. Dabei
kam ihm zu statten, daß sein Blick durch seine vielen Reisen
ständig erheblich erweitert wurde. So ist Kobelt allmählich
eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der Molluskenkunde
geworden. Am liebsten beschäftigte er sich mit der Fauna des
Mittelmeergebietes. Seiner besonderen Vorliebe erfreuten sich
dabei die Heliciden der Subfamilie Fei)1at(uniiinae, deren bester
Kenner er wohl war. Aber auf dem ganzen Gebiete der Land-
und Süßwassermollusken hat er gearbeitet und ferner wertvolle
Arbeiten über marine Weichtiere geliefert. Die von Kobelt
über Mollusken veröffentlichten Arbeiten sind außerordentlich
zahlreich, so daß hier nur der wichtigsten gedacht werden kann.
Zu nennen sind vor allem außer der bereits erwähnten Fort-
führung von Roßmäßlers „Iconographie der Land- und Süß-
wasser-Mollusken'' zwei weitere große Unternehmungen: die
„Iconographie der europäischen Meeresconchylien" und die zweite
Auflage des Martini- Che mnitzschen „Conchylien- Cabinets".
Besonders letzteres Werk hat er zu einem beträchtlichen Umfange
und zu einer großen Bedeutung gebracht. Zuerst arbeitete Kobelt
am „Conchylien- Cabinet" als Mitarbeiter Küsters, dann mit
Weinkauf f zusammen und nach dessen Tode als alleiniger Her-
ausgeber. Als selbständige Arbeit erschien das „Illustrierte
Conchylienbuch". Unter den zahlreichen Bearbeitungen Kobelt s
von wissenschaftlichen Molluskenausbeuten sind besonders zu
nennen, die J. J. Reins aus Japan, die W. Kükenthals von
den Molukken und die C. v. Erlangers aus dem nordöstlichen
Afrika jnit einem Katalog aller aus Afrika bekannten Mollusken,
sämtlich erschienen in den Abhandlungen der Senckenbergischen
Natu rf ersehenden Gesellschaft in Frankfurt am Main, ferner die
Bearbeitung der von K. S e m p e r auf den Philippinen gesammelten
— 117 -
Deckelschneckeii als Separatheft von dessen großem Reisewerk.
Zu nennen ist auch die Fortführung der Arbeiten des 1903 ver-
storbenen Otto Franz v. Moellendorff über die Mollusken-
fauna der Philippinen an Hand von . dessen hervorragender
Sammlung. Zahlreich sind die einzelnen von Kobelt heraus-
gegebenen systematischen Kataloge über verschiedene Schnecken-
familien und Faunengebiete, die teils als Vorarbeiten für größere
Veröffentlichungen gedacht waren, teils einzeln veröffentlicht
wurden, weil die Untersuchungen nicht zustande kamen, für die
sie vorgesehen waren.
Auf die Ausbreitung der Molluskenkunde war Kobelt stets
bedacht. Bereits bei der Naturforscherversammlung in Frankfurt
a. M. im Jahre 1 867 war Kobelt mit David F. H e y n e m a n n ,
dem bekannten Nacktschneckenforscher, in Beziehung getreten.
Im Jahre darauf unternahmen beide gemeinsam die Gründung
der „Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft". Seit dieser
Gründung hat dann Kobelt bis zu seinem Tode das „Nachrichts-
blatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft" heraus-
gegeben. Daneben redigierte er vom Jahre 1874 ab auch die
„Jahrbücher der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft".
Da jedoch allmählich in Deutschland das Interesse der Zoologie
an der Systematik geringer wurde, mußten die „Jahrbücher"
1886 ihr Erscheinen einstellen. Ferner gab Kobelt A^on 1879
bis 1885 den „Jahresbericht über die Molluskensystematik" für
die Zoologische Station in Neapel heraus und führte darauf vom
Jahre 1886 ab den Bericht für das Archiv für Naturgeschichte fort.
Es ist nicht verwunderlich, daß Kobelt, der bereits von
Jugend auf sich mit dem Sammeln von Naturgegenständen be-
schäftigte, schon während seiner Zeit in Biedenkopf begann, sich
eine Molluskensammlung anzulegen. Es fordern ja auch die leicht
aufzubewahrenden, selbst für das Auge des Laien ansprechenden
Schneckenschalen geradezu dazu heraus. Durch einen ausge-
dehnten Tauschverkehr in den ersten Jahren und durch das viele
ihm zur Bearbeitung anvertraute Material, von dem er stets eine
Serie für seine Sammlung erhielt, wuchs diese rasch heran.
Allmählich ist sie zu einer der bedeutendsten bestehenden
Molluskensammlungen geworden, die vor allem ihren hohen Wert
in den vielen Typen von Kobelt s Arten und den zahlreichen
Cotypen anderer Autoren besitzt. Von besonderem Wert sind
auch die vielen Ausbeuten, die Kobelt stets von seinen Reisen
— 118 -
im Süden mitbrachte. Diese waren immer in erster Linie
malakozoologischen Forschungen gewidmet, besonders den Heli-
ciden der Subfamilie l^ntataeniinae, wenn auch der unmittelbare
Anlaß zu einem Aufenthalt in mildem Klima in den Jahren 1872
auf 1873 und 1902 ein Erholungsbedürfnis seiner Frau bzw. seiner
selbst war. Aber ein so großer Naturliebhaber wie Kobelt
brachte von seinen Reisen doch auch außerdem eine große Anzahl
von Gegenständen aus anderen Gebieten der Naturwissenschaften
mit und machte Mengen von bedeutsamen naturwissenschaftlichen
und geographischen Beobachtungen. Wie anregend sind auch
die Berichte seiner Reisen, die ihn gemeinsam mit seiner Gattin
nach Italien, Spanien und Nordafrika führten!
Die Beschäftigung mit den Mollusken hatte Kobelt schon
zeitig darauf gebracht, sich über die Verbreitung der Tierwelt
Gedanken zu machen. So kam er ganz allmählich auf zoogeo-
graphische Probleme. Die Zoogeographie hat ihn dann im Laufe
der Jahre immer mehr gefesselt und immer größeren Einfluß
auf seine Arbeiten gewonnen. Er hat gezeigt, wie die Verbreitung
der Weichtiere vielleicht mehr als die der meisten anderen
Tierklassen dazu geeignet ist, zoogeographische Fragen zu lösen.
Doch beschränkte sich Kobelt dabei keineswegs auf die Mollusken.
Alle Tierklassen und auch die Pflanzen fanden bei ihm Berück-
sichtigung. Nur einem Manne wie Kobelt mit seinem weiten
Wissen und seinen umfangreichen früheren systematischen Studien
war es möglich, Arbeiten wie seine „Studien zur Zoogeographie"
(1897 bis 1898) und seine „Verbreitung der Tierwelt" (1902 bis
1903) zu schreiben, die eine erstaunliche Beherrschung der Materie
bezeugen. In seinen letzten Jahren war einer seiner Lieblings-
gedanken die Erforschung des Zusammenhanges der diluvialen
Stromsysteme und die Herausbildung der heutigen Flußläufe mit
Hilfe der geographischen Verbreitung der Flußmuscheln (6^/«"o/«c?«e
und verwandte Familien). Mit dem Eifer eines Jünglings ging
er an die Arbeit, die schon bald schöne Ergebnisse zeitigte. So
zeigte er, daß der „alte Vater Rhein" in seiner jetzigen Zu-
sammensetzung Deutschlands jüngster Fluß ist. Da die Aus-
arbeitung dieser großzügig angelegten Gedanken die Arbeitskraft
eines einzelnen weit überstieg, so suchte er für seine Pläne in
weiteren Kreisen zu werben und anzuregen. Mit großer Freude
begrüßte er dann stets jeden Fortschritt und jede neue Unter-
suchung auf diesem Gebiet.
. — 119 —
Mit der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
ist Kobelt schon frühzeitig in Verbindung getreten. Bereits
1869 wurde er zum korrespondierenden Mitglied ernannt. Ununter-
brochen war er um das Wohl der Gesellschaft bemüht uud stellte
sein reiches Können und Wissen in ihren Dienst. Am meisten
hat ihm die Sektion der Mollusken zu verdanken, deren langjähriger
Sektionär er war (außerdem war er Sektionär für Säugetiere). Durch
Kobelt wurde eigentlich der Grundstock zu der jetzt umfang-
reichen Molluskensaramlung gelegt, indem es durch seine Be-
mühungen gelang, die wichtige Molluskensammlung Ernst Ad olf
Roßmäßlers für das Museum zu erwerben." Rastlos arbeitete
nun Kobelt daran, diese Sammlung nach der Verschmelzung
mit der alten Sammlung des Museums zu erweitern und zu er-
gänzen. Schon zu seinen Lebzeiten hat er außer seiner wert-
vollen, reichhaltigen fachwissenschaftlichen Bibliothek seine außer-
ordentlich umfangreichen eigenen Sammlungen dem Museum zur
Verfügung gestellt und dessen Sammlung einverleibt. Als nach
dem leider allzufrüh erfolgten Tode Otto Franz v. Moellen-
dorffs (1903) Gefahr bestand, daß dessen kostbare Mollusken-
sammlung Frankfurt verloren ging, stellte Kobelt in selbstloser
Weise seine eigenen Mittel zur Verfügung, um der Gesellschaft
die wertvolle Sammlung zu sichern, bis die notwendige Summe
zum Kauf zusammen war. Nachdem 1909 auch noch die Sammlung
Oskar Boettgers der Sammlung des Senckenbergischen
Museums einverleibt werden konnte, gehört diese zu den größten
und wertvollsten der Welt. Ein besonderer Wert der Sammlung
besteht in den vielen in ihr enthaltenen Typen und Cotypen,
sowie in den vielen Originalexemplaren, die Kobelt und andere
in zahlreichen Arbeiten abgebildet und beschrieben haben. Und
all das verdankt die Gesellschaft in erster Linie Wilhelm Kobelt,
dessen Name genannt werden wird, solange es eine Geschichte
der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft gibt. Diese
benutzte im Dezember 1912 auch gern die Gelegenheit, um
anläßlich seines 50 jährigen Doktorjubiläums ihn, der gleichzeitig
25 Jahre arbeitendes Mitglied der Gesellschaft war, zum außer-
ordentlichen Ehrenmitglied zu ernennen — die höchste Würde,
die die Gesellschaft zu vergeben hat! Noch seine letzte Arbeit
galt der Gesellschaft, indem er mit der Niederschrift ihrer 100-
jährigen Geschichte beschäftigt war. Die ersten fünf Jahrzehnte
konnte er noch fertigstellen, da nahm ihm der Tod die Feder
— 120 —
aus der Hand. Mit Kobelt ist einer der letzten, großen Veteranen
der alten Senckenhergischen Gesellschalt dahingegangen, nachdem
einige Monate vorher sein gleichaltriger Freund L u k a s v. H e y d e n
verschieden war.
Doch nicht nur Wissenschaftler war Kobelt. Als Sozial-
politiker hatte er ebenfalls einen großen Namen. Schon früh
hatte er es als Pflicht der gebildeten Kreise erkannt, sich öffentlich
in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Seine berufliche Tätig-
keit als Arzt hatte ihn mit den wirtschaftlich schwachen Volks -
kreisen in Verbindung gebracht. Durch sein gutes Herz und
seine hohen Ideale, die ihn von jedem Menschen nur das beste
denken ließen, war er nicht allein dem Volk ein ärztlicher Be-
rater: er suchte auch sonst zu helfen und zu fördern, wo er
konnte. Sozial und geistig sollte das Volk gehoben werden.
Mag er auch vielen als politisch zu weit links stehend erschienen
sein; ihn leitete nur seine Liebe zum Volk, dem er nur Gutes
zutraute. Politiker aller Parteischattierungen arbeiteten gern mit
ihm zusammen und hörten gern seinen wohlgemeinten Eat. Sie
alle erkannten den reinen, wahren Idealismus Kobelts an, der
frei von jedem Eigennutz war.
Kobelt war auch stets bemüht, die Früchte seiner Er-
kenntnis und sein allgemeines Wissen in weitere Kreise zu tragen.
Durch Vorträge, Besprechungen mit den in Betracht kommenden
Persönlichkeiten und durch zahlreiche Veröffentlichungen auf
sozialpolitischem Gebiete suchte er diesem Ziele näherzukommen.
Er war Mitbegründer und Ehrenvorsitzender des Rhein-Mainischen
Verbandes für Volksbildung, in dessen Dienst er die schon früher
von ihm gegründeten „Gemeinnützigen Blätter für Hessen und
Nassau" stellte. Zu seinem 70. Geburtstage gab der Rhein-
Mainische Verband für Volksbildung dann auch eine Sammlung
von kleineren sozialpolitischen Aufsätzen Kobelts unter dem
Titel „Heimatkunde und Heimatarbeit"*) heraus. Aus diesem
umfangreichen Bande ist zu ersehen, wie emsig Kobelt in dieser
Hinsicht tätig war.
Jedoch nicht bloß theoretisch wirkte Kobelt; er brachte
seine Gedanken auch praktisch zur Ausführung. Das zeigt sich
vor allem in seiner zweiten Heimat Schwanheim, obwohl sich
seine sozialpolitische Tätigkeit durchaus nicht darauf allein be-
schränkte. Er ist dort in des Wortes wahrster Bedeutung ein
*) 44. Bericht der S. N. G. 1913 S. 93-97.
~ 121 —
Volkswohltäter geworden. Was verdankt ihm Schwanheim nicht
alles! Trotz zeitweiliger Anfeindung von Seiten, die ihn nicht
verstanden, hat er sich doch durchgesetzt. Zum Wohle des
Dorfes! Die Schwanheimer Landwirte verdanken ihm manche
praktische Anregung in Bezug auf neue Kulturmethoden und
auf Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen. Die frühe
Anwendung des künstlicken Düngers in Schwanheim geschah auf
Kobelts Rat. Auf ihn ist auch der hohe Stand der Zucht von
Tafelobst in Schwanheim zurückzuführen, der dem Züchter hohen
Verdienst abwirft. Die Errichtung einer Kleinbahn nach Frank-
furt am Main, der sog. Waldbahn, und später die Verwirklichung
des Plans einer Brücke über den Main, sind zum großen Teil
seiner kräftigen Förderung zu verdanken. Um kranke und er-
holungsbedürftige Einwohner Schwanheims sich in der kräftigen
Luft des nahen Waldes stärken zu lassen, errichtete er dort eine
Walderholungstätte. Noch wenige Jahre vor seinem Tode gründete
er in Schwanheim ein Heimatmuseum und trug darin mit großem
Eifer alles zusammen, was für das Dorf und seine Umgebung
von Bedeutung und Interesse war. Seine Verdienste um Schwan-
heim wurden auch von seinen Bewohnern gewürdigt und er in
dankbarer Anerkennung zum Ehrenbürger ernannt.
So lebte Kobelt in seinem Landhause in Schwanheim mit
seiner Gattin abseits von dem Hasten und Drängen der nahen
Großstadt Frankfurt a. M. in enger Fühlung mit der Natur, be-
sonders dem von ihm so sehr geliebten Schwanheimer Wald.
Diesem, den wohl keiner so gut kannte wie er, hat er in den
Berichten der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft
durch seine Monographie des Waldes ein unvergängliches Denkmal
gesetzt**). Mit welchem Vergnügen und welchem Eifer führte
er alle, die Verständnis für die Natur hatten, durch den Wald,
und wie anregend wußte er auf alles Interessante aufmerksam
zu machen !
Obwohl Kobelt außerhalb der Stadt wohnte und nur ungern
in ihr Getriebe sich mengte, so war er doch in steter Fühlung mit
ihr und stand vor allem mit ihrem wissenschaftlichen Leben in
steter Verbindung. Aber auch draußen in seinem Hause war er nicht
einsam. Durch eine lange vielseitige Tätigkeit als Wissenschaftler
**) W. Kobelt ^Der Schwanheimer Wald-. Mit 1 Karte u. Ö9 Ab-
bildungen. 43. Bericht der S. N. G. 1912 S. 72-96, S. 156—188 u. S. 255—286
und 44. Bericht 1913 S. 236—265.
— 122 --
und Sozialpolitiker wie auf seinen Reisen hatte er zahlreiche Ver-
bindungen angeknüpt. Wieviel interessante, bedeutende Menschen
sind nicht in seinem Hause ein- und ausgegangen. Wissenschaftler,
Politiker und Menschen aller Richtungen haben hier verkehrt. Ich
erinnere nur an Gustav Frey tag, der ja auch malakozoologisch
informiert war und mit dem Kobelt his zu dessen Tode freund-
schaftliche Beziehungen unterhielt. Aber haupsächtlich waren es
doch engere und weitere Fachgenossen, die das gastliche Heim in
Schwanheim aufsuchten und dort mannigfaltige Anregung emp-
fingen. AVieviel Pläne gemeinsamer Arbeit sind nicht in diesem
Hause geschmiedet worden! Vieles wurde verwirklicht. Vieles
aber auch unterblieb oder kam nicht zur Vollendung ; denn Kobelt
hat so manchen, auch viel jüngeren Fachgenossen ins Grab sinken
sehen. Ein Lieblingsplan von ihm war seit jeher die Veröffent-
lichung eines modernen Werkes ähnlich der alten „Histoire naturelle
des Animaux sans vertebres'' von Lamarck und De shaves, das
die ganze Systematik der Weichtiere umfassen sollte. Noch vor
Übernahme der Herausgabe der zweiten Auflage des Martini-
Chemnitzschen „Conchylien-Cabinets" hatte Kobelt mit Wein-
kau ff einen entsprechenden Plan entworfen. Aber es kamen
nur einige Einzelkataloge als Vorarbeiten heraus, die wenig
Absatz fanden. Nach dem Tode Weinkauffs kam der mit
Arbeiten überhäufte Kobelt nicht mehr dazu, der Angelegen-
heit näher zu treten. Ferner hatte er z. B. mit Melchior Neumayr
eine großangelegte, gemeinsame Erforschung der Mollusken des
Mittelländischen Meeres vom Tertiär bis zur Gegenwart geplant.
Kaum aber war die Arbeit über die ersten Anfänge hinausge-
kommen, da fand sie durch den frühen Tod Neumayrs bereits
ihr Ende. Der herbste Verlust für Kobelt war in dieser Hinsicht
1 908 der Tod Otto Franz v. M o e 1 1 e n d o r f f s, der mitten heraus
aus ihren gemeinsamen Arbeiten genommen wurde. Vieles hat
Kobelt ja dann allein weitergeführt. Aber so mancher Plan
war damit doch unwiderruflich dahin, so vor allem der Gedanke
einer großangelegten Zoogeograpie der Philippinen, die aber nur
der mit Erfolg ausführen kann, der das Land aus eigner An-
schauung kennt und die daher nach v. Moellendorf f s Tode
unterbleiben mußte.
Uns jüngeren aber werden stets die schönen, anregenden
Donnerstagnachmittage in Erinnerung bleiben, wo wir uns bei
Kobelt zu wissenschaftlicher Aussprache einfanden. So war
— 123 —
Kobelt von den Veteranen der alten Senckenbergischen Ge-
sellschaft der einzige, der einen größeren Stab von jüngeren
Fachgenossen um sich hatte. Dies war vor allem seiner großen
Duldsamkeit zuzuschreiben, die gern die Ergebnisse anderer an-
erkannte. So war es vor allem, als allmählich in der Mollusken-
kunde die moderne anatomische Richtung aufkam, die ihre
Systematik nicht allein auf die Gehäuse aufbaute. Kobelt
arbeitete selbst nicht mehr anatomisch; er erkannte aber die
Ergebnisse immer gern an und freute sich stets ehrlich über jeden
Erfolg dieses jungen Zweiges der Weichtierkunde. Kobe Its
Duldsamkeit ging sogar soweit, daß selbst die groben Anfeindungen
und Verleumdungen Bourguignats („Lettres malacologiques
ä M. M. Brusina d' Agram et Kobelt de Francfort") ihn nicht
rührten, ja selbst nicht einmal zu einer Entgegnung veranlaßten.
Es ist zu begreifen, daß bei dieser Friedfertigkeit und
Herzensgüte der Ausbruch des Weltkrieges für Kobelt ein
schweres Schicksal war. Die Erfüllung so mancher seiner Pläne
und Gedanken hat er auf weite Zeit hinausgeschoben. Dazu
erhielt er, der keine Nachkommen hinterließ, noch die traurige
Nachricht, daß der einzige Neffe seines Namens und Stammhalter
der Familie als junger, hoffnungsfreudiger Student auf dem Felde
der Ehre geblieben war. Doch den Glauben an seine Ideale
verlor Kobelt nicht: es müssen ja wieder bessere, schönere
Zeiten kommen! Ruhig und ohne schwere Kämpfe ist er nach
kurzer Krankheit gestorben.
So hat Wilhelm Kobelt gelebt, ein emsig forschender
Wissenschaftler, ein tätiger Sozialpolitiker, vielen ein Führer
und treuer Freund, jung mit der Jugend. Dies alles gemeinsam
aber kann nur ein großer, aufrichtiger Mensch sein, der gleich-
zeitig auf der Höhe der Wissenschaft und der Menschlichkeit
steht. Er wird nicht vergessen werden!
Caesar h\ Boeftger
124
Richard Gonder
* 6. Juli 1881, t 6. Febr. 1917
Ein junges verdienstvolles Mitglied, einen Forscher von aus-
gezeichneten Fähigkeiten und Ruf verlor am 6. Februar 1917
die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft in Dr. phil.
Richard Gonder. Auch er starb als Opfer des Weltkrieges,
zwar nicht gefällt durch die Gewalt der Waffen, sondern hinweg-
gerafft von tückischer Krankheit, die er sich bei experimentellen
Studien über WeiFsche Krankheit zuzog und der er nach kurzem
Krankenlager erlag.
Gonder war am 6. Juli 1881 zu Friedberg in Hessen ge-
boren. Nach dem Studium an den Universitäten München, Freiburg,
Gießen, das er mit der Promotion 1904 abschloß, kam er zuerst
an das Protozoenlaboratorium des Kaiserl. Gesundheitsamtes in
Berlin zu Schau dinn, der dem jungen Schüler die Arbeits-
richtung wies, die der wissenschaftlichen Laufbahn Gonders
das charakteristische Gepräge verlieh. Die Prinzipien seines
ersten großen Lehrers, dem. er stets in glühender Verehrung zu-
getan war und von dessen Genialität er besonders anschaulich
zu erzählen wußte, begleiteten ihn auf seinen abwechslungsreichen
Studienweg, der ihn über die Biologische Station in Rovigno an
das Institut für Schiffs- und Tropenhygiene in Hamburg und
von da auf eine Forschungsreise nach Südafrika führte. Überall
fand er Gelegenheit seine Kenntnisse zu vertiefen, neues
Forschungsmaterial in emsiger Arbeit zusammenzutragen, und
es gibt kaum ein Gebiet der pathogenen Protozoologie, auf das
er nicht durch eigene Forschung befruchtend gewirkt hat. Be-
sonders wichtig und von grundlegender Bedeutung sind seine
Studien über Tliciloia parva, den Erreger des Küstenfiebers der
Rinder, dessen Entwicklungscyclus durch ihn aufgeklärt wurde.
Der zweite Abschnitt seiner wissenschaftlichen Tätigkeit
begirmt mit seiner Berufung an das von Ehrlich geleitete
<^^ /^TTC^i^
— 125 —
Georg Speyer-Haus 1910 11, wo er unter Führiino; des Meisters
biologischer Wissenschaft die reichen Erfahrungen seines Studiums
in den Dienst der experimentellen Chemotherapie stellte. Die
Vorteile, die aus einer so erfolgreichen Verschmelzung zoolo-
gischer und experimentell -medizinischer Wissenschaft, wie sie
durch Gonder verkörpert wurde, dem Ausbau der experimen-
tellen Chemotherapie erwuchsen, sichern ihm, wenn sie auch den
so frühen Tod des jungen Forschers besonders schmerzlich
empfinden lassen, auch in der Geschichte der Medizin einen
Ehrenplatz.
Neben seinem Forschertalent, das sich mit Vorliebe neu
auftauchenden Problemen biologischer Wissenschaft zuwandte,
trat auch eine ausgezeichnete Lehrfähigkeit besonders hervor.
Schon in Hamburg hatte er sich durch Vorlesungen an Fort-
bildungskursen beteiligt, die Gründung der Universität in Frank-
furt gab ihm Gelegenheit zur Habilitation und zur weiteren
Ausübung seiner Lehrtätigkeit, die ihm einen stets wachsenden
Anhang von Hörern brachte. Auch die Senckenbergische Natur-
forschende Gesellschaft hatte des öfteren Gelegenheit, Vorträge
von ihm zu hören, in denen er seine reichen Erfahrungen auf
biologischem Gebiet seinen Zuhörern in anschaulicher Weise zu
vermitteln wußte. Der Gesellschaft gehörte er seit seiner Über-
siedelung nach Frankfurt an. Seit 1913 war er arbeitendes Mitglied
und betätigte sich mit unermüdlichem Eifer und mit großem
Interesse für alles, was die Gesellschaft betraf. Für die Jahre
1916/17 wurde er als E. Schriftführer in die Direktion gewählt
und versah das Amt in eifriger Pflichterfüllung bis zu seinem
Tode, der unserer Gesellschaft einen schmerzlichen Verlust brachte
und in die Reihen seiner zahlreichen Freunde eine empfindliche
Lücke riß.
H. Ritz.
126
Fritz Winter
* 21. Juni 1878, f 8. Juli 1917
Am 8. Juli 1917 ist Fritz Winter im Alter von 39 Jahren
seinen schweren Verwundungen in Perthes le Chatlet in der
Champagne erlegen.
Seinen Lebenslauf hatte er selbst bei seinem Eintritt in
den Heeresdienst im Herbst 1916. niedergeschrieben. Seine Auf-
zeichnungen lauten wie folgt:
„Ich, Friedrich Wilhelm Winter, bin geboren zu
„Frankfurt a. M. am 21. Juni 1878 als Sohn des Teilhabers
„der Graphischen Kunstanstalten und Druckereien Werner
„u. Winter, Georg Wilhelm Winter und dessen Ehefrau
„Elisabeth, geb. Lucae. Mein Großvater väterlicherseits
„war Bürstenfabrikant in Gießen a. L., mein Großvater
.juütterlicherseits Doktor juris utriusque in Frankfurt a. M,
„Von meinen Großeltern lebt niemand mehr; meine Mutter
„starb April 1897, mein Vater März 1900.
„Vom Jahre 1885 bis April 1894 besuchte ich zunächst
„die höhere Realschule, Adlerflychtschule, zu Frankfurt a.
„Main, von welcher ich mit dem Reifezeugnis für die Be-
„rechtigung zum Einjährig -Freiwilligendienst entlassen
„wurde. Schon während des letzten Schuljahres begann ich
„mich für das IMaturitätsexamen vorzubereiten und nahm
„von da an für die nächsten Jahre Privatunterricht in Latein,
„Griechisch und den höheren Mathematikfächern. Zugleich
„besuchte ich Vorlesungen in den Senckenbergischen Insti-
„tuten zu Frankfurt a. M. und solche über plastische Ana-
„tomie im Städelschen Kunstinstitut. Bevor es zur Ablegung
„der Abiturientenprüfung kam, erhielt ich die Anfrage, an
- 127 —
„der Reise der I. Deutschen Tiefsee-Expedition teilzunehmen,
„die im Auftrage des Reichsamtes des Innern auf S. M. S.
„Valdivia ausgeführt wurde. Die Aufgabe der Expedition
„war im wesentlichen eine rein maritime ; es galt in erster
„Linie, ozeanographische und biologische Fragen zu lösen
„und nebenher einige kontinentalen Stützpunkte aufzusuchen,
„um Aufschlüsse über marine Tiefablagerungen im Zu-
„sammenhang mit Sedimentbildungen zu erhalten. Die Vor-
„bereitungen zur Teilnahme an der Expedition mit der
„persönlichen Aufgabe, Photographien und Farbenskizzen
„von den erbeuteten Tiefseeorganismen herzustellen und
„zoologisches Material zu konservieren, mussten so rasch
„erledigt werden, daß ich meine Absicht, die Maturitäts-
„prüfung zu bestehen, nicht durchführen konnte.
„Am 1. August 1898 trat die Expedition, bestehend
„aus 10 Expeditionsmitgliedern, einschließlich den Leiter,
„Geh. Rat Prof. Dr. C. Chun, Leipzig, und 46 Mann Be-
„satzung, einschließlich Kapitän und Offiziere, die Ausreise
„von Hamburg an, fuhr im Norden an England bis auf
„69° N herum, dann südwärts, Afrika in großen Bogen um-
„kreisend, unter Anlaufen von Teneriffa, Kamerun, der
„Kongomündung, des portugiesischen Gebietes der Tiger-
„halbinsel und Kapstadts, bis östlich des Kaps „Port Eliza-
„beth", um sich südwärts bis zur antarktischen Packeis-
„grenze zu wenden, die bei 64" S erreicht wurde. Der
„indische Ozean wurde von " der Antarktis kommend, über
„die Inselgruppe der Kerguelen gehend, quer durchlaufen
„bis Sumatra. Unter Anlaufen zahlreicher Inseln nördlich
„und südlich des Äquators wurde in Deutsch -Ost- Of rika
„angefahren, um nach einigen Zwischenstationen den Hafen
„von Hamburg am 1. August 1899 wieder zu erreichen.
„Nach meiner Rückkehr besuchte ich die Universität
„Leipzig, nachdem ich als Stud. rer. nat. immatrikuliert war.
„Dort besuchte ich Kollegien in Naturwissenschaften und
„systematischer Anatomie. Durch den plötzlichen Tod meines
„Vaters am 28. März 1900 in Frankfurt a. M. war ich ge-
„zwungen, die reproduktionstechnische Oberleitung der
„Firma Werner u. Winter dort zu übernehmen, da ich drei
„minderjährige Schwestern hatte, deren Vormund ich war,
„und in dieser Firma ein großer Teil des elterlichen Ver-
- 128 —
„mögens investiert war. Zugleich setzte ich meine aka-
„ demischen Studien fort, indem ich weitere Kollegien und
„Praktika in den Senckenbergischen Instituten in organischer
„und anorganischer Chemie, Mineralogie, Geologie, Paläon-
„tologie, Botanik und Zoologie belegte. In den Jahren 1902
„bis 1906 arbeitete ich wiederholt an der Zoologischen
„Station in Istrien, auch einmal in Villefranche-sur-mer,
„mehrere Monate lang, z. T. unter Leitung des mir sehr
„befreundeten Reg.-Rat Dr. Fritz Schaudinn, des späte-
„ren Entdeckers des Syphiliserregers, und zum Teil selb-
„ständig; letzteres auch noch 1912. Meine Arbeiten bewegten
„sich im Gebiet der Protozoenforschung, sowohl der harm-
„losen als auch der pathogenen Protozoen, letztere Blut-
„ Parasiten (Haemosporidien und Trypanosomen) betreffend.
„Im Jahre 1907 veröffentlichte ich meine erste größere
„Arbeit: „Beitrag zur Kenntnis der Thalamophoren. Pene-
„roplis pert usus Forskai" die im Archiv für Protistenkunde,
„Bd. 10 (Verlag Gustav Fischer, Jena) abgedruckt ist. Sie
„sollte als Promotionsarbeit dienen (sie enthält 7^-2 Druck-
„bogen mit 2 Tafeln und mehreren Textfiguren). Da ich
„indessen nur 2 Semester als reguläres Studium angerechnet
„bekam, eine Immatrikulation von 6 Semestern zur Promo-
„vierung in Preußen das Minimum ist, ich ' andererseits aber
„Frankfurt wegen meiner technischen Leitung der Firma
„Werner u. Winter nicht verlassen konnte, so konnte ich
„nicht promovieren. Ich wurde auf Grund der oben zitierten
„Arbeit, sowie noch einer Reihe anderer bis zum Jahre 1911
„erschienener und für die Leistungen der von mir geleiteten
„Firma auf wissenschaftlich -reproduktionstechnischem Ge-
„biet von der Philosophischen Fakultät der Universität
„Marburg a. L. im August 1911 mit der Würde eines Dok-
„toris philosophiae et artium magistri honoris causa ausge-
„ zeichnet. Außer dieser Tätigkeit naturwissenschaftlicher
„Richtung im Zusammenhang mit meiner Eigenschaft als
„wissenschaftlicher Reproduktionstechniker bin ich seit 1901
„Mitglied der Verwaltung der Senckenbergischen Natur-
„f ersehenden Gesellschaft zu Frankfui t a. M. und im satzungs-
„gemäß obwaltenden alternierenden Zyklus Mitglied der
„Direktion dieser Gesellschaft, in welcher Eigenschaft ich
„nutarbeitete in den verschiedenen Kommissionen an der
— 129 —
„Gründung der Universität Frankfurt und auch den Uni-
„versitätsgründungsvertrag im Jahre 1914 unterschrieb.
„Als Sekretär der Deutschen Gesellschaft für ange-
,, wandte Entomologie E. V. gab ich zu Anfang dieses Jahres
„eine Tafel im Interesse der Fleckfieberbekämpfung heraus,
„die Biologie der Laus betreffend, die seitens des Chefs
„der Verwaltung für das Gouvernement Warschau verbreitet
„wurde. Ferner habe ich soeben vor meiner Einberufung
„herausgegeben im Anschluß an einen Erlaß des Präsi-
„denten des Kriegsernährungsamtes vom 11. Juli d. J. be-
„ treffend Ausnutzung der Pilzernte eine Tafel „Aufklärung
„zur Pilzernte", auf die nach schriftlicher Mitteilung des
„K. E. A. dieses in seinen „Mitteilungen d. K. E. A." besonders
„hinweisen wird. In Bearbeitung meinerseits befindet sich
„zur Zeit ein Blatt „Zur Bekämpfung der Fliegenplage".
„Im Juni 1904 verheiratete ich mich mit Gertrud
„Adelheid v. MöUendorf, Tochter des früheren Kais.
„Konsuls z. D. Dr. Otto F. v. MöUendorf, beamtet in
„Hongkong, Manila und Kowno. Dieser Ehe sind 2 Mädchen
„von 10 und 8 Jahren und ein Junge im Alter von 5 Jahren
„entsprossen."
Ein einfacher und kurzer Lebenslauf und doch inhaltsreich
und bedeutend für unsere Gesellschaft, die deutsche zoologische
Wissenschaft und für die einstige Blüte deutscher Arbeit im
friedlichen Wettbewerb unter den Völkern!
Hart hatte das Leben ihn in seine Schule genommen, als
es ihn, den jungen Studenten, voll von Plänen und glühender
Liebe zur Wissenschaft nach dem Tode seines Vaters von der
Alma mater fortrief, um ihn an die Spitze eines wissenschaftlich-
industriellen Unternehmens zu stellen. Was sein Vater begonnen,
ihm war vergönnt, es zu vollenden. Mit gerechtem Stolz
konnte er sagen, daß seine Firma unter seiner zielbewußten
Leitung in der ganzen Welt anerkannt- und bewundert wurde.
Der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft hat
Winter seit 1900 angehört, seit 1905 als Mitglied der Verwaltung
(1908 1909 als zweiter, 1911 1912 und von 1915 bis zu seinem
Tode als erster Schriftführer). Er war außerdem ständiges
Mitglied der Schriftleitung des „Berichtes" und als solches der
selbstlose, sachverständige Berater der Gesellschaft in allen Fragen,
welche die künstlerische Ausstattung ihrer Veröffentlichungen
— 130 —
betrafen. Ihm und der Leistungsfähigkeit seiner Firma ist es
zu danken, daß die unseren „Abhandlungen" und „Berichten"
beigegebenen A])bildungen zu dem Besten gehören, was die
naturwissenschaftliche Literatur des letzten Jahrzehntes überhaupt
hervorgebracht hat.
Seine rege Beteiligung an dem wissenschaftlichen Leben
der Gesellschaft durch Vorträge und Beiträge zu den Berichten
ist bereits an anderer Stelle (Festschrift der Jahrhundertfeier,
48. Bericht der S. N. G. 1919, S. 251) gewürdigt worden.
Aber nicht nur den Mitarbeiter betrauerten die Gesellschaft
und ihre Mitglieder an der Bahre unseres lieben Fritz Winter,
sondern vor allem den Menschen selbst. Keiner trat ihm nahe,
ohne von dem Zauber seiner Persönlichkeit gefangen genommen
zu werden. Strenger wissenschaftlicher Ernst verband sich in
ihm zur vollsten Harmonie nüt dem heiteren Gemüt eines Kindes,
mit der Güte eines Weisen und der steten Hilfsbereitschaft eines
wahrhaft guten Menschen. Wer ihm in sein treues Auge geblickt
hatte, der wußte, was und wie er war! Aber am meisten haben
ihn die geliebt, die das Glück hatten, ihn glückstrahlend in
seinem Heim und seiner Familie umspielt von seinen Kindern
zu sehen. Dort sind, unterstützt von seiner Gattin, seiner treuen
und gleichgesiimten Mitarbeiterin, all die Pläne für seine wissen-
schaftlichen Arbeiten entstanden und gefördert worden. In seinem
Heim wurzelte er, und dort holte er sich immer wieder den Mut
und die Kraft, um zu kämpfen und vorwärts zu streben.
Wie er gelebt, so ist er auch gestorben. Als die Granate
ihm den linken Arm ausgerissen und den linken Oberschenkel
schwer verwundet hatte, suchte ich. ihn auf die Nachricht seiner
schweren Verwundungen auf und fand wenige Stunden danach
ihn, den so schwer Leidenden, mit frohem und heiterem Gemüt
wieder, als ob nichts geschehen sei, und dabei wußte er, daß,
wenn ihm das Leben erhalten blieb, er ein Krüppel bleiben
müsste. Sanft ist er hinüber geschlummert, dankbar für all die
Liebe, die ihm erwiesen wurde von seinen Kameraden, deren
treuester und gewissenhaftester er war, und von seinen heimat-
lichen Freunden, die der Zufall in die Nähe seines Todeslagei's
geführt hatte. Seine letzte große Freude war die Überreichung
des Eisernen Kreuzes durch seinen Kommandeur am Tage vor
seinem Hinsclieiden.
Strahlend leuchtete die Sonne über die verödeten Gefilde
— 131 —
der Champagne, in der er so tapfer gekämpft hatte, als wir ihn
ins Grab senkten ; nur ein Flieger zog seine Kreise der Sonne
entgegen über den müden Krieger, der zur letzten Ruhe gebettet
wurde.
So nahmen wir Abschied von dem treuen Menschen, dessen
wir immer in Liebe gedenken werden, von ihm, der mehr war
als eine Leuchte seiner Wissenschaft und seiner Kunst: ein guter,
edler Mensch.
E. Marx.
132
Ludwig Nick
* 11. Juni 1887, f 2. Sept. 1917
Die Kriegszeit brachte dem Senckenbergischen Museum und
dem Zoologischen Institute der Universität einen schweren, kaum
zu ersetzenden Verlust. Am 2. September 1917 ist Lujdwig
Nick in Bialowies, wo er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter
und Konservator zur Deutschen Militär -Forst -Verwaltung be-
fehligt war, an Ruhr verstorben.
Dr. Nick trat Ostern 1911, damals 23jährig, am Sencken-
bergischen Museum ein. Als er sich bei mir meldete, war ich
für einen Augenblick enttäuscht. Der neue Assistent war
schmächtig gebaut, sah blaß und elend aus. Aber ich merkte
bald, daß es kein Schwächling war, der da vor mir stand. Denn
in dem bleichen Gesichte brannten zwei dunkle Augen, die von
Willenskraft und Tatendrang, von einem w^ahren Hunger nach
Arbeit redeten. Bei jeder neuen Aufgabe, die ich, das Feld
seiner künftigen Tätigkeit bezeichnend, ihm zuwies, leuchteten
diese Augen freudig auf.
Mein schnell gewonnenes Vertrauen wurde nicht enttäuscht.
In kürzester Zeit war Nick in allen Zweigen seines Dienst-
bereiches gründlich daheim, und wo er waltete, da ging es rüstig
voran. Die seiner besonderen Obhut anvertraute Anatomische
Sammlung wurde in rascher Folge durch gutgewählte und muster-
gültig ausgeführte Präparate vermehrt, zu deren Herstellung er
seine Gehilfen mit freundlichem Ernste anzuleiten wußte. Am
liebsten und besten freilich machte er sie selbst. Denn Nick
war in diesen Dingen von einer erstaunlichen Handfertigkeit,
in allen Methoden bewandert und unablässig bemüht, neue
und bessere aufzufinden, wobei ihm vortreffliche Kenntnisse auf
chemischem und physikalischem Gebiete zu statten kamen. Der
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— 133 —
„Planktonschrank", worin er einige Dutzend der zartesten Meeres-
tiere auf selbstgefertigten Gerüstchen von fadendünneni Glas
freischwebend zur Aufstellung brachte, gibt einen Begriff von
seiner Geschicklichkeit. Es war nicht mehr der Fleiß eines
pflichtgetreuen Beamten, nein: leidenschaftliche Liebhaberei, mit
der er jede neue Arbeit in Angriff nahm. Wobei sein Feuer-
eifer ihn seltsamerweise nicht gehindert hat, in allem mit einer
fast pedantischen Sorgsamkeit vorzugehen. Ob es sich um Glas-
bestellungen, um eine neue Konservierungsflüssigkeit, um Fund-
orte von Kursmaterial oder sonstwas handelte: jede gute oder
schlechte Erfahrung, jede Adresse wurde genau notiert und
registriert und bei der nächsten Gelegenheit nützlich verwendet.
Als S a m m 1 e r leistete Nick nicht minder Vortreffliches. Mit
unserer heimischen Tierwelt vertraut wie wenige, von warmer
Liebe zu ihr erfüllt, nahm er an allen Exkursionen erfolgreich
und eifrig teil. Groß war sein Glück, als ihm zum ersten Male
die Möglichkeit gegeben wurde, zu Studien- und Sammelzwecken
ans Meer zu reisen: auf die Neapler Zoologische Station, von
wo er mit reicher Beute und einem Schatze frisch erworbener
Kenntnisse wiederkam. Eine Reise nach Helgoland folgte, und
zweimal konnte er auf Einladung des Herrn A. von Mumm
eine Reihe von Wochen in Portofino an der ligurischen Küste
verbringen, wo er sogleich daran ging, eine vollständige Fauna
des dortigen Gebietes zusammenzustellen. Die glücklichste
Fügung aber war es, die ihn, den felddienstuntauglichen, von
1916 ab nach Bialowies zur Forstverwaltung führte. Dort war
er so recht in seinem Element. Ein ganzes Museum, das manche
Gruppen, besonders die Säuger und Vögel des dortigen Urwaldes
so gut wie vollständig enthielt, entstand unter seinen fleissigen
Händen. Man darf behaupten, daß eine so reiche, wohlgeord-
nete und gleichmäßig durchgeführte Aufsammlung keinem an-
deren in gleich kurzer Zeit gelungen wäre.
Daß Nick sich auch der ihm zugewiesenen Lehrtätigkeit
nüt Hingebung widmete, ist selbstverständlich : die zootomischen
und mikroskopischen Kurse, die er hielt, besonders auch die für
Jugendliche, fanden begeisterte Aufnahme und Dankbarkeit.
Was er aus seinem reichen Wissen in klarem Aufbau den Hörern
mitteilte, das kam von Herzen und ging zu Herzen, Als ich
mit Kriegsbeginn ins Feld zog, trug ich durchaus kein Bedenken,
für meine Vorlesungen in der Senckenbergischen Gesellschaft
— 134 —
wie auch am Zoologischen Institut den jungen Nick als meinen
Vertreter vorzuschlagen. Er hat sie nur ein Semester lang ge-
führt. Dann rief man auch ihn zu den Fahnen.
Seine Laufbahn als Forscher begann mit einer wertvollen
Untersuchung über „Das Kopfskelet von Derrnochelys coriacea^.
Er konnte die Angabe Versluys', daß bei der Lederschildkröte
ein großes Parasphenoid vorhanden sei, bestätigen und erbrachte,
neben einer Fülle anatomischer und entwicklungsgeschichtlicher
Einzelheiten, den bündigen Beweis dafür, daß Der?nochely.s und
Chelonia, scheinbar so verschieden, in Wirklichkeit sehr nahe
Verwandte sind. In dieser für eine Doktorarbeit umfangreichen
Schrift ist schon die ganze Gründlichkeit des jungen Forschers,
sein Drang, sich tief in seine Aufgaben einzubohren, nichts un-
berührt und ungeklärt zu lassen, deutlich ausgeprägt. Sie läßt
uns ahnen, was seine fleißige Feder, sein klarer Verstand der
Wissenschaft noch hätte schenken können. Traurig, daß es nicht
dazu gekommen ist. Für eine Habilitationsschrift liegen nur
Pläne vor und wertvolles Material. Im übrigen hat Nick seiner
ersten rein wissenschaftlichen Geistesfrucht nur volkstümliche
Schriften folgen lassen: ein paar Artikel in den Berichten der
Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft und die vor-
treffliche Bearbeitung der Schwämme, Coelenteraten und Stachel-
häuter für den neuen Brehm. Eine in wunderhübschem Stil
geschriebene Arbeit über die Fauna von Portofino liegt fertig
vor und wird wohl hoffentlich noch veröffentlicht werden.
In dieser freiwilligen Beschränkung auf Aufgaben, die ihm
für seine Laufbahn nicht eben viel nützen konnten, offenbart
sich eine schöne Eigenschaft des Frühverstorbenen: seine große
Bescheidenheit. Jegliches Strebertum lag ihm weltenfern. Er
wollte vor allem lernen und wieder lernen und meinte, er wüßte
immer noch lange nicht genug. Den Vorschlag zur Mitarbeit
am neuen Brehm ergriff er mit solcher Begeisterung, weil sie
ihm wieder einmal Gelegenheit bot, die Nächte lang über Büchern
zu sitzen und neues zu lernen. Mit seiner Bescheidenheit und
Anspruchslosigkeit ging schlichter Stolz und grundvornehme
Gesinnung Hand in Hand. Über unfeines Vordrängen oder Takt-
losigkeit konnte er heftig zürnen. Nicks Zuneigung war nicht
leicht zu erringen, dann aber fest und stark. Früh verwaist,
war er in freudloser Jugend unter Fremden aufgewachsen und
dadurch vielleicht noch ernster und schüchterner geworden, als
— 135 —
ohnehin in seinem Wesen lag. In der wannen Luft des Sencken-
bergischen Museums ist Nick, der gegen ihm unsympathische
Menschen so steif und frostig sein konnte, bald genug aufgetaut.
In der Frühstückspause, im kleinen vertrauten Kreis, auf Exkur-
sionen war er oft fröhlich wie ein Kind, voll Lust und guter
Laune. Und einigen von uns wurde er ein wirklicher, lieber
Freund. Wir werden ihn nie vergessen.
0. zur Strassen.
18(i
Heinrich Rehn
* 28. Mai 18;U, f 12- Ja". 1918.
Wie schon bei der Begründung der Senckenbergiscben
Naturforscbenden Gesellscbaft im Jahre 1817 besonders Ärzte
beteiligt waren, so sehen wir stets nicht nur unter den arbeitenden
und die Verwaltung führenden Mitgliedern, sondern fast immer
auch in der Direktion Ärzte, was ja auch insofern verständlich
ist, als das ärztliche Denken und Forschen aufs engste mit den
Naturwissenschaften verknüpft ist. So führte denn auch Liebe
zur Natur und hohe Freude an den Fortschritten im Naturerkennen
den im vergangenen Jahre leider dahingeschiedenen Geheimen
Sanitätsrat Dr. Heinrich Rehn schon bald nach seiner Nieder-
lassung in Frankfurt der Senckenbergiscben Gesellschaft zu. Wir
haben in ihm eines unserer fleißigsten Mitglieder verloren; er
nahm an fast allen Verwaltungssitzungen, Vorlesungen und Vor-
trägen, welche die Gesellschaft veranstaltete, teil, soweit es seine
durch eine übergroße und beschwerliche Praxis in Anspruch ge-
nommene Zeit erlaubte.
In den Jahren 1892 und 1893 war er zweiter Direktor und er-
stattete in üblicher Weise bei den Jahresfeiern den Bericht über
das abgelaufene Jahr. Bei Gelegenheit seines achtzigsten Ge-
burtstages im Jahre 1911 ernannte ihn die Gesellschaft zum
außerordentlichen Ehrenmitglied.
Das Aufblühen der Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten
und besonders die Errichtung der Universität unter Mitwirkung
der Senckenbergiscben Gesellschaft, die sich dabei auch seiner
Mitarbeit erfreute, haben H e i n r i c h R e h n mit stolzer Genugtuung
erfüllt.
Es erscheint notwendig und zum Verständnis der Persön-
lichkeit Rehns erforderlich, auch an dieser Stelle einen kleinen
Abriß der überaus umfangreichen Tätigkeit auf seinem eigensten
y/^.^.A.
/„.^. y/. 6/ ?t'/,^.
187 -
Gebiet, der Förderung der Kinderheilkunde in praktischer und
wissenschaftlicher Beziehung, zu geben. Erst daran läßt sich
ermessen, wie groß das Opfer war, das er der Gesellschaft brachte,
als er einen erheblichen Teil seines Wirkens ihren Aufgaben
widmete.
Geboren zu Hanau als Sohn eines Arztes, besuchte er
zuerst das dortige Gymnasium, später das in Hersfeld, studierte
in den Jahren 1851 — 55 in Marburg, Würzburg und Wien und
war in Cassel als medizinischer Assistent tätig. 1857 ließ er sich
in Melsungen als praktischer Arzt nieder und siedelte etwa l'/i
Jahre später nach seiner Geburtsstadt Hanau über. Hier wijkte
er etwa 11 Jahre und hatte bald eine große Praxis gewonnen.
Besonders, aber wandte er sein Hauptinteresse der Kinderheil-
kunde zu, auf deren Spezialstudium ein kurzer Aufenthalt in
Pariser Kinderspitälern ihn hingelenkt hatte.
Zu Ende des Krieges von 1870 1871, während dessen er eine
Abteilung als Arzt im Schlosse zu Kesselstadt leitete, faßte er
den schwerwiegenden Entschluß, seine Allgemeinpraxis aufzu-
geben und nach gründlicher Weiterbildung in der Kinderheilkunde
sich ganz speziell diesem Fach zu widmen. Er ging zunächst
nach Würzburg und arbeitete .bei Köllicker, v. Reckling-
hausen, Fick und Bamberg er, war dann in den Kinder-
spitälern von Wien und Prag tätig und ließ sich im Mai 1872
als Kinderarzt in Frankfürt nieder. Hier hatte er große Schwierig-
keiten bei dem Publikum und nicht am wenigsten bei den Ärzten
zu überwinden, da zu jener Zeit die Kinderheilkunde als Spezial-
fach noch nicht anerkannt war; aber es gelang seiner wissen-
schaftlichen und praktischen Tüchtigkeit, hier Fuß zu fassen.
Seine Demonstrationen und Mitteilungen im ärztlichen Verein
brachten die Kollegen bald zur Überzeugung, daß der neuen
Disziplin, der Kinderheilkunde, ein ernster und von wissenschaft-
lichem Geist erfüllter Vertreter erstanden war. Rehn wurde
Mitarbeiter an dem großen Gerhardtschen Sammelwerk über
Kinderheilkunde, übersetzte Quersants „Chirurgie des enfants"
ins Deutsche und gab mit Hilfe des Malers Cornicelius einen
Atlas der Formveränderungen des kindlichen Brustkorbes heraus.
Er gehörte zu den ersten, die in Deutschland bei Fällen von
sporadischem Cretinismus hochgradige Besserung durch die Be-
handlung mit Schilddrüsenpräparaten erzielten. Er war einer der
frühesten und besten Kenner der Möller-Barlo w'schen Krank-
- 138 - -
heit, indem er sie als kindlichen Skorbut charakterisierte und
die Röntgendurchleuchtung zum Zwecke möglichst frühzeitiger
Erkennung und Behandlung vorschlug. Eine große Reihe weiterer
Mitteilungen in verschiedenen pädiatrischen Zeitschriften vor-
wiegend kasuistischer Natur sind Zeugen von dem ungemeinen
Fleiße des allzeit regen Mannes!
Die wissenschaftliche Anerkennung blieb nicht aus; größere
Referate auf medizinischen Kongressen wurden ihm übertragen;
die Gesellschaft zur Beförderung der gesamten Naturwissen-
schaften in Marburg ernannte ihn zu ihrem korresi)ondierenden
Mitglied. Die Feier -seines goldenen Doktorjubiläums im August
1905 gestaltete sich zu einer die weitesten Kreise bewegenden
Huldigung für den in angestrengtester praktischer Tätigkeit trotz
hohen Alters stehenden Jubilar.
Nicht unerwähnt soll bleiben, daß Rehn außer ärztlichen und
naturwissenschaftlichen Interessen auch solche auf den Gebieten
der Literatur und der Musik hatte. Ähnlich wie für die Sencken-
bergische Gesellschaft betätigte er sich im Hochstift in der Ver-
waltung und gehörte auch dort zu den fleißigsten Besuchern der
die verschiedensten Gebiete des Wissens behandelnden Vor-
lesungen. Die Musik fand in ihm stets einen warmen Freund
und Förderer.
Trotz aller Mühen und Entbehrungen und auch Sorgen, wie
sie eine angestrengte, auch den Armen gewidmete ärztliche
Praxis mit sich bringt, besaß Rehn bis in sein höchstes Alter
ein erfreuliches Maß geistiger und körperlicher Rüstigkeit und
Frische. Bewundernswert war sein nie erlöschendes Streben, sich
mit eisernem Fleiße stets neue Wissenswerte anzueignen.
Auf ihn paßt so recht das Wort des Psalmisten vom Leben:
„Und wenn es köstlich gewesen, so ist es Mühe und Arbeit
gewesen."
B. Fridberg
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^/
139
Johannes Justus Rein
* 27. Januar 1835, f 23. Jan. 1918
Am 23. Januar starb in Bonn im Alter von 83 Jahren unser
korrespondierendes Ehrenmitglied, der Geheime Regierungsrat
Prof. Dr. Rein. Am 27. Januar 1835 zu Rauenheim a. M. geboren,
ist J 0 ha n n e s Justus Rein in Mainzlar bei Lollar in Oberhessen
in ländlicher Umgebung aufgewachsen. Zuerst besuchte er die
Dorfschule, dann aber die Realschule in Gießen. Auf den weiten
Schulwegen durch Wald, Feld und Wiesen erwachte früh seine
Liebe zur Natur und sein außergewöhnliches Verständnis für sie.
Gab es doch kaum ein Pflänzchen, das Rein nicht mit Namen
nennen konnte, kaum einen Vogel, den er nicht nach Flug und
und Stimme unterschied, und noch als Siebzigjähriger ist er nie
anders als mit dem geologischen Hammer in der Tasche auf
Exkursionen ausgezogen. Kein Wunder war es daher, daß sich
Rein nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer auf dem
Seminar zu Fridberg noch dem Studium der Mathematik und
Naturwissenschaften an der Universität Gießen zuwandte. Hier
war unter anderen Hoffmann sein Lehrer, und den Naturwissen-
schaften ist Rein bei allem, was sein vielseitiges Leben ihm
brachte, stets treu geblieben.
Als Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften wirkte
Rein von 1856 — 58" am Scheib-Geisow'schen Institut zu Frankfurt
a. M., dann wurde er an die „Ritter und Domschule" nach Reval
berufen, an jene Anstalt, in der die treuen Balten so lange das
Deutschtum hochgehalten haben. Reisen und Fußwanderungen
machten ihn mit den Verhältnissen der Ostseeprovinzen und des
benachbarten Finlands vertraut. In Dorpat machte er sein Ober-
lehrerexamen, in Rostock später den „Doktor".
Wissens- und Wandertrieb führen unseren Gelehrten 1860
nach London, wo ihn eifrige Studien am Britischen Museum
fesselten und dann als Lehrer und Erzieher der Söhne des
140
britischen Gouverneurs auf die Bermuda-Inseln. Ein zweijähriger
Aufenthalt auf diesen interessanten Koralleneilanden wurde von
großer Bedeutung füi' Rein und befähigte ihn später, in die
Streitfrage über die Entstehung der Koralleninseln miteinzugreifen.
1864 kehrte Rein nach Frankfurt a. M. zurück und nach seiner
Verheiratung mit einer hochgebildeten Revalerin, die ihm eine
verständnisvolle Lebensgefährtin wurde, wirkte er nun hier bis
1873 zuerst als Lehrer an der Höheren Gewerbeschule und von
1868 ab an der Musterschule. Im Verein mit gleichgesinnten
Freunden arbeitete er in seiner freien Zeit am Senckenbergischen
Museum. Die Gesellschaft wählte ihn zweimal (von 1868 1869
und 1873) zu ihrem ersten Direktor.
Neue bedeutungsvolle Aufgaben traten an Rein heran, als
er im Sommer 1873 den ehrenvollen Auftrag der preußischen
Regierung erhielt, eine zweijährige Studienreise nach Japan zu
uiiternehmen.
Das Studium des dortigen Kunstgewerbes sollte seine Haupt-
aufgabe sein. "Die Reisen durch das Inselreich füllten die Jahre
1874 75 aus. Nach seiner Rückkehr wurde der Forscher 1876
auf den neugegründeten Lehrstuhl für Erdkunde an die L^niver-
sität Marburg berufen. Hier verfaßte er sein großes zweibändiges
Werk ,, Japan",* das noch heute von grundlegender Bedeutung
für die Kenntnis jenes rasch emporgeblühten Landes ist. An
Reins 70. Geburtstage feierte ihn eine Abordnung der japanischen
Regierung, als den, ,,der sie gelehrt habe, ihr eigenes Land
kennen zu lernen".
Als V. Richthof en 1883 nach Berlin berufen wurde, wurde
R e i n zu seinem Nachfolger in Bonn ausersehen. Wie Richthofen
ist unser Gelehrter durch seine Reisen zum Geographen geworden,
denn die Reiselust blieb bis in sein hohes Alter bei ihm lebendig.
Sie hat ihn nicht nur in die engere Heimat* und die Nachbar-
länder geführt, sondern auch w^eiter nach Spanien, Marokko, auf
die Kanarischen Inseln, nach Rußland, Turkestan, Kleinasien,
Ägypten und Nordamerika. Vi-ele kürzere und längere Ab-
handlungen sind das Produkt dieser Reisen. Reins Bedeutung
als Universitätslehrer ist bei wiederholten Veranlassungen ge-
würdigt w^orden, so auch von seinem Nachfolger in Bonn, Ge-
heimrat P h i 1 i j) p s 0 n, in einem schönen Nachrufe. Dieser schreibt :
*., Japan, nach Keisen und Studien dargestellt". (Leipzig 1881—86 2 Bde.
\\'illu'hn Engelmann)
' 141 —
„Er gehörte zu den Forschern, die nicht nur in theoretischer Ver-
knüpfung der Tatsachen, nicht nur in der Erklärung das Ziel
der Wissenschaft sehen, sondern die auch an der reinen Fest-
stellung der Tatsachen ihre warme Freude haben. Seine Dar-
stellung in Schrift und Lehre war daher allem Blendenden
abhold, sachlich klar und anschaulich". Seine Schüler rühmten
an ihm die Kraft der Überzeugung. Was er im Kolleg vorbrachte,
war zum großen Teil Selbstgesehenes und Selbsterlebtes. Sein
reiches Wissen beruhte auf gründlichen geologischen, botanischen,
chemischen, volkswirtschaftlichen und handelsgeographischen
Studien.
Als die neue Handelsschule in Cöln begründet wurde, über-
nahm der fast Siebzigjährige die Vorlesungen über Warenkunde.
Nur sehr schwer entschloß sich der mit außergewöhnlicher
Gesundheit ausgestattete Mann seiner ihm liebgewordenen Lehr-
tätigkeit zu entsagen. Die Beschwerden des Alters blieben ihm
nicht erspart. Bald nach seinem 80. Geburtstage warf ihn langes
Siechtum auf das Krankenlager, bei dem ihm seine zweite Gattin,
die ebenfalls aus dem Baltenlande stammt, treue Pflege zuteil
werden ließ. Der Tod war hier Erlöser.
In seinem an Arbeit und Erfolgen reichen Leben hat "Rein
stets mit besonderer Freude an die Frankfurter Jahre zurück-
gedacht. Treue Freundschaft verband ihn mit v. Frits ch,
Glogau, Blum, Noll, Kinkel in, Ziegler, Kobelt, v.
Hey den, Heynemann und anderen Gelehrten. Gern ist er
stets nach Frankfurt zurückgekehrt. Mit der Musterschule. und
dem Geographischen Verein ist er in steter Verbindung geblieben,
und vor allem hat er noch von Marburg und Bonn aus lebhaft
an den Bestrebungen der Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft teilgenommen. Kaum ein Winter verging, in dem er
nicht Vorträge an einem der wissenschaftlichen Sitzungsabende
gehalten hat. Es war ihm noch vergönnt, die gewaltige Ent-
wicklung der Gesellschaft und des Museums, sowie den LTmzug
in das neue, prächtige Heim zu verfolgen. Im alten Hause, am
Eschenheimer Turm, hat Rein nach besten Kräften die Ziele
der Gesellschaft in ihren Anfängen gefördert. Noch heute be-
gegnen wir seinem Namen häufig in der Schausammlung. Durch
seine regen Beziehungen zum Auslande hat er dem Museum
viele Freunde erworben und bedeutendere Schenkungen vermittelt.
Die Rüppel-Stiftung, die jungen Gelehrten die Mittel zu For-
— 142 —
schungsreisen gewähren soll, war mit sein Gedanke und vor-
wiegend sein Werk. Mit v. Fritsch und Glogau sammelte er die
ersten 36000 Mark für diesen Zweck.
Bei vielen äußeren Ehrungen ist Rein stets der bescheidene
Gelehrte geblieben. Sein Wesen war kernig, bieder, treu und
wahr. Seine Freunde und Mitarbeiter sind alle vor ihm aus dem
Leben geschieden. Aber gleich ihren Namen wird derjenige
Reins in der Geschichte der Senckenbergischen Naturfor-
schenden Gesellschaft einen Ehrenplatz behalten.
Es erschienen von Rein außer vielen gelegentlichen Auf-
sätzen folgende größere wissenschaftliche Werke und Abhand-
lungen:
1868. Über den jetzigen Stand des Seidenbaues.
1876 — 1898. Arbeiten in Petermanns Mitteilungen.
1879. Der Nakasendo in Japan, 59. Ergänzungsheft zu P. M.
1881. Japan, I. Bd.
1881. Über den Bau der Koralleninseln. Verhandlungen
des I. Deutschen Geographentages, 1881, S. 29 — 46.
1886. Japan, IL Bd.
1890. Finland, in Alfred Kirchhoffs „Unser Wissen von
der Erde".
1892. Geographische und Naturwissenschaftliche Abhand-
lungen über Spanien.
1894. Asien, in dem ScobelschenHandbuchzumAndreeschen
Atlasse, 4. Aufl. 1902.
1899. Beiträge zur Kenntnis der spanischen Sierra Nevada.
Abhandlungen der K. K. Geogr. Gesellschaft, Wien,
I. Bd.
1905. Japan, I. Bd.. 2. Aufl.
In den letzten Jahren seines Lebens war Rein Mitarbeiter
von Rothschilds Taschenwörterbuch für Kaufleute.
Johatnid Zivijler.
-y^
^^^^-7^
— 143
Ludwig Edinger
* 13. April 1855, f '^Q- Januar 1918.
Mit Ludwig Edinger ist eines der tätigsten und ver-
dienstvollsten Mitglieder der Senckenbergischen Naturforschenden
Gesellschaft, ein Gelehrter von Weltruf, dahingegangen. Seit
1883 Mitglied, seit 1912 ewiges Mitglied der Gesellschaft, wieder-
holt Preisrichter und Vorsitzender der v. Soemmering- und
Tiedemann- Preiskommissionen, hat er das Emporblühen der
Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten durch Rat und Tat ge-
fördert. Die wichtigsten seiner wissenschaftlichen Forschungs-
ergebnisse hat er oft in den Sitzungen der Gesellschaft zum
ersten Male mitgeteilt. Nirgends kann man so gut wie in den
Berichten der Gesellschaft seit dem Jahre 1883 die Entwicklung
seiner berühmten Studien über die vergleichende Anatomie des
Gehirns verfolgen. Dem großen Kreis der Mitglieder wird er
durch seine ausgezeichneten allgemeinverständlichen Vorträge
über das Nervensystem unvergeßlich bleiben.
Edinger ist 1855 in Worms geboren. Er studierte in
Heidelberg und Straßburg. Unter dem Einfluß von Gegenbaur
und Waldeyer widmete er sich sehr frühzeitig anatomischen
und biologischen Studien. Nach Beendigung seiner Studienzeit
wurde er zunächst Assistent bei Kussmaul, durch den seine
ganze weitere Forschung bestimmt wurde ; gerade durch ihn kam
er zu der Beschäftigung mit dem Nervensystem, durch ihn im be-
sonderen auch zu der Betrachtungsweise der Anatomie vom
Gesichtspunkte der Funktion aus. Von Kussmaul ging Edinger
an die Klinik von Riedel nach Gießen, wo er sich 1881 mit
einer Untersuchung über die Physiologie und' Pathologie des
Magens habilitierte. 1882 ließ er sich in Frankfurt als Nerven-
arzt nieder und begann gleichzeitig im Weigert sehen Labora-
torium seine anatomischen Studien über das Nervensystem, erhielt
— 144 —
1895 den Titel eines Professors, wurde 1904 von der Admini-
stration der Dr. Senckenbergischen Stiftung zum Direktor des
von ihm in den Räumen der Anatomie eingerichteten Neurolo-
gischen Institutes ernannt, und bei der Eröffnung der Frankfurter
Universität zum persönlichen Ordinarius für Neurologie berufen,
während das Institut als Neurologisches Institut von der Uni-
versität übernommen wurde.
Wenn wir die Arbeiten E dingers aus den 80er und 90er
Jahren überblicken, so finden wir in ihnen die Hauptcharakte-
ristika des Edingerschen Schaffens schon wesentlich aus-
geprägt, die Arbeitsweise, die die wesentliche Aufgabe in einer
ökonomischen Darstellung des Tatsächlichen im Sinne Machs
sah, die Vielseitigkeit der Problemstellung und den Grundge-
danken, den Bau des Gehirns in Beziehung zu seinen
Leistungen zu verstehen. Das Prinzip der ökonomischen
Arbeitsweise ließ ihn überall nach den einfachen Vorgängen
suchen, um erst diese zu verstehen, ehe er sich an das Kom-
plizierte' heranwagte. Dies war es, was ihn zur vergleichenden
Anatomie führte. Hier hoffte er, anatomische Verhältnisse
einfacher Art zu finden in der Annahme, daß entsprechend den
einfacheren Leistungen niederer Tiere sich auch einfachere
Mechanismen bei ihnen nachweisen lassen müssen. Das Auf-
finden dieser einfachen Mechanismen, dieser Grundlinien des
Hirnbaues, erscheint ihm zunächst als die nächstliegende und
wichtigste Aufgabe des Hirnanatomen. Er sah sehr bald, daß
durch die bisherigen Färbemethoden dieses Ziel nur unvollkommen
zu erreichen war, und griff als einer der ersten die neue Wei-
gert sehe Markscheidenmethode auf als ein Mittel, das uns ganz
neue Einblicke in den Faserverlauf gestattet. Besonders frucht-
bar erwies sich diese Methode, als er sie zur Untersuchung von
embryonalem Material anwandte.
Dieser Forschungsweise verdankt er besonders seine
großen Entdeckungen auf dem Gebiete der verglei-
chenden Anatomie. Es kann unmöglich meine Aufgabe sein,
die vergleichend-anatomischen Tatsachen, die sich an Edingers
iVamen knüpfen, aufzuzählen. Ich nuiß mich auf die Hauptsachen
beschränken. Nach melireren kleineren, aber sehr bedeutungs-
vollen Arbeiten über den Verlauf der Rückenmarksbahnen
zum Kleinhirn und zu weiter vorn gelegenen Hirn-
teilen erschienen in den Veröffentlichungen der Senckenber-
— 145 —
gischen Gesellschaft seine berühmten Untersuchungen über
die vergleichende Anatomie des Gehirns, über das
Vorderhirn, das Zwischenhirn, seine neuen Studien
über das Vorderhirn der Reptilien, seine Studien
über das Z wischen hi rn der Reptilien und später gemein-
sam mit Wallenberg und Holmes die Untersuchung über
das Vogelhirn. Das waren die ersten wirklich vergleichend-
anatomischen Arbeiten über das Gehirn, die, ergänzt durch eine
Reihe ganz im gleichen Sinne geschriebener Arbeiten seiner
Schüler, die Grundpfeiler geworden sind, auf denen sich die
vergleichend-anatomische Erforschung des Gehirns im wesentlichen
aufgebaut hat.
Mit besonderer Sorgfalt widmete sich E dinger der Er-
forschung des Vorderhirns und des Kleinhirns. Mit Hilfe
mehrerer Mitarbeiter gelang es ihm 1912 eine Gesamtauffassung
des Kleinhirns vorzutragen, die als grundlegend für die weitere
Forschung betrachtet werden darf. Eine seiner ersten verglei-
chend-anatomischen Leistungen, der Nachweis, daß der von den
Autoren als Pedunculus cerebri bei den Fischen beschriebene
Faserzug, den er basales Vorderhirnbündel nannte, eine Verbin-
dung des Striatum mit den tieferen Hirnteilen ist, wurde von
fundamentaler Bedeutung für das Verständnis des Vorderhirn-
aufbaues.
Sein Hauptaugenmerk richtete er auf die Entwicklung des
Hirn mantels in der Tierreihe. Er stellte fest, daß bei den
Reptilien zum ersten Male in der Tierreihe ein wohl charakte-
risierter Faserzug aus dem Pallium in tiefer gelegene Hirnteile
zieht, der eine Verbindung der Rinde mit dem Riechapparat dar-
stellt, und erkannte sofort die weit über das rein morphologische
Interesse hinausgehende Bedeutung dieser Feststellung. Damit
war die erste sicher nachweisbare Projektionsbahn gefunden
und dargetan, daß der Riechapparat der erste Sinnes-
apparat ist, der eine Verbindung mit dem höchsten
Abschnitt des Gehirns, mit der Rinde, erlangt.
Die große Menge von eigenen und fremden Einzelergeb-
nissen über das Vertebratengehirn diente ihm als Grundlage
zu einer neuen Gesamtauffassung des Gehirns. Er unter-
schied am Vertebratengehirn das Paläencephalon, das alles
umfaßt, was zwischen Rückenmark und Riechnerveneintritt liegt,
den sogenannten Eigenapparat, der sich in der Vertebratenreihe
— 146 —
nicht wesentlich ändert, von einem anderen, zweiten darüber
gelagerten Teil, dem Neencephalon, das aus den Großhirn-
und den Kleinhirnhemisphären besteht und dauernd in der Ver-
tebratenreihe zunimmt, bis es beim Menschen seine höchste
Vollkommenheit erreicht.
Der Ruf, den E dinger durch seine anatomischen und
vergleichend-anatomischen Untersuchungen als Meister der Ana-
tomie des Nervensystems bekam, war so groß, daß man darüber
oft seine übrigen Leistungen übersah, und daß man verkannte,
daß im letzten Grunde die Anatomie für ihn nur eine
Methode zur Erforschung viel weiter gehender Fragen war.
Es ist hierfür wohl nichts so charakteristisch als sein Satz:
„Hirnanatomie allein betrieben ist eine sterile Wissenschaft", der
in der Einleitung zur vergleichenden Anatomie steht, als sie
zum ersten Male als selbständiges Buch erscheint. Die Anatomie
war für ihn wesentlich Mittel zur Erforschung der funk-
tionellen Leistungen. So. enthalten fast alle seine verglei-
chend-anatomischen Arbeiten Erörterungen über physiologische
und psychologische Probleme, ja, die Anregung zu bestimmten
Fragestellungen auf vergleichend-anatomischem Gebiet war ganz
vorwiegend von funktionellen Gesichtspunkten geleitet. Ganz
besonders zeigt sich die Abhängigkeit der anatomischen For-
schungen von der Frage nach der Funktion bei seinen Forschungen
über die Hirnrinde. Das Problem, das ihm hier am Herzen
lag, war das Verständnis für die Leistungen der Hirnrinde des
Menschen. Um aber hier weiter zu kommen, sind die Verhält-
nisse des menschlichen Gehirns zu kompliziert. Er findet ein-
fachere Verhältnisse bei den Tieren und sucht sie durch ver-
gleichend-anatomisch-psychologische Betrachtung zu ergründen.
Scharf arbeitet er zunächst die tierpsychologische Fragestellung
heraus, um das Hineintragen rein menschlich -psychologischer
Begriffe in die Tierbeobachtung zu vermeiden. Für den Natur-
forscher handle es sich darum, sich konkrete Fragen über die
Leistungen eines Tieres zu stellen und diese durch Tatsachen
zu beantworten. „Wir dürfen aus dem gleichen Bau auf die
gleiche Leistungsfähigkeit schließen. Es ist denkbar, daß wir,
dereinst durch die kongruent gehende anatomische Untersuchung
und die biologische Beobachtung einmal einen Einblick in die
Entstehung der Geistesfähigkeiten bekoiiuuen, daß sich wahre
vergleichende Psychologie heranbildet. Hier liegt das Ziel, auf
— 147 —
das die vergleichende Anatomie lossteuern soll". Er sucht von
diesem Gesichtspunkte aus festzustellen, was Tiere ohne Groß-
hirn leisten, was zu seinen bekannten Arbeiten über das Ge-
dächtnis der Fische führt, er verglich die Leistungen der ein-
zelnen Tiere im Verhältnis der Entwicklung ihrer Hirnrinde,
machte das gleiche am neugeborenen Menschen sowie an einem
4jährigen Kinde ohne Großhirn, das er zufällig zu beobachten
und anatomisch zu untersuchen Gelegenheit hatte.
In den letzten Jahren hat er sich ganz vorwiegend mit dem
Menschengehirn und seinen Leistungen beschäftigt. Auf Grund
seiner erwähnten Einteilung des Vertebratenhirnes, in einen paläen-
cephalen und einen neencephalen Teil sucht er dessen Leistungen
zu verstehen. Das Paläencephalon empfängt Sinnesrezeptionen und
beantwortet sie mit Bewegungskombinationen. Es ist der Träger
der Reflexe und vieler Instinkte. Die sich in ihm abspielenden
Vorgänge bezeichnet E dinger als Receptio und Motus und
die Beziehung zwischen beiden als Relation. Mit dem Auftreten
des Neencephalons, der Rinde, kommen zu den pajäencephalen
Leistungen neue, neencephale, die eigentlichen Gedächtnis-
leistungen, hinzu, das, was wir , mit Wahrnehmen, Erkennen,
Handeln bezeichnen. E dinger wählte für diese Leistungen die
Bezeichnungen Gnosien und Praxi en und für den Vorgang,
durch den sie zustande kommen, dei; Namen Assoziation. Die
Gnosien und Praxien sind an einzelne Rindenteile gebunden,
deren Zerstörung die Apraxien und Agnosien erzeugt. Das
Neencephalon gewinnt in der Tierreihe in zunehmendem Maße
Einfluß auf das Paläencephalon. Der Fisch, der ja kein Neen-
cephalon besitzt, verrichtet alle seine Leistungen ohne dasselbe.
Der neugeborene Säugling, das Kind ohne Großhirn, die sich
anatomisch ähnlich verhalten wie der Fisch, vermögen viel
weniger zu leisten als dieser oder als der Hund ohne Großhirn.
Durch die verschiedene Ausbildung der einzelnen gnostischen
und praktischen Apparate unterscheiden sich die einzelnen Säuger
sehr voneinander und übertreffen z. T. auch den Menschen.
Deshalb sind z. B. etwa das Pferd oder der Hund in vielen
Wahrnehmungen und darauf basierten Handlungen dem Menschen
bedeutend überlegen. Doch unterscheidet sich der Mensch von
ihnen allen sehr wesentlich durch die besondere Ausbildung
einer dritten Art von Leistungen, die wir als Einsicht, Verstehen,
Intelligenz bezeichnen. In dem Maße als auch beim Tier sich
— 148 —
Intelligenzleistungen nachweisen lassen, zeigt sein Gehirn eine
relative Größenziinahme besonders des Stirnpoles. Die Über-
legenheit des Menschen beruht auf der Fähigkeit zur Abstraktion,
die erst mit der Sprache zur Entwicklung kommt. Mit dem Ein-
setzen der Sprachfähigkeit vergrößert sich der Stirnlappen, der
beim Menschen seine größte Entwicklung aufweist.
Noch mehr als durch die Fülle seiner Einzelarbeiten ist
E dingers Name durch sein Lehrbuch bekannt geworden. Es
hat vor dem Erscheinen dieses Buches viel umfassendere und
eingehendere Lehrbücher der Anatomie des Nervensystems ge-
geben ; was das Buch so bedeutungsvoll, so anregend und frucht-
bar machte, das war die außerordentliche Vereinfachung und
Übersichtlichkeit der Darstellung, die einen ganz neuen Überblick
sowohl über die Anatomie des menschlichen Zentralnervensystems
als auch über seine Bedeutung für das Verständnis der patholo-
gischen Tatsachen brachte. Es sollte eine Anatomie nicht für den
Anatomen, sondern für Ärzte und Studierende sein, und dies war
das Buch auch. Es war E dinger gelungen, was er sich als Ziel
gesetzt hatte, die Einzeltatsachen so darzustellen, daß sie als
Ganzes erschienen. Noch bewundernswerter als die Darstellung
der menschlichen Anatomie ist die vergleichende Anatomie.
Hier war zum ersten Male der Versuch einer wirklich verglei-
chenden Darstellung gewagt, der naturgemäß auf sehr vielen
eigenen Untersuchungen beruhen mußte, weshalb das Buch
selbstverständlich Lücken und Unvollkommenheiten enthielt.
Keiner war sich wohl dessen mehr bewußt, als E dinger selbst.
Die meisten anderen hätten sich durch diese notwendigen Mängel
abschrecken lassen, E dinger tat dies nicht, und die Wissen-
schaft der vergleichenden Anatomie ist ihm für dieses Wagen,
das der Ausgang für eine ganz neue Entwicklung der ver-
gleichenden Anatomie des Nervensystems wurde, zu dauerndem
Danke verpflichtet.
Das Buch ist eins der bedeutendsten Bücher der Hirnana-
tomie geworden, erlebte 8 deutsche Auflagen, die eigentlich
immer wieder ganz neue Darstellungen waren, ohne daß der
ursprüngliche Charakter des Buches verloren ging. Es wurde
in verschiedene fremde Sprachen (französisch, englisch, russisch,
italienisch) übersetzt.
Mit den erwähnten anatomischen und psychologischen
Leistungen ist Edingers Lebenswerk keineswegs erschöpft.
— 149 —
Wir haben vor allem noch seine klinischen Leistungen und
die Schöpfung des Neurologischen Institutes zu erwähnen.
Von seinen klinischen Leistungen ist die bedeutendste der
unter den Namen Aufbrauchtheorie bekannte Versuch zur
Ursachenlehre vieler Nervenkrankheiten, der trotz der kritischen
Einwände, die gegen ihn gemacht worden sind, sich durchaus
als ein wesentliches Hilfsmittel für das Verständnis der Nerven-
krankheiten erwiesen hat. Die Arzte haben E ding er wohl am
meisten für seine zahlreichen Gesamtdarstellungen über
klinische Fragen zu danken.
Die Vielseitigkeit der Betrachtungswelse, mit der Edinger
an die Erforschung des Nervensystems herantrat, bestimmte ihn
auch bei der Ausgestaltung seines Neurologischen Institutes.
Dieses Institut entwickelte sich aus einer rein anatomischen und
vergleichend-anatomischen Arbeitsstätte, als die es zunächst be-
sonders bekannt und von Schülern aus allen Weltteilen aufgesucht
wurde, nach Edinger s Absicht immer mehr zu einer Arbeits-
stätte zur Erforschung des Nervensystems auf den
verschiedensten Wegen. So errichtete Edinger neben der
vergleichend - anatomischen eine pathologisch - anatomische Ab-
teilung, schuf die Möglichkeit zur Anstellung von Tierbeobach-
tungen, suchte durch persönliche Beziehungen und durch eigene
Arbeit psychologische Forschungen in den Kreis des Institutes
zu ziehen und hatte schließlich die Angliederung einer klinischen
Abteilung vorgesehen. Die völlige Ausgestaltung des Instituts
wurde leider durch seinen Tod unterbrochen.
Mit der zunehmenden Vergrößerung des Instituts konnte
Edinger sein ausgesprochenes Talent zum Lehrer
immer mehr zur Geltung bringen. Er verstand es wie wenige,
dem Anfänger über die Schwierigkeiten hinwegzuhelfen, nicht
nur durch sein Wissen und Können, sein Zeichentalent und tech-
nisches Geschick, sondern vor allem durch die Liebe, mit der er
sich in die Anschauungsweise des Schülers zu versetzen suchte
und sich seiner in jeder Weise annahm. Diese Liebe entsprang
wieder einem ganz persönlichen Verhältnis zu seinen Schülern,
wie man es nur selten findet. Als einen stets Hilfsbereiten, der
immer Zeit auch für alle persönlichen Dinge hatte, werden ihn
seine Schüler und Freunde im Gedächtnis behalten.
Wenn wir die Leistungen E dingers mit einem Blick zu
überschauen versuchen, so steigt aus der Fülle der Einzelheiten
— 150 —
ein Gesamtbild von einer Einheitlichkeit und harmonischen Ge-
staltung empor, wie wir es nur bei den Lebenswerken wirklich
Großer finden. Hier war, möchte man sagen, nichts zufällig,
sondern alles war der Ausfluß eines einheitlichen Zentrums.
Diese Einheitlichkeit entspringt einerseits daraus, daß es
immer eigentlich ein und dasselbe Problem ist, das uns in
E ding er s Arbeiten begegnet, entsprechend der Vielgestaltigkeit
der Naturbegebenheiten in schier unübersehbare Einzelprobleme
zerteilt: Das Problem des Lebens, wie es sich in der
Entwicklung des Geistigen in seiner Beziehung
zum Materiellen darstellt, anderseits daraus, daß alle seine
Arbeiten, seine persönlichen Züge an sich tragen und dadurch
eine so übereinstimmende Form bekommen.
E dingers Persönlichkeit ist wohl am besten dadurch
charakterisiert, daß man sie als eigentümliche Mischung von
Wissenschaftler und Künstler bezeichnet. Er verband die Fähig-
keit des Wissenschaftlers, sich den Dingen objektiv gegenüber
zu stellen und sie kritisch zu betrachten, mit der des schaffenden
Künstlers, sich in sie so ganz zu versenken, daß er sie ganz in
sich aufnahm, um sie als neue Wesenheiten, durchtränkt mit
dem Geiste seiner Persönlichkeit, neu zu erzeugen. Dadurch
tragen alle seine Theorien ein so anschauliches Gepräge. Von ihm
gelten wohl die Worte, die Goethe von sich selbst gebraucht
hat: Mein Anschauen ist selbst ein Denken, mein Denken ein
Anschauen.
Die interessante Mischung in seiner Persönlichkeit, die sich
in allen seinen Arbeiten spiegelt, gibt seinem Schaffen eine
besondere, immer anregende Form, die den Leser auch dort packt,
wo er inhaltlich anderer Meinung ist. Sie war es — verbunden
mit einem köstlichen Optimismus, der bei ihm nicht Kritiklosig-
keit war, sondern aus dem innersten, das Leben bejahenden Quell
seines Gefühlslebens entsprang, und ihn über alle Entäuschungen,
die gerade einer Natur wie der seinen nicht erspart bleiben
konnten, hinweg kommen ließen, — die vor allem den Umgang
mit ihm so anregend machte.
Es war auch in dieser Zusammensetzung seiner Persönlich-
keit zwischen ihm und Goethe eine gewisse Ähnlichkeit, so
daß die Worte Goethes, die man nach E dingers Tode auf
seinem Schreibtisch fand, gut auf ihn selbst passen:
- 151 —
„Weite Welt und breites Leben,
Langer Jahre redlich Streben,
Stets geforscht und stets gegründet,
" Nie geschlossen, oft gegründet.
Ältestes bewahrt mit Treue,
Freundlich aufgefaßtes Neue,
Heitern Sinn und reine Zwecke —
Nun man kommt wohl eine Strecke."
Durch diese seine persönlichen Eigenschaften wirdEdinger
seinen Schülern und Freunden noch mehr als durch das, was wir
von ihm lernen konnten, als Vorbild und Führer in dauernder
Erinnerung bleiben.
K. Goh/sfein
iry2
Der Amselgesang und seine Beziehung
zu unsrer Musik.
Von
('(H'iM'l Schmitt und Hans Stadler. Lohr am Main,
,,Wie tönt an Frühlingstagen
So sclnvernmtsreieh und hold
Der Amsel lautes Schlagen
Ins stille Abendgold!"
So singt der liebenswürdige Heinrich Seidel. Viele
Berufene, mehr noch Unberufene liaben den Schwarzroek an-
gedichtet. Auch Musikern von Beruf ist die stimmgewaltige
Sängerin aufgefallen, und gar mancher hat mit mehr oder weni-
ger Geschick eine Strophe erhascht und in unsterbliche Werke
zu verweben gesucht. Auch Richard Wagner in seinem
Siegfried hat es versucht. Doch ist nur die erste Hälfte seines
Amselliedes geglückt:
Auch das Amselmotiv, das Eiemann dem Verfasser des
Buchs : ,, Kunst und Vogelgesang", Bern h a r d Hoff m a n n ,
zur Verfügung gestellt hat,
2^-
ist in mehr als einer Hinsicht ungenau. Hoff mann aber fiiidet
es „so bezeichnend, und es l)estätigt unsere (H's) Darlegungen
dermaßen, daß wir es hier wiedergeben".
Es seien gleich die Haupteinwände liier angegeben.
Erstens, die Tonhölie ersclieint uns. aligesehen von der um
153 —
zwei Oktaven yai tiefen Xotierimg als ungenau, da der Amsel-
gesang meist nur die Sext I13 — g4 umfaßt.
Zweitens ha])en wir Bedenken gegen den straffen Rhyth-
mus, in den zwei gehaltene Noten eingegliedert sind, die dem
lebhaften Temperament der Amsel gar nicht zu entsprechen
scheinen.
Drittens erlauljen wir uns Zweifel an der völligen Echtheit
der Intervallschritte und der Harmonik. Denn der zweimalige
Wechsel terzverwandter Harmonien (Dd — Bd — Dd) ist doch zu
auffällig.
Aber die Strophe Eiemann's paßte Hoff mann, der
die Amsel im Gegensatz zur Singdrossel, die er mit Mozart ver-
gleicht, zu einer Art musikalischem Eichard Strauß stempeln
möchte. Darum bringt er auf S. 08 seines Buchs eine Anzahl
recht verkünstelter ,, kleiner" Amselstrophen, die er teilweise
den Opp eischen*) Aufschreibungen entnommen hat. Z. B. :
3.
Sie ist aus dem , .großen Schatz (Oppels) von 72 Amselliedern"
ausgewählt.
Auch aus seinen eigenen Aufschreibungen sei eine angeführt:
f.
Solche getragene Amselmelodien sind so selten, daß sie nur
als Ausnahme angeführt werden dürften. Dasselbe gilt von den
beiden auf S. 74 angeführten:
Das erste der beiden Amsellieder ändert aber H 0 f f m a n n
in einem zweiten Buch: ,, Führer durch unsere VogehAclt" wie
folgt aV):
*) Oppel, Über Vogelstimmen, insbesondere Kuekncksruf und Amsel-
schlag. Zool. Garten 12, Nr. 2, S. 39 ff.
- 154 ~
Dazu saui er ontsehnldigend in einer P\ißnote: „die Noten deu-
icn di«' liiicixalU' . . . nur annäherungsweise an".
Alan muß bei der Amsel zwei Arten von Gesang ausein-
anderhalten: Das leise Studieren oder Plaudern und den
lauten weithin schallenden Vollgesang.
Das .Plaudern beginnt im allerersten Fiühling. Es könnte
vielleicht in Parallele gesetzt werden zum leisen Gesang der
verschiedenen Grasmückenarten. Es klingt so schüchtern, so
leis, daß es nur ein paar Schritte weit zu hören ist, liegt um
eine ganze Oktave höher als der normale Amselgesang, ist durch
viele Pausen auseinandergerissen, wird bruchstückweise vorge-
tragen und, was das seltsamste ist, enthält viele Anklänge und
wirkliche Imitationen anderer Vogelgesänge, die wiederum in der
entsprechenden Tonhöhe und Klangfarbe vorgetragen werden.
Von Singdrosseln kann man zuweilen das Gleiche hören. Wir
waren öftei- im Zweifel, o1) wir einen schwatzenden Star oder
eine verträumt plaudernde Amsel vor uns hatten. Dieses selbst -
verlorene Zwitschern traut man ' der stimmgewaltigen Sängerin
garnicht zu. Kinmal hörten wirs in einer Fichtendickung, blieben
stehen und erlebten die Freude, daß der Schwarzkünstler bis
fast zu unseren Füßen plaudernd herankam.
Wir notierten 17. III. 1918 abends 6 Uhr den Pliythmus
(Seeholzerpfad, Sendelbach) :
'^^- (Hilfi II('71üi]'1iIi'IIi1i'IIlü'I'
Cii'iijü'iij'ü'ij'ir^^uiiuJ'Lj'ri
Das waren alles meist stakkatierte Pfeiftöne im Pianissimo,
die an Star und Hänfling gemalmten (in der ö. Oktave). Hier
kommt die Vorliel)e für Triolenartiges und die Kunst des Vai'i-
ierens zum Ausdruck.
Am 14. II. 1914 ab 5 Fhr scluieben wir am Häus'chen unsres
Fi-eundes Wunder solches Geplauder folgendermaßen mit:
Diese Amsel war mehr für den Leyatügesang eingenom-
— 155 —
men. Im übrigen klang- wieder alles „starähnlich", wie wir no-
tierten. Auch der- Ausdruck „etwas obertönig" findet sich in
den zwei Aufsclu^eibungen. Die Töne klangen also etwas scharf.
(In beiden Fällen bedeutet der Taktstrich die Stelle, wo eine
kurze Pause eiiitrat.)
Am 19. IL 1914 abends 1/26 Uhr beim Hause Kohl (Sendel-
bach) konnten wir folgendes sclireiben:
Zur Erklärung möchten wir beifügen, daß die Geräusche,
die mit zweimal durchstrichenen Noten geschrieben sind, das
Staren- und Lerchenquirlen bedeuten, daß also ein schnelles
gleich hohes, nicht nachahmbares Geräusch -gemeint ist, wie
man es von den Vögeln so unendlich oft hört. Die Schreibung 4
zeigt ein prächtiges Glissando, wie es sowohl dem Stare als
dem Hänfling eigen ist, ein Dm-chschleifen vom Hochton zum
Tiefton. Nr. 9 soll das sich auf und abwärts bewegende Zetern
einer Haubenmeise, Nr. 10 das Zetern einer Blaumeise bedeu-
ten, die nachgeahmt wurden. Nr. 12 mag die Tonhöhe (5. Okt.)
verdeutlichen. Eingeschaltet wurden außerdem noch die Wäd-väd-
rufe der Dorngrasmücke und die eigenen Schreckrufe, die aber
ebenfalls im pp gebracht wurden.
Wir können das Plaudern nur als eine Vorübung be-
trachten zur Entwicklung und Stärkung des Singmuskelapparates.
Der laute Gesang der Amsel hat uns schon immer be-
schäftigt. Aber die so oft angehängten oder auch eingeschobe-
nen musikalischen Schnörkel in außerordentlich hohen Tonlagen
(das Schirken) haben uns in früheren Jaln^en vom Notieren ab-
gehalten. Wir fanden jedoch auch damals schon Strophen, die
uns musikalisch sehr wertvoll erschienen. Wir beschlossen, unter
Weglassung alles dessen, was nicht einwandfrei nachgepfiffen
werden konnte, ein Jahr lang Strophe um Strophe aufzuschrei-
Ix-n. So kamen wir zur Sichtunsr unserer reichen ersten Jahres-
- 156
auslteutc von etwa 400 Stroiihen ei-st am ScIiIuIj dfi' (ioaii.us-
periodc.
Wii' hatten, völlig unbeeinflußt von dem gestern Aufgezeieli-
ten, nur Tag für Tag gesammelt und waren erst im April 1912
mil großem Erstaunen dai-auf gekommen, daß ' ja eine Amsel
dasselbe Lied gesungen hatte, das wir eine Stunde entfernt von
einer anderen gehört hatten. Von da an waren wir nodi auf-
merksamer geworden. Östlich Sendelbaoh schrieben wir am 22.
IV. 1912 von einer Amsel:
^
no u I
^
Wir ahnten damals nicht, welche Bedeutung die zwei Strophen
bekommen sollten, und fanden im Weiterschreiten, daß das erste
Motiv sich ausgezeichnet für einen Marsch eignete. Wir nannten
das erste Motiv deshalb das M a r s c h-, das zweite das T r i o 1 e n-
motiv. Diese beiden Motive wanderten, wie wir in der ,, (ge-
fiederten Welt" 19113, Heft 18 ■ unter „ A m s e 1 d i a 1 e k t ? " l)e-
richteten, innner weiter in unserer Gegend, bis auch die Garten-
amseln in Lohr die simplen Melodien allenthalten übernonunen
hatten.
Al)seits dei' Landstraße Lohr-Steinfeld saß aber eine Künst-
lerin ilu-es Fachs; die hatte ein feines anderes Liedclien er-
funden. Das klang viel schöner als die bald abgenutzten Gassen-
hauer. Ihrem schönen Lied müssen wirs zuschreiben, daß jene
abgebrauchte Scheidemünze in dem Hörbereich der guten Sän-
gerin nicht aufkam. Das Werde n dieser schönen Strophe
ha))en wir belausclit*). Das Urmotiv hieß:
Es erle])te folgende Varianten:
w ui'de dann unter Verengei'ung der Intervalle umgearbeitet:
M,L. 13 ,,„ - - . % -bl =-^ 15 :b-_ - - - -
*) „Wie die Amselstrophe
Zeitung 1913, Nr. 12. S. 187-88.
komponiert wurde."' Bayr. Lehi'er-
— 157 —
und plötzlich mit einem iiacli aufwärts g-esclilagenen g-ebuiifleiieii
Gdui'-Dreiklang giücklieh zum Abschluß gebracht:
Das so entstandene kecke Lied nannten wir das „ F r ü h 1 i n g s-
lied".
Neben diesem ging das Werden eines zweiten Liedes einher:
Dieses „Selmsuchtslied" (Nr. 22) hatte also den gleichen An-
fang wie das Frühlingslied. Was uns immer wieder auffiel, das
waren die Kunstgriffe bei der Umgestaltung dieser Motive. So
verfährt auch der Komponist unter uns, wenn er ein Thema
variiert! Daß auch diese zwei Lieder in der Folgezeit weiter
ausgewertet w^ürden, ahnten wir damals nicht.
Wir nahmen uns aber vor, in den konnnenden Jahren auf
diese vier Lieder — Marsch-, Triolen-, Frühlings- und Sehn-
suchtslied — ein wachsames Auge zu haben.
Inzwischen sind 6 Jahre vergangen; unsere Amselstrophen
haV)en sich gemehrt wie Jakobs Kinder und so können wir aus
unserem Schatz manches weitere veröffentlichen.
Den meisten Erfolg hat (parallel der menschlichen Erfah-
rung) das musikalisch Wertlosere gehabt: das ISiarsch-
und Triolenmotiv. Sie traten 1913 zunächst in der Amselwelt
Lohrs wieder gesondert auf. Bei dem Herumprobieren ergaben
sich Änderungen des Anfangs:
23. ''° ■"
oder die Sänger ließen die Einleitung ganz fallen und verlänger
ten am Schluß:
IS ''
— 158 —
Auch wie die zwei Motive verbunden klängen, wurde ausge-
probt, indem das Triolenmotiv gekürzt voraus- oder nachgestellt
wui'de:
lg. ''
Die vorer,wähnte Schlußverlängerung wurde nach oben getrieben:
)b? . .
^.
Eine neue Errungenschaft, das „Eollen", eine recht schnelle
Wiederholung desselben Tons, die wir durch eine Schlangen-
linie andeuten (von dem unten noch zu sprechen sein wird),
wird bei der Schlußverlängeruhg angewandt:
Dann wird die schnelle Aufwäi'tsbewegung angehängt, bis zum
g4 in die Höhe getriel>en — und das prächtige Stück ist fix und
fei-tig: 53. '^^ . ^ .
Selbstvei'ständlich stürzten sich die Amseln der nächsten wie d,er
weiteren Umgebung auf diese neue Mode; so mußte es konnnen,
daß im nächsten Jahr audi dieses Thema wieder Gemeingut
wurde.
Das Jahr 1914 brachte nichts wesentlich Neues. Nachdem
im ersten Frühling die Kehlen wieder durch Übung instand ge-
setzt waren, erklang da und dort wieder das wohlbekannte Lied.
Freilich wurden auch wieder Änderungen versucht:
ii\ ^<- - - ■ - ■ 3S. '^ • -^^- 3b. '^ ■ ■
159
Nr. 34 bis 37 zeigen ein deutliches krampfhaftes Festhalten an
dem liebgewordenen „Lauf" aufwärts. Der ehemalige Roller ist
bei Nr. 34 zu einer Triole auf c gelockert worden. Nr. 35 hat den
Mittelsatz eingebüßt, Nr. 36 die Einleitung. In Nr. 37 ist der
früher abgestreifte Auftakt wieder zu Ehren gekommen.
Nr. 38 und 39 bringen neue Anhängsel an das alte Marsch-
motiv, von denen das in Nr. 38 in den Jahren vorher schon ge-
hört und notiert worden war. Es geht auch mit ins Jahr 1915
und 1916 hinein, wo es sich wacker gegen das schöne alte
Thema verteidigt, das wir z. B. am Main vom 27. V. 1915 ab bis
zum Überdruß uns vorsingen lassen mußten. Das Anhängsel
ifl. ^^''- - -
4-
wird 1915 abgeändert zu
^i T
Wir neigen dazu, in ihm wieder eine Rückkehr zu dem ,,Ur-
motiv" zu erblicken. In dieser ]\Ieinung bestärkt uns auch Nr. 40,
denn sie bringt die in Nr. 13 vereinfachte und verengerte Form
des Urmotivs, wenn auch etwas variiert und mit einem interes-
santen Auftakt versehen. Wir hatten dieses Anhängsel erstmals
am 2. V. 1914 folgendermaßen geschrieben:
+3. '^° ■ -
auch 4-Jl. ib°
1915 hatte es den Hochton endgiltig nach f hinaufgerückt:
f5; ifc", -
1916 fanden wir es mit schnelleren Noten werten vor; es wurde
160 —
sein- flott gesungen (18. VI. 1916) :
Das Tfiüleiiinotiv haben wir in diesem Jahr nicht mein- in
Verbindung mit dem Marschmotiv gehört. Dagegen wurden an-
dere Ausgestaltungen und Erweiterungen immer wieder ver-
sucht. Am 28. VI. 1916 erklang in der Stadt Lohr, am Kaibacli,
in außei'ordentlich straffem Rhythmus und interessanter Phra-
.sierung: i^i ;(,•
Dieselbe Amsel suchte fortgesetzt zu verbessern:
Von ihr auch hatten wir vorher' (16. VI. 1916) das rhythmisch
feine Liedchen gehört, das eine auI5ergewölmliche musikalische
Begabung verrät :
Von dein ,. F r ü li 1 i n g s li e d " und dem „Sehnsuchts-
lied" spuken in den Amselköpfen 1916 immer noch Erinnerun-
gen: Das Frühlingslied sieht jetzt (10. IV. 16) so aus:
Man vergleiche das mit dem ehemaligen Lied (Xr. 17), S. Iö7)
1^ lb"
Daraus ei-gibt sich:
Der Auftakt ist fortgefallen, der abgelauschte Roller an zwei
Töne angehängt, der Aufschlag um einen Ton, der eben-
falls dem (t d u r - I) r e i k 1 a n g a n g e h ö r t . bereichert wor-
den; aus (lei- (li'eiteiiigen Figur ist eine vierteilige geworden,
die sich rhythmisch auch besser eingliedert. Wir hörten sie
formvolleiidel erstmals am 17. III. 1914 am Buchenberg oberhalb
— 161 —
Sendelbacli, wo sie (25mal in ganz kurzer Zeit) gesungen wurde:
^1 '*'•'
Zögernd und tastend hatte die xibänderung begonnen (20. IV.
1913 am Buchenberg):
ffe",
Daneben brachte aber diese Amsel aucli noch ganz elegant die
ehemalige dreiteilige Schlußformel:
Das „Sehnsuchtsmotiv", das sich auszeichnete durch die me-
lancholische Schleifung der zwei letzten Töne, lag, wie wir in
unserer ersten Veröffentlichung sagten, dem Amselcharakter
nicht recht. Es ist dann auch verschwunden, wenn anders man
Strophen wie 53 ife'V
nicht als Erinnerungen betrachten will. Nur 1913, Ende April,
fanden wir am Beilstein eine Strophe, die unveil^ennbare Ähn-
lichkeit mit dem Sehnsuchtslied aufweist:
Es ist äußerbt interessant, wenn man, durch die Gegend strei-
fend, immer wieder alte Lieder erklingen hört, die man auch
erkennt, wenn ihnen ein kleines anderes Mäntelchen umgehängt
worden ist.
Obwohl wir die Gesänge unserer hiesigen Amseln so ein-
gehend studiert haben, möchten wir noch kein abschließendes
Urteil abgeben über die Frage des Vogeldialekts. Wir haben
in Erfurt, in Bamberg, in Locarno am Langensee, bei Genf und
in Amsterdam Strophen notiert, die mit den typischen Liedern
unserer Lohrer Sängrer sehr g:roße Ähnlichkeit hatten:
162
Kriiii-t
iK.r if
3- rn.
Loin-
Baiubers:
Bamberg
Locarno
Amsterdam
1^.3- 14
11. e:- 15
Lohi
.ohr
Lolir
Lohr
Aus dieser Gegenüberstellung wird die Ähnlichkeit ohne weiteres
(Gefiederte Welt 1913, Heft 18) unserer Überschrift „Amsel-
dialekt?" angehängt hatten, und meinen, wenn bei irgend einem
unserer Singvögel von Dialekt gesprochen werden könne, dann
müßte es wohl am ersten bei der in künstlerischer Hinsicht an
erster- Stelle stehenden Amsel sein. So lange aber nicht in an-
deren Gegenden jahrelang ebenso systematisch der Amselgesang
beobachtet wird, ist an eine endgültige Lösung dieser zweifellos
wichtigen ornithologischen Frage nicht zu denken. Mit persön-
lichen 2^Ieinungen ist da nicht gedient.
Das eine scheint aus unseren Darlegungen noch hervorzu-
gehen: daß der Amselgesang nichts bleibendes ist; er unterliegt
vermutlich einem fortgesetzten Wechsel, wenn er auch gewisse
Äußerlichkeiten wie die Triolenmanier, das Punktieren, das Be-
nützen der Akkorde, die steigende Tendenz des Schlusses bei-
beliält.
Im weiteren Verlauf unserer Besprechung wollen wir nun
die m u s i k t e c h n i s c h e n Hilfsmittel zusammenstellen,
die bei der Umgestaltung der Lieder von dieser Schwarzkünst-
Icrin im allgemeinen gebraucht worden sind.
A. Sie fügte Motive zusannnen o li n e jegliche Änderung,
— 163 —
das heißt so, wie sie sie vorher eingeül)t und gebracht hatte,
durch einfädle Reihung desselben ]Motivs (Wiederholung):
B. Sie vereinigte Motive, die sie vorher g e ä n d e r t hatte
(Imitation). Als Mittel zur Änderung wui'den benutzt:
1. Das Einsetzen von Verzierungen und zwar des Tremolos*):
und von Vorschlägen:
W ib- - -
2. Verschiedene Rhythmisierung der ^Melodien, was in der
Art geschah, daß
a) Einzeltöne der Melodie doppelt oder dreifach gesetzt,
also die Xotenwerte zerlegt wurden (Beispiele 10, 14, 20, 15,
43, 44): ,b^ .
b) Auftakt vorausgestellt:
c) Pausen eingeschoben:
4f
d) die Notenwerte vergrößert oder verkleinert wm^den durch
Punktierung :
*) Triller dagegen haben wir noch nie von Amseln gehört. Wir kennen
solche überhaupt nur von Nachtigall, Buchfink und WaldJcauz.
— 164 —
3. Die Veränderung von Intervallspannimgen.
Das geschah unter Beiliehaltung der gleichen Khythnien
(Beispiele 30, 31, 45, 54):
oder unter kleiner Änderung der Rhythmen:
4. Die Motive erfuhren auch eine Änderung, indem sie ver-
kürzt oder erweitert wurden durcli Weglassung oder Hinzu-
fügung neuer Töne. Nr. 17, 24:
C. In solcher Weise abgeänderte Motive fügte sie, wie ge-
sagt, zu größeren Alelodien zusannnen. Nr. 26, 27, 39;
ft». ' • <t»
Das sind alles Kunstmittel, die auch der menschliche Kom-
ponist zur Anwendung bringen darf. Dieser geht freilich wei-
ter, indem er z. B. das Thema umkehrt. Dieses Mittel der ,, Um-
kehrung" des Themas nun glauben wir in dem Lauf eines Amsel-
lieds (Nr. 55): ^^ ,(,,
einmal festgestellt zu haben (Ornith. Monatsber. 22, Nr. 9, 1914).
Wir ließen aber in der damaligen Skizze „Die Amsel, ein Kom-
ponist unter den Vögeln" doch einen Zweifel daran durchblicken.
Bisher haben wir völlig einwandfreie Belege dafür nicht auf-
zeichnen können.
Daß die Amsel ihre Motive in eine andere Tonart trans-
poniere, wie Hoff mann (a.a.O.) behauptet, möchten wir
nicht unterschreiben. Jedenfalls geschieht es nicht ,,mit Absicht".
Die Transpositionen in unseren Amselstrophen 11 und 12 könn-
ten auch auf andere Ursachen (etwa Ermüdung usw.) zurückzu-
— 165 —
führen sein. Diese ^Meinung spriclit aueli Phil. George (Wies-
l;)aden) aus in seiner Veröffentliclumg ,,Die Amsel" (Neue Mu-
sikzeitung 1914 Nr. 22). Jeder Gesanglehrer weiß ferner recht
gut, daß nicht nur ermüdete Stimmen detonieren, sondern daß
auch bei schlechtem Wetter " die Stimmlage sich häufig etwas
nach unten verschiebt.
In der erwähnten, sonst von selir guter Beobachtung zeu-
genden Arbeit geht George nocli weiter als Ho f f m a n n - R i e-
m a n n : er will in Amselgesängen Septimen Sprünge :
5h.
und den T r i t o n u s
festgestellt haben.
Wir seilest haben unter unseren mehr als 3000 Amselstrophen
Septimenintervalle ebenso wie den Tritonus vergeblich gesucht.
Immerhin halten wir sie für durchaus möglich, obzwar uns die
ganze Tonlage, besonders in der zweiten Schreibung Georges
ein wenig tief vorkommt, und die Oktave, in der G.s Amsel
singt, gleich um zwei Oktaven zu tief angegeben ist. Wenn G.
sagt: „Ist der Vogel ungestört im richtigen Plaudern, so reiht
er . . . Einzelmotive . . . ganz musikalisch logisch aneinander,
die sich . . . als eine in sich folgerichtig im Zusammenhang ste-
hende . . . Periode erkennen lassen (Beispiele Periode I u. II)",
so bestätigt er, was wir oben über die Zusammensetzung der
]\Iotive ausgeführt haben.
Georges Beispiele seien hierher gesetzt :
Fi?
Abel- daß die Amsel so eine x'^rt Frage- und Antwort spiel
aufführe, scheint uns zu weit gegangen:
Man ist so leicht geneigt, gerade beim Amselgesang vieles
hineinzuhören. So ist z.B. die Angabe des Takts eine meist
— 166 —
sehr heikle Sache. Hier stimmen wir Hoff mann vollständig
l)ei. Wenn wir in dieser Arbeit doch oft Taktstriche setzen
konnten, so war eben das IMarschmotiv daran schuld, das in
seinen verschiedenen Verarbeitungen immer wiederkehrt in un-
serer Besprechung. Auch bezüglich der D y n a m i k ist wenig zu
bemerken. Der Vogel bringt wenig dynamisclie Schattierungen.
Er singt aus vollem Halse sein F. (Von seinem pp-Plaudern
wurde früher schon gesprochen.) Das, was den Gesang der
Xachtigall so veredelt, das Crescendo, kennt die Amsel nicht.
■ Der Klang der Amselstimme entspricht dem der Flöte
und Okarina am ehesten. (George meint, daß die Vogelstinnnen
vielfach die Vorbilder für unsere Instrumente gewesen seien.)
Die Tonhöhe wird von Voigt*) und H o f f m a n n um 1 ,
von George um 2 Oktaven zu tief angegeben. Der Amsel-
gesang bewegt sich in der Hauptsache zwischen h^ und g^, um-
spannt also für gewöhnlich eine Sexte. Wir reden hier aus-
drücklich vom Gesang. Das oft angehängte „Schirken" haben
wir, wie gleich anfangs gesagt,' nicht in den Bereich unserer
Untersuchungen gezogen. Die Tonlage der Gesänge ist so hoch,
daß wir sie grade bequem pfeifen können. Das ist ein großer
Vorzug gegenüber den meisten anderen Vogelstimmen. Der Leser
aber möge sich nicht verleiten lassen, unsere Xotenbeispiele am
Klavier zu spielen. Er müßte sie in der obersten Oktave des
Pianinos nehmen und wäre dann .höchst unl>efriedigt. Auf der
Flöte und der Okarina gespielt oder mit dem Mund nachge-
pfiffen, konnnen die Beispiele am ehesten der Wirklichkeit nali.
Aus unseren Schreibungen geht zur Genüge hervor, daß der
Amselgesang besonders die Tonarten Cdur und Gdur bevor-
zugt und innerhalb dieser Tonarten- wieder den Akkord. Auch
Bruchstücke der Tonleiter werden gebracht. Ein einziges Mal
komiten wir die Cdur- Tonleiter von gg bis g^ aufwärts ge-
nonnnen, aufschreiben. Das war eine der alten Kirchentonarten,
die man die myxolydische nennt, mit dem Ganzton f g am
Schlüsse, also ohne den Leiteton der diatonischen Skala:
*) Alwin Voigt, Exkursionsbucli zum Studium der Vogelstimmen.
6. Aufl. 1913, S. 45 u. 46. In der neuen Auflage richtig gestellt.
— 167 —
Das Gleiche berichten George und ^Nfayer (Saarbrücken).*)
George meint dazu: „Es könnte fast vernuitet werden, daß
die alten Kirchentonarten, zum mindesten aber die religiösen
Gesänge aller alten und mithin auch moderner Kulturvölker mit
diesen Naturmelodien im Zusammenhang stehen".
Bevor wir weiter gehen, möchten wir hier noch einige Stro-
phen einschalten, die Zeugnis von dem hohen Können der Amsel
ablegen sollen. Von tonleiterartigen Strophen können wir noch
folgende aus unseren Auf Schreibungen veröffentlichen (Xr. (50
bis 64): u. ib» - - -„z-c - - bi. - - ■^^-'^^^- -'»i/.
Die ersten zwei gehören unserer modernen Bdur-Tonleiter an
und sind mit einem Auftakt versehen, der durch Punktierung
variiert worden ist. Die zwei letzten Tonleiternotierungen stam-
men vom Jahr 1914, wo eine Amsel in unserm Hausgarten
früh morgens fast ununterbrochen Tonleiterübungen auf- und
abwärts im Geschwindtempo vornahm. Die erste Notierung vom
23. III. 1914 umfaßt die untere Quint unserer modernen Gdur
Tonleiter, die in Triolenljewegung gebracht wird. Am nächsten
Tag wird durch Verlängerung von unten in Sechzehntelbewe-
gungen die myxolydische Tonleiter mit dem Ganzton f g am
Schluß gesungen. — Die letzte Tonleiternotierung umfaßt die
untere Quinte der Amoll-Skala.
Wie oben erwähnt, erlangt aber der Akkord im Amsel-
gesang eine ungleich größere Bedeutung. Von einer Amsel hör-
ten wir einmal unmittelbar hintereinander glockenrein den Fdur-
Akkord (Nr. 65):
lo5. '^''-
Das hohe F wurde als Eoller gebracht, wie es der Eisenbahn -
Schaffner am Bahnhof, der in der Nähe lag, beim Verschieben
der Wagen so oft verwendete. Ein andermal erklang der Fdur-
Akkord in Triolen (Nr. 66):
*) Mayer, Die musikalischen Elemente im Gesang der Amsel. „Ge-
fiederte Weit" 30, Nr 25. 1896.
168 —
oder mit Punktierungen (Nr. 67):
.tf ib-.
Das kecke wie ein An griff signal anmutende Motiv wurde 7mal
einwandfrei nacligepfiffen, erklang den ganzen Sommer liindurch
auf dem Valentinsberg in Lolir, hatte sich aber bis zum nächsten
Jahr verloren.
Daß das folgende Motiv (Nr. 68) aus einer Veränderung des
Gdur- Dreiklangs entstanden war, erkannte man noch an der
Akzentuierung:
Das schönste Akkordmotiv aber hörten wii" am Beilstein
(1916). Es zeichnete sich aus nicht nur durch Einschiebung
einer prächtigen Wechselnote (x), nicht nur durch strengen
Marschrhythmus und interessante Phrasierung, sondern auch da-
durch, daß eine Wiederholung darin vorkam:
Das Liedchen wurde uns fünfmal in zehn Minuten vorgesungen.
Es wundert uns nur, daß das prachtvolle Motiv keine größere
Nachahmung bei den Nachbaramseln gefunden hat.
Mit dem nachfolgenden jSIotiv (Nr. 70) wissen wir nichts
rechtes anzufangen:
Die Töne von c zum g und umgekehrt wurden durchgeschliffen,
wie man es von Meister Star so oft hört: Glissando und Porta-
mento nennt es der Violiiispieler. Sollten das nun Cdur-Ton-
leitern oder Akkorde sein?
Eine Stufe höher sind Themen zu bewerten, die sich aus
mehren, verschiedenen- Akkorden angehörenden Motiven zusam-
mensetzen (Nr. 71^72, 73):
— 169 —
Auch hier zeigt sich, daß die in der menschlichen. ^lusilv so
stark bevorzugte Dominante (V) eine Hauptrolle spielt. Das
erste und das letzte Thema stehen in Cdur; die diesem Akkord
fremden Töne h d müssen mit Gdur harmonisiert werden. Das
im Thema vorkommende f ist als Durchgangsnote aufzufassen.
Das zweite Beispiel steht in Bdur; c mid a sind mit der Domi-
nante der Bdm^-Tonart (Fdur) zu harmonisieren.
Man sieht, es ergeben sich viele Parallelen zwischen dem
musikalischen Schaffen der Amsel und des Menschen. Es mag
vielleicht interessieren, was Philipp George zu dieser Frage
sagt: „Die weichen Töne der Vogelstimmen haben vielleicht
ebensoviel zur Ausbildung des Wohlklangs der menschlichen
Sprechstimme beigetragen, als sie sicher für die Entwickelung
der Musikinstrumente, ja es könnte sogar im Hinblick auf die
verblüffenden musikalischen Leistungen unseres schwarzgerock-
ten Sängers angenommen werden, daß sie für die Entwickelung
der Musik überhaupt grundlegend waren."
Zu dieser Frage seien einige Beobachtungen erwähnt, die
wir an lernenden Jungamseln, also gewissermaßen in der Amsel-
singschule machten.
Wie wir dazu kamen? Nachdem wir bis Mai 1912 das Ent-
stehen des „Frühlings-" und „Sehnsuchtsmotivs" miterlebt hatten,
kamen wir nach einer durch äußere Umstände bedingten länge-
ren Pause nicht mein- in das Eevier der Künstlerin. Wie er-
schraken wir, als wir am 27. Mai in die Fichtenkultur kamen:
wo unsere Künstlerin ihre herrlichen Weisen vorgetragen hatte,
erklangen jetzt heisere, ungenaue, schlechtgetroffene Stümper-
melodien, die ja im allgemeinen noch eine entfernte Ähnlichkeit
mit den ehemaligen herrlichen Melodien hatten. Der ganze Wald
hallte wider von den halbverstandenen verstümmelten Gesängen.
Wie wir noch kopfschüttelnd die Ursache zu enträtseln such-
ten, klangen plötzlich von ferne in aller Frische und Treue,
sich fast unmittelbar folgend, die beiden Lieder herüber. Nun
wai' des Rätsels Lösung gefunden: die Gelbschnäbel, die flügge
Brut, hatten Singstunde.
Vergegenwärtigen wir uns nochmals das ,,Frülilingslied"
(Xr. 17, S. 157):
— 170 —
Es bestellt, aus dem reinen Gdur-Dreiklang. Das Charakteristi-
sche daran, wohl auch das schwierigste für den Aniselsyrinx
ist der gebrochene aufwärts geschlagene Dreiklang mit dem
Hochton G, der ja ohnehin an der Höchstgrenze der Amselsing-
stimme liegt. Nun ül)te eine junge Amsel, nachde-m das Motiv
deutlicli von der Alten vorgetragen worden war:
Als wenn der Kehlkopf erst eingestinnnt werden müßte, nmten
die ersten Beispiele an. Die Tonart wird sofort richtig erfaßt,
die Sliiimie klingt in dieser Mittellage ganz gut, erst der Hocl>
ton macht Sch\\ierigkeiten und wird zunächst schlecht gesungen,
weshalb er in dem Notenbeispiel schräg durchstrichen ist. Schon
ist aber der Rhythmus vollständig erfaßt. Bald darauf erscheint
der Auftakt, dann erfolgt der Aufschlag in schnellerem Tempo,
und das Liedchen ist eingeübt. Freilich geht das nicht so schnell,
als wir's hier schildern. Wir hörten Jungvögel halbe Stunden
lang fast ohne Pause üben, manchmal mit einer wahnsinnigen
Hast, als wollten sie Mitl^ewerber ausschalten, mit einem Eifer,
vorbildlicli füi- menschliche Musikschüler, bis die Stinune heiser
war. Dazu wurden die Stunden der Aforgendänunerung jnit Vor-
liebe gewählt, wir wurden oft aufgeweckt von diesem Wettsingen.
Auch die anderen Motive hörten wir einüben. Das elterliche
Gut lautete in einem Falle so:
Die krampfhaften Bemühungen der Jungvögel sind aus den
iclifolgcnden Notierungen ersichtlich:
lt.". - ^- 16^
Also \\i('(l(Miiiii Erfassung der Tonlage zuei'st, dann des Hhyth-
mus. dann ei'st werden die Intervalle und die Melodielinie ganz
getroffen.
Was wir hier bringen, stammt aus dem Jahr liJU (20. V.).
Ebenso das Nachfolgende, das wii- Anfang Juni in unserm Haus-
garten hörten : - ">'
— 171 —
Das eintönige Liedleiii drang fortgesetzt an unser ühi-, um
dann eine Besclileunigung des Rliytlnnus zu erfahren. Dabei
wurde wiederum der Takt genau eingelialten und die höhere
Note einfach in Unterw^erte zerlegt:
Angehängt wurde nach einer Achtelpause der Hochton f. Nun
vergleiche man mit dieser Schreibung das, was vorher der Alte
gesungen hatte:
Anstelle der Sechzehntelnoten d und e tritt eine Aclitelpause,
der Hocliton g ward noch nicht ganz erreicht. Ja, das Wort l)e-
steht zu Recht: „Am Anfang w^ar der Rhythmus!"
Daß nicht nur Junge solchergestalt das von den Eltern Ge-
hörte sich einprägen, sondern daß auch das während des Winters
halb Vergessene erst langsam, aber in derselben Reihenfolge
wieder über die ,,Scliw^elle des Bewußtseins" tritt, scheinen uns
die folgenden Beispiele zu sagen.
Die Amsel in unserem Hausgarten sang am 5. Tl. 1916 früh
8 Uhr: ^fc'- -
Dabei w'urde von c bis g durchgeschliffen, also der ,,Ijauf"
wieder ausprobiert. Ihre Kollegin im Kasinogarten Lohr stüm-
perte am 9. III. 1916 abends 5 Ukr:
Sie hatte also eine e'ute ErinnerLmgr an das Vorbild:
sie entnahm diesem die mit X bezeichneten Stücke. Sie mag das
Gefühl besessen haben, daß am Schluß sich im Vorjahr eine
Triole befunden hatte; die kam aber als vollständiges Geräusch
heraus und, als nüißte die Amsel es verbessern, hängte sie
dann den wohl im verflossenen Herbst gründlich geübten Hocli-
- 172 —
ton an. Audi die Rhytliinusbewegiiiigen der Sekiiiidenscliritte
lassen auf ein gutes Gtefühl für Rhythmus schließen
Rhythmisches Gefühl tritt auch im nächsten Beispiel deutlich
hervor. Die Amsel am Kaibachplatz (Lohr) sang am I.V. 1916
abends 734 Uhr:
Dabei Vjlieb der Vorsclüag innner kratzend. Sollte er wohl den
Holler vom vorigen Jahr bedeuten?
Mit diesen Beispielen mag es für jetzt sein Bewenden hal)en.
Es ist nun eigentlich nicht weiter verwunderlich, wenn
das Junge das Lied des Alten lernt. Aber die Amsel ist ge-
lehrig. Sie imitiert auch anderes, wenn auch nicht in dem
Maße wie z. B. Gartenspötter, Waldrotschwanz, Blaukehlchen,
oder wie ihre nächste Verwandte, die Singdrossel. Aber was
ihr liegt, besonders in Bezug auf Tonhöhe, das bringt sie in
größter Nat urtreue.
Von der Nachahmung der Trillerpfeife des Eisenbahnschaff-
ners haben wir oben schon gesprochen. Wir haben seinerzeit
in der Frankfurter Zeitung (58. Jahrg. 1914. Nr. 115, vom 26.
April 1914) davon erzählt. Am 30. April 1914 wurde diese Nach-
richt durch eine Zuschrift an dieselbe Zeitung (Nr. 119) aus
Basel bestätigt. Dort hatte die Eisenbahnverwaltung auf freche
Jungen gefahndet, die die Pfiffe des Personals nachgeahmt und
dadurch beim Verschieben der Wagen oftmals ein großes Durch-
einander erzeugt hatten. Endlich wurden die Übeltäter entdeckt:
es waren Amseln. Ihre Meisterschaft ging sogar, sagt die Zu-
schrift, so weit, daß sie verstanden, getreu verschiedene indi-
viduelle Eigentümlichkeiten nachzuahmen, die das Personal beim
Pfeifen sich angewöhnt hatte.
Wir haben hier in Lohr an verschiedenen Stellen, die inniiei-
in allernächster Nähe der zwei Bahnhöfe lagen, diese Lnitation
gehöi-t. Da einmal gleichzeitig Amsel und Schaffner pfiffen, konn-
ten wir feststellen, daß die Tonhöhe und der Klangcharakter
haarscharf getroffen waren. Der Roller wurde aber auch auf
anderen Tönen angebracht, wie ja aus dem Obigen hervorgeht.
Wii- schi-ieben einmal:
— 173
doch auch:
Was wir von dieser Künstlerin nicht erwartet hätten, geschah
doch: sie ahmte auch Geräusche nach und zwar Sensen wetzen.
Wir haben es in zwei verschiedenen Jahren und an zwei ver-
schiedenen Plätzen beobachtet. — Die Tonlage von Schwarz-
specht und Grünspecht und Steinkauz entspricht ungefähr der
der Amsel. So kann es nicht wunder nehmen, wenn audi die
Kufe dieser Vögel in ihr einen Nachahmer finden.
Der kratzende Streckenruf des Schwarzspechts:
^"i' i-\' frr c
Ho^ -mv hw /K\^
wie sein melancholisches L ^ \° j*^ werden in täuschender
Xaturtreue nachgeahmt. Wir haben dabei immer besonders be-
wundert, daß der obertönige Klangcharakter dieses klie mit dem
harten K-Anlaut so gut herausgebracht wird, da doch sonst die
Amselstimme dem obertonarmen (hölzernen) Flöten- oder Ge-
daktregister der Orgel, nicht aber den streichenden, oberton-
reichen (Zinn-) Salizionalstimmen zu vergleichen wäre. Ebenso
gut gelang an mehren Stellen das Glü glü glü des Grünspechts,
das an eine Strophe als Endtriole angehängt wurde auf e^^. Das
Kuit des Waldkauzes muß natürlich nicht nur in der Höhenlage,
sondern auch im ganzen Rhythmus, in der Tonführung und im
Tempo der Amsel „liegen". Wü- hörten es da und dort. Von
weiteren Kachahmungen -verschiedener anderer Vogelrufe nuiß
noch weiter unten gesprochen werden.
Nun hörten wir von Amseln auch eine Reihe wohlbekannter
m e n s c h 1 i c h e r ]M e 1 o d i e n singen, können uns aber bei eini-
gen nicht glattweg dazu entscheiden, sie für Nachahmungen
zu erklären:
Mein lieber Schwan
Das Motiv sieht unserem oben angeführten ürmotiv so ähnlich
und ist so m allem zugeschnitten auf das Amselkünstlertum, daß
— 174 —
wir lit' Ute eher dazu neigen zu sagen, R i c li a r d Wagner
lialie l)ei der Amsel eine Anleihe geniaclit. Hoff mann erklärt
es für ein Singdrosselmotiv. Wir haben es an zwei Stellen, die
mindestens zwei Stunden auseinanderliegen, von Amseln gehört.
Die zwei in folgendem angeführten Liedanfänge wolle man
vergleichen :
(Das 2. ist hier um einen Ton höher gesetzt)
Die beiden Anfänge haben ungemeine Ähnlichkeit und sind docli
von zwei grundverschiedenen Komponisten — Donizetti und Bi-
zet — erfunden worden:
„Ich bin die Tochter (des Regiments)"
„Auf in den Kampf".
Das erste Motiv hörten wh' am 29. V. 1912 auf dem Valen-
rinsberg, den zweiten Liedanfang am 15. VII. 1915 am Romberg
in Begleitung eines höchst unmusikalischen Freundes, der das
Lied aber ohne unser Zutun sofort erkannte.
Wer war in diesem Fall der ,, Abschreiber"?
Wir meinen, die Frage wäre zu unrecht gestellt. Derartige
\'orfälle mögen nur wiederum beweisen, daß zwischen dem
Amsel- oder dem Vogelgesang überhaupt und unserer Musik
Brücken geschlagen zu sein scheinen. Wir könnten noch mehr
solcher Beispiele bringen, Avollen aber nur noch auf eines hin-
weisen.
Man vergegenwärtige sich noclimals das sogenannte ,,Ur-
motiv" (S. 15G):
das wir verschiedenfach variiert wiederfanden in den Strophen
9, 10, 11:
" ' u. s. w..
dessen Toimmfang auch verengert wurde (Strophe 12):
— 175 —
und nach so vielem Hin- und Herwenden endlieh zum Früldings-
lied wurde.
Auch die Anhängsel Nr. 41:
sowie 43, 44, besonders aber 45:
scheinen, wie wir bereits ausgeführt liaben, aus dem Urmotiv
entstanden zu sein.
Nun vergleiche man damit die Melodie:
Diese ^Melodie des ., Puppchens" liörten wir von Amseln einwand-
frei an zwei verschiedenen Orten : zuerst in unserem Hausgarten.
Im Traum ärgerten wir uns über einen Jungen, der den Gassen-
hauei- immer und immer wieder in aller Morgenfrühe vor un-
serem Schlafzimmerfenster herunterpfiff, x'ils wii^ ihn bei den
Ohren nehmen wollten, erkannten wir im Erwachen die so „mo-
derne" Amsel, die auf einem Apfelbaum in unmittelbarer Nähe
des Fensters sang. Auch in einem Tale zwischen Gambach- Dorf
und -Bahnhof, d. h. in 25 km Entfernung von Lohr, wurden wir
von einer Amsel mit demselben Gassenlied überrascht. Eine
Täuschung war völlig ausgesclüossen. In diesen zwei Fällen nei-
gen wir dazu, eine Imitation anzunehmen, denn das Lied wurde
allüberall bis zum Überdrusse gepfiffen und lag, wie vorher an
den Notenbeispielen gezeigt, der Amsel wie kaum ein zweites.
Als wir 1916 wieder auf dem Kaibachplatz das Motiv:
von einer Amsel hörten, glaubten wir in ihm eine Erinnerung
an das ,, Puppchen" erblicken zu müssen. Eine Durchsicht un-
serer Aufzeichnungen ergab aber, daß es mit dem Urmotiv in
— 176 —
Zusamiiienhang gebracht werden muß. Es ist als eine Variation
des Urmotivs (Nr. 8) ^ / * j ^^ anzusehen.
Wir haben ferner von hiesigen Amseln noch Motive gehört :
Heimat o Hei-(mat, ich muß dicli verlassen). Volkslied.
I^ippe Detmold (eine wunderschöne Stadt). Altes Volkslied.
Diese zwei Liedanfänge werden hier von unseren Wander-
vögeln viel gesungen. Da sie aber Tonschritte aufweisen, die
Uligemein häufig im Amselgesang vorkommen, braucht man nicht
gleich eine Nachahmung zu wittern; immerhin wäre sie möglich.
Jedenfalls ist die Gleichheit der musikalischen Empfindung von
Mensch und Amsel recht bemerkenswert.
Es müßte sehr reizvoll sein, einer gelehrigen Käfig-Amsel
ein kurzes Motiv in immer derselben, ihr vielleicht nicht ganz
zusagenden Tonhöhe vorzupfeifen, und dann zu beobachten, ob
sie wirklich versucht, das Liedchen in die ihr zusagende Lage
zu transponieren. Wir glauben nicht eher daran, bis wir es mit
eigenen Ohren gehört haben.
Ludwig S c h m u t z 1 e r (Heilbronn) erzälüt in einer Plau-
derei „Über den Tonsinn der Vögel" (Neue Musikzeitung 1916,
Heft 21), daß er einen transponierenden Papagei besessen habe.
Seine im gleichen Aufsatz vorkonnnenden Aufschrei])ungen über
die Amselstrophen sind aber, was ihre Notierung anlangt, so
w^enig vertrauenerweckend, daß wir seiner ersten Mitteilung
etwas skeptisch gegenüberstehen. Die Notierungen von Phil.
George dagegen, sowie die von M e y e r - Saarbrücken (,, Ge-
fiederte Welt", 30, Heft 24) lieweisen, daß beide Verfasser durch-
aus gut beobachtet haben.
Das Amselgesangprol)lem spukt seit langem in den Köpfen
der Musiker. Viele haben das unbestimmte Gefühl, daß mehr
dahinter steckt, als der erste Anschein zeigt. Wir sind einmal
auf den Gedanken gekommen zu erproben, ob sich Amselmotive
— 177 —
nicht 7Ai einem musikalischen Stückchen zusannnensetzen ließen.
Dazu hat uns das Motiv veranlaßt, das wir von einer Amsel
am 16. April 1912 erlauscht hatten: der Anfang von „Brüder-
lein fein":
Wie wir dann dem Aufbau dieses -Volksliedes nachsannen,
war unsere Überraschung groß: es besteht nämlicli wirklich nur
aus den zwei Motiven: - -
und ist in der Weise zusammengesetzt, daß sich das Hauptmotiv
(1) im 2., 4., 5., 6., 10., 12., 18. und 14. Takt, das Nebenmotiv (II).
das im Takt 3 auftritt, im 7., 9., 11. und 15. wiederholt. Die
Schlußtakte 8 und IG schließen die Perioden in der Tonika al).
Dieses Volkslied könnte uns Musikern ein Beweis sein dafür,
daß man mit kühler Berecluiung eine ganz gute Melodie zu-
stande bringen kann.
Wer also zwei gute, brauchbare Amselmotive geeignet mit-
einander verbindet, kann zweifellos ein gutklingendes Liedcheji
zustande bringen. Wir haben es probiert, und jedem, dem wir
das Ding vorspielten, hat es gefallen, aber jeder war auch aufs
liöchste erstaunt, als er die Geschiclite des "Liedchens erfuln-.
Hier ist es*):
Amselliedchen
Nach zwei Motiven ein und derselben Amsel zusammengestellt von
Cornelius Schmitt
*) „Gefiederte Welt" 42, Heft 34, 1913: „Musikalisch interessante Amsel-
strophen aus Lohr a. M."
178
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Driu'k von Woiner u. Winter, G. in. b. H. in Frankfurt am Main I9t!»
LEITZ-
Mikroskope,
Mikrotome,
Mikroptiotograpii. u.
Projektionsapparate
LEITZ-PRISÄERNROHRE
Ernst Leitz, Wetzlar
Optische Werke
— Katalog Nr. 46 S auf Verlangen kostenfrei —
Im Selbstverlag der Senckenbergisdien Naturforscbenden
Gesellsdiaft in Frankfurt a, M. erscheinen :
1. Abhandlungen der
Senckenbergisdien Naturforsdienden
Gesellsdiaft
(bis Band XXXVII)
2. Sendienbergiana
(siehe letzte Umschlagseite)
3. Bericht der Senckenbergisdien
Naturforsdienden Gesellschaft
(bis 49. Beridit)
Die Verfasser sind für den Inhalt ihrer Arbeiten allein yerantwortlich
Für di« Redaktion verantwortlich: Dr. Rud. Richter in Frankfurt am Main
Druck Ton W«rner u. Wimt«r, G.m.b.H., in Frankfurt am Main
5 WHSE 00794